
Das distale Endstück des Knochens nimmt an Dicke zu, springt auch lateral- und
medianwärts eckig vor. Derselbe hat eine in longitudinaler Richtung von oben nach
unten sich erstreckende, übrigens nur sehr wenig vertiefte Incisura ßbularis. Die Articula-
tionsfläche mit dein Sprungbein ist quervertieft und zwar am stärksten nach ihrer Mitte
zu. Vorn und hinten ist sie dagegen etwas enger gewulstet. Die untere Gelenkfläche
erscheint öfters nicht unbeträchtlich von innen und hinten nach aussen und vorn
verschoben.
Der p la ty cn em e Schaft ist übrigens stark einwärts gebogen, der MaUeolus internus
etwas nach hinten gedreht. Das Schienbein erleidet daher eine Drehung um seine Längs-
axe. Es bildet letzteres Verhalten einen der Factoren, durch welche eine Fähigkeit dieses
Thieres, den aufrechten Gang für längere Dauer auszuüben, auf das stärkste beeinträchtigt
erscheint.
Was nur die -schon von anderen Seiten häufiger .erörterte P la ty c n em ie anbelangt,
welche bei den Anthropoiden eine so characteristische Erscheinung darstellt,, so zeigt sich
dieselbe auch bei Menschenstämmen, namentlich bei n ied e r en , der Vorzeit und der
Jetztwelt angehörenden, in zuweilen überraschender Weise. Ich sah sie an prähistorischen
Gebeinen, sowie an denen von Nigritiern und Südseeinsulanem, einzeln sogar an denjenigen
peruanischer Mumien. Die Statistik dieser Bildung beim Menschengeschlecht
sollte eine stehende Rubrik in den Fragebögen der anthropologischen Gesellschaften und
Congresse bilden1.
An der Tibia des Gorilla ist das firstenähnliche Ab- und Hervorstehen des lateralen
Condylus sehr hervorstechend. Die Fminentia intercondyloidea ist durch ihre Höhe und
Breite sowie durch ihre knorrige ^Beschaffenheit ausgezeichnet. Die Tuberositas erscheint
langgestreckt und zieht sich mehr nach Art einer glatteren Leiste oder eines Kammes,
n ic h t aber durch knorrigen Wuchs bemerkbar, am Schafte abwärts. Von ihr aus
wendet sich die vordere Kante, nach vom und medianwärts sich drehend, zum Malleolus
internus, verliert sich aber, bevor sie diesen erreicht, in der sich hier stark wölbenden
medialen Fläche. Die laterale Kante entwickelt sich noch etwas unterhalb der Hälfte
der lateralen Fläche, zeigt sich in ihrem oberen Abschnitte stumpf, tritt aber in ihrem
unteren Abschnitte dagegen etwas schärfer hervor und läuft in einen vorderen stärkeren
hinten an die Ineisura ßbularis anstossehden Höcker aus. Die hintere Kante ist oben
schärfer, unten schwächer ausgeprägt (letzteres namentlich beim Weibchen). Seltener
zeigt sie sich oben und unten zugeschärft. Diese Kante beginnt etwas- unterhalb des
zwischen den Condylen befindlichen Raumes und geht unten in den hinteren Umfang des
starken dicken Malleolus~externus, aus. Letzterer aber ist erhaben, breit und knorrig. Die
laterale Fläche ist oben concav, sie wird in ihrem mittleren Theile und nach unten hin
convex. Die mediale Fläche 'ist in ihrem oberen Abschnitte abgeflacht, in ihrer Mitte
1 Pbof. Vikchow hat in der Sitzung der Berliner anthropologischen Gesellschaft vom 17. April 1880
die Platycnemie an von Oahu (Hawaii-Archipel) und von Nepbritannien stammenden Knochen (im Gegensatz
zu den nicht platycnemen Schienbeinen der Philippinen - Negritos) in eingehender Weise besprochen. (Vergl.
den Sitzungsbericht vom 17. April in der Zeitschr. f. Ethnologie, Jahrg. 1880.)
stärker und unten schwächer convex. Die vordere beginnt im Bereiche des oberen
Drittels des Knochens lateralwärts von der Vorderkante ziemlich schmal, ist anfänglich
convex, flacht sich aber nach unten allmählich ab.
Die Gelenkfläche des medialen Gelenkknorrens. ist etwas tiefer als diejenige des
lateralen. Letzterer, der übrigens eine kräftige Entwickelung und eine höckerreiche Beschaffenheit
zeigt, besitzt eine etwa dreiviertelkreisförmig gewölbte Fläche für die Arti-
culation mit der Fibula.
Das Wadenbein des Gorilla besitzt ein sehr dickes knorriges proximales Endstück,
an welchem eine platte Superficies articularis tibiae fehlt. Vielmehr findet sich hier eine
medianwärts sich erstreckende v e r tie fte , der Articulation mit dem Schienbein dienende
Stelle. Sie ist im Leben mit Knorpel ausgefüllt. Der beträchtliche Schaft lässt eine
Torsion seiner z. Th. sehr ausgeprägten Flächen und Kanten erkennen. Der Wadenbeinkamm
springt ebenso wie dieselbe Kante am Schienbein stark vor. Das distale Endstück ist
dick und knorrig. Der äussere Knöchel hat eine dreieckige Gelenkfläche für das Sprungbein.
Lateraiwärts von dieser Fläche beginnt ein von vorn nach hinten ziehender,
10 — i2 Mm. breitet Sulcus, lateraiwärts von diesem erscheint der knollige Malleolus.
Hinten vom Sulcus springt ein breiter dreieckiger die Contaktfläche enthaltender Fortsatz
(nach hinten) vor.
. Beim Chimpanse ist das proximale Endstück des Wadenbeines ähnlich wie beim
Gorilla gebildet. Am distalen Endstück finden sich eine qüerovale Gelenkfläche für den
Talus, ein dahinter sich erstreckender Sulcus malleoli externi (welcher, letztere freilich auch
ausfallen kann) und ein dreieckiger lateraiwärts gewendeter Malleolus.
Beim Orang zeigt das proximale Endstück einen oberen, vorderen scharfen, nach
abwärts in die Orista fibulae. übergehenden Höcker. Die Orista aber ist erst lateral-
und dann vorwärts gewendet. Der Malleolus ist nach unten gekehrt.
An der Fusswurzel des Gorilla fällt das in der Mitte seines Körpers stark lateraiwärts
. gewendete schlanke Fersenbein auf, welches sich mit seinem hinteren die Tuberositas
calcanei enthaltenden Abschnitte medianwärts herumkrümmt. Dieser Knochen ist an
seinem medialen und unteren (plantaren) Umfange concav. An seinem lateralen Umfange
ist er dagegen knorrig. Das Sustentaculum tali ist sehr entwickelt, breit, flach und
mit einer concaven Gelenkfläche versehen. Die Gelenkfläche für das Sprungbein dagegen
ist stark concav. Während nun der Sulcus tali sehr vertieft erscheint, zeigt sich der
Sulcus calcanei nur flach. Die Gelenkfläche für die Articulation des Sprungbeines mit
dem Schienbein ist in ihrem äusseren Umfange in der Richtung von vorn nach hinten
gewulstet. In der Mitte zeigt sie sich jedoch erhaben. Medianwärts läuft sie in einen
Querhöcker von leistenartiger Schärfe aus. Das Sprungbein besitzt einen hinteren starken
Höcker. Das Caput tali zeigt ferner einen querovalen Gelenkhöcker, welcher übrigens
gänzlich medianwärts gedreht ist, sodass die ganze Fusswurzel den Eindruck macht, als
sei sie g ek n ick t. Demgemäss erfolgt auch die Einpassung des •Os naviculare an das
Sprungbein unter ganz anderen Lagerungsverhältnissen als beim Menschen.
Im Uebrigen veranlassen mich Ergebnisse meiner eigenen Untersuchungen die von