
und Impressiones digitatae, in die Schädelhöhle hinein, dachen sich jedoch sehr schroff
medianwärts gegen die tiefliegende Lamina cribrosa ab (Fig. 4), welche von weiteren
Foramina cribrosa durchbohrt wird. Die Orista Galli bildet eine schmale, niedrige,
concave, vorn direct an das Stirnbein sich anlehnende, hinten sich im horizontalen
Theile des Siebbeines verlierende Knochenleiste (Fig. 4). Die Oberfläche des Keilbeinkörpers
ist convex. Das Tuberculum epkippii stellt eine schmale Querleiste dar, die Processus
clinoidei medii sind nicht ausgebildet. Die kleinen Flügel sind schmal, hinter- und abwärts
geneigt, mit schwachen aber deutlichen Processus clinoidei anteriores versehen. Das Foramen
opticum ist cylin drisch. Die Sattelgrube ist tief. Das Dorsum epkippii zeigt jederseits
einen starken, zackenförmigen, scharfeckigen, nach oben gekehrten, mit der Spitze lateral-
und hinterwärts gewendeten Processus dinoideus posterior. Dasselbe Knochenblatt ist hier
wie an den meisten anderen von mir untersuchten Bämschädeln, Schädeln anderer Chim-
panseformen und an einer Anzahl von Gorilla- und an zwei Orangschädeln, von einem
(seltener zwei) bald grösseren und runden, bald kleineren und ovalen Loche durchbohrt.2
Blasige und sinusartige Höhlungen enthaltende Lehnen des Türkensattels sind mir beim
Chimpanse selten vorgekommen (vergl. S. 56).
Die Fissura orbitalis superior ist, wie bei allen diesen Thieren eng und umgekehrt-
dreieckig. Das Foramen rotundum zeigt sich hier überall rund, das Foramen ovale dagegen
erscheint bald länglich-, bald rundlich-oval. Dasselbe wird häufig durch eine nur sehr
dünne Knochenbrücke vom Foramen lacerum anticum getrennt. Oftmals fehlt aber diese
knöcherne Brücke und das Loch befindet sich ein- oder beiderseitig an der Grenze von
Keil- und Schläfenbein, wenn auch tiefer in ersteres als in letzeres hineinschneidend. Ein
Foramen spinosum ist . öfters recht deutlich, meist aber an der Grenze von Keilbein und
Schläfenbein befindlich. Der Sulcus caroticus ist deutlich, die Lingula ist ausgeprägt.
Die Fossa pro medulla oblongaia erscheint ausgehöhlt, hinten nahe dem Foramen magnum
tiefer wie oben und vom. Die Oberfläche des Felsentheiles wird von dessen Hinterfläche
durch eine stumpfe etwas hin- und hergebogene Kante abgegrenzt, neben welcher
ein undeutlicher Sulcus petrosus superior verläuft. Eine Fminentia arcuaia ist vorhanden.
Der Halbkanal für den Nervus petrosus superficialis major und der Hiatus canalis Fallopiae
zeigen sich entwickelt. Der Porus acusticus internus bietet eine ungleichseitige Aussen-
öffnung dar, geht aber in einen cylindrischen Meatus über. Die Apertura aquaeductus
cochleae bildet eine niedrige Schrägspalte. Uebrigens zeigt der Felsentheil Impressiones
digitatae und Juga cerebralia. Wohl ausgebildete S u ld meningei ziehen an den Seitenwänden
der Schädelhöhle einher. Das Foramen jugulare ist länglich-oval, es zeigt sich
durch eine sehr regelmässige glattrandige Indsura jugularis des Hinterhauptsbeines und
durch unregelmässige Knochenränder des Felsentheiles begrenzt. Das Foramen condyloideum
anticum ist rundlich. Die Partes condyloideae besitzen das Tuberculum jugulare, den 1 2
1 Abgebildet im Archiv für Anatomie, Physiologie etc. Jahrgang 1872, Taf. VI, Fig. 3, 4, ist aber früher
noch nicht von mir beschrieben worden.
2 Manchmal fand ich nur eine Incjsur in dem oberen Rande der Sattellehne.
Processus und die Spina jugularis in deutlicher Ausbildung. Auch die dem Stirnbein,
den Scheitelbeinen und dem Hinterhauptsbein angehörenden Theile der Schädelhöhle
haben Impressiones digitatae, Juga cerebralia und ausgeprägte Sulei meningei. Die
IAheae cruciotae sind deutlich, ebenso die Furchen für die Hirnsinus. Der Suleus
transversus beschreibt eine sehr starke Biegung im Bereiche des Zitzentheiles dès Schläfenbeines,
an welchem letzteren derselbe C-förmig nach vorn gebogen erscheint. Die Fossae
cerebri sind flach, die Fossae cerebelli wie auch die mittleren Schädelgruben sind dagegen
tief (Fig. 3, 4).
Interessant ist das Verhalten der Knochen-Sinus. Die Stirnhöhlen sind geräumig,
mit einer dünnen, hin- und hergebogenen Scheidewand und mit Vorsprüngen der Wände
versehen.1 Sie communiciren durch - schmale Oeffnungen mit der Nasenhöhle und durch
enge spaltartige Gänge mit den Kiéferhôhlen. Die .Sinus ethmoidales und sphenoidales
erscheinen ebenfalls weit. Beide communiciren durch gewundene imregelmässige Oeffnungen
mit einander. Die grossen Keilbeinflügel und die flügelförmigen Fortsätze sind gleichfalls
hohl. Ein Canalis Vidianus ist auch hier vorhanden (S. 58). Wenn wir durch die vordere
Apertur desselben eine Borste einführen, so können wir diese etwa 6 Mm. weit am con-
caven Boden des mit einer Höhlung im Processus pterygoideus communicirenden Sinus
sphenoidalis und zwar in einem bogenförmig nach hinten und etwas aufwärts ziehenden,
glattrandigen Halbkanal verfolgen, darauf aber in einem völlig geschlossenen, hinter- und
aufwärts ziehenden Knochenkanal verschwinden sehen. Letzterer mündet mit der am
unteren Ende des Sulcus caroticus befindlichen hinteren Apertur des ViDi’schen Canales.
Das Antrum Highmori ist weit, durch vorspringende, hin- und hfergewundene^ünd mit
einander verbundene Knochenplatten in eine Anzahl v.on verschieden weiten, verschieden
weit geöffneten Kammern ahgetheilt, welche sich nach vorn, bis gegen die Alveolen der
Schneidezähne hin erstrecken, sich auch ziemlich hoch in die Joch- und Gaumenfortsätze
hinaufziehen. Die Kieferhöhlen communiciren mit den Stirnhöhlen vermittelst etwa 12 Mm.
langer, enger, dicht lateralwärts von der Seiten wand der Nasenhöhle verlaufender Kanäle.
Uebrigens sei sogleich im Anschluss hieran bemerkt, dass die Cellulae mastoideae, welche
ihrer Längsrichtung nach senkrecht zur Längsaxe des Schädels befindlich sind, fast wabenartig
sich gegen die äussere Schädeltafel kehren, sich als ein System ähnlich gebauter
Knochenzellen bis in den grossen Keilbeinflügel und in die flügelformigen Fortsätze weiterziehen.
Sie durchsetzen den Schuppentheil und Jochfortsatz des. Schläfenbeines, werden
nach vorn grösser, hängen hier mit den weiten Hohlräumen der Processus pterygoidei,
oben aber, von der Mitte der Scheitelbeine an, mit den diplöetischen Räumen der
oberen Schädeldecke zusammen. Diese grosse Porosität der Kopfknochen, welche mir
auch an andereren Bämschädeln sowie an den Schädeln von Loango-Chimpanses auffiel, darf
nicht mit Stillschweigen übergangen werden. Die Beobachtungen erstrecken sich übrigens
auf alte Thiere mit bereits verwachsenen Nähten.
1 Vergl. die Figuren im Archiv 1872, Taf. VI, Fig. 3 , 4 , ferner die auf derselben Tafel dargestellten
Frontalschnitte des Bäm-Chimpanse Fig. 1, 2.