
Diese Ueberreste von knöchernen Kiemenbogen sind bogen- oder ringfoi-mig angeordnet
und nelimen iiire Stelle- zwischen der Ohröffnung und der äusseren Kehlbrustplatte
ein, bis zu deren hinterem Ende sie bisweilen zurückziehen (VI. 3). Wie viel solcher
Bogen oder Ringe auf jeder Seite ^terhanden w aren, ist schwer anzugebeii. Oefter erkennt
man nur einen (VI. 6), dann stellen sie sich zweireihig (V. 3; VI. 10. 13), oder
dreireihig (VI. 12) dar, und selbst die' di-eireihigen sind nicht immer einfach (XITT 2).
Diese Reihen oder Bogen zerfallen in einzelne Blättehen oder Segmente, die in geringem
Abstand auf einander folgen, und deren convexe Rand gezackt (VI. 13; XIV. 1) erscheint;
bisweilen sind sic auch platt und mit einer Reihe TVäi-zchen oder kleiner Stacheln besetzt
(XITT 2).
Die Uebereinstimmung dieser Theile mit Gelenkstiicken von Kicmenbogen beweisen,
dass der Archegosaurus selbst noch nach -dem Fruchtleben mit knöchernen Kiemenbogen
behaftet war. Diese sind jedoch so gering, dass sie nui- als üebei-reste einer früheren
Athmungs\terrichtuiig angesehen werden können, die allmählich aufgesogen wurden, wie sich
daraus e ip e b t, dass die Kiemenbogen mit dem Wachsthum des Thiei-s nicht zugenommen
haben, und dass an keinem der vielen von mir untersuchten mittelgrossen und gi-ossen
Schädel auch nm- eine Spur -von diesen Bogen aufzufinden w ar, die im Verhältnlss zur
Grösse des Thieres vorhanden seyn m üssten, wenn das Thier zu seiner Erhaltung - ihrer
bedurft hätte. In der Gegenwart verkümmerter Kiemenbogen zeigt der Archegosaurus Aehnlichkeit
mit den kiemenlosen Ichthyoden. Diese Aehnlichkeit kann indess bei Ermittelung
der Stelle, die dem Thier im System gebührt, um so weniger von Entecheidung seyn, als
sie sich auf ein Organ erstreckt, das das Thier nach dem _ Fmchtleben gar nicht m ehr
bedui-fte. Genau' genommen Hesse sich selbst das Zungenbein als Uebeirest einer früheren
Athmungsvorrichtung betrachten, und doch wirkt dessen Gegenwart nicht störend bei der
dei- Classification der höheren Thiere.
K e h l b r u s t p l a t t e D.
Zu den auffallendsten EigeiitlHimlicbkciten Im Bau des Archegosaurus gehört eine die
Gegend der Kehle und Brust umfassende Vorrichtung aus drei nebeneinander liegenden
knöchernen Schildern oder Platten; in der Mitte lag eine unpaarige Platte mit einer Platte
an der rechten' und an der linken Seite. Diese drei Knochen nahmen zusammen eine Breite
ein, die etwas geringer w ar, als die Breite des Kopfes. Nach Ueberresten, weiche fi-(iher
schon der Keuper und bunte Sandstein geliefert hatten, ist anzunehmen, dass diese Vorrichtung
allen Labj'i-inthodonten zustehe. Die mittlere Platte ist die gi-6ssere, sie ist von rhombischer
Fonn, SO' zwar dass die vordere Hälfte ein wenig länger, als die hintere erscheint und daher auch
der Verknöcherungspunkt, statt genau in der Mitte zu Hegen, meist ein wenig M-eiter hinten
wahrgenommen wird. T'on diesem Punkt aus verläuft, wie an den Platten jüngerer Thiere
deutlich erkannt wird, die Knochentextur radienartig nach allen 'Seiten, in den ältei-en Thieren
bildete sich auf der Oberfläche des Knochens Inuner deutlicher ein der Oberfläche der
Schädelknochen ähnliches Bildwerk aus, dessen Gi-übchen je näher dem T^erknücherungspünkt
um so tiefer sich darstellen, nach aussen verlaufen sie in Furehen oder Rinnen (IX). Auch
in Stärke gaben diese Platten den Schädclknochen nichts nach. Die T^eninderungen, welche
das Ti'^achsthum mit sich führte, werden erkannt, 'venn man die unpaarige Platte in den
Thieren verschicdeuen Alters mit einander vergleicht. Fast in jedem Alter des Thieres misst
die Platte ungefähr die hall)e Länge des Schädels, 'vvoraus hervorgeht, dass sie in einem ähnlichen
Vcrhältniss %vie letzterer an Länge zugenommen habe. Dabei scheüit der Verknöcherungspunkt
dem Mittelpunkt der Platte immer näher gerückt zu seyn. In den grossen
unpaarigen Platten ist die hintere Hälfte etwas schlanker und die vordere Hälfte vom etwas
eingezogen (IX. 2. 4 ; XV); das vordere Ende rundete sich stumpf zu und nahm ein
mit der strahlenförmigen Structur des Knochens in Zusammenhang stehendes ausgezacktes
Ansehen an (III. 10. 11; IX. 2. 4 ; XV). Aus dem Profil dieser gi-ossen Mittelplatte
(IX. 2. 3) wird ersichtlich, dass die vordere Hälfte in Folge eines schwachen
Längskammes stärker und schärfer erhoben w ar, als die hintere Hälfte, die sich von der
schwach eingesenkten Mitte hintenvärts allmählich verflachte.
Auf deu gi-ossen Mittelplatten wird das Bild;verk von einem glatten, nach aussen sich
flach abdachenden Rand eingefasst, der in der vorderen Hälfte breiter sich darstellt, als in
der hinteren. In der vorderen Hälfte wird der Hand von den seitlichen Kehlbrustplatten
• bedeckt gehalten, die sich der Mittelplatte aussen an der Unterseite suHegen; auf dem Rand
der hinteren Hälfte liegt ein Theil der nach vom gerichteten Schuppensclmiire des Bauch-
panzere.
Die seitlichen Kehlbmstplatten gleichen ui Form einer mit der Spitze nach vom
gerichteten Flügeldecke von Insekten. Sie Hegen auf dio von mir angegebene TVeise
etwas schräg nach vom und innen gerichtet, ohne am voi-dere)i Eude sich zu berühren.
Ihr Aussenrand ist unter Verdickung des Knochens je weiter hinten um so deutlicher aufwärts
gebogen, wodurch der Platte eine A rt Wölbung nach aussen verliehen wird. Die
seitlichen Platten reichen nur wenig über die Mitte der unpaarigen Platte zurück, hinten
sind sie gerade begrenzt und bilden an der hinteren ausseren Ecke einen glatten, nach
hinten und oben gerichteten Foi-tsatz. Deutlicher wii-d diese Fonn aus der von mir Taf. IV.
Fig. 6 gegebenen Seitenansicht ersichtlicli werden; auch habe ich daselbst durch einen
Querschnitt zu zeigen gesucht, wie die Kclilbrustplatten zusammenliegen, und welche Form
durch sie entsteht, wobei ich mir bemerken m uss, dass die Seitenplatten oben etwas mehr
gegenseitige Neigung besitzen sollten, was auch der Rundung des Halses besser'entsprechen
würde. Dei-T^erknöcherungspunkt für die seitlichen Platten fällt.m ehr nach hinten und aussen
fast in dieselbe Zone mit dem T’erknöcherungspunkt des Mittelschildes; erstere Platten sind wie
letzteres auf der Aussenseite init einem den Schädelknocheii ähnlichen Bildwerk bedeckt (II. 5 ;
IX. 1). Auf der Innenseite sind die Kehlbi-ustplatten glatt oder mit feinen Strahlen versehen,
und hie und da erkennt man eine feine Gefiissöfthung. Der Fortsatz der seitlichen Platten
wird wohl die Befestigung der ganzen Vorrichtung vennittelt haben, und dadurch, dass die
seitlichen Platten auf den glatten Rändern der Mittelplatte lagen, wurde der Vomchtung derjenige
Grad von Beweglichkeit oder Ausdehnbarkeit verliehen, der nöthig wai-, um die
Thätigkeit der O rgane, zu deren Schutz die Platten dienten, nicht zu hindern. Hätten die
Seitenplatten sich auch an der hinteren Hälfte der Mittelplatte hingezogeii, oder wäre diese
Gegend mit anderen Platten bedeckt gewesen, so iviü-dc der freien Bewegung des Schulter-
genistes und der vorderen GUcdjnaassen Einti-ag geschehen seyn.
Goldfuss (Beiti-äge, S. 8) hält die Mittelplatte, die Seitenplatten, cHe Schlüsselbeine
und den Keilbcinkorper für einen einzigen Knochen, fiii- das Zungenbein, und erklärt die
nulerföi-migen Knochenstielc oder die Schlüsselbeine für die Träger äusserer Kiemen oder
einer Kiemendecke. Bui-mcistei- (Archegos., S. 52) hält die Kehlbrustplatten für Hautknochen
, ähnlich den Panzcrschikleni der Crocodile. Die Kehle war nach ihm die einzige Stelle,
wo der Körper des Arcbogosaurus solche Panzeretücke trug. Es scheint indess schon aus dei-
Uvnii. V. Mcycr, Slcliikolilcn-Bcpllllcn. 10