
sind mit nur wenigen groben Querfalten versehen; sie erscheinen sogar von callöser
Bildung. (Taf. V I, Fig. 1). An der Einlenkung des zweiten Fingergliedes an das erste
zeigt sich hier eine dicke, borkigharte Schwielenbildung, welche mit der Unterläge, selbst
mit der Strecksehne, mit der Gelenkkapsel an dieser Stelle, untrennbar zu verwachsen
pflegt. Es rührt dies davon her, dass das Thier beim Gehen sich meist auf die ersten
Glieder der volarwärts eingeschlagenen Finger zu stützen pflegt. Von dieser Stelle an
wird die Haut der B-ückenfläche der ersten Fingerglieder und wird der ganze Handrücken
in proximaler Richtung mit vielen der weniger groben kreuz- und querziehenden,
unregelmässige grössere und kleinere Felder einschliessenden Falten und Runzeln durchfurcht.
Tiefere gröbere Falten ziehen jauch quer über die Rückenfläche der Handwurzel.
Sie treten bei der Dorsalflexion der Hand stärker hervor, als bei gestreckter Haltung
derselben. (Vergl. auf Taf. I das grosse Thier an seiner linken Handwurzel.)
Die ganze Hohlhandfläche ist mit einer dicken faltenreichen und schwieligen Haut
belegt, an welcher die Warzenreihen in groben Zügen tief eingeschnitten erscheinen.
Diese Züge erzeugen proximalwärts von jeder Fingerbasis ein langgestrecktes Oval mit
mäandrischen Schlingen und Strassen. Zwischen diesen sich je um eine centrale Warzenreihe
herumwindenden Touren dringen bandartig-breite Züge, von der Handwurzel her
gegen die Zwischenfingerräume vor. Diese Bapillenreihen umgehen mit schlingenförmigen
proximalen Zügen die gestreckten Ovalbuchten. Hart an der Fingerbasis ziehen Querreihen
hin, welche letzteren der Hauptsache nach, hier und da mit keilförmigen, die
laterale Fingerseite einnehmenden Feldern abwechselnd, auch die Volarfläche der Finger
bis auf die Beeren der Endglieder durchfurchen. Letztere verhalten sich wie beim Menschen.
(Taf. V , Fig. 1). Uebrigens scheint die Anordnung der volaren Papillenreihen
beim G o r illa nicht so constant wie beim Menschen zu sein. Ich sah vielmehr etliche
getrocknete aber wohl benutzbare Hände dieses Thieres, an denen die Papillenreihen eine
fast ausschliesslich über die Hohlhand sich erstreckende (transversale) Richtung einhielten.
Zwischen dem Daumen, d. h. dessen Einlenkung an den ersten Mittelhandknochen, und
der Volarfläche des zweiten Fingers spannt sich dicke, fettreiche und faltige Haut herüber.
Diese zieht wulstig durch die zwischen Daumen und zweiten Finger befindliche Lücke
(Taf. V , Fig. 1 ) 1 hindurch. Zwischen dem H.—V. Finger befinden sich Bindehäute,
welche mit ihrem dicken, faltigen Hautbelag bis nahe an die Articulation des I.
und H. Fingergliedes heranreichen. Dies Verhalten variirt indessen und habe ich die
Finger an den Häuten gewisser alter und junger männlicher wie weiblicher G o r illa 's
freier gesehen, als an denen anderer Exemplare.1 2 Die dünne Grundlage dieser Bindehäute
bildet reifes, deutlich gestreiftes Bindegewebe, welchem viele elastische, mit einander
anastomosirende Fasern beigemischt sind. Die Handrückenfläche ist bis auf die Articulatio
metacarpo-'phcdangea mit distalwärts gerichteten, ziemlich gerade- und parallelstehenden
Haaren bekleidet. Spärlicherer Haarwuchs findet sich auf der Dorsalseite der Finger.
1 Bei G. St. Hilaire PL IV ist dies nicht ausgeprägt.
2 Vergl. auch St. Hilaire 1. s. c. PI. IV, wo die Bindehäute kaum bis zur Mitte des I. Fingergliedes
reichen. Ferner: Owen Meinoir etc. PI. III Fig. IV, Fig. 2—5, PL V Fig. 1—3.
Entsprechend der steilen Stellung der nur wenig schaufelförmig verbreiterten, sich lateral-
wärts wendenden Beckenbeine und deren Convergens am BSbkenausgange, gewinnt die
untere Rumpfabtheilung, wie dies auch bei den anderen Anthropoiden der Fall ist, fast
die Form einer vierseitigen Pyramide mit abwärts gekehrter Spitze. Die hintere Seite,
die ATqfes-Gegend, wird durch die hier wenig nach aussen vortretende Wirbelsäule in zwei
sich lateral- und etwas vorn herabbiegende Abtheilüngen abgegrenzt. Diese sind zwar
mit Gesässmuskeln bedeckt, indessen haben letztere nicht eine so beträchtliche Entwicklung,
dass man etwa durch sie gebildete starke fleischige Polster wahrnehmen könnte. Mit einem
Wort die Gesässgegend ist hier nur dürftig. Die Ruthe tritt, von einer wulstigen und
faltigen Bauchhaut bedeckt, die sich vom wie eine zweite Vorhaut über diesen Theil
herüberdächt, nur wenig nach aussen vor.
Stark und sehr muskulös sind die Oberschenkel. Sie sind nicht rundlich-säulenförmig,
sondern von aussen nach innen comprimirt, immer aber noch von beträchtlichem Umfange.
Sie beginnen breit an den Hüften und veijüngen sich, namentlich vom ihrer Mitte ab, gegen
die Knien hin. Vorn zeigen sie sich, eine Folge der starken Entwickelung des Quadrieeps,
gewölbt. Auch aussen sind sie sehr convex, Weniger sind sie es jedoch an ihrer medialen
Fläche. Das Knie ist trotz seiner nicht bedeutend entwickeltem Kniescheibe kräftig, breit,
gewölbt.
An den Unterschenkeln zeigt sich nicht, wie beim Menschen, der rundliche säulenförmige
Querschnitt, an welchem nur die Orista Tibiae einen Vorsprung bildet, sondern
derselbe erscheint vielmehr länglich-oval, fast bimförmig.. Die Verschmälerung erstreckt
sich längs der vorderen Schienbeinkante. Die Wadengegend ist hier stärker entwickelt,
als im Allgemeinen beim Chimpanse und beim Orang-Utan. Aber sie ist im Verhältniss
zur menschlichen immer nicht sehr augenfällig. An Armen und Beinen des alten Männchens
tritt die Muskulatur sehr plastisch hervor; gerade diese Theile machen beim ausgewachsenen
männlichen Thiere einen ungemein kräftigen Eindruck. Der Fuss ist lang
und breit. Er macht durch das Missverhältniss in der Grösse zwischen der ersten Zehe
und den übrigen Zehen einen sehr sonderbaren Eindruck. Ich habe mich bereits an einer
anderen Stelle1 ausführlich darüber geäussert, weshalb auch ich das Endglied der,unteren
Extremität dieser Thiere als einen F u s s , einen G r eiffu ss betrachtet wissen will und
weshalb auch ich hier die Annahme einer hinteren oder unteren H an d b ild u n g entschieden
ausschliessen muss. Der Fussrücken ist wenig gewölbt, die Fusssohle dagegen polsterähnlich
gewulstet. Wie an der Hohlhand bietet sich auch an der Fusssohle eine sehr
starke fettreiche, von dicker Haut bedeckte Aponeurose dar.
Der Hacken des Thieres erscheint, wenn der Fuss frei gehalten wird, mit seiner
Sohle nicht auf der Unterlage ruht, am hinteren Abschnitte des Fussrandes nur wenig
wulstig vorragend. Etwas mehr findet dies statt, wenn der Fuss unten fest aufgesetzt
wird. Dann quillt dieser Theil unter der Wirkung des Druckes auf die Unterlage hervor.
Der Hacken ist medianwärts etwas stärker gewulstet und prominirend wie lateralwärts.
Archiv für Anatomie, Physiologie etc. von Reichert und Du Bois-Reymond, Jahrgang 1876.