
breiten Platte. Auch hiermit-steht das im Verlaufe dieses Buches von mir mehrfach
erörterte Verhalten dieser Theile beim erwachsenen Gorilla in gewissem Einklang.
Nach V ir c h o w concurrirt bei der Bildung der Nase in erheblichem Maasse der
Zwischenkiefer. Derselbe bildet nicht bloss den ganzen Boden des Nasen’einganges, sondern
zieht sich auch längs der Seiten desselben hinauf und sendet noch jederseits eine Spitze
zwischen Nasenbein und Oberkieferfortsatz hinauf. Das zwischengelagerte Stück hat eine
dreieckige Gestalt mit der Spitze nach oben und ist der Erfolg davon der, dass das
Nasenbein jederseits schräg abgesclmitten ist. Auf S. 80, 83 und an noch anderen Stellen
dieses Buches erwähnte ich, wie sich die Zwischenkieferbeine an den Seitenrändern der
Apertura pyriformis auch bei älteren männlichen Schädeln darstellen. Dieses Verhalten
bietet Gelegenheit zu interessanten Vergleichen mit dem von V i r c h o w geschilderten
jugendlichen Schädel dar.
Man erkennt übrigens auch aus dem Vorhergehenden, dass zwischen dem Menschen-,
dem Gorilla-, Chimpanse- und Orang-Schädel zwar eine grosse morphologische Aehnlich-
keit, dass daneben aber auch manche beträchtliche Verschiedenheit sich ausprägt.
Das Skelet des Gorilla, Chimpanse nnd Orang.
Ueber diesen Gegenstand kennen wir bereits eine Anzahl vortrefflicher Arbeiten
(vergl. S. 5). Nichtsdestoweniger will ich hier noch eine Reihe von Wahrnehmungen
an Präparaten verschiedenen Geschlechtes und Alters anfugen.1
Unter den 7 Halswirbeln des Gorilla hat der A tla s einen im Allgemeinen menschenähnlichen
Bau. Indessen sind dort die oberen Gelenkflächen stärker vertieft, stärker
medianwärts geneigt, als beim Menschen. Ihre Längsaxen convergiren vorn. Die
Processus transversi sind breit, kurz, nur wenig spitzig nach oben und hinten herumgebogen.
An diesem Halswirbel durchbohrt das Foramen trarisversarium den Knochen in
der Richtung von oben nach unten. Die Indsura i/niervertebralis superior ist tief, die inferior
dagegen ist nur seicht. Es fehlt hier meist ein ausgebildetes Tuberculum posterius.
Der JEpistropheus hat einen deutlichen, conischen, stumpfen, in seiner Grundgestalt
sich der cylindrischen nähernden Zahnfortsatz. Der Bogen erstreckt sich gerade nach
hinten, .ist aber beim Menschen ein wenig mehr herumgekrümmt. Der Processus spinosus
ist kurz, ziemlich breit (an einem Weibchen 18 Mm.) und wie auch beim Chimpanse
ziemlich gerade nach hinten gekehrt. An den übrigen Halswirbeln zeigt sich der Körper
niedrig, die Processus obliqui nehmen über einander eine parallele Stellung ein. Die
oberen sind nach obemind hinten, die unteren nach unten und vorn gewendet. Die
Dornfortsätze sind von einer Seite zur anderen zusammengedrückt und nach oben herumgekrümmt.
Das Ende dés Domfortsatzes ist beim alten Männchen dichotomisch, dasjenige
des HI. Halswirbels ist beim alten Männchen und Weibchen spitzig oder knopfförmig,
das der übrigen Wirbel ist hier meist länglich-knopfförmig. Die Domfortsätze der mittleren
1 Vergl. H abtmann im Archiv für Anatomie etc. 1872, S. 118.
Halswirbel, d. h. des I I I .—V ., sind, die längsten; derselbe Fortsatz des VI. ist kürzer.
Die Foramina tra/nsversaria erscheinen bei starker Lateralwärts-Neigung der Querfortsätze
etwas von aussen nach innen gewendet.
Am Chimpanse zeigen sich (wie es übrigens auch beim Gorilla vorkömmt) die oberen
.Gelenkflächen des e r sten H a lsw ir b e ls öfters in eine vordere und eine hintere Facette
getheilt. Diese Flächen sind hier vertieft, kürzer, etwas mehr nach oben gekehrt, im
Ganzen denen des .menschlichen Atlas ähnlicher, gebildet. Die Querfortsätze dagegen
zeigen sich dünn, lang, spitz, nach hinten und lateralwärts gebogen. Bei einem jungen
noch im Zahnwechsel befindlichen Thiere waren die Querfortsätze nur kurz. Die Incisu/ra
intervertebralis superior erschien .schon bei ganz jungen Männchen etwas tief, tiefer aber
noch bei erwachsenen Männchen und Weibchen. Die Indsura intervertebralis inferior ist
dagegen seichter und weiter. Die beiden dem Ligamentum transversum atlantis zur
Anheftung dienenden Höcker drängen von den unteren Gelenkfortsätzen breit und plattrund
gegen das Medullarloch hinein vor. Aehnlich verhalten sich diese Höcker beim Gorilla.
Characteristisch ist ein am Atlas des Gorilla, Chimpanse und Orang dicht unterhalb der
oberen Condyli im hinteren oberen Umfange des Foramen transversarium beginnender,
wagerecht nach vorn sich erstreckender Halbkanal, welcher nach einem Verlauf von etwa
8-^riO Mm. Länge in einen die Basis des unteren Bogens von hinten und aussen nach
vorn und innen durchbohrenden, runden Kanal von 2—3 Mm. Weite übergeht. Dieser
von mir an alten und jungen Individuen beobachtete Raum bleibt manchmal nur auf den
Halbkanal beschränkt und endet oben hinten in einer Incisur. Letzterwähntes Verhalten
zeigt sich auch beim Menschen, es scheint beim Gorilla gewöhnlicher als beim Chimpanse
und Orang zu sein, bei welchem, letzteren ich es öfters noch zur Bildung eines vollständigen
Kanales kommen sah. Der Orang zeigt häufiger eine querovale laterale Begrenzung
jener beim Menschen übrigens nur schwach angedeuteten Rinne.
Am Fpistropheus des Chimpanse ist der Domfortsatz zierlicher wie beim Gorilla,
von rechts nach links zusammengedrückt und mit einer medianen oberen gekrümmten
Leiste versehen.. Beim erwachsenen Weibchen erscheint der Dornfortsätz kurz, breit,
mit einer oberen scharfen Leiste besetzt. Der Zahnfortsatz ist spitz-kegelförmig, zuweilen
von einer Seite zur anderen comprimirt.
Die ü brigen H a lsw ir b e l des Chimpanse zeigen jeder einen Körper von mir;massigen
Dimensionen. Sie vergrössern sich nach unten hin in auffälligerer Weise als durchschnittlich
beim Gorilla. Die Dornfortsätze verhalten sich dort meist zierlicher als bei dem letzterwähnten
Anthropoiden. Sie neigen sich etwas abwärts, sind von einer Seite zur anderen
comprimirt, vergrössern sich von oben nach unten hin und haben ein ungeteiltes knopfförmiges
Ende. Die Querfortsätze nehmen am V .—V I. Halswirbel den Character ausgesprochener
Halsrippen an. Die beiden vor und hinter dem Foramen trarisversarivm
befindlichen Knochenstücke verhalten sich am V. und VT. Halswirbel einander völlig
parallel. Am V II. Halswirbel fehlt das vordere dieser Knochenstücke. Hier fallt entweder
das Foramen transversarium aus oder das vordere Knochenstück ist nur winzig,
es bildet eine nur dünne Brücke vor dem Foramen transversarium. Das hintere Knochen