geborenen Knaben; bie ©chwierigfeit befielt nur barin, p erfahren, wo
biefer fid) befinbet. 3Kan fd)idt bai)er in ganj Sibet unb überall in
ben lamaiftifdjen iRachbarlänbern ©^reiben umher, worin man fid) er*
lunbigt, ob fidj irgenbein mit ungewöhnlichen ©eifteggaben auggerüfteteg
ftinb tnännlidjen @efd)ied)tg gegeigt habe. Zahlreiche Antworten laufen
ein. 9iacf)bem einer ober ber anbere berworfen worben ift, ^anbelt eg
fich barum, ihn unter ben übrigen heraugpfinben, oon benen man über»
¿engt ift, baf? unter ihnen ber richtige fein mufj. Sie tarnen ber Knaben
werben auf ißapierftreifen getrieben, bie auf gerollt in eine Secfelfchale
gelegt werben, unb biefe fteüt man oor bie ©tatue eineg §auptgotte§,
wahrfcheinlich oor bie beg Amitabha ober bie beg Sfongfapa, worauf
bann hohe Karbinäte oor ber ©¿hate ©ebete fprecf>en, paffenbe ©teilen aug
ben heiligen ©driften remitieren, ben ©öttern Dpfergaben barbringen,
SBeihrauth auffteigen taffen unb allerlei anbere Zeremonien oornehmen,
big bann ber Sedel fchnell entfernt wirb unb ber perft herauggenommene
Zettel ben neuen ißantfchen SRinpotfcfje angibt. Sie ©ntfdjeibung biefer
SSerlofung mufs jeboch oom SaIai»Sama beftätigt werben, ehe fie ©efefceg»
fraft erlangt, unb ber neue Dberpriefter, ein unfchulbigeg Kinö, erhält
oon ihm bie Sßeihen. Sßenn ber Satai*Sama abwefehb ober felber
minberjahrig ift, gefchieht bieg butdj ein Konflatie hochgeftetlter ^ßriefter.
Sed)sunb3wan3igftes Kapitel.
Die Oräber Öer Groftlamas.
^> «nbe wären bap erforberücf), um ein Klofter wie SafchMunpo in
' Q feinen ©ingelheiten p betreiben, feine unentwirrbare Anhäufung
fteinerner ©ebäube, bie balb burdh ißaffagen, ©änge, Steppen unb Ser*
raffen miteinanber in Sßerbinbung fielen, balb burd) tiefe fdhmale ©ä^djen
ober Heine offene p ä |e ooneinanber getrennt ftnb; feine oielen Sempel*
fäle mit einem unphtigen §eer oon ©ötterftatuen; feine iDiönthgjelien,
Sßorlefunggfäie, ©rabfapellen, Küchen, gabrifen, SSorratg* unb Material*
fpeidjer; feine oerwidelte Drganifation fowohl in geiftticEjen wie in weit*
liehen Angelegenheiten, feine gefte unb feine Zeremonien, ©ine foldje
«Befchreibnng fönnte man aber ohne gründliche Kenntnig ber lamaiftifchen
§ierarrf)ie unb Kirche nicht liefern, unb biefe Kenntnig lägt fich nur
burdj bag eifrige ©tubium eineg ganjen Bebeng erlangen. Senn
wer in bie Siefe ber SDtpfterien beg Samaigmug einbringen will, muh
erft ben Subblfigmug unb fein Sßer£)ältnig pm SBrahmanigmug unb
§inbuigmug be^errfcfien unb ben ©influfj oerftepen, ben ber ©djiüaig»
mug auf bie fReligion ber Sibeter auggeübt hat, fowie and) bie ©lemente
ber uralten 58on=9teligion mit ihrer getifdjoerehrung unb ihrem ©chama*
nigmug iennen, bie fich eingefdhliöhen unb bie lamaiftifche gorrn beg
SSubbhi§mug oerjerrt hat. ©old) eine Aufgabe liegt baher aug allerlei
©rünben außerhalb beg Üiahmeng biefeg Sßudjeg, nidjt pm wenigften
fdjon beghalb, weil ich nur fehr bunfle begriffe üom innerften SEßefen
beg Samaigmug habe* 3d) werbe mich baher auch IU ber golge bamit
begnügen, nur bie malerifche ©eite ber ©ache unb bie äufjeren Anorb*
nungen, bie ich ntit eigenen Augen p fehen ©elegenheit gehabt habe, p
* ®enjenigen, toeldje ben Samaigmug griinbltdjer ftubieren wollen,' möchte tcf)
.befonberä fotgenbe SBerte empfehlen: SSoeppen, „®ie tamaifefje .pietarc^te unb
Strebe"; SO abbeti, „The Buddhism of T ibet", unb © rü n m e b e l, „3Kt)tf)oiogte beg
SBubbpmug tn ®ibet unb tn ber SKongolei". 3 n bent folgenben S ejt habe irf)
bie|en SBerien mehrere t)iftoriicf)e unb rituelle Aufftärungen entnommen.