2)ieS mar mein Einzug in Schigatfe, unb bieS meine erften Er*
fahrungen bort. Seine Sa|e hatte mich gefjinbert, leine Neugierigen
Ratten ficE) auf ben Straffen gebrängt, um uns anjugaffen. Nun aber,
ba mir uns in ber .Stabt fcEion häuslich eitigericEjtet Ratten, erregte nnfere
Shtmefenijeit im Drte fo allgemeine Nermmtberung, als ob mir birelt »om
Himmel heruntergepursett feien! ®afj biefer S tre if ganj ohne mein 3 U=
tun ober SSerbienft fo gut gegtiictt mar, baS beruhte auf gemiffen „Um*
ftänben". §Iabf^e Xfering t)atte mich auS uns unertiärlicEjen ©rünben
burcfjgetafien unb un§ felber ben Sacf, in bem er uns gefangen gehabt,
mieber geöffnet. 2)ie Häuptlinge aber, bie {üblich oom Ngangtfe=tfo
moimten, Ratten mot)t gebaut: „SBenn ber (Statthalter oon Nattfang fie
paffieren lä^t, fönnen mir fie nidjt an!) alten." (Sin ©lücf für mich *uar
e§ auch, bafi einige biefer Häuptlinge fict) jum NeujahrSfeft nach Xafdji*
lunpo begeben hatten, unb baff mir felber, als mir auf bie grofje Sanb*
ftraffe tarnen, unter ben übrigen pilgern oerfchmanben. ®enn mährenb
ber NeujahrStage gleichen bie Xibeter baljenben 2iuerhäf)nen, bie meber
hören, noch fehen! Unb fchlie&Iich mar ich, ber einzige Europäer ber
Saramane, erft in bie Stabt eingefchiicheu, als bie Nacht fchon ihren
buntetn Schleier über ber Erbe ausgebreitet hatte (Stbb. 104).
Vierunb3wan3igftes Kapitel.
Das Heujabrsfeft.
ufjer ben allmonatlichen geften hat bie lamaiftifcEie fircpe üier groffe
4 X SahreSfefte, unb baS größte unter ihnen ift ba§ NeujahrSfeft, baS
Sofar, ba§ jur Erinnerung an Schatpa SJtuni NubbhaS Sieg über bie
fech§ Srrlehren, ben Sieg ber mahren Neligion über ben Unglauben, ge*
feiert mirb. Es fällt ftets auf ben Anfang beS gebruarS unb ift baher
auch ein geft beS grühtingS unb be§ SicE)te§, an bem bie Sinber
SSubbhaS bie Nüdttehr ber Sonne, ben Sieg ber junehmenben Xage über
baS mütterliche Xuniel, baS Slbjiehen ber Sälte, baS Ermadjen beS SebenS
unb ber ieimenben Saat aus bem SBinterfchlaf unb baS Herannahen
beS Sen^eS begrüben, unb an bem linbe Süfte, bie Herolbe einer märrne*
ren, heitreren SahreSjeit, auf allen Xempelbächern bie SBimpel flattern
laffen. ®aS Sofar ift baher ein aufferorbentlich populäres geft, baS
ganje 15 Xage lang ben Xagelöhner oon feiner Arbeit abjieht, ben
Hirten oon feinen g)ats unb ben Saufmann oon feinem Sabentifdj,
eine Seit ber greube unb Suft, ber Sdhmaufereien unb ber Xänje, eine
Seit ber Befudje unb ©egenbefudhe, ber ©efchente unb ©egengefchenfe,
in ber bie HäuSlichfeiten unb bie Xempel gepult unb gefegt unb bie beften
©emänber unb Schmudfachen auS ben Xruhen heroorgeholt merben, in ber
man fidh im greunbeStreiS in feiner eigenen Santmer betrinft, um bann
in untermürfiger 21nbac£)t oor ben ©ötterftatuen in buntein Xempelfälen
bie Nafe auf bem SBoben breit ju brüden —' in ber man meit ben
getommenen ©äften jmeibeutige Slnefboten unb tolle Näubergefd)icE)ten er*
jählt, bie oom Schnurren ber ©ebetmühlen begleitet unb oon ber emigen
SCßahrheit „Om mani padme hum" oft unterbrochen merben.
$u ben großen Xempelfeften haben alle Sutritt; man macht teinen
Unterfchieb jmifdjen ©eiftlicEjen unb Saien, ÜNöndjen unb Nomaben,
Neiden unb Sinnen, SNännern unb grauen, ©reifen unb Sinbern; man
fieht baS in Sumpen gehüllte Settelmeib neben einer mit Ebelfteinen
überfäten HerJD9^* ® a§ ß °iar ^ e*n geft beS ganzen SSolfeS, ein