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tilien- oder den Cropodilen und typischen Lacerten angetroffen wird; mit letzteren haben sie
auch das Scheitello.ch gemein,- und die knöchern überAvölbten Schliifengruben erinnern an die
Schildkröten. Dasselbe ist der Fall -mit den eigentlntnüichen Kehlbrustplatten, mdem diese
noch am ersten sich dem Bauchpanzer der Schildkröten vergleichen lassen. Das Schulterblatt
war nach A rt der Lacerten gebildet, das Becken bestand aus drei Paar Knochen, Avas
bei den niederen Reptilien, den Ampbibieii im engei'eu Sinne, nicht vorkommt, und A'on
diesen Knochen scheint das Scliambein, Avie in Gr’ocodil, an der Bildmig der Beckenpfanne
nicht Theil genommen zu haben. Der knöcherne Hautpaiizer erinnert noch am ersten an
die Schuppeiihaut in den Fisclien, Avar aber auf den Bauch beschränkt und von eigenthUm-
licher Beschaffenheit. Ein solcher Panzer ist eben so Avenig Avie ein Knochenring im Auge
von Batracliiern bekannt. Üeberdies fand, sich an mehreren Stellen' des Körpers leicKte
Beschuppung vor.
Nach dieser Organisation müsste der Archegosam-us in der Beschaffenheit des Gehirns
mul des Hci-zens über den Batracliiei-n und den Fischen gestanden haben und Ai-m-de nur- den
Sam-iem zu vergleichen seyn. E r Avai- .ein Liingentbier, bei. dem sich noch, einige Zeit nach
dem Fruchtlebeii Spuren von der ersten Athnuingsvon-iclitung erbiclteii. Diese besteben in
Resten von knöchernen Kiemenbogen, die mit dem Zungenbein zusammenhingen. Aehnliche
üeben-este einer friilieren Athnumgsvorrichtung werden in den lebenden sogenannten Idenien-
losen Ichthyoden oder Fiscblingen {Salainandrops, Anipliiuma) angetroffen, sonst ist es
eigentlich. nur das Zungenbein, das als Rest einer früheren Athmungsvorrichtung gelten
könnte, die sich selbst in den Vögel- und Säugethier-Embryonen durch Kiemenspalten in der
Kehlgegcnd veri-äth (Rathke, Huschke, Baor). Doch kann aus der hervoi-gehobenen Aehnlichkeit
mit den Ichthyoden um so Aveniger TVranlassung genommen werden, den Ai-chegosam
us mit den Amphibien im engeren Sinne, Avelche die Bab-achier, die Ichtlij'oden und die
Cöcilicn umfassen, zu vereinigen, als, wie erwähnt, der Sehädel dieses Thiers den höheren
Reptilien gleicht, und die Wii-belsäule in ihrer. EntAAdckelung sogar noch unter der der
Amphibien steht.
Es ist allerdings eine auffallende Erscheinung, dass- in demselben Geschöpf typische
Eigenthümlichkeiten der höchsten mit denen dev niedrigsten Reptilien und selbst mit solchen,
welche eigentlich nur an die auf embryonaler Stufe stehenden fossilen und lebenden Fische
erimicrn, in völliger Reinheit ausgebildet neben einander auftreten.. Ich habe indess öfter
schon darauf auftiierksam gemacht, dass solche Combinationen von typischen Charakteren
der verschiedensten Geschöpfe in der Organisation eines einzelnen Geschöpfes nichts ünge-
Avolmhches sind (Reptilien und Säugethiere der verschiedenen Zeiten deaErde, 1852.-S. 135).
Sie sind es auch, die die Schivierigkeiten veranlassen, ivclche sich der Einreihung der mit
solchen Charakteren behafteten Geschöpfe in unsere Systeme entgegenstellen, zumal ivenn
sich dabei eine embryonale Bildung kund giebt, aus der man glaubt auf eine niedrige Stufe
des Thiers überhaupt schliessen zu müssen. Da jedoch in einem Geschöpf von wirklich
niedriger Organisation auf die Classification sich beziehende höhere Charaktere kaum angetroffen
Averden, und man ein sonst hölier organisirtes Thier nicht Avohl wegen einzelner nach
niedrigem Typus ausgebildeten Organe zu den .niedrig organisirten stellen kann, so ivird
man m solchen Fällen am richtigsten verfahren, wenn man die Stellung des Geschöpfs nacii
, dessen holier organisirten Theilen bemisst. WiU nbcr ein Geschöpf sich gar nicht in die
Systeme der Cla.ssification-einpasseu lassen, ivie dies selbst mit lebenden Formen der Fall
ist, die maii dcsslialb ivohl auch paradoxe oder ividersiiinige Formen genannt, hat, so-liegt
dann nur ein Bcwci,s A-on der Mangelhaftigkeit unserer Systeme oder der Schwierigkeit, ein
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1 aiifzustellen, das geeignet Aväi-e, alle unserer Erde überhaupt zusteheiidc
Lebensfoi-men methodisch in sich zu vereinigen. Der Errichtung eines solchen Systems
müsste die Einsicht in den der Schöpfung zu Grund liegenden Plan voi-hergehen, die Avir
nie vollständig erlangen werden; Avas uns indess nicht ablialten kann, unsere Systeme durch
Aveitere Ausbildung der Natur möglichst nahe zu fiihren.
Es AA-ar bisher nur von den Fisclien bekannt, dass dio verschiedenen Entwickelungs-
stufeii der Wirbelsäule auch als feststehende Typen aufti-eten, deren geologische Wichtigkeit
Agassiz, so Avie später Heckei mit grössem Erfolg nachgcAviesen haben, Seit meiner Entdeckung
der embryonalen Wirbelsäule im Archegosaurus ist nun auch für die Reptilien anzunehmen,
dass bei ihnen verschiedene EntAvickelungsstufeii dev Wirbelsäule als feststehende
Typen Vorkommen. Von den frühesten Fischen, die im Old red auftreten, hat Agassiz nacli-
gcAviesen, dass der Bildungstypus ein embryonaler oder ein solcher ist, den die unterste
Stufe der lebenden Fische darbietet. Beim Archegosaurus der Steinkohlen-Formation, die
zAvai- etw-as später fällt, aber doch noch derselben erdgeschiclitlichen Periode angehört, finden
wir, Avie bei den Fischen des Devonischen Old red, eine embryonale Mui-belsäule. Man könnte
versucht Averdeii, hieraus ein ähnliches Vcrhältniss füi- die Reptilien abzuleiten, Avie es fiir
die Fische bestellt. In dieser friihen Periode scheint es indess neben den Reptilien mit
embryonaler Wirbelsäule auch schon solche gegeben zu haben, deren Wirbelsäule völlig
verknöchert und gegliedert Avar. Labyrinthodonten mit embryonaler Wirbelsäule gab es selbst
später noch, in der Trias, obschon die Jlehi-zalil der in dieser Formation auftretenden Thiere
der Ai-t mit einer knöchernen gegliederten Wirbelsäule und mit einem kiiöcheruen Hinterhaupte
versehen Avar, und es lebten in dieser Zeit mit den Labyrintliodonten, deren Wirbelsäule
nach verschiedenen EntAvickelungsstufeii gebildet ivar, auch höher organisirte Saui-ier
sogar an einer und dei-selben Stelle; Avas den deutlichsten BcAveis liefert, dass der Grund
von der geologischen Thatsache, dass die verschiedenen Zeiten der Erde ilire eigenthümlichen
Lebensformen besitzen, nicht notlnvendig in veränderten äusseren EinAvirkungen liegen
Mit Zugrundlegiiiig der EntAvickelungsstufeii der Wkbelsäiüe lässt sich nunmehr für
eine Eintheilung der Labyrmthodonten folgender Umriss geben, aus dem zugleich die Stellung
ersichtlich Averden Avh-d, die der Archegosaurus unter diesen Thiereu einnimmt.
L.\BTOINTnODONTEN 1
TTerfüssige Saiu-ier-artigc Reptilien; — knöcherne Schädeldecke, von den Nasen-
luchern, Augenhöhlen, Scheitelloch und Oliröffiiuiigen dui-chbrochen; Schläfengi-uben knöchern
übetAvolbt (Zygosaurus?); Thräueiibein von der Bildung des Augenhölileiii-andes ausgeschlossen;
Hinteraugenhöhlenbein; Scheitclloch; die Aussenseite der Schädclkiioclien und Unterkiefer
mit einem BildAA-erk Avio in den Crocodil-artigen Thieren vereehcn, bei inehrem Species
noch mit Fui-clicn, von Schleimkanälen herriihi-cnd; hohe, spitzkonischc, in flachen Gruben
aufgeAvacliscnc Zahnwurzeln, aussen mit negativer Steeifung, die mit Falten im Innern in
Zusammenhang stehen, sehr kleine konische Schmelzkrone mit diametralen K anten, glatt,
Schneidezähne und Backenzähne kaum verschieden, Backenzähne zalih-eicli, klein; auffallend
grosse Zähne auf dem Pflugscharbein; Gaumenbein wie der Oberkiefer mit einer Reihe Zähne,
von denen die vorderen sieh durch Grösse auszeiclmen; grosse Gaumenlöcher; Choanen in
der Nähe des vorderen Endes dieser Gaumenlöcher; — drei Paar Beckenknochen; — di-ei
Kehlbrustplatten; — beschuppt.
Ucrni. V. Moycr, Sldi.kohlto-llcptllico.