
Aus den Schädeln, deren Gaumenseite vollständiger vorliegt, ist ersichtlich, dass der
Archegosauras, ähnlich den triasischen Labyrinthodonten, mit ein Paar grossen, langen, riuidum
knöchern begrenzten Gaumenlöcliem versehen wai’. Die Trennung oder innere Begrenzung
dieser Löcher wird grössten Theils dm-ch das Keilbein bewkkt. Dieser Knocheu besteht
aus einem mehr scheibenförmigen Körper, der hinten und aussen entweder mehr zugerundet
(RT 9) oder mehr eckig sich daretellt. ln letzterer Hinsicht gleichen die beiden
Keilbeine Taf. R^. Fig. 8 mid Taf. T'. Fig. 7 auffallend einander, óbschon das eine
nur halb so gi'oss ist als das andere. Dieser Körper ist der Theil, der am hinteren Ende
der meisten Schädel heraussieht, und den Goldfuss sich mit der unpaarigen Kelüplatte zmn
Zungenbein verscbmolzen dachte. Der scheibenförmige Körper ging nach vom in einen
langen, schmalen zungcníormigen Fortsatz (processus cultrilbnnis) aus, der sich gegen die
Mitte bin, der Fonn der Gauiucnlöcher entsprechend, freilich nicht sehr auffallend, verschmälerte
(ITT 9. 10; V. 4. 7). üeberdies tritt gegeu das vordere Ende hin eine Verschmälerung
ein, welche darauf Iiinweiset, dass dieser Fortsatz sich in den ihm vorgesessenen
Knocheu, der das Pflugscharbein seyn w ird, ausgekielt hat. Sonst grenzte das
Kielbein mit sehiem Köi-per an das Flügelbein. Der von mh- als Keübem gedeutete Knochen
ergänzt somit vollkommen die Zusammensetzung der Gaumenseite des Schädels. Dar
bei lässt es sich nicht läugnen, dass in der Nähe des Kielbeinkörpers Theile gefunden
werden, die an das Zungenbein erhmeni würden. Es ersü-ecken sich aber diese Theile
auch noch weiter hmterwärts, indem sie in der Nähe der Kehlbi-ustschildor aiigeü'offen werden,
woraus zu entnehmen ist, dass sie entweder nm- zufällig in der ,Nähe des Kielbeins auf-
treten oder diesem doch nur zum Theil angehören. In letzterem Falle könnten sie Fortsätze
oder Flügel gebildet haben, wie dies namentlich bei dem Kcilbem der Fische vor-
komint, mit dem der Knochen überhaupt einige A eb ü ich k eit. besitzt.
F l ü g e l b e i n . P f e r j g n i d e u n i .
Dass das Flügelbein einen vom Keilbein geti-eimten Knochen bilden m üsse, ergiebt
sich daraus, dass beide vereinzelt vorgefunclen w erden, ohne Spuren einer gewaltsamen
Trennung an sich zu tragen (II, 4 ; IV. 8. 9 ; V. 1, 7 ; VI. 8 ), so ivie daraus, dass
das Flügelbein für sich allein leicht durch Drack aus seiner Verbindung gebracht und verschoben
werden konnte, wie man aus den verschiedenen Lagen ersieht, die es gegenwärtig
eiiinimmt; öfter durchzieht es die Augenhöhle. Auch Jiaben sich die Verschiebungen des
Kielbeines ohne Einwirkung auf. die Lage des Flügelbeines zugetragen. Das Flügelbein ist
der Knochen, den, wie wir gesehen haben, Goldfuss (BeiQ-., S. 6. t. 1. f. 3. 0 1). dem seit-
liehen Hinterhauptsbein beilegt mid Bui-meister (Ai-ch., S. 23) für den Gaumenflügel des
Keilbeins hält. Es ist ein langer Knochen, der als eine schmale Leiste fast die ganze
äussere Begrenzung der gi-ossen Gaumenlöchcr bildet,, hinten aber auffallend breiter und
dabei dreilappig wü-d, wodurch er ein winkelförmiges Ansehen erhält. D er innere Theil
tritt mit dem Keilbein in Verbindung und hilft dadurch, den hinteren TVinkel des Gaumeii-
loches bilden, der hintere oder längere und spitzere Theil verbindet sicli mittelbar oder
unmittelbar hinten mit dem Pauken- oder dem Quadratjocbbein, die innere Begrenzung der
Schläfengrube veranlassend, wälirend der äussere oder breitere und gcrundetere Theil sich
dem Gaumenbein oder auch dem Oberkiefer angelegt haben w ird; letzterer Fortsatz Hesse
sich dem in anderen Geschöpfen getrennt vorkommenden Querbein vergleichen, dessen Lage
er einnehmen würde. Vorn wird das Flügelbein an das Pflug.scliarbein gestossen haben,
es w-ai- aber die Grenze beider nicht zu ermitteln, weshalb es sich auch nicht angeben
lässt, ob und welchen Antheil das Flügelbein an der Bildung des vorderen TVinkek des
grossen Gaumenloches genommen. Aussen liegt dieses Bein mit dem Gaumenbein zusammen;
die Naht zwischen beiden ivai- indess auch hier nicht zu verfolgen.
( i a u m e i i b c i n . P a lA t i u u i n .
Ueber dieses I3ein giebt der Schädel Taf. V. Fig. 1 den besten Aufschluss. Es
bildete eine schmale Knoclienleiste zwisclicn dem Oberkiefer und dem Flügelbein. Hinten
scheint es kaum weiter zurückgefübi-t zu haben, als der Oberkiefer, vorn stand es noch
über den vorderen TVinkel des gi-ossen Gaumenloches vor und bildete die hintere Einfassung
der Choanen-Oeffnung (I. 2); das vordere Ende des Knochens war nicht zu ermitteln. Dass
eine Trennung zw’ischen Oberkiefer und Gaumenbein bestanden habe, unterliegt wohl keinem
Zweifel, und dass das Gaumenbein und Flügelbein getrennte Knochen waren, ergiebt sicli aus
ihrem vereinzelten Vorkommen, namentlich aus dem vereinzelten Vorkommen des Flügelbeins.
In den ausgezeichneten Schädeln Taf. V. Fig. 1. 4 wareu die Knocliengrenzen überhaupt
kaum zu verfolgen.
Das Gaumenbein war mit einer einfachen Reihe Zähne bewaffnet, von denen die hin-
tei- der Choanen-Oeffnung auftretenden sich durch Grösse auszeichneten, W'ährend die weitei-
hinten sitzenden auf die Grösse dei- Backenzähne herauskaraen.
P f l u c h n r b e t u . Vo
Dieses Bein ist am wenigsten gekannt. Hinten wird es und zwar aussen in der
Gegend der Choanen-Oeffnung, die wohl grösstentheils von ihm umschlossen war, in der Mitte
aber weiter hinten geendigt haben, da es hier mit dem Fortsatze des Keiibcins in Berührung
kam. Es lässt sich nicht einmal angeben, ob und welchen .Tiitheil es an der Bildung des
vorderen Winkels der grossen Gaumenöffriuug genommen. Nach dem Taf. I. Fig. 2 abgebildeten
Schädel von Archegosaurus latirostris ist anzunehmen, dass das Pflugscharbein in
einem paarigen Knochen bestanden habe, worüber indess weitere Beobachtungen nicht vorliegen.
Dio Schädel Taf. V. Fig. i. 4 und Taf. VII F ig.-3 geben zu erkennen, dass die
vor den Gaumeriöffnimgen liegende Strecke eine geschlossene Kiiochenplatte dai-stellte, und
aus letzterem Stück gebt noch besonders hei-vor, dass auf dieser Strecke jederseits zwei oder
drei grössere Zähne angebracht waren, von denen wenigstens die beiden vorderen je einer Seite
dem Pflugscharbein angehören w erden; sie lassen sich theilweise auch an anderen Schädeln
(I. 4; V. 4. 5 ; VIII. 2. 3) nachweisen. Von kleineren Zähnen, welche den Jnnenrand
der Choanen-Oeffnung besetzt gehalten oder sieh sonst auf dem Pflugscharbein vorgefunden
hätten, habe ich nichts w-ahrgenommen.
Es war Goldfuss (Beitr., S. 7. t. 3 £ 1. 2) nicht entgangen, dass der Archegosaurus
einen Knophenring im Auge besässe. Er kannte ihn aber nur unvollständig und sagt von