
zusammenhängende subcutane Schicht, welche einigermassen an die Wangenwülste a lte r
m än nlich er Orang -Utan g s erinnert, freilich aber nie so dick und hoch wird wie letztere.1
Die Ohren, durchschnittlich 60 Mm. hoch und in ihrer Mitte 36—40 Mm. breit,
stehen ziemlich weit nach- hinten und oben. Der obere Krempenrand nimmt etwa dieselbe
Höhe wie die Mitte der Stirne ein, während der untere Rand des Ohres etwa
bis zu gleicher Höhe mit dem Oberrande des Jochbogens am Jochbein selbst sich erstreckt.
Das G o r illa oh r im Allgemeinen hat eine mit schmalerem oder breiterem Schenkel
beginnende Krempe (Helix). Dieselbe besitzt nur selten (Taf. IV, Fig. 5), auch dann
nicht immer symmetrisch, an b eid en Seiten (S. das. Fig. 1, vergl. ferner Fig. 3) den
schon vielbesprochenen kleinen-stumpfen, von dem inneren Rande der Krempe vorspringenden
Z ip fel, welchen D a rw in nach W o olner^s Anregung am Ohre des Menschen und
verschiedener A ffen (Taf. IV , Fig. 2, 4, 7) als „CJeberbleibsel eines früheren Zustandes“
beschreibt.1 2 Verfasser beobachtete diese übrigens in ihrer Stellung und Ausbildung
unendlich variirende Eigentümlichkeit am Ohre des Chimpanse (Taf. IV, Fig. 8 und 9)
und des erwachsenen O r an g -U tan , bei A te le s -A r ten . Dagegen zeigt sich - das Ohr
des Or ang-Foetus, nach D a rw in 3 so zugespitzt, wie „ich es z. B. bei Arctopitliems,
Macacus, Oynocephalus und bei sonstigen altweltlichen Affen bemerkt habe.
Den V o rd erh a ls charakterisiren die an den hochgelegenen Zitzenfortsätzen entspringenden
Kopfnickermuskeln, welche sich wie zwei sehr breite und dicke, gegen den
Brustbeinhandgriff zusammengehende Stränge ausnehmen. Dieser hinten wulstig vorspringende
H a ls ist nun zwischen die ungeheuren S ch u ltern gleichsam hineingebaut.
Die Muskulatur erlangt gerade beim alten männlichen G o r illa eine enorme Entwickelung
und beherrscht hier mit ihrer plastischen Fülle den ganzen Habitus des Thieres. Auch
die Schulter- und Brustmuskeln treten prall und breit in die Erscheinung. Zwischen den
beiden trapezoidischen grossen Brustmuskeln (Musculi pectvrales majores) zeigt sich eine
longitudinale nach unten hin sich verbreiternde ansehnliche Lücke. An den kräftigen
Armen erscheinen die grossen dickfingrigen H än d e, welche ausgestreckt mehr als x/2 der
gesammten Unterarmlänge erreichen. Die Brustwa rzen sind etwa bis 10 Mm. lang
und breit, ohne deutlichen Hof, anscheinend nrectil,4 öfters verhärtet, verhornt und dann
zapfenartig hervorragend, leicht mit Epidermis-Schilfem bedeckt. Die Achselhöhle zieht
sich tief zwischen den lateralen Rand des grossen Brustmuskels und die mediale Fläche
des Oberarms hinein. Die ganze zwischen Brustbein, Rippenkorb und vorderen Beckenknochen
sich erstreckende Magen-, Bauch- und Flankengegend wölbt sich bei gewöhn1
S. Taf. I, II, und J. Geoffroy St. Hilaire, PI; I. Ueber den a lten Orang-Utan vergl. Temminck
Monographies de Mammalogie, Leyden 1835— 1841, II, p. XLI, XLIII, Fig. 1, '2.: ‘
2 Gesammelte Werke. Deutsche Ausgabe, Band V, 1, S. 19 ff.
3 Darwin das. S. 21, Fig. 3. An einem von Salvatore Trinchese beschriebenen, noch mit der
Nabelschnur behafteten OrangJFoetus dagegen scheint das Ohr oben zwar umgekrempt zu sein, aber trotzdem
keine Spur des Zipfels darzubieten. (AwnaU del Museo Oimco M Storia Naüwrale dA Genova, 1870, Tav. II,
III, Fig. 11).
4 Dies zeigte sich wenigstens beim jungen N’Puügu des Berliner Aquariums in dessen letztem Lebensjahre
deutlich. i
lichem Verdauungszustande des Thieres tonnenförmig nach aussen hervor. Bei entleertem
Magen und Darm erscheinen die Flanken des G o r illa eingezogen. An den oberen Gliedmassen
zeigen sich die mit kräftigem gewölbtem Deltamuskel versehenen Oberarme stärker
und kürzer als die ebenfalls sehr muskulösen Vorderarme, welche letztere um l f | länger
als jene sind. Die Ellenbogenbeuge ist fast ausgeföllt von den mächtigen einen medianen
Längswulst bildenden Sehnen des zweiköpfigen und des inneren Armmuskels. An ihnen
treten auch die Ursprungstheile der längen Streck- und Beugemuskeln im grob-plastischen
Schnitt hervor. Die grossen breiten, in ihrer plumpen Gestaltung an Bärentatzen
erinnernden Hän d e sind mit je einem kurzen bis knapp über die Mitte des zweiten
Mittelhandknochens hinausreichenden Daumen versehen. Letzterer macht gegenüber den
so besonders entwickelten ü brig en F ing e rn einen fast rudimentären, stummelartigen
Eindruck. Das Endglied desselben ist an seiner Spitze von der Radial- zur Ulnarseite
hin zusammengedrückt und endet daher von der Dorsal- oder Volarfläche aus betrachtet,
spitz-kegelförmig. An seiner sehr kurzen Dorsalfläche nur etwas gewölbt, an seiner Volarfläche
dagegen mit einem fettreichen, beinahe kegelförmig gestalteten Hautpolster belegt,
erscheint das Endglied des D aum ens, von seiner Speichen- oder von seiner Ellenbogenseite
aus betrachtet, gewölbt. Dasselbe Verhalten zeigt sich übrigens an den Endgliedern
aller übrigen Finger (Taf. V , Fig. 1 ) .1 Der n —V Finger sind an ihren Basen in
unmittelbarer Nachbarschaft der Mittelhand-Fingergelenke weit dicker als an den Endgliedern.
Die Hautpolster der Volarflächen derselben sind an den ersten und zweiten
Gliedern mehr abgeflacht. An einem durch die Mitte eines dieser Fingerglieder geführten
Querschnitte wurde man daher für letzteren eine fast genau quadratische Figur erhalten.
Der Querschnitt des E n d g lied e s eines dieser Finger dagegen würde eine wesentlich
andere Grundfigur ergeben. Denn an diesen Endgliedern ist die Rückfläche etwas gewölbt,
die Volarfläche aber durch das hier auftretende Fettpolster recht stark gewölbt. Der Zeigefinger
ist kürzer als der Mittelfinger, und. zwar um zwei Dritttheile der Länge des Endgliedes
des letzteren. Der vierte Finger hat bald die Länge des Zeigefingers, bald ist
er um wenige Bruchtheile eines Centimeters kürzer als jener. (Vergl. Taf. V, Fig. 1
und auch den hier beifolgenden, nach dem einen Hamburger Exemplare angefertigten
Holzschnitt No. IV ) .2 Der kleine Finger ist um etwas mehr als die Länge des Endgliedes
des TV. Fingers kürzer als letzterer. Die Dorsalflächen der Glieder des III. und IV. Fingers
1 Auch G. St. Hilaire 1. s. c. PI. IV.
Leider sind die jedenfalls in der Todtenstarre gekrümmt gewesenen Finger des Hamburger Thieres
in unvortheilhafter Stellung photographirt worden. Vergl. ferner G. St. Hilaire 1. c. PI. IV. Dagegen ist
das Grössenverhältniss des II. und des IV. Fingers an PI. I derselben Arbeit (linke Hand) und ebenso auf
PI. V des OwEN’schen Memoir nicht deutlich zu ersehen. Die von A. Ecker veröffentlichte Abbildung einer
Gorillahand [nach einem Gypsabgusse von Schmidt in Offenbach (Archiv f. Anthropologie, VIII. Band, S. 69,
9)1 ist ihren gesammten Verhältnissen gemäss unrichtig. Mir ist unklar, nach welcher Art von Präparaten
Schmidt seine mir wohlbekannten Abgüsse genommen hat. Weit brauchbarer ist der von J. Wickers-
heimer in Berlin genommene Abguss < der linken Hand vom N’Pungu (des Berliner Aquariums). Leider
erlaubte auch hier die Todtenstarre eine völlige Extension der Finger n icht. Uebrigens aber ist die ser
Abgus s ganz vortrefflich gerathen.