
die erweiterten Resultate jener Untersuchungen kurz zusammenzufassen und damit an
dieser Stelle wichtige Vergleichungsobjecte zu liefern.
An m än n lich en C h im p a n se -S ch ä d e ln im Allgemeinen gehen die nach meinen
bisherigen Erfahrungen niemals sehr stark entwickelten lÄneae temporales in einer Entfernung
von etwa 60 — 90 Mm. hinter der Mitte der Augenhöhlenbögen zusammen und
bilden eine niedrige, schmale, scharfrandige, sich etwa 30—40 Mm. weit über die Schädelwölbung
erstreckende Orista sagittalis. Während nun die lÄneae- temporales von ihren
Ursprüngen an den lateralen Ecken der Augenhöhlenbögen aus bis zu ihrem Zusammentritt
zur Orista getrennt neben einander herlaufen, vermag man sie da, wo es zu einer wirklichen
Cristabildung kommt, nicht mehr-'von einander zu unterscheiden. (Letzteres war, wie
wir oben gesehen haben sehr wohl möglich bei den meisten m än nlich en G o r illa -
S ch äde ln .) Gegen die Orista lambdoidea hin, welche bei den meisten älteren männlich
en C h im p an se-S ch äd eln sehr ausgebildet erscheint, gehen die lÄneae temporales
wieder auseinander und ziehen divergirend zur Orista lambdoidea. Während hier die
lÄneae temporales superiores sich zur Aussenfläche der Zitzenfortsätze begeben und an
dieser allmählich verstreichen, biegen sich die lÄneae temporales inferiores direct in die
hinteren Wurzeln der Jochfortsätze hinüber.
Mir liegen nun mehrere grosse, schwere, mit starkem Gebiss, namentlich mit mächtigen
Eckzähnen, versehene Schädel vor, aus den Sammlungen der GüsSFELDT’schen und LENz'schen
Expeditionen herrührende Specimina, ferner andere von H. Schillestg in Hamburg bezogene,
an denen es nicht zur Bildung einer Orista sagittalis gekommen ist, an welchen vielmehr
die lÄneae temporales von einander getrennt bleiben und wo jederseits die obere und untere
derselben parallel nebeneinander herlaufen. Bei einem einzigen dieser von Dr. F alkenstein
an der Loango-Küste (KufLu-Fluss) gesammelten Schädel bleiben die lÄneae temporales
auf eine Strecke von 95 Mm. von einander getrennt, innerhalb dieser Distance ein spitzwinkliges
Stirndreieck einschliessend. Alsdann treten die lÄneae temporales superiores,
die hier zugleich die inneren werden, nahe zusammen und bleiben in dieser Stellung in
einer Strecke von 35 Mm. Dann aber wenden sie sich von einander ab, um gänzlich
divergirend auf oben beschriebene Weise in die hintere Wurzel des Jochfortsatzes und
in den Processus mastoideus überzugehen.
Bei dem von Bischöfe abgebildeten1 alten männlichen Schädel (von welchen mir
ein durch den geehrten Autor dem anatomischen Museum zu Berlin geschenkter vortrefflicher
Gipsabguss vorliegt), rücken die lÄneae temporales zwar ganz nahe an einander,
ohne es jedoch zur Bildung eines wirklichen Sagittalkammes wie die hier beschriebenen,
kommen zu lassen. Der Schädel des'von Duvernoy beschriebenen Troglodyte Tchögo,1 2
einem unzweifelhaft männlichen Thiere angehörend, zeigt die Orista in der von uns
dargestellten Weise.3
1 A. o. g. O. Taf. II (Fig„ 2).
2 Archive« du Museum, Tom. VIII.
3 Das. B—Bm.
Die Orista, lambdoidea ist bei diesen Thieren ebenfalls nur wenig entwickelt. Sie
ragt in der Mitte, da wo der . Gipfelpunkt der Hinterhauptsgegend befindlich ist, nur
wenig über die Schädelfläche hervor. Sie ist- scharfrandig und bildet, nach vorn sich
herumziehend, dicht hinter und oberhalb des Porys- acusticus externus jederseits einen
lateralen, flügelförmigen, etwas von oben nach unten abgeplatteten Fortsatz. Hierin unterscheidet.
sich der Schädel d es. männlichen Chimpanse beträchtlich von demjenigen des
männlichen Gorilla. Denn am letzteren kann, wie wir gesehen, haben, die Orista sagittalis
fehlen oder nur wenig ausgebildet sein, wogegen die Orista lambdoidea allermeist nicht
nur sehr hoch ist, sondern auch in gleiehmässiger Höhenausdehnung um die Hinterhauptsregion
rings herumzieht. Die Pegio ocdpitgXis ist niedrig und bildet etwa die
Hälfte eines liegenden Ovales. Sie begreift auch die vom von den Ausläufern der Lineae
temporales superiores abgegrenzten höckerigen, bald gewölbten, bald platten und nach
unten ziemlich spitz (keilförmig) endigenden Processus mastoidei in sich. Die ganze Hiuter-
hauptsschuppe ist gewölbt, wie dies selten beim erwachsenen Gorilla-Männchen, desto
häufiger aber beim erwachsenen Gorilla-Weibchen der Fall ist. An ihr treten die lÄneae
nuchae deutlich zum Vorschein. Letztere sind namentlich an dem vom-Kullu-Flusse
stammenden Individuum sehr schön ausgeprägt. Die Qnsta occipitailis externa ist meist
wohl erkennbar, zuweilen hervorragend. Der Hirnschädfij ist gewölbt und kommt hier
mehr als beim Gorilla zur Geltung, bei welchem letzteren Thiere jener gewissermassen
wie zwischen die Kämme hineingebaut aussieht.
An der Schädelbasis zeigen sich tiefe Fossae eondyloideae, die noch etwas lateralwärts
um die stark gewölbten und deutlich abgesetzten, mit einfacher oder doppelter Facette
versehenen Condylen herziehen. Letztere wenden . ihre Gelenkflächen lateralwärts, wie
dies auch sehr häufig beim Gorilla stattfindet.. Uebrigens ist die Schädelbasis zwischen
den Processus mastmdei hm Verhältniss zur Höhe der Hinterhauptsregion und zu der
Tiefenerstreckung zwischen Orista ocdpitaXis externa und .Unterfläche des Keilbeinkörpers
von beträchtlicher Breite.
Die auf S. 41 am männlichen Gorilla-Schädel beschriebenen characteristischen Fort-
Sätze der Unterfläche des Schädels, im Besonderen der Unterfläche des Schläfenbeines,
.finden sich auch beim alten männlichen Chimpanse, wenngleich in geringerer Grössenentwicklung
wie dort. Es fehlen dem Chimpanse selbst nicht jene an der hinteren Begrenzung
des Foramen lacerwrn cmtiaum auftretenden, beim Gorilla so gewöhnlichen
Knochenfortsätze der Felsentheile (vergl. S. 60).
Die Processus styloidei sind meist nur auf Spuren der Vaginae beschränkt, in deren
unmittelbarer Nähe sich hier und da ein stumpfes Höckerchen erhebt. Das Foramen
stylomastoidewm ist ziemlich gross und wie das Foramen .carotieum extemum rund. Letzteres
erscheint an einem von L enz und an einem anderen von F alkenstein eingesendeten
Männchen dem rundlich-ovalen Foramen jugulare sehr genähert, bei dem anderen (Kuilu-)
Exemplare von diesem durch einen circa 6 Mm. breiten Zwischenraum getrennt. Weiter
von einander gesondert liegen beide Oeffnungen auch an dem von Bischoef :a. a. O.
Tab. V IH (Fig. 8) abgebildeten Exemplare. Der Vomer ist dünn, hat breite, platte Flügel