Zu ilieeen Entdeckungen gehörten vor allen die der reeicula germinativa von P u r k i n j e und die <
Joh. Evangelista Purkinye.
mir gewährte, ereignete eich folgender Umstund, der den Charakter R u d o l p h ! ' « in ein recht deutliches
Licht steill. In llaoiburg kamen frische Blutkörperchen, damals ülutkügelchen genannl, zur mikroscopi-
Karl Ernst v. Baer.
Veaicula germinativa.
Zur Zeit al» ich in Berlin studirtc vom J a h r e 1816—1821 wurde die Anatomie von K n a p e und von
R u d o i p h i gelehrt. Bei K n a p e habe ich anatomische Vorlesungen nicht gehörl. Mein Lehrer in der
Anatomie »iir K a r l A s m u n d K u d o l p h i , seiner Zeit an der ersten deutschen (preussischenl Universität,
Hüter den grossen Männern, welche die Universität zierten, der Hervorragendste von Allen, durch die
Klarheit, den Glanz und die Gründlichkeit seiner Vorträge. R u d o i p h i erkannte die Mängel in der
Bearbeitung der Anatomie vollständig an. Dies gilt namentlich in Betrefl des Gebrauchs des Mikrosci>]>s.
R u d o i p h i suchte den letzteren zur weiteren allgemeineren Anwendung zu bringen. Er mikroscupirtc
täglich, wenn er zu Hause war. Seine schönen entozoologischeii Werke beruhen fast ausschliesslich
auf mikroscopischen Untersuchungen. Die wenigen an« jener Zeit noch leheuden Forscher
werden sich der Ziigänglichkeit R u d o l p h i ' s für jedes wahre wissunschuniiche Streben erinnern. Auf
Reisen führte R u d o i p h i sein Mikroscop mit eich, und wo ein Rasttag gcmacht wurde und sich Gelegenheit
zu mikroscopischen Untersuchungen fand, wurde mikroscopirt. Auf einer vierwöchentiichen Reise
durch das nördliche Deutschland, auf der ich das Glück hatte R u d o l p h i ' s «egleiter zu sein, welches er
sehen Betrachtung. R u d o i p h i Hess mich an allen diesen Untersuchungen Theil nehmen und gab mir die
Anleitung, sie selbst führen zu können. Ich konnte die Beschaffenheit der Blutkörperchen nicht so finden,
wie R u d o i p h i es mir gesagt hatte; da erwiderte R u d o i p h i : „JH! Sie haben Recht; aber das Präparat
hat sich inzwischen verändert," und er legte mir ein frisches Präparat vor. Aber zum zweiten und dritten
Mal wiederholte sich meine abweichende Erklärung. Rudolph! legte mir ein viertes Präparat vor ond
ich äusserte nun, dass ich es so sähe, wie es mir VUD ihm auseinander gesetzt worden. Da lächcite mein
unvergcssticher Lehrer und sagte: „Ihre ersten Erklärungen waren richtig, ihre letzte war es nicht; denn
das letzte Präparat wur nicht mehr dasselbe, wie die drei ersten. Sie haben Ihre letzte Erklärung nur
aua Gefälligkeit gegen mich gemacht." So verhielt es sich in der That, denn ich fürchtete durch fortgesetzten
Widerspruch meinen hochverehrten'Lehrer zu beleidigen. — Auf R u d o l p h i ' s Benehmen gegen
mich hatte dieser Vorfall nicht den geringsten Eintluas, Er blieb bis an'a Ende seines Lebens (1S31) mein
unveränderlicher Freund, wie er es von Anfang au gewesen war. Ungeachtet der Bemühungen R u d o l p h i 's
gelang es ihm noch nicht sofort, die Existenz und Bedeutung der Blutkörperchen zur allgemeinen Aner