gefdjicftejren Säger überrumpeln gu laffen. SDennocE) gelingt eS ben 91nti=-
io^en nicfjt immer, feinen liftigen Hinterhalten gu entgegen. (Sr legt
ihnen auf ben altbelannten ülntilopenpfaben ©cfjtingen; bei ben Säger»
nomaben im inneren Xibet erftaunt man über bie ÜJiaffen beS Slntilopen»
fteifcheS, baS ringförmig bie ßeltwänbe garniert.
SBäfirenb bie SDiänner braufjen finb, beforgen bie grauen bie g)af§
unb bie Schafe, unb wenn ber Säger bei (Sonnenuntergang peimlef)rt,
fiept er jene wieberläuenb bor bem ßelt liegen, wäprenb biefe in eine
fteinerne .fjitrbe eingepfercht finb. 2)ie f^afS bleiben nadjtS bei ben ßelten;
bieS hat auch ben Borteil, baff man ben SDung, ber baS einzige
Brennmaterial ber SRomaben ift, nicfjt weit Ijerangufwlen braucht. Sft
eS buniel geworben, fo fepen fiel) alle anS geuer, über bem ber Xee*
ieffel lodjt. Xann unterhalten fie fidh über bie einförmigen 9Iu gelegen»
heilen iljreS SebenS: über bie Ausbeute beS XageS, baS ©ebeipen ber
¿erben unb bie Slrbeit, bie ber näcpfte SJiorgen bringt. SDer eine flicft
feine (Sollen mit Sehnen unb einem Pfriem, ein anberer gerbt mit ber
Hanb eine 2)aff)aut, unb ein britter föhneibet Sftienten aus beut gell eines
ÜBilbefetS. Sh1-' Seben fdjeint fo leer unb inhaltslos, aber fie felber ent»
behren nichts 4t# fie lennen nichts BeffereS. Sie haben einen ferneren
Sampf gu fätupfen um bie ©unft, in biefem largen Xeil ber (Srbe, ber
/Xfdhang=tang ober bie Sftorbebene genannt wirb unb auf bem fie baS
Schidfal hat geboren werben laffen, leben gu bürfen. Unter Slrmut unb
©efapreu leben fie bennoct) fiegreid) unb grof? in ©otteS freier Sftatur; bie
majeftätiföhen Stürme finb ihre Briiber, bie £>errfdjaft über bie Xäler teilen
fie nur mit ben Xieren ber BMlbniS, unb naöhtS funfeln bie ewigen Sterne
aud) über ihren fcpwargen gelten! ^Benn man ihnen auch brunten im
Siiben fepöne §ütten im Söhatten ber SöalnuPäume gäbe, fie würben
fidf bodt) immer in bie grofje ©infamfeit gwifdhen ben ©ebirgen, nach ber
eifigen ¿alte unb bem Schneetreiben unb nach bem Weiten üDlonblicht ber
ftillen tibetifepen SBinternädjte gurüdfepnen.
Sann fommt eines frönen XageS ber Xob unb fefjaut in bie gelt»
Öffnung; toergeblich wirb baS ewige ©ebet „Om mani padme hum" per»
gefagt, pergeblidp üerfudjt man bie böfen äJtädjte, bie ben SKenfdjeniinbern
feinblicp gefimtt finb, gu befcpwören ober milb gu ftimmen. ©ebeugt,
runglig unb grau befcpliep ber alte Säger feine Saufbahn, unb auf
ftarfen Sdjultern wirb er nach irgenbeiner nicht tiefen Schlucht in ber
■Jtäpe beS BergfammeS getragen unb bort — ben Sßölfen unb ben ütaub»
oögeln preisgegeben! SBenn feine ©nfel erwachfen finb, wiffen fie nicht,
wohin er bamalS gebracht würbe; im Seben hatte er feine bleibenbe
Stätte unb nach bem Xobe hat er fein ©rab. Unb feiner fragt auch
88. ® er improöifierte Sci)liften auf bem 9lgangtfe=ifo.
89. Transport über ben See.
90. 9taft auf bem Stfe.