übernachten Bei 16 ©rab Äätte unb naffen Kleibern, bie fd^ott ju ©iS*
panzern erftarrt maren? konnten wir auch nur baS Seben friften, bis
bie Sonne aufging? Stehim Slit üerfdjminbet im S)unfel, um nach
SSrenuftoffen zu jucken, aber er fommt mit leeren ^änben juritcf. $u
meiner greube finbe id), baff mein ßigarettenetui unb bie @treic^f)ölger
nod) brauchbar finb; id) Ejatte nur bis. zur 33ruft im SBaffer geftanben,
aud) als bie leiste Sturzmeße ein übriges getan hätte, um mich üöflig
ju burdjnäffen. 3d) ¿iinbe alfo eine 3 i9a£ette an unb gebe Stehim 9lli
aud) eine, um fid) bamit 31t beleben.
„@ibt eS benn ijtcr gar nidjts, maS mir berbrennen fönnen? Sa,
halt, mir ijabert bod) bie £>olzroße ber Sotleine unb ben Stahmen, morin
bie Stoße Befeftigt ift. §ol fie fofort her."
Unbarmherzig ^erbrechen mir bieS SJteifterftüd ber Scijreinerfunft
SJtuhameb SfaS unb gerftüdeln bann mit unferen SJteffern ben Nahmen; bie
naffen Späne legen mir beifeite, bie inneren trodnen Stippen benutzen mir
als SBrennholz- Sie bilben ein ganz minjigeS Häuflein. Stur ein paar auf
einmal bürfen geopfert merben, unb mit fpitfe einiger toeifsen Slätter aus
meinem Stotijbuche bringe ich fi® Zum SBrennen. Unfer geuet ift Eiein
unb unanfefmlid), märmt aber herrlich, unb unfere fpänbe tauen mieber
auf. Sicht über bas geuer gebeugt fi|en mir ba unb unterhalten eS
mit ber größten Sparfamfeit, nur bann unb mann einen Span auf*
legenb. Sdj ziehe mich aus, um mein $eug auSjumringen unb notbürftig
ju trodnen; Stehim Slli trodnet meinen Ulfter, ber meine Hoffnung für
bie Stacht ift; ber ißelj mirb preisgegeben. SBie lange ift eS noch bi^ jum
ÜJtorgengrauen? 21d), noch mehrere Stunben! Sie Stoße unb bie Äurbel
haben mir noch in Steferoe, aber lange fann biefer fleine fpolzüorrat nicht
oorhalten, unb ich fehe mit Seben bem Slugenblid entgegen, ba bie Äätte
uns jmingen mirb, auch ben SJtaft unb bie Sänle ju opfern. Sie SJti*
nuten üerftreidjen fo langfam; mir reben nici)t tiiel miteinanber, mir fehnen
uns nur nach ber Sonne. SSenn nur erft unfer 3eug notbürftig troden
ift, iönnen mir in ber Schöpffeße SBaffer fochen, um etmaS SBarmeS in
ben Seib ju beiommen.
llnb boch hätten mir aßen ©runb, uns barüber ju freuen, bah mir
noch fo gut baüongefommen maren. Stie merbe ich ben Safe Sighten,
SBellbpS unb SeafpS See üergeffen! ©r hätte unS mehrere Sage ©e*
feßfdhaft geleiftet, fein Stranb hätte uns fieben ißferbe genommen unb
unfere gremtbe mit ber lebten ißoft heimziehen fehen. Strafßenb fci)ön
mar biefer See oor uns erfdiienen, in heßen» leichten fjueßentönen,
aber auch pechfchmarj mie ein ©rab in ben Slrmen ber Stacht,
fpiegelnb unb blanf ^aite er in glühenbem Sontmerfonnenfchein
bageiegen; aber er hätte unS auch bie ßäfme gezeigt, blenbenb meifje
Schaum* unb Spripmafferahne; oor furzent maren mir auf feinen un*
befannten Siefen üon friftaßheßem, lenz grünem SBaffer in ber Sonnen*
hi|e faft gebraten morben; je^t maren mir an feinem Ufer brauf unb
bran in fdhneibenber Sßinterfälte zu erfrieren; üorhin hätte er fo ftiß
bagelegen, bah man faum ju fprecpen gemagt, um bie friebliche Stuhe
nicht ju ftören, je|t tobte er in ungezügelter SBut! Seine Ufer hätten
uns ©raS, öueßmaffer unb geuerungSmaterial gefpenbet, aber ben nächt*
liefen Seglern mar ber See faft grenzenlos erfdjienen; baS Dftufer hatte
fid) ben ganzen Sag hmburch oor unS zurüdgezogen, mir hätten bie
Sonne auffteigen, finfen unb. in einem SJteer üon ißurpur unb Stämmen
untergehen, fogar ben SJtonb feine furze Sahn burchmeffen fehen, ehe mir
unfer 8 iet erreichten, mo bie Sranbung bonnerte unb unS in ihre nah*
falten Slrme fd^loh- ®ine grohartige Segelfahrt hätten mir in bem
Keinen ßeugboot gemalt, abmechflungSreidj unb aufregenb; breimal
hatte unfer Seben an einem fpaar gehangen, als mir an ben faitbigen
Sanbzungen beinahe auf ©runb gelaufen maren; benn mären mir ba ge*
fentert, fo hätten mir baS Sanb mohl faum erreicht, ehe unfere §änbe
an ben StettungSringen in bem eisfalten Söaffer erlahmten. Sßunber*
barer See! Stur bie S)afS, bie Söilbefel unb bie Slntilopen finben eine
g-reiftatt an beinen Ufern; nur ©letfdjer, girnfelber unb bie emigen Sterne
fpiegeln fich in beiner SBafferflädje, unb beine Stiße unterbrechen nur
beine eigenen SBeßenlieber unb bie fiegeSfrofjen SriegShpmnen, bie ber
SBeftfturm auf beinen Saiten üon fmaragbgrünem SBaffer fpielt!
Sod) je^t maren mir noch am Seben unb mit uuüerfehrten ©liebem
am Sanbe, fehnten unS nur nach ^em SJtorgengrauen, fnappten mit bem
geuer unb fpeiften eS nur bann unb mann mit einem neuen Span, um
fein @rlöfd)en zu üerhinbern. SSon Schlaf burfte feine Siebe fein, bann
mären mir erfroren. SJtanchmal nidten mir einen Slugenblid ein, mährenb
mir fo üor ber fladernben flamme niebergehodt bafahen, unb Stehirn Slli
fummte gelegentlich ein Siebdjen, bamit bie ßeit fdjneßer üergehen foßte.
@6en benfe ich gerabe barüber nach, mie mir je|t mohl ein ©las
heifjen SeeS fchmeden mürbe, als Stehim Slli zufammenfährt unb auSruft:
„Sin geuer in ber f5£rJte!"
„SBo?" frage ich e*n toettig ungläubig.
,,Sort, im Storben, am Ufer", antmortet er unb zeigt auf einen
fchmadj leuchtenben ißunft. .
„S a S ift ein Stern", fage id), nachbem ich baS nächtliche Sunfel
eine SBeile mit bem gernglafe burchfucht häbe.
„Stein, eS ift bieSfeit beS S3ergfamnteS."