
lambdoidea. Infolge dessen ist der Scheitel niedriger und flacher, der Kopf* erscheint, im
Profil betrachtet, eher viereckig als pyramidal,1 wie letzteres doch ein auszeichnendes
Merkmal für das alte Männchen darstellt. Die Augenhöhlenbögen des Weibchens sind
weit schwächer ausgebildet, die Prognathie ist geringer. Der Raum zwischen Augen und
Nase ist hier im Verhältniss zum männlichen Individuum kürzer. Die Wangen sind
breiter und nicht von so starken Wülsten eingerahmt, wie beim Männchen. Die Nase
ist bei ersterem Geschlecht weniger breit und weniger aufgewulstet, weniger an die Bärenschnauze
mahnend. Sie reicht dort nicht so tief nach der Oberlippe hinab; die letztere
erhält mehr Raum zur Entwickelung, ist höher und
breiter, auch mit longitudinalen, bald parallel, bald
mehr fächerförmig stehenden Furchen durchzogen.
(S. Holzschnitt No. V .)1 2 Jedenfalls ist dies Verhalten
im Allgemeinen für den Gorilla-Kopf charakteristisch
genug. Der Nacken zeigt auch beim
alten Weibchen eine durch Länge der Dornfortsätze
der Halswirbel und durch starke Ausbildung der
Nackemnuskeln verursachte Wölbung. Diese ist
auch bei einem jü ng e ren M än n ch en ,3 etwa vom
Alter des Berliner Thieres, schon vorhanden, nicht
aber bei sehr jungen (etwa ein Jahr alten) Männchen
imd Weibchen. Bei letzteren erscheint der Kopf
gegen den Nacken deutlich abgesetzt. Es bietet sich No. IV. Hand des jüngeren männlichen Gorilla. t -
dies Verhalten übrigens bei allen sehr jimgen Anthropoiden
dar,4 u. A. auch beim.Orang.5 Der Rumpf des erwachsenen W e ib ch en s ist
nicht so mächtig ausgebildet, als beim Männchen. Die Schultern sind dort breit, aber
n ich t so breit und n ich t so gewölbt, wie hier. Die Brüste stehen im Zustande der
Lactation halbkuglig hervor, hängen aber später, nach Aufhören derselben schlaff herab.
Der Bauchtheil des Rumpfes ist noch gleichmässiger länglich-tonnenförmig als beim alten
Männchen, woselbst jener Theil in Höhe der vorderen Darmbeinstachel sehr verbreitert
erscheint, um sich gegen die Insertion der Bauchglieder hin wieder zu verschmälern.
Arme und Beine des Weibchens sind kräftig aber doch nicht von jener colossalen Aus1
Das zeigt sich selbst an gut gestopften Bälgen, so z. B. an dem grossen Weibchen des Lübecker
Museums. Vergl. H. Lenz a. o. O. Taf. II.
2 Die Nase mag sowohl an demjenigen Balge,_ welcher obiger Figur zum Original gedient, sowie auch-
an dem einen grossen Lübecker Weibchen (Lenz a. o. a. 0 . Taf. II) etwas zu stark geschrumpft seih, wie
sie bei dem hockenden Lübecker Weibchen (das. Taf. III) wieder etwas zu stark aufgetrieben erscheint. Owen’s
Figur auf Taf. II 1. c. dürfte das Richtige getroffen haben, ebenso' Mützel’s Bild des Weibchens in der
Gruppe zu Bd. I, S. 56 von Brehm’s Thierleben.
3 Vergl. Owen Memoir PI. III, Fig. 2—4.
4 Vergl. Taf. I, die Figur unten rechts, welche den Berliner Gorilla in ganz jugendlichem Alter zu
Chinchoxo in Loango darstellt. Vergl. ferner Zeitschr. f. Ethnologie Jahrg. 1876, Taf. II.
5 Darwin, gesammelte Werke, Bd. V, 1, S. 21 Fig. 3 und Annali del Museo civico di storia naturale
di Genova Vol. I.
bildung wie beim anderen Geschlechte (Holzschnitt No. V). Die Vulva wird von sehr
niedrigen grösseren Lefzen umgeben, die jedoch im brünstigen Zustande etwas stärker
turgesciren sollen. Die Clitoris ist sehr entwickelt. Die Nymphen scheinen dagegen
meist nur niedrige Hautsäume zu bilden.
No. V. Erwachsener weiblicher Gorilla.
Das ju n g e W eibchen hat einen rundlichen Kopf und ein wenig prognäthes Profil,
wenngleich sich auch hier schon eine gewisse Längenausdehnung des Raumes zwischen
Auge und Nase, wie diese für den Gorillakopf im Allgemeinen als charakteristisch gelten
muss, bemerkbar zu machen pflegt. Allerdings haben auch einzelne Exemplare Vorgelegen,
an denen dieser Raum eine beträchtliche Verkürzung erlitten hatte, wie ja denn derartige
Variationen auch bei erwachsenen Weibchen constatirt werden konnten. Natürlicherweise
entfalten Rumpf und Gliedmassen alle jene Eigenthümliclikeiten des mehr kindlichen
Habitus, wie er auch beim Männchen beschrieben worden ist, und zwar selbst in noch
höherem Grade, wie dort.
Die Behaarung des Gorilla besteht aus Grannen- und Wollhaaren. Sie ist bei
manchen Individuen durchgängig viel länger, als bei anderen. Den Scheitel bedeckt