
Kiioclion veranlasst wird. Beides hat sich wirklich, wie wir sehen werden, mit dem Schädel
von Archegosaurus ereignet.
Die autfallenden Formverachiedenheitcn, welche der Schädel imn Archegosaurus darbietet,
verleiteten Goldfuss, mebi-ere Species anzunehmen. Seitdem haben sich durch Auffindung
\-on Schädebi, die theils grösser, theils kleiner sind, als die zuvor bekannt gcwii-
seiieii, die Fonnverscliiedeiiheiten zwar noch i'ennehrt, es sind aber auch zugleich durch
sie die Mittel geboten worden, sie alle auf eine einzige Species, den Archegosaurus Decheni,
zuriickzufuhren. Die meisten Abii’eichuiigen beruhen auf Alterszuständen, und stehen mit
der ungleichen Ausdehnung der vei-schiedenen Schädelknochen während des Wachsthums
in Verbindung. W er dalier die Uebergänge nicht kennt, wird leiclit zur Annahme mehrerer
Species bestimmt, zumal wenn den Abw'eichuugen, welche dui'ch das Alter bedingt
werden, sich auch solche beigesellen, die in der A rt der Entblössung oder Erlialtung des
Schädels ihren Grund haben.
Die von Jordan aufgestellte zweite Species, die sich durch eine kürzere, breitere
und stumpfere Schnautze bemerkbar niaclit, fand ich bestätigt; doch wollte es mir nicht
geliugcu, sie bis zu deu kleinsten Schädebi mit derselben Sicherheit zu vei-fbigen, ivie an
den grossen Schädeln. Es sind daher zwei Fälle denkbar: ent^\'eder giebt sich diese Species
an den kleinsten Schädeln noch nicht deutlich zu erkennen, oder es sind von ilir nocli keine
kleine Schädel oufgefuuden, was wohl möglich wäre, ivenn man die auffallende Seltenheit bedenkt,
mit der diese Species im T'ergleieh zu Arciiegosaurus Decheni auftritt. In einem
gewissen Alter eret tritt der Unterschied deutlicher heiwor, freilicli mehr auf ebie Weise,
durch die man vei-sucht werden könnte, nicht so wohl eine eigene Species als eine Bildungs-
hemmmig von Archegosaurus Decheni zu vermuthen. Es ist jedoch an der wirklichen
Existenz der zweiten Species nicht zu zweifebi, man wird sich von ihr überzeugen, wenn
inan auch nur obei-flächlicli die von ihr auf deu Tafeb 1 und If abgebildeteii Schädel
mit den Schädeln der übrigen Tafeln vergleicht.
Unter solchen Verhältnissen hält es schwer, bestimmte Angaben über die allgemeine
Form des Schädels des Archegosauras zu machen. W ir haben es mit einem Genus zu
thun, dessen Schädel sich mit dem Wachsthum auffallend verändert imd in einem gewissen
Alter dem Schädel einer anderen Species nahe kommt. T'on dem durcli das Alter bedingten
Untei-schied erhält man eine deutliche Vorstellung, wenn man den Schädel Taf. A
mit dem Schädel Taf. VI, Fig. 5 zusammenliält, dessen Längendui-chmesser ungefähr
fünfzehn mal in er.sterem enthalten ist. Noch kleuier ist der Schädel des Taf. T l. Fig. 4
abgebildeten Stücks, und es giebt auch Schädel, welche den Taf. A an Grösse nocli iiber-
treffen. Für den kleinsten Schädel- von Arehegosaurus Decheni erhalte ich 0,015 Länge,
fiü- den grössten 0,296, was ein Längenverhältniss ZAvischen beiden wie 1 : 20 ergeben
würde. Der Archegosaurus latirostris erreicht die Länge der anderen Species nicht, der
•grösste Schädel verräth sieh durch das Taf. I. Fig. 2 abgebildete Fragm ent, das bei zu
Grundlegung des kleineren vollständigen Schädels eine Länge von 0,18 ergiebt. Hienach
stellt sich bei ungefähr gleicher grösster Breite am hinteren Ende das Verhältiiiss zwischen
den gi-össten Schädellängen in den beiden Species \vie 3 : 5 heraus. Wälirend des MHichs-
thuins des Thiere nahmen, wie dies bei den lebenden Crocodil-artigen Thieren der Fall ist,
die Gesichtsknochen mehr an Länge zu, als die Knochen im hinteren Theil des Schädels.
Diese T'erlängerung der Gesichtsknochen ist in Archegosaurus Decheni beträchtlickei' als
in A. latirostris, und hierauf beruht hauptsächlich das abweichende V erhältiiiss, welches
zwischen den Schädeln beider Species besteht. Es sind daher aucli die grossen Schädel
und längeren, die kleineren Scliädel derselben, so
mit einem kürzeren und breiteren Gesichtstheil ver-
Archegosaurus Decheni beträgt die Länge überhaupt
cretercr Species mit einem sclitiiille
wie die Schädel der aiiclercn Sjieci-
sehen. In den grossen Schädeln V'
etwas mehr als das Doiipclte der
Breite, in Archegosaurus latirostris nur etwas
m ehr als die einfaelic Breite; je kleiner der Schädel von Archegosauras Decheni, um so
näher kommt das Vcrhilltniss zwischen Länge und Breite dem iti den Schädeln von A.
latirostris, bis zuletzt liierin kein Unterschied mehr zwischen beiden Species wahrgenommen wird.
Von oben gesehen gleicht, der Schädel des Archegosaurus einem gleichschenkeligen
Dreieck mit abgerundeten Ecken, mehr oder weniger concaver Basis und etwas eingezoge-
nen oder schwach coneavcn Nebenseiten. Die Abrundung trifft hauptsächlich die Spitze.
Selten nur begegnet man Schädeln mit rein erhaltener Form. Durcli Druck oder durch
das Zusammenziehen der Gcsteinsimisse w'älirend ilires Erhärtens, haben sie mehr oder
weniger gelitten, und wenn der Unterkiefer mit zur Ablagerung kam , so ist er entiveder
mit dem Schädel zusainmengeprcsst ivordeii, was dessen Fonn veränderte, oder die Hälften
sind an der Aussenseite des Schädels herausgetreten und haben ihm ein breiteres Ansehen
verliehen. Am reinsten hat sich die Form bei dem Taf. III. Fig. 1 - - 3 abgebildeten
Schädel erhalten. Man erkennt daran, dass der vordere Theil sehr platt war. In der
Gegend vor den Augenhöhlen stieg die Profillinie etwas stärker an, und an dem von den
oberen Hinterhauptsbeinen gebildeten hinteren Ende der Scheitelfläche erreichte der Schädel
seine grösste Höhe, die wenigstens vier mal mehr betrug, als die Höhe im vorderen Theil
des Schädels. Das hintere Ende zieht sich in Schädehi von dieser Grosse aussen noch
weiter hinterwärts, Seitentheile bildend, die hinten gerundet endigen. In dem hinteren Theil
des Schädels ist die Backengegend von dem hinteren Augenhöhlenwinkel an schwach nach
aussen aufgetrieben. Die Scheitelgegend, so^vie die Gegend zwischen den Augenhöhlen ist
deutlich vertieft, auch laufen sanfte Vertiefungen von letzterer Gegend aus nach vom, eine
in der Mitte und eine zu beiden Seiten in der auf das Thräncnbein kommenden Gegend.
Die R änder der Augenhöhlen sind, etwa mit Ausnahme der äusseren Strecke, deutlich aufgetrieben,
was mit dazu beiträgt, die Verknöcherungspunkte des Vorderstirnbeins und des
Hinteraugenhöhlenbeins mehr in vertiefter Lage erscheinen zu lassen, während andere Punkte
der Art, vne der des Paukenbeins, mehr erhaben sich darstellen. Diese' Schilderung passt
nur auf ausgewachsene Schädel und wird wenigstens mit solcher Deutlichkeit an kleineren
Schädeln nicht erkannt; sind die Schädel noch kleiner, so stellen sie sich gewöhnlich platt
gedrückt dar. In Archegosaurus Decheni ist das vom Zwischenkiefer gebildete vordere
Ende der Schnautze stärker gerundet, als in A. latirostris, dessen Ende einen flacheren
Bogen beschreibt. Wenn auch die kleinen Schädel von Archegosaurus Decheni sich stumpf-
schnautziger darstellen, so glaubt man docii bei genauerer Beachtung schon eine freilich
sehr geringe Hinneigung zur spitzeren Fonn zu erkennen. In den grossen Schädeln dieser
Species geht die Verschmälerung der Schnautze so weit, dass entweder die Seiten parallel
erecheinen oder durch geringe Versclimälerung in der Gegend hinter den Nasenlöchern das
vordere Ende sich sogar etw'as breiter darstellt (VIII. 1 — 3); während bei Archegosaurus
latirostris die parabolische Krümmung des vorderen Endes selbst durch das Alter nicht
beeinträchtigt wird.
Die Obcreoite des Scliädels bildet eine geschlossene Knochendeckc, die von den
paarigen Nasenlöchern, Augenhöhlen und Ohreffnungen und von dem unpaarigen Scheitelloch
durchbrochen wird. Die Ohröffnungen gehören zwar auch der Oberseite an , erscheinen
aber hinterwärts geöffnet. Die SohlUfeiigruben stellen sich, wie in gewissen Schild