
Die Augenhöhlenbögen treten noch nicht so stark hervor; d ie Prognatl iie ist noch weniger
entwickelt, der zwischen Nase und Augen befindliche Raum ist noch nicht so sehr verlängert.
Infolge dessen zeigt auch das junge Thier eine weniger wild-thierische Physiognomie
und einen sanfteren Ausdruck. An dem männlichen Gorilla des Berliner
Aquariums erregte zwar der helle, um die Iris herlaufende Saum der Bindehaut bei gewissen
Kopfstellungen den Eindruck von Bosheit und Tücke. Im Uebrigen hatte aber
das Thier einen harmlosen Gesichtsausdruck.1 Beim ausgewachsenen Männchen färbt sich
das ganze Auge sehr dunkel. Das Schreckliche des physiognomischen Ausdruckes wird
hier durch die Sträubung der fast borstig behaarten Kopfhaut, durch die Verzerrung der
Lippen, durch das Fletschen des mächtigen Gebisses und durch die von den zwar dunklen,
aber dennoch glänzenden Augen ausgehenden Lichtreflexe hervorgebracht. Am jungen
Männchen behaupten die Ohren noch eine gewisse erhabene Stellung an dem noch nicht
1 Dies ist recht gut in unserer Tafel III wiedergegeben worden.
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so stark nach oben und nach hinten hin ausgebildeten Kopfe. Dies tritt sowohl in der Face-
als auch in der Profilstellung des letzteren Theiles hervor. (Vergl. Holzschnitte No. IT,
I II und Taf. II, HL)
Der Rumpf und die Gliedmassen des jü ng e ren Männchens zeigen noch nicht die
herculische Muskelentwickelung wie beim alten Thiere. An letzterem erscheinen die Schultern
weit breiter, mächtiger. Auch verhalten sich die Hände und Füsse des jüngeren
Thieres zierlicher, schmächtiger, sie entbehren grösstentheils noch der Gangschwielen,
welche letzteren sich erst mit zunehmendem Alter so sehr vermehren und verdicken. Mit
einem Wort der jugendliche kindliche Habitus entwickelt auch hier seine Gegensätze zu
denen des erwachsenen Thieres.
Beim erwachsenen w e ib lich en G o r illa zeigen sich nicht unbeträchtlicheGeschlechts-
Eigenthümlichkeiten. Diese gelangen in der Gestaltung des gesammten Körpers des
weiblichen Thieres zum Ausdruck. Das letztere ist kleiner und schlanker als das Männchen.
Der Kopf ist kleiner, hat keine örista sagittalis und eine nur schwach entwickelte Oristo