ein Sama geftorben ift, feine Slngehörigen Slnfpruch auf baS 93efit;rec£)t
cm feinem §aufe erretten, bie £>auStür gufchiiefjen unb ben Sdjjffiffet mit*
nehmen. ®ie bewegliche §a6e fällt bagegen bem Stofter gu. SBenn ein
neugeiommener Sama auf bag leere $auS fpetaiert, fann er eS ben 33er*
Wanbten beS früheren SefijjerS aBtaufen; ein gutes $auS ift t)ier 100
fRupien wert.
S in g a fjat 30 ÜDiöndje, üon benen unS einige auf unferer 9tunbe
Begleiteten (Slbb. 193) unb bie wie ftets artig unb frettnbiid) waren
unb nie breift würben, wie bie äßöwhe in Sum*bunt, bie ici) im Satire
1896 Befudjte. ®aS Stofter ftefjt unter SefijaS Oberhoheit, ber Sefija*
Sama ift fein üornehmfteS geifttictjeg Oberhaupt unb fteuert audh etwas gunt
Unterhalt ber ÜDtönche bei. Sm übrigen befifd Singa*gumpa Sänbereien, bie
jebod) in te|ter fjeit nidjt nie! eingebradjt haben, weit bie ©rnten mehrere
Satire tjintereinanber fetjlgefdjtagen finb. S3om ®afchi*Sama finb fie nidjt
abhängig, unb üon ®fongfapa hoben fie nidjt eine einzige Statue unb
erfennen i$n nic£)t an, waS barauf fdjiiefen täfjt, baff ihre Seite älter
ift als feine reformierte Sirdje. Siber irgenbroetdie StuStunft über baS
2ttter beS Stofterg gu ermatten, war, wie gewöhnlich, unmöglich. @S
fdjeint im Sntereffe ber äftöndje gu liegen, ben Urfprung in bie grauefte
33orgeit gu batieren, aus ber feine menfd)Iid)en Urfunben üorhonben finb.
©S würbe mir jebod) gefagt, ber Stbt Simba=®afchi fenne baS Sitter;
eS fei in einer atten Siofterdhronif aufgegeidjitet. Seiber war er nicht gu
§aufe; er tjatte fic^ norbwärts nad) einer ©egenb namens Sumna Be*
geben, um eine fRäuberbanbe aufgufpüren, bie ihn im üorigen Sohr
auSgeplünbert unb i§ttt alte feine Sarawanentiere geraubt hotte.
Sn ber ®iefe unter ber Stofterftabt ift eine Sdjtudjt unb an itjrer
Seite ein fd;warger Sc^ieferab^ang, auf bem man in freibeweifjen
Quargftücfen bie fect)S tjeitigen Sdjriftgeidien auSgetegt tjat, bie nun in
SBinb unb SBetter bie ewige 2öat)rf)eit „Om ma-ni pad-me hum" gen
fpimmet rufen.
©ine kreppe üon Scf)ieferplatten füt)tt nacf) bem „SDoptfdja", einer
offenen, mit Steinftiefen gepftafterten äRarftptattform hinauf, wo wätjrenb
ber gefttage bie retigiöfen Spiele abgetjaiten werben. Sn feiner üRitte
fteht ber gewöhnliche Stanbartenmaft, aber irgenbwetdje Srüftung hot
ber fßtah nicht; man barf baher nach ®unfetwerben nicht hiugehen, benn
auf ben freien Seiten gähnen bobentofe Slbgrünbe. §ier hotten bie
ÜDiöndje Teppiche unb Siffen gelegt unb tuben midh gum ®ee ein. ©ine
Sßeile genofj ich öie herrliche 9luSfic£)t über baS ®at, bie 33ereinigung
ber beiben gtüffe, bie gerftreuten ®örfer unb bie fdjachbreitähntichen
getber. gern im Dften, im ^intergrunb beS 23up*tfcf)u*®aleg, geidjnen
fich jene hohen Serge ab, über bie wir auf bem SBeg oom 9tgangtfe*tfo
gewanbert waren.
Stuf ber Sübfeite beS ÜDtarftpfaheS ift ber ©ingang gu bem fpaupt*
tempetfaat (®ofang), ber fid) in alten Stöftern in einem rotangeftrid)e*
nen Steinf)aufe befinbet. Sch trete ein, bleibe ftefjen, fehe mid) um unb
bin hingeriffen üon ber fettfamen StRpftif, obgleich ich — mit itu=
bebeutenben Variationen — fdtjon fo oft entpfunben höbe. Sch taffe midh
auf einem SDiwan nieber unb glaube mich in ein mit mobernen Trophäen
unb Siegesfahnen überfülltes SOiufeum üerfe|t, wo an ben Sßänben
gtoifdEjen ben Säuten unburdjbringtidtie ginfterniS herrfcht unb gange
fReifien ®rommetn, ©ongg, ©ebetgptinber unb fßofaunen aufgeftettt finb.
®er Saat ift bunfter atS fonft, auf bie ©ötterftatuen aber fällt heüeS
Si^t burdh ein SDacfjfenfter; fie fcEjeinen fidh auS ber ihre Sodet um*
gebeitben ®unfetf)eit in baS üerftärenbe Sicht höherer fRäunte tjinaufgu*
fdhwiitgen. 33or ihnen fchreiten bie ÜRöndje unhörbar wie ©efpenfter unb
Schatten hm unb her, mit ben Dpfergefäfjen befdhäftigt. ©ine wunbertidj
mpftifdhe Stimmung! SBir hoben uns in eine getfengrotte üerirrt, in
ber Sobotbe unb ©eiftermefen umherhufchen!
Unb bie gange ^eit über erfüllte biefe ©rotte ber fpodjamtSgefang
ber ÜRöndje auf ben SDiwanS, ber in rhpthmifchen SBogen anfdhwittt unb
abnimmt, wie baS Ütaufctjen ber SBetten unb baS Stnfdjtagen ber SBogen
ans Ufer. Sie fangen einftimmig unb hielten baS ®empo tabetioS, ohne
fich anguftrengen, obwohl fie unglaublich fdhnett fangen, darunter finb
©reife mit gebrochenen Stimmen, SRänner in ber üoHen Äraft ihrer
Sahre, aud) Sünglinge unb Knaben mit heilen, jugenblidjen Stimmen.
©S ttingt wie fdjnetter ißferbetrab auf einer unenbtidh langen §otgbrücte;
bie SDiöndhe ftatfdien alte in bie §änbe, bann ttingt eS, als trabten bie
ißferbe auf einer gepftafterten Straffe; aber fdjon im nächften Stugenbtid
finb fie wieber auf ber Srüde, unb monoton rotten ihnen bie S'onfonan*
ten wie ©rbfen üon ben Sippen. ®ann unb wann übertönt eine Safi*
ftimme baS ©ewirre unb ruft: „Safo, Safo" (eine Santfageformet).
SBährenb einer tagen fßaufe gibt eS ®ee. ®ann geht eS wieber tos.
Seine ©fftafe, feine Überftürgung, ber ®aft wirb nicht befchteunigt, es
geht immer in bemfetben gteidjmäfjigen, fdhnetten ®rabe weiter. Südher
haben fie nict)t üor fich liegen; fie fönnen ihre Settion auSwenbig. ®en*
noch fdheint ber Räuber beS 3iht)thmuS fie üon ben Gegriffen fjeit unb
fRaitm toSgutöfen; fie taffen fich nicht ftören, fie traben weiter auf ber
Srüde, bie nach öem fpeirn ber ©ötter unb bem Nirwana hinführt.
SltS wir wieber hiuauSgetjen, hören wir ben ©efang noch hmter uns
wie baS Summen in einem Sienenforb üerhatlen.