
letzteren Thiere wenig entwickelt. Dagegen zeigt sieh die Ineimra jugularis ziemlich tief
eingeschnitten, der Processus juffularis ist ausgedehnt und mit scharfer Spina versehen.
Auffallend sind an der Cerebralfläche, wenigstens an den mir vorliegenden Individuen,
die nur mangelhaft entwickelten Sulci meningei. Hierbei will ich übrigens bemerken, dass
dieselben für die Arteria mmingea media auch bei allen, drei Anthropoidenformen in eine
vordere und eine hintere Abtheilung sich spalten;— Beim Gorilla zerlegen sieh' diese
Bäumchen in mehr Unterabtheilungen, als es selbst innerhalb gewisser Yariationsgrenzen
beim Chimpanse und Orang der Fall ist. In den hinteren Schädelgruben sind die Fossae
eerebri flach, die Fossae eerebeUi dagegen sind ziemlich tief, aber, wie auch beim Gorilla
und Chimpanse, nicht hoch. Die FJminentia crueiata ist (samrnt den IAneae cruciatac) entwickelt.
Der Sulcus transverms ist deutlich, macht einen scharfen Bogen nach vom und
ist am Zitzentheile weit. ,
Wie der noch mit seinen Weichtheilen bedeckte Orangkopf, so zeichnet sich-auch'
-der präparirte Orangsehädel durch seine Höhe und seinen geringen Längsdurchmesser aus.
Derselbe ist entschieden brachycephal. Die stets deutlichen doppelten, bei alten Männchen
sogar scharf hervortretenden IAneae temporales bilden bei diesem Geschlecht eine namentlich
in- der Mitte hoch werdende Orista sagittalis, und zwar 55—70 Mm. hinter der Mitte der
Augenhöhlenbögen. Die Orista lambdoidea ist (ähnlich wie beim Chimpanse): lateralwärts
am höchsten und meist scharfkantig. Die Binnensubstanz der letzteren erscheint fein-
zeilig, spongiös und mit dicker eompakter Binde versehen.
Der Himschädel ist gewölbt, zeigt selten starke Tubera parietalia und ist nicht so
auffallend gegen die bei alten Männchen zwar entwickelten, aber sich niemals hoch emporhebenden
Augenhöhlenbögen abgesetzt wie beim Gorilla und selbst bei manchen alten
Chimpanses. Diese Bögen bilden hach oben stark convexe Leisten, ziehen mit ihren
Seitenrändem ab- und ein wenig hinterwärts und bilden sehr stumpfe laterale Ecken.
Die bei Männchen meist halbovale,1 bei Weibchen zuweilen halbkreisförmig, selten parabolisch
umrandete Hinterhauptsregion ist bei alten Männchen flach oder wenig convex, stellenweise
sogar vertieft, bei alten Weibchen aber stark gewölbt. Oefters zeigt sie sich mit deutlichen
IAneae nuchae versehen. Die Orista lambdoidea zieht sich über den Proeesms mastoideus
herab, welcher bei alten Männchen sehr entwickelt, hoch, breit und gewölbt, zuweilen vom
pfeilerartig ausgebildet, hinten vertieft, auch mit ähnlich beschaffenen CeUulae versehen ist,
wie wir sie beim Gorilla und beim Chimpanse kennen gelernt haben. Dieser Fortsatz
ist aber auch bei alten Weibchen entwickelt, convex, jedoch mit seinem Haupttheile nicht
so auf die flache Hinterhauptsgegend beschränkt, wie beim alten Männchen, sondern
mehr lateralwärts herumgekrümmt. Ineisura mastoidea und Sulcus für die Arteria occipitaMs
sind nur seicht. Die Condylen sind kurz, stark gewölbt. Auch bei ihnen setzt sich die
Fossa cmidyloidea in einen lateralwärts die Condylen umziehenden Graben fort (S. 54).
Vom Processus stylendem fand ich nur selten eine Spur in Form eines niedrigen, spitzeren
1 Bei alten Männchen oft sehr hreit (150—160 Mm.) im Verhältnis!? zur Höhe (50—70 Mm.) von dem
Oberrande der Crista lambdoidea bis zum Hinterrande des Foramen magwu/m.
oder stumpferen Höckers, einmal freilich auch die Spur einer Vagina. Andere charakteristische,
an der Schädelbasis vorhandene, beim Gorilla sehr ausgeprägte, nahe der Gavitas glenoidea
und am Felsentheil befindliche Kmochenfortsätze (S. 41), welche sich auch beim Chimpanse
in geringerem Grade nachweisen liessen, sind am Orangkopf ebenfalls erkennbar.
Die Lamina externa der Processus pterygoidei ist breit, flügelförmig, lateralwärts
gekehrt. Die Lamina interna ist hoch, gerade, platt. Die Fossa pterygoidea ist weit.
Einen Hamulus pterygoideus habe ich nicht beobachtet. Die Choanen zeigen sich hoch,
schmal, länglich-oval. Die Nasenscheidewand ist schmal (in der Mitte 10—13 Mm. breit
bei alten Männchen) und eingesenkt. Die Nasenbeinchen sind schmäl und unten meist
flach. Die Augenhöhlen erscheinen meist höher wie breit.1
Die Apertura pyriformis wechselt in ihrer Form, ist aber auch häufig hoch und
schmal.2 Laterale von den Zwischenkieferbeinen gebildete Leisten ■ begleiten die Apertur
und ziehen zum Oberkieferdreieck herab. Dahinter findet sich öfters, wie auch beim
Gorilla, ein gleichsam zweiter Eingang. Das Oberkieferdreieck ist oben schmal, unten
breit, bei alten Männchen durch die mächtigen Eckzahnjöche begrenzt. Vorn ist es
convex, etwas nach oben gekehrt und zeigt die starken Schneidezahnjöche. Die Malar-
partie ist hoch und breit, gegen die Maxillarpartie abgesetzt. Die Fossae caninae sind
tief, der harte Gaumen ist lang, schmal.
Der Zahnbau
des Gorilla, Chimpanse und Orang ist mehrfach, namentlich von Seiten Owen's, Gegenstand
einer Erörterung geworden.3 Eine Characteristik des Zahnbaues des Bäm-Chimpanse etc.
versuchte ich selbst zu geben.4 Ich will hier nur noch wenige kurze Notizen anfügen.
So z. B. fand ich beim Gorilla die ob e r en 5 und häufiger noch die unteren E c k zähne
bis auf wenige Millimeter Länge abgenutzt. Zuweilen zeigten sich dieselben in
schiefer Lichtung abgekaut. Noch gewöhnlicher war die Abnutzung der Backzähne,.,
deren Kauflächen nicht selten eine Aushöhlung darboten. Spuren von Zahn- und Kiefer-
caries sind mir an den zu meiner Verfügung gelangten Gorillaschädeln gar nicht vorgekommen,
wohl aber an Chimpanseschädeln und zwar sogar an solchen, deren Inhaber
in der Wildniss getödtet worden waren. Verschliessung der Alveolen (ausgefallener Zähne)
beobachtete ich an Gorillaschädeln nur selten und zwar alsdann meist nur im Bereiche
der Schneidezähne. Häufiger entwickelte sich dieser Vorgang bei Chimpanses, hier auch
nicht selten unter den Backzähnen.
1 z. B. 40—42 Mm. hoch und 25—32 Mm. breit bei alten Männchen, 38—40 Mm. hoch und 254-30 Mm.
breit bei älteren Weibchen.
2 z. B. 40—42 Mm. hoch und 25—32 Mm. hreit bei Männchen, 28—32 Mm. hoch und 21—26 Mm.
breit bei Weibchen.
3 Odontography, London 1840—45, S. 444, Taf. 117—120. Ders., Artikel „Teeth" in Todd A. Bowman,
Cyolopaedia of Anatomy a. Physiology, Vol. IV, pt. 2, p. 218, Figures. Gie b e l : Odontographie. Leipzig
1855, S. 1 ff.
4 Archiv für Anatomie etc. 1875, S. 295.
6 Erreichen bei alten Männchen die Länge von 27—39 Mm. und sogar noch darüber.