SBentt ber See fertig ift, wirb er in große gíünjenbe Supferfanneit
mit gelben, blißenben SKeffingbefdßlägen gefüllt, bie einen Ipenfel unb
allerlei Verjierungen ßnben; 2tooi¿en tragen bie bannen auf ben ©cßut»
tern uaeß ben oerfeßiebenen ©ölen unb 3 eIte11 (SÍ6b. 151). Vorßer mirb
jjebod^ Dom Sempelbadß auf einer SJteermufdßel ein brößnenbeS ©igual
geblafen, bantit bie Sötöndße, bie ißren See nidßt einbüßen wollen, auf»
paffen unb bie ©elegenßeit waßrneßmen. Scß fat) oft in bie föücße hinein;
fie ttar ju pittoreSf, bie Söcße toaren fum ©fersen aufgelegt unb nic£)t
abgeneigt fieß jeidßnen ju laffen.
Stuf einem offenen Sßlaß oor ben ÜDiaufoleen fittb auf einer Serraffe
¿wei große unb einige tteine Sfdjorten errichtet, gan¿ berfetben Slrt, wie
man fie fo oft in Saba! fießt (Stbb. 154). Sort gibt eS aucE) fteinerne
SJiifcßen, in benen ©ötterbilber unb aitbere ^Reliquien angebracht finb.
Sine SOÍenge Sftenfdßen ßatte ficfi auf ber Serraffe angefammett, als icß
¿eignete, unb eS war baßer gar nießt ieießt, bie $uSficßt freijußatten.
Sttt biefe roten unb bunten ©ewänber auf bem fpintergruuö ber treibe»
weiß abgepußten SrinnerungStürme boten ein überaus anfpredßenbeS S3ilb.
SineS Sage», als icß tange ptanbernb in ber .ßelle beS pßotogra»
pßierenben Santas gefeffen ßatte, War eS feßott buntet, als wir nadß
$aufe gingen. SBie feßon fo oft gingen wir am SingangSportal beS
VorßofeS ¿um •Jtamgjal»lßafang ooritber, jenem Sempelfaal, in bem
un§ ber Safdßi»Sama einmal Srfrifcßungen ßatte oorfeßeit taffen. Sort
war gerabe ein näcßtlidßer ©otteSbieuft in Dottern ©ang, unb wir traten
feibfttierftänblicß ßinein, um ¿ujufdßauen. Sie SMeueßtung war noeß mß»
ftifeßer als gewößntidß, aber man fonnte fitß wenigftenS beinaße orien»
tieren, wenn man bireft ans ber braußen ßerrfeßenben Sunfelßeit ßinein»
!am. Sie SJtöncße faßen auf tangen roten Siwanen unb ¿eidßneten fieß
gegen eine Stampe Don etwa 40 Sidßtflammen, bie in ben ©cßaten auf
bem Stttar brannten, wie feßwarje ©cßattenriffe ab. Sie Dergotbeten
SotoSblätter ber ©octet waren grelt beleucßtet, unb bie gelben ©eiben»
baßnen, bie SfongfapaS ©tatue in ber |)anb ßätt unb bie fieß wie
©irtanben nadß ben ©ötterbitbern ßiitgießeit, traten feßarf ßeroor. Stber
bie oberen Seite ber SSilbfäute oerfeßwammen im Sunfel unter ber Sede,
unb SfongfapaS Sintiiß mit ben fdj wellen ben, rofigen SBangen unb ber
breiten Stafe wirb Don unten fo eigentümlich beleuchtet, baß man fein
Sädßeln nidßt wiebererfennt. Sie Dier bunten Säulen in ber SDtitte beS
©aateS ßoben fieß feßwarj gegen bie Stltarrampe ab. Sie SOtöncße trugen
gelbe SJtäntel, faßen barßäuptig unb fangen ißre melandjolifcßen Sitaneien,
bie bann unb wann bureß baS ©gellen ber klingeln unb bas Srößnen
ber Sempeltrommeln unterbrochen würben. Buerft trifft ber SeberbaK
beS SrommelfcßlägelS baS ftraffe Srommelfelt langfam unb taftmäßig,
bann immer feßnetter unb plößlicß ßört baS Sroutmeln auf. Sin SKöncß
remitiert in fteigenben unb fatlenben SonweHen mit oirtuofenßafter ©e=
feßwinbigfeit „Om mani padme hum", unb bie anberen ftimmen ein —
eine Strt Stefponforium. Sie Stejitation geßt in ein anßaltenbeS ®e»
fumm über, in bem man nur mancßmal bie Silben „Om mani" lauter
unb baS SSort „Santa" langfamer auSfprecßen ßört. SaS ganje Stitual
wirfte mßftifcß unb einfeßtäfernb; feiner ßörte aufmerffamer ¿u als
Sfongfapa, ber mit weitgeöffneten, ftarren Stugen unb bis auf bie
©cßultern ßerabßängenben Dßren träumenb bafaß. Stucß ßier würbe ber
unentbeßrlicße See ßerumgereidßt; bamit ber Sinfcßenfeube bie Saffen aueß
feßen fönne, begleitete ißn ein SDtöncß mit einer Öllampe. Sie ÜDtöncße
waren jeßt an meine ffiefueße gewößnt unb beadßteten mieß faum meßr,
aber fie begrüßten rnieß ftets ßöflicß unb freunblidß unb fragten, waS icß
im Sauf beS SageS gejeießnet ßatte.
Sin Sama gab mir Slufflärungen über einen merfwürbigen SSraucß.
©ewiffe SJlündje überneßmen freiwillig bie Verpflichtung, fieß für br'ei,
fecßS, ßöcßftenS jwölf Saßre in bunfle ©rotten ober |jößien einmauern
ju laffen. Vei bem fleinen ßlofter @dßalu=gumpa, eine Sagereife
uon Safcßi»lunpo, gibt eS einen SJtöndß, ber fdjon fünf Saßre in feiner
©rotte ¿ugebraeßt ßat unb noeß fieben barin bleibt. Sn ber SSanb ber
©rotte ift eine Öffnung Don einer Spanne im Surcßmeffer. SBenn bie
jwölf Saßre Dergangen finb unb ber Singefcßioffene wieber an baS SageS»
ließt ¿urüdfeßren barf, frieeßt er aus ber Öffnung ßerauS. Scß wanbte
ein, baß bieS ja eine pßßfifdße Unmöglicßfeit fei, aber ber Sama erwiberte,
baß bieS SBunber gefeßeße, unb übrigens werbe ber Singemauerte in ben
jwölf Saßren fo mager, baß er mit Seicßtigfeit bureß bie Öffnung fcßlüpfen
fönne! Siner ber SOiöncße beS SlofterS geßt täglich "tit See, SBaffer
unb Sfamba naeß ber ©rotte unb fdßiebt biefe SebenSmittel in bie Öff»
nung; er barf aber nießt mit bem Singefcßloffenen fpreößen, ba fonft ber
Räuber gebroeßen wirb. Surcß bie Öffnung bringt fo Diel Sidßt in bic
©rotte, baß ber barin ©ißenbe Sag unb Dtacßt unterfeßeiben fann, meßr
aber nidßt. 93 eint Sefen ber ßeiligen ©cßriften, bie mit bem fieß Sa»
fteienben ¿ugletcß in bie ©rotte gebraut worben finb, muß er baßer eine
Öllampe benußen; Don 3eit ßeit wirb neues Öl in bie Öffnung ge»
feßt. Sen ganjen Sag über fagt er feine ©ebete ßer, unb bie ‘Jtadjt
teilt er in brei Söadßen, Don benen ¿wei mit ©cßlafen unb eine mit
Sefen Derbradßt Werben. SBäßrenb ber gwölf Saßre barf er bie ©rotte fein
eingigeS SDtal Derlaffen, nießt bie ©onne feßen unb fein geuer anjünben.
©eine Sleibung ift nidßt bie gewößnlidße Samatradjt, fonbern befteßt nur