
kleinen Blättchens fiir jeden Seitcntheil des Bogens beschränkt. Während der Enhvickelung
ist bei den Wirbelthieren gewöhnlich die hintere Gegend des Skelets gegen die vordere etwas
zuriick; daher ist auch hier die Knochenbildung in der hinteren Gegend auffallend geringer,
als in der vorderen, und man erhält durch sie eine Vorstellung von der Beschaffenheit der
Wirbelsäule in d e r , vorderen in noch fi-üherer Zeit, in einer Z eit, wo in dev hinteren
Gegend die Verknöcherung noch gar nicht begonnen hatte.' Je zwei neben einander
liegende Blättchen gehören einem oberen Bogen an , dessen Seitentheile sie vertreten. Bei
foitschreitendem Wachsthum gelangten diese Seitentheile zu immer deutlicherer Entwickelung,
sie wurden grösser, es bildeten sich an ihnen Gelenkfortsätze aus, sie röckten einander
näher, berührten sich' und legten sich wolil auch zui- Bildung eines dachfönnigen Bogens
aneinander an; eine Verschmelzung der Hälften war aber noch nicht vor sich gegangen.
Jeder dieser knöchernen Seitentheile besitzt seinen eigenen '\hu-knöcheruiigspunkt, der so
lange die Bogenbildung noch nicht vollendet w ar, sich deutlich erkennen liess (XIII. 8).
Die getrennten Bogenhälften -veranlassen dureh Verschiebung, durch theilweise Ueberdeckung,
dm-ch die Lage, in der sie entblösst wei-den, imd durch den D ruck, dem sie ausgesetet
waren, Täuschungen, bei denen es bisweilen schwer fällt, ibi-e Form richtig, zu verfolgen.
Die Verwachsung der beiden Bogenhälften scheint erst, nach dem mittleren Alter des Thiers
eingetreten zu seym. Ueber den vereinigten Hälften erhob sich, mit ihnen verscbmolzep,
ein wenigstens theilweise schön als Knorpel vorgebildet gewesener Kamm oder oberér Stachelfortsatz,
der in Foi-m imd Hölie sich sehr verschieden darstellt, ohne dass man sagen
könnte, dass dai-in der Ausdruck verschiedener Species läge (IX. 6 ; XII ; XIII). Es giebt
selbst Bogen mit auffallend verdicktem oberen Ende (XIII. 6). An den Seitentheileu des
vollständig entwickelten Bogens findet man auch eine den Querfbi-tsatz vertretende Anschwellung,
welche die Hippe aufnalim. Wie deutlich die Gelenkfoi-tsätze zur Entwickelung gelangten,
wird aus den Taf. XII und XIII dargestellten Stücken ersichtlich.
Die Zahl der oberen Wirbelbogen betrug vom Schädel bis zum Becken nicht unter
30 (VI. 3; und nach einem niclit abgebildeten mittelgrossen Exemplar). Nach der Beschaffenheit
des unteren Endes des oberen Bogens sollte man vermuthen, dass er in der
weichen Chorda dorsaüs befestigt oder durch Knorpel mit anderen Theilen verbunden gewesen
wäre.
l lQ te r e r Bogen.
Nach dem oberen Bogen tritt zunächst die Verknöcherung der unteren horizontalen
Platte ein. Als diese begann, hätte das Thier schon eine ziemliche Grösse erreicht, doch
waren die Hälften des oberen Bogens noch nicht soweit berangewachsen, dass sie sich hätten
vereinigen können. Anfangs stellt die untere Platte ein kleines, dünnes, mehr oder wenigeiovales,
quer liegendes knöchernes Blättchen dar (V. 6 ), das allmählich in ein längliches
Viereck übergeht (V. 4) und zuletzt eine. grössere horizontal liegende Platte darstellt, die
an den Ecken gerundet, an den Seiten schwach aufivärts gebogen und unten schwach eingezogen
erscheint (XII ; XIII ; XIV. 7). Da die untere Platte den unteren Bogen vertritt, so
hätte man erwarten sollen, dass sie in der frühesten Jugend, wie der obere Bogen, in zwei
Hälften getheilt wäre. So lange sie au.s Knorpel bestand, möchte dies wohl der Fall gewesen
seyn. Ob aber auch bei ihr die Verknöcherung von zwei Punkten ausging, dariiber habe
ich keine sichere Aufschlüsse erlangen können. Nur an einem Exemplar (XI. 7) fand ich
die untere Platte als ein Paar rundliche Knoclienblättehen gebildet, aber mu- in der vorderen
Gegend des Rmnpfes. Dahinter stellt sich schon, was am wenigsten zu erwai-tcn w ar, die
einfache Platte dar, anfangs freilich in einer Gestalt, welche der Vermuthung, dass sie aus
zwei Blättchen hervorgegangen, günstig wä.re. Diese Platten, auf denen die Rückensaite lag,
oder deren Unterseite sie schützten, schlossen nicht dicht an einander an , sondern waren
durch kleine knochenlose Zwischenräume vori einander getrennt (XI. 7 ; XII. 1. 3 ; XIII.
1. 7 ; XIV. 7),
Von dieser unteren Platte war ich anfangs der Meinung, dass sie den knöchernen
Wirbelkörper vei-ti-ete. Da jedoch in allen Thieren die Verknöcherung desselben von der
frühesten Zeit an ringförmig vor sich geht, so glaube ich, dass in Archegosaurus eine Verknöcherung
des Wirbelkörpei-s gar nicht statt hatte, und dass die Platte, welche an der
Untei-seite der Wirbelsäule auftritt, aus einem besonderen Knorpelstück liervorgegangen ist,
das, wie die Rippen und Bogen, einer Ausstrahlmig aus dem Wirbelkörper seinen Ursprung
verdankt. Diese untere Platte lässt sich am besten dem sogenannten accessorischeii Knochenstück
oder Schlusstiick des Atlasses anderer Thiere, das u-rthümlich für den Körper
des Atlasses gehalten wm-de, vergleichen. In den jungen Schildkröten liegt dieses Sttick an
der Unterseite in Foi-m einer Platte, die durch fibröse Bänder mit den Schenkeln des oberen
Bogens verbunden ist, mit denen sie später zu emem Ring venväcbst (Rathke, Entwickelung
der Schildkröten, S. 77. t. 7. f 6. 7). Dieses Kiiochenstück ist, wie Rathke (Entwickelungsgeschichte
der Natter, S. 120. 187) zueret an der Natter dargethan h at, eigentlich ein
modißcirter unterer Dornfortsatz oder vielmehr unterer ]3ogen. In der Natter kommen ähnliche
Knochenstücke auch unter den Körpern mehrerer auf den Atlas folgenden Halswirbel
vor, die dann mit dem Körper verschmelzen und untere Domfortsätze darstellen.
Für eine ähnliche Erscheinung möchte ich die von Egerton (Trans, geolog. Soc.
London, 2. Ser., V. p. 187. t. 14) aii der Unterseite der Halswirbel der Icbtliyosaui-en aus
dem Lias aufgefuiidencn Knochenkeile halten, von denen der erste' zwischen dem Hinter-
häuptsfoi-tsatz und dem Atlas, der zweite zivisclieii Atlas und Axis und der dritte zwischen
Axis und dem di-itten Halswirbel walirgeiioramen ivird, letzterer jedoch nicht in allen Species.
Im Sphenosaui-us aus dem bunten Sandstein in Böhmen (Saurier des Muschelkalkes
cte’., S. 141. t. 70) habe ich, wie im Ai-chegosaui-us, auch unter den Rückenwii-belii zwischen
je zwei derselben eine knöcherne Platte vorgefimden.
Ein solches Auftreten des unteren Bogens längs der .Bauchhöhle ist eigentlich eine
den Fischen zustehende Eigenschaft; doch erecheint derselbe in diesen nicht in Fonn einer einfachen
Platte, sondern als getrennte Bogentheile, die mehr oder weniger deutliche Fortsätze
darstellen, und sich erst im Schwänze zu Bogen mit StacliclfoitsätzQii ausbilden. In den
Knorpelfischen tritt, wie z. B. im Stör, unten an jeder Seite der weiclien Chorda ein schwach
gebogenes, länglich viereckiges Knorpelstück auf, das früher Basilai-kiiorpel genannt wurde
und den unteren Bogen darstoUt. Denkt man sich diese beiden Knorpelstücke vereinigt und
vei-knöchei-t, so hat m an,eine Kiiochenplatte, die der im Archegosaurus vollkommen ähnlich
ist. Entstand die Platte im Archegosaurus ursprünglich aucli aus zwei Knorpelatuckeu, so
mussten diese schon zu einem Stück vereclunolzen gewesen seyn, als die Verknöcherung
vor sich ging.
Deutlicher noch tritt diese Erechoinimg bei den sogenannten halbivirbeligen Ganoiden
auf (Hookc-l, Sitzungsbericht der K. Akacl. in Wien, 1860. V. S. 14 3 .3 5 8 , - auch Thiolliire,
poissons fossiles du Jura dans le Bngey, p. 6), tvo der obere nnd untere Bogen verschiedene
Äusdehuung erlangen, vom Halbkieisfdrmigen mit der nackten Chorda an den Seiten bis zu