
Hinter den Eckzahnjochen liegt die tiefe Fossacanina. Das oberhalb derselben befindliche
Foramen infraorbitale ist durch einen beträchtlichen etwa 16—32 Mm. breiten Zwischenraum
vom Unteraugenhöhlenrande getrennt. Diese Oeffnung befindet sich oftmals in einer auf beiden
Seiten verschiedenen Höhe. Nicht selten ist sie auf einer Seite, zuweilen selbst auf beiden
Seiten doppelt. Zwischen ihr und dem Unteraugenhöhlenrande wölbt sich die Antlitzfläche
des Oberkieferbeines nach vorn und oben hervor. Die von der Fossa aanina gebildete
Vertiefung setzt sich häufig lateralwärts über den Jochfortsatz des Oberkieferbeines hin fort.
Das k rä ftig e n tw ick e lte J o ch b e in besitzt einen hohen Processus maxittaris, 'einen
vorn schmalen, aber scharfkantig hervorstehenden, hinten breiten Processus sphenofrontalis
imd einen nicht hohen aber ansehnlichen Processus temporalis. Der Keilbeinfortsatz stösst
oben und hinten in seinem Hauptabschnitte an das sich hier mit langem Fortsatz zwischen
Joch- und Schläfenbein wie auch Ala magna einkeilende Stirnbein und tritt mit einem nur
niedrigen kurzen Abschnitte mit dem Keilbeine selbst in Verbindung. Die Gesichtsfläche
des Knochens ist gewölbt und tritt vorn breit hervor. Es zeigen sich daran ein oder
mehrere Foramina zygomatica fadalia. Die Schläfenfläche ist tief ausgehöhlt und mit einem
Foramen zygomaticum temporale versehen. Die Augenhöhlenfläche ist ausgehöhlt, etwas
lateralwärts gewendet, sodass sie von vorn übersehen werden kann. Der untere Augenhöhlenrand
ist glatt, scharf und hilft öfters den Boden der Orbita mit decken (S. 42).
Der hintere oder Schläfenrand ist an der Wurzel des Schläfenfortsatzes tief eingeschnitten.
Der untere Rand hat nahe dem unteren Abschnitte des Kieferfortsatzes einen nach unten
und etwas lateralwärts gewendeten Höcker. Er ist nach hinten und unten aüsgebuchtet.
Der Nahtrand für das Oberkieferbein ist an seinem oberen Abschnitte nach vorn a u s-,
an seinem unteren Abschnitte dagegen eingebuchtet. Der mediale Fronto-Sphenoidalrand
zeigt, wie auch die Kronnaht, nicht zahlreiche, öfters breite, blatt- oder zungenförmige
Zacken. Ebenso der im vorderen Bereiche der Fossa temporvm gelegene hintere Nahtrand
zwischen Jochbein, grossem Keilbeinflügel und Oberkieferbein. Der Nahtrand des Schläfenfortsatzes
des Jochbeines, dessen Aussenfläche leicht convex, dessen Innenfläche entsprechend
concav ist, zieht mit kleinen- kurzen Zacken schräg niederwärts. Das Jochbein verschmilzt
häufig mit den benachbarten Knochen. Am spätesten verwächst in solchen Fällen die
hintere, -den Jochfortsatz des Schläfenbeines begrenzende Naht.
Der vordere obere Winkel des S c h e ite lb e in e s tritt nach hinten zurück. Das Stirnbein
schiebt sich hier zwischen beide Scheitelbeine spitzdreieckig nach hinten vor. Der
vordere untere Winkel des Parietale springt spitz vor. Er tritt nur an das Stirn- und an das
Schläfenbein. Der Schuppentheil des letzteren dringt mit einem vorderen oberen Winkel
vor und tritt mit dem Scheitelbein oben hinten, mit dem Stirnbein oben in der Mitte,
sowie mit dem grossen Keilbeinflügel oben vom in Berührung. Beim Menschen schiebt
sich dagegen bekanntlich (mit Ausnahmen*) der vordere untere Scheitelbeinwinkel 1
1 Virchow hat den Fortsatz des Schuppentheiles des Schläfenbeines beim Menschen, welcher zuweilen
eine gewisse Breite am Berührungsrande mit dem Stirnbeine zeigt, den Processus frontalis squamae ossis temporvm
genannt. Ders. über einige Merkmale niederer Menschenrassen am Schädel. Separatabdruck aus den Abhct/nd-
lungen der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1875. 4.
keilförmig gegen den grossen Keilbeinflügel vor, Schläfenschuppe und Stirnbein von einander
trennend. Beim Gorilla habe ich keine Ausnahme von der oben beschriebenen Regel
auffinden können. Hier verknöchern übrigens die Kronnaht und der vorderste mit dem
Stirnbein in Verbindung tretende Abschnitt der Schuppennaht schon frühzeitig, während
der grosse' Keilbeinflügel und das Jochbein noch längere Zeit offene Nähte behalten, wie
denn auch der ganze übrige Theil der Schuppennaht erst später verwächst.
Der k nö chern e Gaumen ist lang und schmal. Seine Breite bleibt hinten und vorn
fast dieselbe. Die Gaumennaht treibt kleine deutliche Zacken. Die Zwischenkieferbeine
lassen an der unteren Gaumenfläche zuweilen selbst dann noch eine wohl erkennbare
Demarcation wahrnehmen, wenn sie bereits vom in vollster Verwachsung begriffen sind.
Das Foramen indsivum ist lang geschlitzt bildet einen in zwei parallele Abschnitte zerfallenden,
durch eine schwache Längsleiste von einander getrennten, bis gegen die Hälse
der inneren Schneidezähne hin verlaufenden Halbkanal, und zeigt in seiner Tiefe das von
den öristae nasales gebildete dünne Knochen-Septum meist sehr deutlich. Ausser dem
Foramen indsivum. bemerkt man noch zwei hintere grössere entweder im Bereiche der
hinteren Gaumennaht jedes Zwischenkieferbeines oder innerhalb des hinteren Abschnittes
des'letzteren selbst befindliche, sowie zwei vordere kleinere, vor dem Foramen indsivum
liegende v o rd e r e Gaumenlöcher. Zuweilen zéigt sich neben jedem hinteren g rö sseren
auch noch ein k le in e r e s Loch. Unter den hinteren Gaumenlöchern erscheinen die beiden
Foramina pterygopalatina besonders gross. Sie sind länglich-oval. Die kleineren Foramina
palatina posterior a sind von inconstanter Zahl.
Der U n te rk ie fe r des alten m än nlich en G o r illa zeichnet sich durch Grösse,
Festigkeit und massige Beschaffenheit aus. Hoch und sehr breit sind seine Aeste, der
Körper ist gerade nach vorn gestreckt, wendet sich in seinem die Eck- und Schneidezähne
tragenden. mittleren Theile nach vom und oben und zeigt nicht eine parabolische, hufeisenförmige
Krümmung wie beim Menschen und bei vielen n ich t anthropoiden Affen, sondern
wie beim Chimpanse und Orang, eine fast spitzwinklige Biegung, an derem Winkel sich
jener schon erwähnte, gleichseitig-dreieckige mit den unteren Eck- und Schneidezähnen
besetzte Kiefertheil befindet. Letzterer ist (ca. 5 5 |||6 5 Mm.) hoch. Die Spitze jenes
Dreieckes ist nach unten gekehrt und im Winkeltheile der Basis mandibulae gelegen.
Die Grundlinie des Dreieckes entspricht dagegen dem hier horizontal verlaufenden Alveolarrande.
Hinter dem Alveolarjoche des unteren Eckzahnes bemerkt man noch ein beträchtliches
Joch der Wurzel von Praemolare I. Unten biegt sich die dicke Basis mandibulae,
die übrigens hinterwärts von der Linea obliqua externa gegen den Winkel des Unterkiefers
schmächtiger wird, mit leichter Krümmung nach abwärts, um dann irr den sehr stumpfgerundeten
W in k e l überzugehen.
Wie schon erwähnt zeichnet sich der Eck- und Schneidezähne tragende Theil des
U n te rk ie fe rb e in k ö rp e r s vor den lateralen Abschnitten des letzteren durch seine Höhe
aus und hilft bei seinem Schrägemporsteigen nach oben und vom, ferner bei der Schrägstellung
der in ihm enthaltenen Zähne die Prognathie des Schädels vermehren. Hinter
den Eckzähnen nimmt die Höhe des Unterkiefers ab. Hier ziehen Alveolarrand wie Basis