befestigt, unb bon biefeu gäben umfpomten ift ein §eer bon SRaßarabfdßaS,
irtbij^en ©roßfürften, toie bie Beute in einem (Spinnennetz
3Jiit einigem ßagen näherte ic£) mi(§ Simta. Seit Sorb ©urjonS
Brief Ratten bie $Diac£)tf)aber in Snbien nichts mieber bon ficf) ßören
taffen. Smmer größer mädß ft bie eigentümliche Stabt auf ißrem halb*
monbförmigen Bergtücfen empor, immer beutticßer treten bie Ei^etßeiten
ßerbor, jeßt fehlen nur nodß ein paar Würben, unb bann rollt ber gug
in ben Baßnßof bon Simla ein. Bier feuerrot gefteibete Safaien bom
StuSmärtigen 2tmt bemächtigen ficf) meines ©epäcfS, unb im ©raub fpötet
empfängt midE) mein alter greunb, ber Dberft S i r grancis 2)oungßuS*
banb; mir hatten 1890 in Safcßgar ¿ufammett S25eiE)nadE)ten gefeiert, unb
er mar noch ebenfo ftattlici), freunblich unb gemütlich toie barnatS. 3um
SKittageffen mar ich fem ©aft im „United Service Club". 2Bir fcEjmeEg=
ten bie halbe Stacht in alten Erinnerungen aus bem |>erjen SlfienS, mir
fpracßen bon bem attmädjtigen ruffifchen ©eneratfonfut Sßetromffij in Safcß*
gar, bon ber englifchen ©Epebition nach Shafa, beren gührer fßoungßuS*
banb gemefen, bont Seben in Simla unb ben beoorftehenben gefttic^feiten
ber Sommerfaifon — aber bon meinen SluSfidßten fagte mein greunb fein
SEBort! Unb ich fragte ihn auch nicht; ich tonnte mir ja benfen, baß er,
menn aßeS flipp unb flar gemefen märe, eS mir fofort gefagt hätte.
Stber er mar ftumm mie eine SBanb, unb ich tooßte nicht fragen, obmohl
ich bor Ungebulb brannte, menigftenS irgenb etmaS ¿u erfahren.
SllS ich am SDiorgen beS 23. 2Jiai auf meinen Baifon hinaustrat,
mar mir ¿nennte mie einem ©efangenen, ber auf fein Urteil martet.
Unter mir gtänjten SimlaS Xäcßer im Sonnenfehein, unb idh ftanb in
einer §öße mit ben fronen ber ßebern. SSBie herrlidh hier oben über ber
bumpfen fdhmülen Suft ber Ebene! Stach Sorben hin leuchtete burct) £ine
Sücfe ¿mifdßen üppigen Bäumen ein SSilb bon unoergleicEjEicfier Schönheit.
2)ort flimmerten bie nädhftiiegenben §imatajatetten, bie mit emigern
Sdhnee bebeeft finb. Btenbenb meiß ¿eignete fich ber Samm auf einem
türfisblauen §immet ab. ®ie Suft mar fo ftraßtenb flar, baß bie Ent*
feramtg unbebeutenb erfdhien; nur menige Xagereifen trennten mich bon
biefen Sergen, unb hinter ihnen breitete fich baS geßeimniSboße STibet,
baS berbotene Sanb, baS Sanb meiner träume! Später, gegen SDtittag,
mürbe bie Suft bunftig, unb baS herrliche Bitb berfchmarnm; eS geigte
fidh auch nicht mieber in ben SBocßen, bie ich in ‘öinda berbradhte. ES
mar, als fei ¿mifdßen SUibet unb mir ein Borßang ßerabgetaffen, unb als
foEEte eS mir nur ein einziges SBtat bergönnt gemefen fein, aus ber gerne
bie Serge ¿u fehen, über bie ber ÜBeg in baS gelobte Sanb führte!
ES mürbe ein trüber Xag; um ¿mötf Uhr fotlte idh ntein Urteil
hören. 2)oungßusbanb hotte mich ab, unb mir gingen jufammen nach
bem „Foreign Secretary’s Office", bem StuSmörtigen Stmt. S i r So u iS
Xane empfing mich mit ber allergrößten SiebenSmürbigfeit, mir ptauberten
bon ißerfien unb ber „§anbetsftraße" ¿mifdjen Snbien unb Seiftan.
Xann berftummte er pEö^Eich; nach einer SBeite aber fagte er:
„E S ift beffer, Sie erfahren eS gleich: bie Sonboner Regierung ber*
meigert 3ßnen bie Erlaubnis, über bie inbifche ©ren^e in Xibet ein*
¿ubringen."
„Eine traurige Sacßricßt! SEber meShatb benn?"
„®aS meiß id) nicht; mahrfdßeiniicß miß bie jeßige ^Regierung aßeS
bermeiben, maS ntöglicEjermeife ¿u Reibungen an ber ©ren^e Slntaß geben
fönnte; bie Bemißigung 3ßreS ©efudheS bebeutete für unS bie Berant*
mortung für ben gaß, baß Sßnen nachher bietteicht etmaS ¿uftoßen fönnte.
3a, eS ift jammerfchabe. SBaS gebenfen Sie nun ¿u tun?"
„$ätte ich in Teheran eine 9lßnung babon gehabt, bann mürbe ich
ben SBeg burdh 9fuffifch*3tfien eingefdhtagen hoben, benn bon ruffifdher
Seite finb mir niemals Sdhmierigfeiten bereitet morben."
„3a, mir hier braußen hoben aßeS getan, um 3ßre ißtäne ¿u unter*
ftüßen. Xie brei eingeborenen getbmeffer, bie Sorb Eurjon 3hnen ber*
fprodßen hot, finb feit fedhS ültonaten gefdhutt unb hatten fich in Xeßra
Xun ¿ur Seife bereit. SEber mahrfcheiniich mirb audh bieS bon Son*
bon aus rücfgängig gemacht merben. Xocß mir hoben noch nicht aße
Hoffnung aufgegeben unb ermarten erft am 3. 3uni bie enbgüttige
Intmort."
E lf Xage auf bie enbgüttige Entfärbung marten ¿u müffen, er*
i<hien mir unerträglich. Bietleidßt, baß ein perfönlicijeS Eingreifen güuftig
für mich toirfen fönnte. 3dh fanbte baßer bem englifchen ißremierminifter
fotgenbeS Xetegramm:
Xie freunblichen äBorte, bie Euer Eßeüenj bor ¿tuei gaßren im
Parlament über meine Seife unb mein Such gefproeßen ßaben, geben
mir ben Sftut, mieß bireft an Sie ¿u menben unb im Samen ber
geograpßifcßen Sßiffenfcßaft Sie ¿u bitten, mir bie Erlaubnis Sßrer Se=
gierung ¿um Einbringen in Xibet über Simla unb ©artof ¿u geben.
3<h beabfießtige baS ¿um größten Xeit unbemoßnte ©ebiet nörbtidß bom
Xfangpo (Brahmaputra) unb um bie in feiner SJlitte befinblidjen Seen ¿u
erforfhen unb bann nach Snbien ¿urücf3uteßren. 3d) bin mit ben gegen*
märttgen potitifeßen S3e¿ießungen ¿loifdjen 3nbien unb Xibet bößig bertraut
unb ba ich feit meinem einui^toa^igften 3aßre mit Slfiaten frieblidß ber*
feßrt ßabe, merbe id) mieß aueß jeßt burd)auS taftboß beneßmen, ben gegebenen
Snftruftionen folgen unb eS atS Eßrenpfticßt anfeßen, aße Streitigfeiten
an ber ©re^e ¿u bermeiben.