
No 4 gehörte zu einem Thiere mit hinten gerundetem Kopf (ziemlich gewölbtem
Hirnschädel und nicht sehr hohen Kämmen) mit hohem schmälen Nasenknorpel, wenig
prognather Schnauze.
No. 5 stammt von einem Individuum mit langem hohen Kopf, starkem Nacken,
schmalem Antlitztheil, niedrigem Nasenrücken, grossem, aber nicht tief nach dem Oberlippenrande
herabreichenden Nasenknorpel-und mässig prognather Schnauze bei zugleich
mächtiger Gebissentwicklung. Ich nehme hierbei jedesmal auf eine solche Stellung der
Lippen Rücksicht, bei welchen diese Organe in der Ruhe befindlich, nicht künstlich extendirt,
verlängert, bis kurz an den Rand-der oberen Scheidezähne reichen würden. Alsdann
kann die Oberlippe auf vorliegendem Schädel unterhalb der Nase noch reichlich 25' Mm.
hoch oder lang geblieben sein.1 Derartige Fälle lernen wir noch weiterhin kennen. Auch
an jüngeren männlichen Köpfen ist die Oberlippe bald höher oder länger, bald niedriger
oder kürzer, wie sich dies ebenfalls aus einer Betrachtung der Schädel von Individuen
so lch e r ..Altersklassen ergiebt. Indessen bleibt auch dann noch das Characterische für
den Schnauzentheil des männlichen Gorillakopfes, nämlich die dünne, wenig oder gar nicht
behaarte, aber wärzenreiche, schwarzglänzende, von dem Nasenknorpel aus bis zu dem
Oberlippenrande herabziehende, an das Flotzmaul der Rinder und mancher Antilopen
erinnernde Haut (vergl. S. 9).
Schädel No. 6 gehörte einem Gorilla mit hohem Kopf, starkem Nacken, breitem
Antlitztheil, nicht hohem, eingesenkten Nasenrücken, mit grossem, tief nach der Oberlippe
herabreichenden Nasenknorpel, mit breiter Schnauzenpartie und gewaltigem Gebisse, an.
No. 7 rührt von einem Thiere mit langgestrecktem hohen Kopf, mächtigem Nacken,
stark hervorstehenden Augenhöhlenbögen (letztere auch beim, vorigen) mit niedrigem
Nasenrücken, nicht sehr grossem Nasenknorpel, breitem Antlitztheil, mit schmalerer und
kürzerer, nicht sehr prognath erscheinender Schnauzenpartie.
No. 8 betrifft einen Affen mit ähnlich gebildetem Kopf wie der vorige. Das Antlitz
muss hier sehr breit, der Nasenrücken kann nicht sehr hoch, der Nasenknorpel muss
breit und niedrig, die Schnauzenpartie muss kurz, schmal und wenig prognath gewesen sein.
No. 9 betrifft ein Thier mit langem, schmalen, hohen Kopfe und starkem Nacken.
Zwischen der Malargegend und der gestreckten, prognathen Schnauze waltet hier kein
augenfälliges Missverhältniss der Breite statt, wie bei vielen anderen Gorillaköpfen. Der
Nasenknorpel muss hoch, schmal, die' Oberlippe muss ebenfalls hoch (circa 30 Mm.?)
gewesen sein. Das Gebiss war sehr stark.
No. 10 diente einem hohen, breiten Kopf, mit hohem Nacken, nicht hohem, eingesenkten
Nasenrücken, breitem hohen Nasenknorpel, mit schmaler Schnauze und mächtigem Gebiss.
No. 11 besass einen nicht sehr grossen Kopf und eingesenkten Nasenrücken.
No. 12 bildete einen schmalen, hohen Kopf, an welchen sich ein sehr hochgewulsteter
oder gebuckelter Nacken angeschlossen haben muss, ferner einen hohen, aber eingesenkten
Nasenrücken und einen niedrigen breiten Nasenknorpel.
1 Dies z. B. auch bei No. 7, 9, 24.
No. 13 gehörte einem Gorilla mit hohem schmalen, von wahrhaft ungeheueren Augenhöhlenbögen
berahmten Kopf, hohem aber eingesenktem Nasenrücken, grossem Nasenknorpel,
der tief gegen den Oberlippenrand herabgereicht haben muss und mit einem verschmälerten
Schnauzentheile, an.
No. 14 hatte einen nur niedrigen Nasenrücken und einen sehr tief gegen den Oberlippenrand
herabreichenden Nasenknorpel.1
No. 16. Individuum mit z. Th. schon verwachsenen, z. Th. noch in Verwachsung
begriffenen Nähten und geringerer Entwicklung der Schädelkämme. Der Schädel selbst
h a t. noch nicht die gestreckte Form der älteren • bisher beschriebenen Individuen. Die
Prognathie des Thieres ist eine nur massige, der Nasenrücken ist schmal, der Nasenknorpel
gross, das Antlitz ist vorn breit gewesen'.
No. 17 gehörte einem Thiere mit sehr langgestrecktem, hohen, von riesigen Kämmen
überragten Kopfe mit hohem Nacken an. Die Augenhöhlenhögen sind wulstig hervorgetreten,
die grossen Augen können nicht so direct nach vorn gestanden haben, sondern
müssen etwas nach aussen gekehrt gewesen sein. Das Antlitz musste sich hier
breit, die Schnauze schmal, prognath, der Nasenknorpel kann sich nur niedrig aber
breit verhalten haben. Derselbe muss tief gegen den Rand der Oberlippe herabgerückt
gewesen sein.
No. 18. Dieser Kopf kann nicht sehr in die Länge gezogen, sondern muss abgerundet
gewesen sein, und zwar dies wegen des starken Muskelbelages zwischen den hohen Kämmen.
Die Orista lambdoidea mit ihrer schaufelförmigen Bildung muss hier ganz gewaltige Schläfenmuskeln
zum Theil um fa ss t haben. Wir dürfen überhaupt, wollen wir uns die Kopfbildung
dieser Thiere nach den vorliegenden Schädeln gewissermaassen restaurirt denken, die
Ausfüllung der zwischen Orista sagittalis und lambdoidea befindlichen Räume durch starke,
sich an einen mächtigen Kinnbacken inserirende Sehläfenmiiskeln nicht ausser Acht lassen.
Je nachdem diese Muskeln an manchen Specimina demnach eine bedeutende Höhe, Breite
und Dicke besessen haben werden, so kann dennoch dadurch die bei-vielen der vorliegenden
Köpfe berührte starke Längen- und Höhenerstreckung keineswegs aufgehoben worden sein.
Der Kopf muss bei No. 18 sogar eine hintere obere, nicht unbeträchtliche Breite besessen
haben. Eine solche Bildung kann aber gewisse physionomische Aehnlichkeiten zwischen dem
Kopfe eines alten männlichen Gorilla und eines Bären — ich denke hier besonders an alte
Männchen von Ursus malayanus Raffl. — nur vermehrt haben. Ich bin nun zwar sehr weit
davon entfernt, auf solche Aehnlichkeiten (denen sich gewisse in der Schnauzenbildung
hinzugesellen) zwischen zwei generisch und räumlich so sehr auseinandergehenden Thierformen
irgend welche Speculation zu bauen, mag aber nicht umhin, jene Anklänge dennoch
zu erwähnen. —
No. 18 muss ferner hohe Augenhöhlenbögen, ein breites Antlitz, eine schmale, mässig
prognathe Schnauze, einen zwar nicht hohen aber walzig hervorragenden Nasenrücken und
einen hohen, schmalen, tief gegen die Oberlippe herabragendenNasenrand gehabt haben.
1 No. 15 fällt hier für eine an anderer Stelle gewählte Beschreibung aus.
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