
weiblicher Gorilla zu betrachten sei, fa llen gelassen, so entstand doch wieder die andere
Frage, ob es dem g ew ö h n lich en Chimpanse (Troglodytes niger) beizugesellen sei oder
ob es den Vertreter einer besonderen Anthropoidenart bilden könne. Me y e r bemerkt
in Bezug auf Mafuca: „Wenn ich einige Worte einfliessen liess, um die Chimpansenatur
dieses Thieres in das rechte Licht zu stellen, so geschah dies lediglich im Hinblick auf
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die v ie le n gegentheiligen Aeusserungen,
die von den v e r sch ied en sten S eiten
gefallen sind. Ich kann es nicht für meine
Aufgabe ansehen, diese im einzelnen zu
besprechen und zu widerlegen, habe vielmehr
die Empfindung, als bedürfe es den
Fachgenossen gegenüber der Entschuldigung
dafür, dass ein an und für sich
durchaus klares und einfaches Object so
vielfach hin- und hergedreht wurde, um
es in ein noch helleres Licht zu stellen, als
das ist, in welchem es schon ohne irgend
welches Zuthun erscheint. Es ist die weitgehende
figurative Darstellung auf Taf.
X I— X II I in der That das grösste Zu-
geständniss, welches^ ich widerstreitenden
Ansichten gegenüber machenkönnte“ u.'s.W.1
Herr Meyer wird nun mit diesem Aus-
1 Spruche sowenig wie mit seinen Bildern
andere Fachgenossen davon abschrecken,
in dieser Frage gänzlich abweichend von
ihm ihre eig en en W eg e zu gehen.
No. XI. Hand Mafuca’s.
Mit der gewöhnlich in Europa lebend und todt gezeigten Chimpanseform hatte Mafuca
keine Aehnlichkeit 1) wegen ihrer beträchtlicheren Grösse,1 2 .2 ) wegen der stärkeren
Prognathie ihres Schädels, 3) wegen ihres oben geschilderten gänzlich abweichenden
äusseren Kopfbaues und 4) wegen ihres abweichenden Rumpfhabitus. Die Haare Mafuca’s
waren schwarz mit fuchsigem, d. h. braunrothem Schiller. Dasselbe zeigen aber auch
andere Chimpanses der gewöhnlichen Art, ja es giebt deren entschieden bräunlich- und
ringelfarbene.3 Mafuca's dunkles, schmutzig röthlich-schwarz-braunes Antlitz, Hände
und Füsse kehren auch bei anderen Chimpanses wieder. Diese Färbungsverhältnisse von
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1 Mittheilungen a. o. a. O. S. 237 Anm.
2 Das Skelet der noch -jungen, -zwischen 4 — 5 Jahr alten, im letzten Zahnwechsel begriffenen Mafuca
hat nach den Messungen des Dr. Meyer 1100 Mm., dasjenige eines völlig erwachsenen Weibchens des
Berliner anatom. Museums (No. .16111) 1170 Mm. aufrechte Höhe.
3 Vergl. Hartmann in der Zeitschr. f. Ethnologie 1876, S. 125 ff.
Haut und Haar sind sehr variabel — selbst beim Gorilla und geben nur wenig brauchbare
differentielle Merkmale ab.
Als im Sommer 1876 Dr. F a lk enst e in den schon zu Chinchoxo gepflegten dunkel-
gefärbten, einen eigenthümlichen physiognomischen Habitus darbietenden weiblichen Chimpanse
Paulina mit nach Berlin brachte,; glaubten Manche, in diesem Thiere das Ebenbild
der Mafuca gefunden zu haben; Es wurde die Uebereinstimmung beider Geschöpfe sogar
von Leuten behauptet, welche
Mafuca weder lebend noch
todt gesehen hatten und welche
hierin nur allgemeinerem Gerede
nach gaben. Indessen lehrt
ein Vergleich des hier beigegebenen,
theils nach dem
Leben, theils nach Photogra-
phieen angefertigten durchaus
naturgetreuen Portraits ' der
Paulina selbst nur mit der
oben beregten Photographie
der todten Mafuca, wie weit
beide Thiere im physiognomischen
Habitus (in der Grösse
und Stellung der Ohren, in
den Verhältnissen des Oberund
Untergesichts etc.) von
einander abweichen. Paulina,
die ja allerdings manches von
den in diesem Buche beschrie- . • No. x i i . Fuss kafue&’s.
benen g ew ö h n lich en Chimpanses
Abweichendes aufweist,1 wurde dann von anderer Seite mit Du Ch a il l u ^s Kulu-Kamba
( Troglodytes Koolo-Kamba Je f f r . W ym a n ) identificirt. Allein diese angebliche Art ist,
wie ich bereits an verschiedenen Orten hervorgehoben habe, so m an g elh a ft charakterisirt,
dass es vorläufig besser bleibt, von einer Vergleichung mit ihr abzustehen.2 Eine solche
der Paulina sowie der Mafuca mit Gr a t io l e t ’s und A t,tx) mir noch immer dunkel erscheinendem
Troglodytes Aubryi (S. 146) ist deshalb schwierig ausführbar, weil letzteres Specimen
von seinen so ausgezeichneten Zergliederern kahl, ohne Haare, wie es war, abgebildet
werden musste, was doch der physiognomischen Characteristik eines solchen ^grossen
■ 1 Vergl. unseren Holzschnitt No. VI mit den. Holzschnitten No. VIII, XIII.
2 Neuerdings wurden von fremden,, namentlich englischen Naturalien- und Thierhändlern todte und
lebende Chimpanses als „echte Kulukambas“ angepriesen. Diejenigen dieser angeblich aussergewöhnlichen
Anthropoiden, welche ich selbst besichtigen konntewaren nur ganz gewöhnliche Chimpanses mit etwas stark
eingesunkenem, übrigens aber hellfarbenem Antlitz und mit grossen Ohren.
It. Hartmann, Gorilla. 20