Srugub (Slbb. 42) liegt nur 3900 «Dieter ßocß, unb auf ber Mtrgen
©trede big San ife ftiegen mir aucß nur 91 «Dieter; non ba an aber
ge^t e§ langfam mieber bergauf, bis man fcßließlicß auf bie großen offenen
,§od)ebcnen gelangt-, mo bie §ößenunterfd)tebe mäßrenb beS monatelangen
»orrüdenS bio§ unbebeutenb medßfeln. Oberhalb Sanife ergebt fidj im
$intergrunb ein mäcßtiger, fcßön gemeißelter «öergftod; auf feinen beiben
©etten gäßnen tiefe Säler; burcß baS füblicße geßt ein 2Beg nacß ©artof,
ben icß fpäter lennen lernen fottte, burd) baS nörbiicße aber bie Straße
nacß SRuglib, auf ber icß fcßon früßet marfcßiert mar; biefe fottte icß nun
mieberfeßen unb jmei Sagereifen lang auf «Kegen gießen, bie mir moßi=
beiannt maren.
Ser Sattlfefluß ift giemiidß mafferreicß; mir überfcßritten ißit an
einer breiten, feicßten ©teüe, mo baS ©efäffe feßr fdßmacß ift; baS
SBaffer ift faft gang Mar, oon blaugrüner garbe unb gleitet lautlos
mie 01 über ben KieSgrunb beS «SetteS ßin. Sag gange Sorf mar auf
ben «Seinen unb faß gu, mie mein Belt anfgefcßlagen mürbe in bem
Meinen ©ebüfdß einiger SSeiben, bie entfcßloffen ben Kampf mit ber
ßoßen Sage unb bem raußen Klima aufgenommen ßatten. Sieg maren
aber aucß bie lebten SBäume, bie mir mäßrenb beS näcßften ßalben SaßreS
gu feßen belamen.
Sn S an ife rafteten mir einen Sag unb fcßloffen mit ben «Diännern
ab, bie mit ißren breißig gemieteten «ßferben marteten. Sluf ben erften
Sagemarfcßen macßt man ftetS atterlei ©rfaßrungen, unb audß jeßt blieb
nocß biefeS unb jeneS abguänbern. @o ftettte «Diußameb Sfa für bie
Karamanenleute ein großes tibetifcßeS Belt mit breiter «Raudßfpalte auf
bem Sacße ßer. DtingS um ben inneren geltranb fottten bie «ßrooiant»
fäde einen S M gum ©cßuß gegen ben SBinb bilben unb bort felbft
oor Siegen gefdßüßt fein. Slußerbem mürbe geröfteteS «Dießl, ©emürg
unb Sabal für bie Seute getauft, bagu alle ©erfte, bie in ber ©egenb
gu ßaben mar. Sie Häuptlinge oon Sanffe unb «ßobrang (Slbb. 44)
erboten ficß, uns einige Sage gum Vergnügen gu begleiten, um aufgu»
paffen, baß alles gut geße.
©pät am Slbenb erßettten flammenbe geuer in «Diußameb SfnS
Säger bie ©egenb, unb bie lärmenbe «Diufil Mang frößlidßer als je. Sie
Karamanenleute naßmen mit einem ©cßmaufe Slbfcßieb oon ber „¿¡iöili»
fation" unb ßatten bie Sorfßonoratioren unb Sängerinnen gu See unb
©efang geloben. ©S ging babei redßt ßeiter gu; baS ©erftenbier „Sfcßang",
ein «Rationalgetränl SabafS, bracßte ©äfte unb SSirte in frößlicße ©tim»
mung, unb nodß als icß einfcßlief, ßörte icß ^rauengefang, glötentöne
unb ©adpfeifermelobien Oon ben 33ergmänben miberßatten.
Slm 21. Sluguft feßten mir uns mieber in Semegung; bei unferem
Slbgug mar gang Sanife auf ben Seinen, außerbem nocß bie ©ingeborenen,
bie ficß aus ben «Racßbarbörfern gefammelt ßatten, unb alle riefen unS
nun gang freunbticß ein teßteS „Sfcßole" unb „©tüdlicße «Reife“ gu.
Hier begann icß baS erfte Kartenblatt gu geicßnen unb bamit eine
Slrbeit, bie nun länger als groei Saßre meine Slufmerlfamleit angefpannt
auf jeben Kilometer be§ gurüdgelegten SßegeS unb auf atteS ricßten fottte,
maS fiel) oon meiner tttoute aus beobacßten ließ, gugleicß begann baS
Sammeln oon ©efteinproben; fpanbftüd «Rr. 1 mar bon friftattinifdßem
anfteßenbem ©dßiefer, mäßrenb ber Salboben nocß immer mit großen unb
Meinen ©ranitblöden bebedt mar.
SBir ließen baS Meine SanffeMofter auf feinem g-elfenoorfprung linfs
liegen unb ßielten uns oon jeßt ab auf ber recßten ©eite beS «Dtuglib»
bacßeS, balb am guß beS SergftodeS unb an feinen ©cßuttlegeln oor»
bei, balb über beutlicß erlennbare ©eröttterraffen, balb mieber längs beS
SSacßuferS, mo ficß ßier unb bort eine SBiefe en miniature auSbeßnt.
Srn Salleffel bei ÜRuglib bagegen ift gutes, üppiges SßeibegraS; bicßt
am 93adß finb bie SBiefen fumpftg unb tüdifcß, aber meiter oben ift
ber S3oben fanbig unb fogar Sifteln lommen gmifcßen bem ©rafe oor,
baS in Dtafenbüfcßeln ben Söoben bebedt.
Hier meibeten unfere 130 Siere, bie in aller ©ile beficßtigt mürben.
Sonant Sfering mußte tttecßenfcßaft ablegen über fein SSogtamt, baS er
trefflicß oermaltet ßatte. Unfere «Diaulefel faßen nun, nacßbem fie fünf
Sage lang im freien auf ben SBiefen oon SRuglib gegraft ßatten, fett
unb rttnblicß aus. SDtein Säger mar jeßt gum erftenmal oottftänbig
beifammen unb naßm ficß mit feinen oier ßelten unb feinen oielen
©ruppen ber um oerfdßiebene geuer fißenben SRänner recßt ftattlicß
aus. Überall ßört man ißferbe mießern unb ©fei fcßreien, bie «Diämter
neßmen ißnen bie ißadfättel ab, um nadßgufeßen, ob beren Unterfeite audß
glatt ift unb leine SEBunben fdßeuern lann, bie Siere merben geftriegelt
unb gefüttert, ißre §ufe merben unterfudßt unb frifdß befcßlagen, menu
bie alten Hufeifen auf bem bisßerigen fteinigen ©elänbe abgenußt finb.
SaS Sorf SRuglib befteßt aus brei armfeligen Jütten, beren gmölf
93emoßner ©erfte unb ©rbfen bauen. SRan ermartete bie ©erftenernte
in geßn Sagen, aber bie ©rbfen ftanben nodß in Dotter 33Iüte unb fonnten
oor bem ©intreten ber «Radßtfröfte nidßt meßr reif merben; fie merben
bann, mäßrenb fie nocß faftig unb grün finb, als «ßferbefutter üerbraucßt.
Scß fragte einige Seute aus äRuglib, maS fie im SBinter täten, „©cßlafen
unb frieren“ , antmorteten fie.
Sie ©onne mar am folgenben SDiorgen nodß nicßt aufgegangen, als