geft beg Saßteg, oon ber (Smjainfeit in bie reitgtöfe SDletropoie, in ber eg bon
Saufeuben bon pilgern wimmelte, bon Slrmut unb Bot gu Überfluß an
allem, wag mir itn§ nur witnfdjten; betn |jeuien ber SBötfe unb ber ©türme
waren Ruinen unb g-anfaren bon golbglängenben Sempelbäcßern gefolgt.
®g waren fettfame Sontrafte gewefen, bie ©alabälle in ©imta unb
Tibets öbe ©ebirge; aber nocß größere bie ©infamleit ber ©ebirggwitften
unb bie ijeitige ©tabt, in bie wir im ©ewanbe weitgereifter ißiiger ein»
gogen unb wo wir gaftfreunbticß eingelaben würben, un§ umgufeßett unb
an allem gu beteiligen.
@o ift eg benn an ber geit, SafcßMunpo feiner mtjftifcEjen ©ötter»
bämmerung unb feinen weithin fcijatlenben ^ofaunenftöfjen wieber gu
überlaffen. 3cß tue eg mit bem ©efüfjt, eg nur feE)r mangelßaft unb
brucßftüdartig gefcßilbert gu ßaben. ©ine ftjftematifd^e Unterfucßung ber
Slofterftabt lag gwar nicßt in meinem $lan; biefer ging im ©egenteil ba=
ßin, möglicßft fcßnell gu jenen teilen Sibetg gurüdguießren, wo ic£) große,
geograpßifcße ©ntbedungen gu erwarten ßatte! Umftänbe, über bie icß
fpäter iurg berieten werbe, gwangen micß aber, fogufagen oon einem
Sag gunt anberen, nocß gu üerweiten. S a mir alfo eine waf)rfcf)ein=
ließe Slbreife immer unmittelbar beüorftanb, würben aueß bie SSefuc^e
im Stofter iürger. 21ud) ijatte icß ftet§ oor Slugen, e§ möglicßft gu ber»
meiben, ÜRifjtrauen gu erwecfen. Safcßi=tunpo war bei einigen ©eiegen»
feiten, ailerbingg bor meßr alg 100 Sauren, bon ®urli>a§ au§ Bepal
geplünbert worben. Sie ©nglänber aber waren erft gang fürgticf» mit
bewaffneter |>anb big Sijafa borgebrungen. SRancße SBöncße mißbilligten
meine täglicßen Befucße; fie faßen e§ alg unpaffenb an, baß ein ©uro»
päer, beffen eigentliche Slbfidjten man bocß nicht tannte, ungeßinbert um»
ßergeßen, bie ©ötter geicßnen unb all bie ©cßäße an ©olb unb ©belfteinen
feßen unb aufgeicßnen burfte. Unb man wußte, baß bie in Sibet ßerr».
fcßenbe unb gebietenbe Baffe, bie ©ßinefen, mit meinem ^ierßerlommen
ungufrieben war, unb baß i(ß eigentlich überßaupt nicßt bie Berechtigung
ßatte, rnicß in bem Verbotenen Sanbe aufgußalten. SBollte idß nocß meßr
erreicßen, fo mußte icß in jeher Begießung mit größter Borficßt ßanbeln.
Beoor wir aber öon SafcßMunpo SlbjPßieb neßmen, nocß einigeg über
bie Sotengebräucße.
©übweftlicß oon Saf<ßi»lunpo liegt ein ileineg Sorf, ®umpa»farpa,
„bag neue flofter", wo ber Srabition nacß früßer ein Sernpel ftanb, ben
bie Sfungaren geplünbert ßaben. $ier ift jeßt ©cßigatfeg unb beg
Slofterg Begräbnigpiaß, bie ©cßäbelftätte, wo bie Seiber ber SBöncße
unb ber Saien in gleicher äßeife ber Berwefung überlaffen werben.
Sßenn bie Seele eineg Sama ber irbifcßen §ülte, in ber fie ein
SQlertfdhenleben gugebracßt ßat, überbrüffig geworben ift, unb ber Sama,
nadßbem er oielleicßt 50 Saßre ßinburdj in feiner bunfeln Sloftergelle
gelebt ßat, merft, baß feine Sebenglampe aug ÜKangel an Öl gu er»
löfcßen broßt, fo üerfammeln ficß einige Brüber um fein Sranlenbett,
fagen ©ebete ßer ober beten in ber gelle aufgefteHte ©ötter an, beren
Borbilber im Birwana ober im Sobegreicße etwag mit bem Sobe ober
ber ©eelenwanberung gu tun ßaben. ©obalb bag Seben entfloßen ift,
werben befonbere Sotengebete gefprocßen, bie ber Seele bag ©dßeiben
aug bem Sörper erleichtern unb fie wäßrenb ißrer erften ©dritte auf bem
bunieln SBege jenfeitg ber ©rengen beg Sebcug tröften füllen. Sie Seicße
eineg Samag bleibt brei Sage lang in ber gelle liegen, bie eineg Saien
brei big fünf Sage, bamit man bie nötige geit gu allen Sotengebeten
unb geremonien gewinnt. Beicße Seute beßalten bie Seidßen länger im
■häufe; bieg ift ailerbingg loftfpieliger, aber eg taffen ficß meßr ©ebete
fprecßen, unb biefe bringen bem Soten ¡¡Rußen. URömjße beftimmen ben
geitpunlt ber Beerbigung unb audß ben SB o ment, in bem bie Seele wirtlich
aug ißren irbifcßen Banben befreit ift unb ficß emporgefdjwungen ßat, um
ficß eine neue SBoßnftatt gu fucßen.
8n einen neuen Slngug gewößtilidjen ©cßnitteg unb Slugfeßeng einge»
fleibet, wirb ber tote Sama in ein ©tüd geug gewidelt unb Oon einem ober
gweien feiner Slmtgbrüber auf bem Büden, ein toter Saie auf einer Baßre
oon Seicßenträgern fortgetragen. Seßtere ßeißen „Sagba" unb bilben eine
oeracßtete Safte oon 50 Sßerfonen, bie abgefonbert im Sorf ©umpa»
farpa 15 jämmerlicße fleine hatten bewoßnt. Sie bürfen fiöß nur inner»
ßalb ber Seidjenträgergunft oerßeiraten, unb ißre Sinber bürfen leinen
anberen Beruf ergreifen alg bag ©ewerbe, oon bem ißre Bäter gelebt
ßaben. ®g ift alfo innerßalb ber Safte erblich. Sie miiffen in erbarm»
ließen, tür» unb feufterlofen Jütten woßiten; bie Suftlöcßer unb Süren
fteßen ben SBinben beg h imnte^ unb jeber SBitterung offen, ©elbft
wenn fie gut Oerbienen, ift eg ißnen nicßt ertaubt, ficß bequemere häuf er
gu bauen. @g geßört aueß gu ißren Obliegenheiten, tote hunbe unb
Sabaoer aug Safdjidunpo fortgufeßaffen, bag Stoftergebiet aber innerßalb
ber Bin genauer bürfen fie nicßt betreten, ©rregt ißnen bag heil ißrer
©eele ©Irupet, fo begaßlen fie einen Sama, ber für fie betet. SBenn fie
fterben, geßen ißre ©eelen in Sierleiöer ober in bie Sörper fcßledjter
SDlenfcßen über. Socß lann ißnen aueß infolge ißrer bereits erbutbeten
Dualen ein gar gu feßwereg ©cßidfal in ber enblofen Sette ber ©eelen»
manberung erfpart bleiben.
Sie Sagbag braudßen nur bie Samag, ißre eigenen Berwanbten
unb bie Seicßen armer h^otatlofer gu gerftiideln. SBoßtßabenbe Saien