ißantfehen Sftiitpotfdje bittet Sie borliebgunehmen!" ©erabe begeguete idj
feinen Slugen, icfj erfjob mich itnb macljte eine Verbeugung, itnb er niefte
mir freitnbtic^ lädjeinb gu. SlKeS, was bon ben ©rfrijdptngen übrig blieb,
unb baS mar nicht wenig, würbe meinen ^Begleitern gefdjenft.
Se^t beginnen bie religiösen Zeremonien. Ser Safd)i=Sama nimmt
bie SRitra ab unb reicht fie einem bienenben Vruber. Stile weltlidjen
^erren auf ber offenen Plattform nehmen nun ebenfalls fofort itjre ¿haut»
pignonäf>n!idE>eit .\>iitc ab. Zwei Sänger mit unheimlichen SDtaSfen, in
bunten ©eibengewänbern mit weiten, offenen Slrmeln treten aus bent ge»
öffneten Vorgang ber unteren ©aterie heraus unb taugen auf bem |)of
einen tangfamen, ireifenben Sang. Sarauf wirb ber ©rofjlama oon ben
elf bornehmften Fahnen in Safd)i=lunpo begrübt; jebeS ©ötterbitb tjat
feine F ahbe, imb jebe Fahne repräfentiert atfo einen ©ott ber reichhaltigen
lamaiftifchen SDRtjtEjoiogie, aber nur bie gaijnen ber elf §auptgötter werben
oorgefütjrt. SaS F ahnentuch ift quabratifd), aber bon feinen freien brei
©eiten gehen anberSfarbige Sappen ober Vänber in rechtem SBinfel aus;
ba finb weifje F ahttett mit blauen Sappen; blaue f^apnen mit roten
'•Säubern, rote mit blauen, gelbe mit roten Sappen ufw. Sie F ahne ift
auf bie gewöhnliche Sßeife an einer hohen, angeftrichenen ©tange befeftigt,
um bie fie gewiefett ift, wenn ein oerEieibeter Sama fie herau^bringt.
(Sr fchreitet feiertief) einher, bleibt mitten oor ber Soge beS Safcf)i=Sama
ftehen, hält mit fpilfe eines gweiten Sama bie ©tange in horigontaler
Sage unb wiefett baS Fahnentuch ab, worauf baS göttliche ©innbitb ber»
mittetft einer Srüde aufgerichtet wirb unb ben ©rofjlatna begrübt. Saun
wirb eS wieber gefenit, baS Fahnentuch aufgeroKt, unb bie Fahoenftangc
wirb, auf bie Sichfei beS SrägerS gelehnt, burd) eine Pforte, bie unter
meinem S3al!on liegt, hiitauSgetragen. ©benfo wirb mit ati ben anberen
Fahnen berfahren, unb bei jeber neuen, bie fid) entfaltet, fteigt aus ber
VollSmenge ein gebämpfteS, anbädjtigeS ©emitrmei auf.
üRact) einer Jürgen ißaufe ertönen wieber ißofaunenftöfje, unb nun er»
fcheinen einige SamaS mit weiten SRaSfen unb weiten ©ewänbern, Ipe»
rolbe einer ißrogeffion bon äRöndjen, bie jeber irgenbeinen gotteSbieuft»
liehen ©egenftanb beS S3ubbhi§muS. tragen, heilige Sempelgefäjje, golbeue
©djaten unb Sßedjer, SBeihrauchfäffer bon ©olb, bie in ihren Setten
fchaufetn unb aus benen wohlriechenbe dtauchiuotfen auffteigen. ©iuige
biefer SERöncfje treten in fparnifd) unb Lüftung auf; brei maSJierte SamaS
finfen unter ber Saft ihrer aufjerorbentlich Joftbareit ©ewänber bon roter,
blauer unb gelber gotbgeftiiter ©eibe beinahe gufammen. hinter ihnen
werben fedjS mit SReffing befcEjiagene, über 3 SReter lange Supfer»
pofaunen getragen; fie finb fo fdjwer, bafj ihr ©djalltrichter bon einem
SRobigenJnaben mit ber ©djulter geftüfet werben muh- Shnen folgt eine
©ruppe giötenfpieler (SIbb. 113), unb bann tommen biergig phantaftifch,
bunt unb foftbar gefteibete üRänner, bie ihre auf einer gefd)ni|teu
©tange hod» in bie Suft erhobene unb bertifai gehaltene Srommel mit
einem fdjmanenhalsähnlichen Srommelfchtäget bearbeiten (Sibb. 114). Run
erfc^einen bie Zimbeln, bie.taltfeft unb geltenb in ben §änben ber in rote
©eibe getleibeten äRöndje fdjmettern. Raltfdjen, „ber grofje ©chwarge",
hiefj ein toftümierter SRönd), ber eine ©lode in ber fpanb trug. Unten
an ber fteinernen Sreppe ift ber §of mit Seppidjen belegt, bie ein Ouabrat
bilben. Sort Iaht fid) bie Sirdjenmufif nieber, bie biergig Srommein wer»
ben einanber parallel gehalten, ebenfo bie ißofaunen, bie fich j eht fch^äg
gegen baS Sßflafter. neigen, .SaS gange SCRufitforpS trägt gelbe SRitren, bie
ber SCRitra beS ©rofjlama ähneln. Srei SRöndje oon h°^eni jfManq treten
auf bie ©alerie heraus, bie an ber Jürgen ©eite beS §ofeS unmittel*
bar über bem ©djaupiah liegt. Sie tragen gelbe ©ewänber unb gelbe
SRitren unb Jlingeln oon Zeit gu Zeit mit SReffinggloden, bie fie in ber
§anb halten. Seber oon ihnen ift, wie man mir fagt, baS Oberhaupt
üou taufenb SRönchen; nur brei finb anwefenb, ber bierte war erlranit.
Safchidunpo hat gegenwärtig 3800 SRöndje!
Ser Vorhang oben an ber fteinernen Sreppe öffnet fich, unb eine
maSJierte ©eftalt, SIrgham genannt, tritt mit einer ©djale boü Ziegen»
blut in ber fjjanb heraus. @r hält fie mit auSgeftredtem SIrm wage»
recht, währenb er einen mpftifchen Runbtang ausführt; auf einmal giefjt
er baS Vlut über bie Sreppenftufen. Veibe Slrme auSgeftredt unb bie
©dhale umgeJehrt haitenb, tangt er weiter, währenb einige bienenbe Vrüber
herbeieilen, um baS S3lut aufguwifcfjen. Ohue Zweifel ift biefe Zeremonie
noch ein Überbleibfel auS ber Zeit, als in Sibet noch tue urfprünglidje
S3on=Religion herrfdjte, bebor ber inbifdje SRöndj ißabmafambhaba im
8. Sahrljunbert n. ©hr. burd) ©infiihrung beS VubblfiSmuS in Sibet
ben erften Slnlauf gur Vegritnbung beS SamaiSmuS nahm. Senn ber
SamaiSmuS ift nur eine SIbart beS reinen VubbhiSmuS unb hat unter
einer äußeren ißolitur bubbhiftifcher ©pmboIiJ eine SRenge fchiwaitifdjer
©lemente aufgenommen unb auch ben Stberglauben, ber fich währenb ber
oorbubbhiftifchen Zeit in wiiben, fanatifchen Seufelstängen, Zeremonien
unb Opfern auSfprad), beibehalten. Ser-Zwed jener Zeremonien war
bie Vefdjwörung, Verjagung unb Verföijnung ber mächtigen Sämonen,
bie über alles in ber Suft, auf ber ©rbe unb im SBaffer herrfdheit
unb beren eingige SJufgabe es ift, bie SRenfehenfinber gu peinigen, gu
quälen unb gu berfolgen. SamaiS würben ber SriegSgott unb bie Sä»
monen auch burd) SRenfdjenopfer milbe geftimmt; unb bie Zeremonie,