
fünfte Finger sind mit einander durch eine von Cutis bekleidete Bindehaut verbunden,
welche bald bis zur Mitte jedes ersten Fingergliedes, bald aber noch weiter distalwärts
bis nahe an die Articulation des ersten und zweiten Fingergliedes heranreicht. Der dichtere
Haarwuchs geht bis zur Handwurzel. Auf dem Bücken des letzteren Theiles stehen
die Haare meist ulnarwärts gekehrt, ziehen dann aber distalwärts bis gegen die erste
Fingerarticulation hin und werden von hier aus nach den Fingerspitzen spärlicher
gesät.. Die Dorsalseite der ersten Fingerarticulationen zeigt starke, öfters borkige1 Gang-
Schwielen, indem das Thier beim Gehen die gegen die Hohlhand eingeschlagenen Finger
auf den Boden zu stützen pflegt. Die Fingernägel sind kurz und der Quer nach stark
gewölbt. Absolute Plattnagel- oder Krallenbildung findet nicht statt. An einem alten
Männchen fand ich den Nagel des Mittelfingers 14 Mm. lang und 15 Mm. breit. Die
Finger sind oben nur wenig gewölbt, von einer Seite zur anderen abgeplattet. Ihr
Querschnitt zeigt die Grundgestalt eines Ellipsoids, mit einem kleineren und einem
grösseren Krümmungshalbmesser. Auf der_ Hohlhand finden sich zahlreiche Falten. Der
deutlich gesonderte Daumenballen wird durch eine Längsfurche gegen die übrigen Theile
abgegrenzt. Tiefe Querfurchen, meist drei an der Zahl (manchmal aber auch 4—6) ziehen
vom Radialrande der Hohlhand aus nach deren Mitte hin, sich hier in je mehrere Aeste aüf-
lösend. Diese Querfalten der Hohlhand werden von einigen Längs- und Schrägfalten gekreuzt.
Kleine fast sphärisch gegeneinander abgesonderte und zu vollständigen Packeten zusammengelagerte
Fettdeposita bauschen, ähnlich wie beim G o r illa , die Volarhaut innerhalb der
faltenlosen Felder polsterartig empor. Es wiederholt sich hier ferner noch eine Eigentümlichkeit
der G o r illa h a n d , es senkt sich nämlich die Haut an den Volarflächen der
Fingerarticulationen sehr tief ein.
Der Bauch des männlichen Chimpanse ist im Freileben nicht trommelförmig
aufgetrieben, wie man dies an unseren in der Gefangenschaft gehaltenen jüngeren Exemplaren
beobachtet, seine Flanken sind vielmehr eingezogen. Der Rücken ist breit und
kräftig, aber mehr trapezoidisch, nicht so breitrectangulär, wie beim Gorilla, die Gesäss-
gegend ist eckig. An den unteren Gliedmassen sind die seitlich etwas comprimirten
Oberschenkel muskulös, die Unterschenkel aber sind dünn und schwach bewadet, wenngleich
die hinteren Muskellagen sich immer noch stärker entwickelt zeigen, als selbst am
a u sg ewa chsen en Cbim pan se-W eibchen.
Am jungen Chimpanse-Männchen treten die Gegensätze zum älteren Thiere
desselben Geschlechtes ebenfalls hervor, wenn auch niemals in so prägnanter Weise, als
dies zwischen altem und jungem männlichen Gorilla der Fall ist. Bei ersterem Geschöpfe
fehlt dem Schädel noch jede Spur einer Orista sagittalis, der Kopf ist hier an seiner
Scheitelgegend in der Weise eines Kugelabschnittes gewölbt, namentlich gegen die Mittellinie
des Stirntheiles des Stirnknochens hin. Schon bei einem drei- bis vierjährigen
Männchen trennen quere Emsenkungen die Stirn von den kräftig entwickelten, nach oben
und vorn hervorragenden Oberaugenhöhlenwülsten. Unterhalb der letzteren senkt sich
1 Sie sind auch an dem gestopften Lübecker Exemplare deutlich
der oben, breitere, unten schmälere, in der Mitte seiner Längenerstreckung manchmal
etwas kielförmig gewölbte Nasenrücken senkrecht herab. Erst mit zunehmender Prognathie
fängt dieser letzterwähnte Abschnitt an, sich mehr nach vorn und unten auszudehnen.1
No. VII. Erwachsener weiblicher Chimpanse;
Es thut sich hier bereits ein durchschnittlich nicht geringer physiognomischer Unterschied
zwischen jungem Gorilla- imd jungem Chimpanse-Männchen kund, indem der Nasenrücken
bei ersterem häufig schon länger, tiefer eingesenkt und mehr nach unten und nach vorn
gezogen erscheint, als bei letzterem.2 Dicht unterhalb des Nasenrückens und der quer-
sowie schräggefalteten Haut der nur geringe Höhe besitzenden Wangen setzt sich die
oben gewölbte und sich allmählich nach vorn und unten abdachende, breite Nase ab.
Die Grundgestalt derselben ist etwa die folgende nur bildet die obere Linie einen
medianen nach oben gekehrten Vorsprung. Erst mit vorrückendem Alter gewinnen die
die .Nase gegen alle übrigen Kopftheile abgrenzenden Furchen an Tiefe. Sonst aber
bieten die Lippenpartien (mit Ausnahme der von stärker sicK entwickelnder Prognathie
1 Die Breifcß des Nasenrücken betrug bei einem vierjährigen Männchen in der Mitte 18 Mm., an dem
S. 25 Fig. VI abgebildeten Kopfe 22 Mm.
2 Dass hierin aber auch Ausnahmen Vorkommen, werden wir später kennen lernen.