
knorpeliger Beschaffenlieit gewesen seyn m usste, aUein nicht, wie e9 den Anschein h at, auf
die ganze Lebensdauer des Thieres. Denn aus dem Taf. VU. Fig. 12 abgebildeten Stück,
ivelches auf das gi-össte Exemplar hinweiset, ergiebt sich unläugbar, dass selbst für die Handwurzel,
wenn auch erst spät, noch eine Zeit der Kuochenbildung eiutrat. Man erkennt
liier sechs rundliche Wurzelknöchclchen von verschiedener G rösse, die weder untereinander,
noch mit dem Vorderarm oder der Hand in unmittelbai'er Verbindung standen, und daher
durch Knorpel verbunden gewesen seyn werden.
Von der H and, die friiiie schon ausgebildet ivar (TT. 11), liegen nm- wenig lieste
vor, und selbst diese sind nicht geeignet, genügende Auskunft über die Zahl der Finger und
der sie zusammeiisetzeiulen Glieder zu geben. Aus weniger als vier Fingern (V. 6;. TTI. 12;
X. 5. 6) bestand sie nicht, und unter diesen befand sich wenigstens einer, der mit dem Mit-
■ telhandknochen nicht weniger als vier Glieder zählte (X. 5). Die H and war mehr spitz
und dabei nicht, kürzer als der Oberai'in (X. 5). Die Glieder wären schlank und verstärkten
sich gegen die Gelenkendeo hin,_ worin sie den Vorderannknochen ähnlich sahen.
Der Archegosam'us zeigt sonach, dass mit einem kuraen, breiten Oberarm eine schlankere"
H and verbunden seyn kann. , Die gi-össte von den überlieferten Händen (TTI. 12) unterscheidet
sich von den übrigen durch die Kürze der Mittelhandknochen und Fingerglieder. Auch
suid bei ihr die Glieder des Fingers geti-eimt, was durch Verschiebung entstanden seyn
könnte, da es ioi Charakter des Archegosaurus zu liegen scheint, dass die Finger und Zehen
aus dicht aneinander anscliliessenden Gliedern bestehen.
In der auffallenden Kürze der vorderen Gliedmaassen hat man eine überraschende
Aehnlichkeit des Archegosaurus mit den nackten Amphibien zu' finden geglaubt (Burmeister,
Archegos., S. 43). Bei den Crocodilen mid allen typischen Sauriern sind diese Gliedmaassen
immer viel länger als der K opf, es gilt dies auch fiir dio Frösche und Salamandrinen,
in den Ichtyoden sind sic merklich kürzer als der Kopf, am kleinsten aber in Am-
phiüma und Proteus, doch selbst hier nicht so klein als in Archegosaurus. Bei dieser Vergleichung
ist indess der Mystriosaurus der Oolith-Periode gänzlich übersehen worden, dessen
vordere Gliedmaassen so. geling sind, dass sie, wie in zirchegosaurus, nur die halbe Länge
des Kopfes messen. Demungeachtet ist der Mystiiosaurus kein nacktes Amphibium, vichnchr
so stark bepanzert, ivie das Crocodil, und überhaupt von einer Beschaffenheit, die einige
Gelehrten, worunter Burmeister selbst, veranlasst haben, ihn für eine Species von Gavial zu
halten. Es scheint sogar, als wenn in dem von mir aus der TValden-Forraation von Bückeburg
aufgestellten Stenopelix Valdensis, ein Reptil, das Niemand für einen Batrachicr halten
wird, die vorderen Gliedmaassen verhältnissmässig noch kürzer gewesen w ären, als in Mystriosaurus.
Weger
Aufsclduss ge
der TVichtigkeit des Beckens war ich bemüht, aUe Exemplare, welche darüber
■en könnten, in die Abbildungen aufzimehmen.
S c b a m b e f u.
Der Archegosaurus besass ein starkes, gut entwickeltes-Becken, das nicht, wie man
vennuthet hatte, aus zwei, sondern aus drei Paar Knochen zusammengesetzt war, von denen
der Knochen, der das Schambein (pubis) darstellt, gerade nicht übersehen, sondern nur nicht als
Beckcuknochen gedeutet wurde. Es ist dies der Knochen, den Goldfuss (Beitr., S. 9. t. 3.
f. 1 k) für einen Mittelfussknochen, dem Frosche' vergleichbar, hält, worunter wohl nicht
sowohl ein Mittellüssknochcn, als einer der beiden verlängerten Fusswurzelknochen des Frosches
zu verstellen seyn wird. Burmeister (Arch., S. 47) liält denselben Knochen für einen
Plattfiissknocben. Es war mir erwünscht, dasselbe Exemplar (TT. 1. 2 ), worauf diese Angaben
beruhen, uiitersuehcn zu können. Icli habe micli daliei überzeugt, dass es sicli liier
um nichts anderes, als. uin das Schambein handelt. Dieser Knochen liegt bei der erwälmten
Versteinerung am hinteren E n d e , und zwar vor den quer liegenden längeren K nochen; in
anderen Exemplaren (X. 7 ; XIV. 18, 19) wird er ebenfalls deutlich wahrgeiiommcn.
Dieses nach, vom gerichtete Schambein besitzt mit einem platten Mittelfussknochen oder
Zehenglied die meiste Aehnlichkeit, es war länger als breit, hinten nur wenig breiter oder
stärker als vorn und gegen die Mitte vcrschiiüilei-te cs sich. Die stumpfe Beschaffenheit seines
hinteren Endes, so wie sein Auftreten in geringer Entfernung von den anderen Beckenknochen
lässt scliliessen, dass es in diese nicht unmittelbar einlenk-te, sondern mit ihnen
etwa durch Knorpel verbunden war, und daher auch an der Bildung der Beckenpfanne niclit
-theil nahm. Mit dem Alter jedoch verändert sich die Fonn dos Schambeins auffallend; es
w ird-schlanker, schmächtiger, aucli schwach geknimmt und nicht mehr vor, sondern neben
den anderen Beckenknochen waiirgcnommen. Die Abweichungen sind so auffallend, dass man
den Knochen im älteren Thier kaum mehr für das Schambein halten würde, ii-enri sich nicht
die U eber^ige'nachw eisen Hessen (V. 6 ; XII. 4 ; XIV. 18).
Ob das Becken überhaupt, so wie die hinteren Gliedmaassen in einem so frühen Alter
ivie das, welches das Taf. -VI. Fig. 4 abgebildete E xem plar'verräth, knöchern entwickelt
waren, lässt sich nicht angeben-, die Knochenbildiing nimmt in diesem Skelet nach dem hm-
tevcn Ende hin so sehr ab,, dass es wohl möglich wäre, dass sie nicht weiter ging, als sie
vorliegt, und dass das Thier einen wirklichen Embryo darstellte. In dem etwas grössern Exemplar
Taf. VI. Fiv. l i werden zwar die Darmbebie, aber nicht die Schambeine vorgefimden;
docIi.lässt sich hieraiis nicht gerade der Scblus.s ziehen, dass letzteres später verknöchert
wäre, da es in den nur wenig grössem Exemplaren sich vorfindef.
Emen gnt e.mviekeltei Knoelicii im Becken stellt das Darmbein (ilinm) dar. Die
Aehnlichkeit seiner Gestalt mit den Glied,naassonlmocheii ist der Grund, rvanim cs TCrkavml
wurde. Goldfuss (u. a. 0 . li) hält diesen Knoohon fiit den Oberschenkel (femur), Burmoi-
ster (a. a. 0 . S. 46), der dieser Ansicht nicht beipflichtet, für diui Schienbein (tibia), was
um so auffallender ist, als ihm doch das Darmbein von einem- grossen Exemplar bekannt war,
nnd swar dasselbe, durch das ich d.ar.auf geiühiä worden bin, .den Knochen im kleinern Thier
fiir das Darmbein su erkennen. In der Taf. VI, Fig. 1. 2 ■abgebiklolon Vc-stemerung stellt
am hinteren Ende der vordere von den qnor liogendeii Knoohon das verkannte Darmbein
dar In den jimgercn Thieren scigt dieser Knochen allerdings Aelmlichkeit mit einem Glied-
maassenknoehen, dadurch namlloh, dass er an den beiden Enden breiter wird und gegen dio
Mitte Mn sich vetsehraSlert, Bei genauerer Untersuchung muss indess auffallen, dass dim
eine Ende nicht allein breiter und m e h r beilförmig gebildet, sondern auch wie au,sgeholiit
erscheint (V. 6; VI. 1. 2; X, 7 - 9 ; XI. 7; XIV. 18. 19), was mit zunehmendem Alter
immer mehr zimimmt,- bis in den grossen Exemplaren (XI. 2. 3. 5. 6; X I\. i(.) die beil