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scliwülstdge Darstellungsweise und daheim in Ateliers von zweifelhafter Bedeutung zusammengesetzte
(übrigens sehr mangelhafte) Illustrationen nicht nur einen grossen Eindruck auf die
halbgebildeten Massen hervorbrachten, sondern selbst einer Anzahl von Gelehrten imponiren
konnten. W. R e ad e 1 nach eigener Anschauung und A. E. B rehm 2 aus eigener Empfindung
haben nun die vielen sensationellen Mittheilungen Du Ch a il l u ’s , über die Naturgeschichte
des Gorilla in seinem Freileben und die angeblich von dem Reisenden erlebten
abenteuerreichen Jagden einer kritischen Beleuchtung unterzogen, welche zum Theil scharf,
aber, unserem Gefühle nach, auch sehr g er ech t ausgefallen ist.
R. B u r to n schrieb 1876 ein zweibändiges, schön gedrucktes Werk über das
„G o r illa -L a n d " ,3 in welchem aber möglichst Weniges und möglichst Unbedeutendes
über den Anthropomorphen, von dem das Buch den Titel erborgt hat, zu lesen ist.
Seit etwa vier Jahren durchstreift ein früherer preussischer Gutsbesitzer, Herr H ugo
v o n K o p p e n f e l s , die Gorilla-Gebiete. Dieser bescheidene, aber schneidige Mann, welcher
wirklich persönlich auf Gorillas Jagd gemacht, welcher deren w irk lich e r le g t hat, erwarb
ein werthvolles wissenschaftliches Material über das Thier, welches z. Z. in verschiedenen
öffentlichen Sammlungen zerstreut steht, dem Schreiber dieses aber meist zu freier Verfügung
gestanden hat. In Briefen privater Natur machte uns Herr v. K o p p e n f e l s einige
interessante Mittheilungen über das Leben des Gorilla in dessen heimathlichen Wäldern.
Später hat derselbe Reisende unter Mithülfe des auch als Schriftsteller bewährten, talentvollen
Thiermalers H. L e u t emann nach seinen persönlichen Wahrnehmungen in der „Gartenlaube"
1877, No. 25 eine lebhafte Schilderung der Gorillajagd publicirt.
Während der Marquis A l fr e d d e Com p ieg n e in seinem 1 8 7 5 erschienenen Werkchen
nur wenig über den Gorilla zu sagen gewusst hat,4 verdanken wir den von der Deutschafrikanischen
Gesellschaft ausgesendeten Reisenden L e n z , G ü s s f e l d t , F a l k e n s t e in
und P e c h u e l - L ö sch e werthvolle Notizen über jenen Gegenstand. Es ist ferner zu
hoffen, dass die g eg enw ä r tig wieder in Westafrika weilenden Herren v. K o p p e n f e l s
und anderen Reisenden das Ihrige thun können, um die Naturgeschichte des sonderbaren
Thieres weiter aufzuklären.
Lebende Gorillas sind den Reisenden bis jetzt selten in die Hände gefallen. Du
Ch a il l u beschrieb die von ihm erworbenen lebend en Specimina als höchst unb än d ig e
Thiere. Wohl mag die Aufregung eines solchen auf frischer That erwischten, der älterlichen
Pflege enthobenen und in fremde Umgebung versetzten Geschöpfes eine anfänglich recht
bedeutende sein. Dass sich indessen diese Furie zu besänftigen vermöge, lehrt uns das
Folgende.
Dr. F r a n q u e t kaufte am Gabon ein junges, etwa fünfjähriges Weibchen, Admiral
P e n a u d ein ca. 2—3 Jahr altes Exemplar (wohl männlichen Geschlechtes). Nach dem
1 Savage Africa: being the narrative of a tour in Equatorial, South-Western, and North-Western
Africa etc. London 1863.
2 Illustrirtes Thierleben. I. Bd. S. 16 ff. II. Aufl. S. 60 ff.!
3 Two trips to Gorilla land and the cataracts of the Congo. London. 1876. 8.
4 L’Afrique Equatoriale, Paris 1875, Gabonais, p. 260.
Cadaver des letzterwähnten Exemplare's hat T e e r e il die schönen Daguerreotypen aufgenommen,
welche G e o f f r o y S a in t -H il a ir e in so trefflicher Weise auf den Stein
übertragen liess.1 Die von Du Ch a il l u auf seinen Reisen erworbenen zahlreichen
B ä lg e , S k e le te und S ch ä d e l sind an verschiedene Museen gelangt und auch zum
Theü schon beschrieben worden.1 2 Ueber die von S a v a g e , W il so n und F ord herbeigeschafften
Materialien wurden bereits früher mehrere Arbeiten veröffentlicht, in denen
auch viele an a tom isch e D e ta ils enthalten sind.3 Im Jahre 1853 legte D u v e r n o y der
Pariser Akademie der Wissenschaften das erste seiner Mémoires über die „ caractères
anatomiques des grands singes pseudo-anthropomorphes" vor. Diese durch viele Tafeln
illustrirten Arbeiten wurden im VTH. Bande der Archives du Muséum d Histoire Naturelle
abgedruckt. Ihnen folgte im X. Bande desselben Werkes Is. G e o f f r o y S t . H il a ir e ’s
hier von mir so häufig oitirte Arbeit. Im Jahre 1857 erschienen osteologische Bemerkungen
über den G o r illa in den zoologischen Schriften D ahlbom’s . 4 Kleinere Abhandlungen
über das G o r illa -S k e le t sind von J o u a n in den Mémoires de la Société
impériale dés sciencesnaturelles de Cherbourg, T. IX, p. 329, von H e c k e l in der Reime
d’Anthropologie 1876 p. 1, von F low er in den Medical Times 1872 gegeben worden etc.
I s s e l und G ig l io l i flochten ihren zoologisch-zootomischen Arbeiten über den Chim-
panse mancherlei Bemerkungen auch über den G o r illa ein.5
Auch in Deutschland hat man seit einiger Zeit begonnen, der Naturgeschichte des
G o r illa volle Aufmerksamkeit zu widmen. Dies bezeugen u. A. die ausführliche cra-
niologische Arbeit T h . v . B isch o f f ’s, 6 die Abhandlung Ca r l A e b y ’s über die Schädelform
des Menschen und der Affen (Leipzig 1867), C. V ogt’s Vorlesungen über den
Menschen (Giessen 1863), L u c a e ’s Essay über Hand und Fuss (Frankfurt a/M. 1866),
1 Description des mammifères nouveaux ou imparfaitement connus de la collection du Muséum d’Histoire
naturelle etc. IV Mémoire, PI. VII, Fig. 1, 2; Archiv, du Muséum t. X.
2 U. A. von Jeffries Wyman in Proceedings of the Boston Society of Natural History, 1860. In Cap.
XXII von Du Chaillu’s : Adventures and explorations. H. G. R. Reichenbach: Die vollständigste Naturgeschichte
der Affen. Dresden und Leipzig, S. 196 (kritisch, zum Theil sehr brauchbar) etc.
3 A description of the external characters and habits of Troglodytes Gorilla by Thom. Savage and of
the osteology of the same by Jeffries Wyman. Proceed, of the Boston Society of Natural History, t. X,
p. 417, 1847. Owen in: Proceedings of the Zoological Society of London, 1848 p. 27. Osteological contributions
to the natural history of the Chimpanzees (Troglodytes, Geoffr.), including the description of the skull
of a large species (Troglodytes Gorilla Savage). Transactions, of thé Zoological Society of London vol. I ll,
part. VI, p. 381 ff., 1849.
Weitere Abhandlungen von Owen: Description'of the cranium of an adult male Gorilla from the river
Danger, indicative of a variety of the great Chimpanzee (Troglodytes Gorilla). Transactions of the Zoologie.
Society of London vol. IV, part. I l l, p. 75, 1853. Artikel Teeth in Todd and Bowman Cyclopaedia of anatomy
and physiology, vol. IV, part. II, p. 918 ff. — Lectures of the comparative anatomy and physiology of
the vertebrata. London 1866—68. vol. 'III.'
4 Zoologiska studier. Andra Haftet, Lund 1857. Med Tailor.
6 Desorizione di una scimmia antropomorfa proveniente dalP Africa centrale per A. Issel. (Annali del
Museo Civico di Genova etc. vol. I. p. 53 etc.) Studii craniologici sui Cimpanzé etc. di Enrico Hillyer
Giglioli. (Das. vol. III. p. 3 etcX' V,
0 Ueber die Verschiedenheit in der Schädelbildung des Gorilla, Chimpanse und Orang-Utan vorzüglich
nach Geschlecht und Alter, nebst einer Bemerkung über die DARWiN’sche Theorie. München 1867.