Boben befteljt aus gelbem ©taub, utib tjter unb bort fommen mir an
einer fdjarf abgefc^nittcuen Sößterraffe tiorbei; ber tiont SBinb aufgemir*
beite ©taub liegt auf alten Raufern unb SBegen.
(Sin fi^marjer mimmetnber $ug tion Schauluftigen manbert nach ber
großen (Sbene im Siorboften beS Sfong t)inau§; je meiter mir fommen,
befto bicfjter mirb er; bie meiften gebjen ju 3iuß, SRänner mit ©ebet*
müßten ober Sabafpfeifen, SBeiber mit runben roten Sogen im SRaden
unb fdjreienben Äinöern auf bem Slrm, Knaben, Settier, 2Rönd)e unb
allerlei Pilger aus ben benachbarten Sänbern. §ier unb bort reitet ein
feiner §err mit einem ober mehreren ^Begleitern, mährenb §aufierer auf
(Sfetn Sörrobft unb ©üßigfeiten beförbern, bie unter ben Seuten oerfauft
merbcn fotten.
31m ©djauplat) angefangt, laffen mir Üiabfang unfere ?ßferbe hüten
unb beobachten mit gefpanntem Sntereffe baS eigentümliche feftlicfje Silb,
baS ficf) ringSumher entrollt. (SS ift ein SRenfdjenmeer, Saufenbe unb
aber Saufenbe oon Tibetern unb reifenben gtembiingen in bunten Sradjten,
tion benen jebe ein banlbarer Sorrourf für ben ißinfel eines SRaierS fein
mürbe. Sor unS im Dften höben mir bie ©arten ber Dörfer beS ÜRjang*
tfd)u=SaleS am guß ber Serge, unb hinter uns haben mir eine gange ©tabt
oon blau unb meißen gelten mit mehr ober meniger üornehmen gu*
fdjauern, auf bem beften tßlaj) aber erhebt fid) eiu großes biau=meißeS
gelt, baS nad) bem ©chauptaß gu offen ift — bort fißen mit gefreuten
Seinen auf meichen Seppidjcn bie Seamteu beS Sfong in gelben ®e=
mänbern, feierlich mie Subbhaftatuen, unb nehmen tion 3 eit gu geit (Sr*
frifdjungen ein. Sitte biefe gelte erheben fid) mie gelfentnfeln auS bem
2Renfd)enmeer.
SRitten burd) bie ttRenge gieljt ficß oon SRorben nach ©üben eine
SReitbatjn, bie nur 2 SReter breit ift unb auf ben ©eiten fußhohe ®rb*
mätte hat. Son ber geltftabt fenft fich ber Soben nach &er hinaf>,
unb bie gufdjauer, bie fich i)ier befinben unb gu benen auch mir ge*
hören, haben fici) beShaib gruppenroeife niebergefeßt, auf ber Oftfeite aber,
mo ber Soben eben ift, bleiben fie fteljen. Unb hier ¿erfaßt bie SReitfchen*
maffe in brei SIbteiiungen, bie burch groei breite, offene ©traßen tion*
eiuanber getrennt finb. Sor ihnen finb, unmittelbar an ber fReitbaljn,
gmei giele errietet, bie auS runben, an ©tangen hängenben ©chießfdjeiben
mit einem meißen unb einem fdjroargen Üiing unb einem roten ißunft in
ber SRitte befteßen. Sie ©traßen merben offengehalten, bamit beim
©gießen feiner tierie|t mirb. ^oligiften in rot unb meißen fRöden, mit
gelben fpüten unb forooht tiorn als hinten bezopft, halten baS Solf in
Drbnung; ber gopf penbelt hm unb her, mährenb ein Saucnbe in un*
unterbrodjener Semegung ift, um attgu neugierige gufdjauer oon ber
Sahn gu jagen, groei biefer ißoligiften finb mir gur Serfügung geftetlt,
um mir bie SluSficht freiguh alten, aber ich habe tion ihnen mehr Serbruß
als 5Ru|en, benn unaufhörlich muß ich fie beruhigen, menn fie hatbnacfte
Sun gen fdjiagen, bie mir burchauS nicht im Söege finb.
Se^t geht eS toS! Sitter Slugen richten fid) auf eine ©djar oon ftebgig
fReitern in außerorbentlich bunten ßoftiimen (Stbb. 132), bie im ©änfe*
marfch tangfamen ©djritteS norbroärtS burch bie Sahn reiten, fo langfam,
baß man feht gut geit hat, ihre tierfchiebenen brachten gu ftubieren.
■Sitte tragen fie rote, platte (Shampignonljüte mit herabhängenben mehenben
geberbüfdjen, meiße bünne Unterjaden mit einer Sßefte barüber unb meiße
|>ofen mit gtiden auf ben Snien. Slber in einigen (Singelheiten ¿eigen
fich allerlei Serfchiebenheiten. @o ift g. S . ein IReiter mit einer roeiß*
feibenen fdjroargeingefaßten SSefte über einer gelben ©eibenjade mit breiten
aufgefrempten Strmein befleibet, mährenb ein anberer eine hellblaue SBefte
über feiner gelben Sade trägt unb ebenfalls blaue Snieftüde auf feinen
gelben ißantalonS hat. ©onft finb bie Snieftüde gemöhniieh rot. Sin
einem ©dhufterriemen hängt ber Köcher, ber mit rotem ©toff überzogen,
mit blinfenben äRetattpiättdjen, ©Silbern unb knöpfen oergiert ift unb
ein Sünbel langer Eßfeite, an benen unten gebern unb geberquaften fißen,
enthält. Ser ©attel mit feinem plumpen, h°heu fpolggeftett ruht auf
einer buntgeftidten ©attelbede. Ser ©dpnang beS EßferbeS ift mit roten,
gelben unb blauen Sänbern urnmidelt, unb biefe laufen unten in einer
Quafte gufamnten, bie ein fRing tion Sraht auSgefpamtt hält, bamit
fie fich beffer ausbreite unb mehr (Sffeft mad)e. (Sine ähnliche 9?ofette
giert auch ©djroangmurgel, unb tion ihr gehen an ben ©eiten beS
ißferbeS Sänber unb Queriappen entlang, bie am ©attel befeftigt finb
unb im SSinbe flattern, .groifdjen ben Slugen trägt baS Stoß einen
hoch in bie Suft ragenben Sufch oon 5ßfauenfebertt, ber unten in einem
©trauß tion Saunen ftedt; tior ber ©tirn hat eS ein gangeS Sünbel
¿jeugftreifen oerfchiebener Sänge unb garbe; ber )]aum ift Dotter SRetatt*
befchläge, unb tior ber Sruft trägt eS ein breites Sanb mit ©djeHen,
bie bei ber geringften Semegung Ilingeln.
(SS ift alfo eine fei)r farbenreidje, phantaftifdh aufgepußte Üieiterfc^ar,
bie jefjt in umgefehrter tttidjtung burch bie Sahn ¿urüd!el)rt, bieSmal
aber in tottfter Karriere, ©ie reiten fo fchnett bie Sßferbe nur laufen
fönnen, fie h°Pien unb f)üpfen mit Seinen unb (Sttbogen auf unb
nieber, bie §utfeberbüfche meljen, bie Köcher flappern in ihrem ©ehänge,
bie @d)etten flingeln, unb alle ihre Quaften, Sappen unb Sänber fliegen
unb flattern nach allen ©eiten mährenb biefeS tollen SReitenS. Sie Stoffe 20*