
sich diese Stellen so weit ans, dass sie sich einander henihrtcn, so zerfhllt wohl das
Skelet in einzelne Stücke, es geht aber dabei iinnnterbroclien dni'ch die Gosteinsstiicke
iiiiuliii-ch und die gegenseitig einander zugekelirten Enden dcrecdhen bieten keine ßruchfläclieii
dar. sondern sind nur mehr oder weniger abgerundet und gewöhnlicli durcli eine schwache
Lage Eiseiioxj’d verbunden. Blieben aber Lücken zwischen den Stellen, wo Gestein sich
ansetzte, so mussten die auf die Lücken fallenden Strecken des Skelets nothwendig durch
Verwesung zerstört werden. Hiei'aus erkläi-t es sich, warum von gi-össeren Skeletten meist
nur Bruchstücke vorliegen, die z^var im Bande der Niere endigen, aber i w'cmgen
Fallen aneinander passen.
Die grosse Zahl von Individuen, die mir vom Archegosaurus zu nntersuclien vergönnt
war, gewählte, aussei- der Möglichkeit, die Form der einzelnen Theile genauer kennen
zu lernen, aucli noch den T'oitheil, Aufschlüsse über die gegenseitige Lage der einzelnen
Theile des Skelets, die aus einer geringen Zahl von Individuen kaum richtig zu
beurtheilen gewesen wäre, zu erlangen. Es wird anzunehmen seyn, dass diejenige Lage
der Theile die richtige oder natürliche ist, worin die meisten Individuen Uebereinstimiming
zeigen. Dabei ist jedoch nicht ausser Acht zu lassen, dass der D ruck, dem das Thier
ausgesetzt w ar, die Lage eines Theils immer atif dieselbe Weise verändern konnte. In
diesem Fall, den wir z. B. bei dem Scluilterblatt werden kennen lernen, ist die übenun-
stimmende Lage zwar nicht die riclitige, aber gleicliwobl eine solche, die sich leicht auf
die natürliche Lage zm-ücl;tUbren lässt.
Es muss auffalien, dass die seitliche Lage nur bei der Wirbelsäule grösser Individuen
angetroffen w ird, wahrend die \\’eniger grossen und kleinen Individuen sämmthch,
so wie von den grossen der Scliädel und die Kehlbrustplatten sich entweder von oben
oder von unten, gewöhnlich aufgebrocken, darstellen. Es verräth dies die L ag e, welche
das tüdte Thier in der FliLssigkeit zu der Zeit eiunalim, als die IHldung der Concretionen
vor sich ging; und aus dieser Lage lässt sich einigennaasseii auf die F o m des Thieres
schliessen. Die kleineren und kleinen Tliiere lagen auf dem Rücken oder dem Bauche,
wiis bei ihnen einen mehr walzenförmigen oder einen solchen Körper voraussetzt, der breiter
als hoch war. Dagegen würde die seitliche Lage bei den grossen Thieren für einen
Körper sprechen, der eher höher als breit gewesen sejm wird. Hienach scheint mit dem
Wachsthum des Thiere auch eine Veränderung in dessen Fonn vor sich gegangen z,u seyn.
A'ennöge seiner Organisation war der Archegosaurus mehr auf das W'asser als auf
das Land angewiesen. Aus der Vollständigkeit, mit der diese Thiere zur Ablagerung gelangten,
so ^vie aus iiu-ein nur auf eine kleine Strecke beschränkten Vorkommen, gelit
deutlich hei-vor, dass die 'l’hiere in derselben Gegend, ja an derselben Stelle gelebt haben
mussten, wo ihre Reste sich jetzt vorfinclen, und dass sie in geschlossenem W asser, in
einem wohl von der Vegetation der Steinkohlen - Flora umschatteten See oder Sumpfe von
geringer Ausdehnung, sich auf'hielten. Sie waren daher auch eher Süsswasser- als Meerbewohner.
Die Anhäufung einer so grossen Anzahl von fast vollständigen Thieren jeden
Alters an einer so beschränkten Stelle führt ferner zur V em uthung, dass die Thiere weniger
eines natürlichen Todes, als in Folge einer dem Leben der Tiñere nachtheiligen
Veränderung des Mediums, worin sie sich bewegten, etwa durch Eintrocknen des Wassers
oder durch T'eränderung seiner Bestandtheile, starben. Sie werden sich von den Fisclien
und Cmstaceen genähit haben, mit denen sie das Wasser belebten. Wenn aucli die Flossenstacheln
und Stucke Schuppenhaut von Acanthodus zu den Geberresten des Arehego-
saurus in Lagen angetroffen werden, welche es zweifelhaft machen, ob sie wirklich, wie
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man angenommen h atte, den Inhalt des Magens bildeten, \\'ofür auch namentlich die in
dessen Gegend sich bisw'eilen darstellenden Flossenstachchi zu gross seyn würden, so schliesst
dies doch niMit aus, dass der Ai-chegosaurus sich wirklich von diesen Fisclien genährt
habe. Es wird aber auch wahrecheinlicli, dass die Arcliegosaurier ihresgleichen gefressen
haben. Einer der schönsten ('opi-olithen, die dies vermuthen lassen, befindet sich
in der Sammlung des Herrn Brass, Er besteht in einer dunkelbraunen Blende-haltigen
Masse, die unverdaute Knochen und -Schuppen vom Bnuchpaiizer eines grösseren Archegosaurus
umsehliesst.
Wenn man die Concretionen aus thonigem Sphärosiderit von Lebacli spaltet, so
wird man nie dahin gelangen, den Schädel des Archegosaurus so zu entblössen, dass ei-
sich von der rechten oder linken Seite durstellt; es ist mir wenigstens kein Beispiel der
A rt bekannt. Daher fällt es auch schwer, das Ih-ofil des Schädels zu ermitteln, von dessen
Beschaffenheit ich mich nur an w'enigen Exemplaren überzeugen konnte. Selten auch
gelingt die Entblössung des Schädels von der Unter- oder Gaumenseite, da beim Spalten
eher die Knochen der Schädeldecke aufbrechen, als dass es möglich w äre, das die grossen
Gauinenlöcher erfüllende G estein, durch das die Unterseite so fest gehalten wii-d, zu
sprengen; und nur wenn das Gestein von mürberer Beschaffenheit ist, so ist auf eine Entblössung
zu hoffen, die aber auch selbst dann nur selten eintrltt. Wenn es mir gleichwohl
gelungen ist, einige Aufschlüsse über die Unterseite zu erlangen, so habe ich es nur
den vielen Schädeln zu verdanken, die ich zu untereuchen Gelegenheit fand, unter denen
sich doch ein Paar vorfindeii mussten, welche dazu geeignet waren. Fast immer findet
sich die obere Schädeldecke entblösst, die sicli jedoch selten rein mit der Ober- oder Unterseite
darstelll. Die Knochen sind gewöhnlich aufgebrochen, wobei an der einen Nie-
renhälfle die obere, an der anderen die untere Seite hängen blieb; bisweilen sind auch
von demselben Schädel einige Knoclien von oben, andere von unten entblösst. Das das
Aufbrechen fördernde Haften der Oberseite am Gestein wird durch das Bildwerk begünstigt,
mit dem die Kiioolien der Scliädeldecke nach A rt der Crocodile bedeckt sind. Nui-
durch Untereuchung einer grossen Anzahl von Schädeln ist es möglich, alle Fälle der
Entblössung kennen zu lernen, und sich vor Täuschungen zu schützen, die zu irrigen
Folgerungen über die Beschaffenheit und Lage der einzelnen Schädelthcile, so wie des
Schädels selbst zu den benachbarten Theilen des Rumpfes, führen müssen.
Die Untei'sclieidung der einzelnen Knochen, aus denen der Schädel besteht, wird
theils dm-ch die Nähte ei-möglieht, welche durch das Zusammenliegen der Knochen veranlasst
w erden, tlieils aber auch durch den einem jeden dieser Knochen zustehenden Ver-
knöcherimgspimkt im Innern, von dem die sti-alüenförmige Textur ausgeht, mit der das
Grübchennetz auf der Oberseite des Schädels in Zusammenhang steht. Allein selbst mit
dieser Beibülfe wird für die Histimmimg der Knochengrenzen Hebung erfordert, die nur
an einer grossen Anzalil von Schädeln zu erlangen ist. Ohne dieselbe läuft man Gefahr,
die Grenzen unrichtig zu ziehen oder Knochen ganz zu übersehen, wodurch dem Schädel
eine geringere Zahl \mn Kiioehen eingeiäumt und auch eine irrige Deutung einzelner