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sind Ausstrahlungen der Wirbelkörper und dabei- ursprünglich von dei-solben Substanz
Eigen ist es nun, dass in der Wirbelsäule des Archegosaurus gerade nur die Tlieilo
verknöchert angetroffen werden, die ihre Entetehung den Aussü-ahlungeii des Wirbelkörpers
verdanken. Es sind nur die accessorisclien oder peripherischen Theile, welche hier zur E ntwicklung
gelangten und diese vollständig zui-ücklegten, wahrend der centrale Tlieil oder der
Wii-belkörper kaum eine Entnickelung crl'uhr. Es finden sich daher aucli keine Wirbelkörper
vor; statt ihrer war die ungegliedert« Rückensaite vorhanden, deren weiche Beschaffenheit
eine Ueberlieferung im fossilen Zustande niclit zuliessl Euie ungegliederte Rückensaite gilt als
die unterste Stufe im Gange der Entwickelmig der Rückensaite. Typisch für die ganze Lebensdauer
des Thiers war diese Stufe eigentlich nm- von einigen Knorpelfischen bekannt, und
selbst bei diesen bestehen, wie im Stör (Accipenser), die meisten peripherischen Theile nur
in Knorpel. Das Auilreteii der knöchernen oberen und unteren Bogen mit einer weichen
ungegliederten Rückensaite kommt auf die meisten Fische aus der Ordnung der Ganoiden
und auf Lepidosiren heraus, deren Fischnatur kaum mehr bezweifelt w ird, die jedenfalls aber
ein von Ai-cliegosaui-us ganz verschiedenes Tbier dai-stellt. Der Gegenwart einer. weiclien
ungegliederten Rückensaite in Archegosaui-us entspricht der Mangel eines knöchernen Hinterhauptes.
Ich glaube nicht einmal, dass Schädel und Wirbebäule, wie in Chimaera, den
Haien und den Rochen durch knorpelige Eiiilenkung verbunden w aren, sondern ilass beide
sich wie in anderen Knorpelfischen (Accipenser) in innigem Zusammenhang befänden; die
Schädelgrundfläche wird eine Fortsetzung der Rückensaite gebildet mid mit dieser aus
einem Stück bestanden’IJiaben. Da eine T^erknöcherung des Wirbelkörpers nicht vor sich
ging, so konnte auch die Wirbelsaite vom Schädel nicht abgeschnürt werden und bliel) daher
■ mit ihm fest verbunden. Aus dem innigen Zusammenhang dieser beiden Theile erklärt sich
auch die unvemickte Lage, in der der Schädel und die knöchernen Theile der Wirbelsäule
jetzt nocli angetroffen werden.
Wo es sich von der T^erbindung des Schädels mit der Wirbelsäule handelt, darf' ich
nicht unterlassen auf zwei Knochen aufinerksam zu m achen, . die zu irriger Deutung Anlass
geben könnten. An dem Taf. II. Fig. 5 abgebildeten Bruchstück fällt nämlich in dei-
hintei-en Schädelgegeiid eine der Untei-seite angehörige Knochenplatte auf, die sich hinten
sehr flach concav ausgeschnitten und mit spitz ausgehenden Ecken darstellt. Einen ähnlichen
Theil glaubt man an dem Taf. ITT Fig. 7 von einem anderen Exemplar abgebildeten
Knochen wabrzunehmen. An letzterem Hesse sich eher noch als an ersterem eine Hinneigung
zur Bildung eines zweiköpfigen Gelenkfortsatzes des Hinterhauptes erkennen. Es röhren
jedoch.beide Knochen von Exemplaren her, an deren Wirbelsäule, ungeachtet ihrer Grösse,
von einem verknöcherten Wirbelkörper keine Spur aufzufinden war. Die Knochen können dahei-
schon aus diesem Grunde keinen Gelenkfoi-tsatz des Hinterhauptes darstellen, wofür sie'auch
zu platt wäi-en. In der Taf. II. Fig. 5 abgebildeten '\''ersteinerung ist diese SteUe offenbar
durcli Zusammendrückung mehrerer Knochen veranlasst, und besteht wenigstens theilweise
aus dem Keilbein, von dem wohl auch der Taf. ITT Fig. 7 dargestellte Theil berrühren wird.
Man hat versucht, den Schädel als eine Zusammensetzung aus Wirbeln zu betrachten,
deren Zahl von einigen Forscliem selbäl über sieben gebracht wurde. Dieser Ansicht gegenüber
nimmt Agassiz (poissons fossiles, I. p. 127) nur einen TVirbel, den Hinterhauptswirbel,
an, und schliesst den ganzen übrigen Schädel vom Wirbelsystem aus. Das Grundbein oder
untere Hinterhauptsbein wird als der Wirbelkörper, die seitlichen, und äusseren Hinterhauptsbeine
als die Seitentheile des oberen Bogens und das obere Hinterhauptsbein als der Stachclfoi
tsatz dieses Bogens gedeutet. Diese hauptsächlich auf dem Bau'des Fisch-Schädels beru-
hcmle Ansicht, dass mir das Hinterhaupt Anspruch habe nocli zum Wirbelsystein hinzu-
gczogcti zu werden, hat vieles fiü- sich. Ihr ist der ReptiUen-Schädel nicht weniger günstig,
als der I'’iscli-Schädel, und eine neue Bestätigung epvächst ihr durch den Archegosaurus, in
dessen Schädel die Hinterhauptsgegend durch ihre nur theilweise knöcherne Enrivickelung
sich eben sp sehr dem ’lypus, wonach die T^Hrbelsäule gebildet ist, anschliesst, als sic sich
von der vollkoraiticn knöchernen Entwickelung des übrigen Schädels entfernt. Nur würden
die oberen Hinterliauptsbeine nicht sowohl dem Stachelibrtsatz, als dem obei-en Wirbelbogen
überhaupt entsprechen.
Bevor ich zur näheren Betrachtung der knöchernen peripherischen Theile übergehe,
ist noch zu untersuchen, ob der enibi-j^oiiale Zustand der Wirbelsäule dem Archegosaurusnur
bis zu einer gewissen Zeit oder ^vährend seiner ganzen Lebensdauer eigen war. Es
wird nicht sclnver fallen, hieröber zu einer siclieren Entscheidung zu gelangen. Unter der
Menge von Archegosauriern, die ich untei-sucht habe, befand sich kein einziger, dessen
Wirbelsäule von einer anderen als der embryonalen Beschaffenheit gewesen wäre. Selbst
die RumpftVagraentc, die zu den grössten Schädeb passen, ti-agen dieses Gepräge an sich.
Es kann sich daher nur davon handeln, ob diese gi'össten Schädel wirklich von völlig ausgewachsenen
Thieren herriihren. Hierüber erhält man Gewissheit, wenn man erwägt, dass,
wie wir gesehen haben, die allmähliche Ausbildung des Schädels von Archegosaui-us auf
ähnliche Weise stattfand, wie sie jetzt noch in den lebenden Crocodil-artigen Thieren vor
sich geht. Mit dem TVachsthum des Thieres ivurde der Schädel länger. Nun aber wäre
es unmöglich, dass der Archegosaui-us eine Schnautze angenommen hätte von noch schmälerer,
längerer Form als • die, mit der er sich in den grössten Schädeln darstellt. Daher
miissen auch wohl diese dem entwickelten Thier aiigehöi-en. Es Hesse sich eher denken,
dass der Kopf des triasischen Mastodonsaurus selbst nach Erreichung von vier Fuss Länge
noch gewachsen w äre, als dass der Archegosaurus-Schädel von crivas mehr als ein Fuss
Länge noch zugenommen hätte. Es ist daher auch mit Sicherheit anzunehmen, dass der
Archegosaurus, nachdem sein Schädel die schmale, lg,nge Schnautze en-eicht hatte, völUg
enrivickelt war.' An diesen grössten Schädeln vdi-d, wie an den kleinen, der. knöcherne
Hinterhauptsfortsatz vermisst, und die dazu gehörige Wirbelsäule zeigt keine andere als die
mit dem Mangel eines knöchei-nen Hinterhauptes in Beziehung stehende embryonale Bildung,
die daher dem Thiere wälirend seiner ganzen Lebensdauer zustand.
Die knöchernen Theile der Wirbelsäule, welche die Rückensaite des Archegosaui-us
umgaben, bestehen in einem dachförmigen oberen Bogen, in seitlichen vertikalen Keilen und
in einer unteren horizontalen Platte, wofür in den Schwanzwirbeln ein imterer Bogen auftritt.
O b e r e r Tlugeii,
Von diesen knöchernen Theilen habe ich in den jüngsten Thieren (TT. 4) nur den
oberen Bogen, der durch Ueberdeckung das Rückenmark schützte, vorgefimden. Es ist nach
der Kleinheit dieser Thiere anzunehmen, dass die Verknöcherung des oberen Bogens schon
begonnen h atte, als das Thier das Fruchtleben vei-liess, während alles sonst zur Wirbelsäule
geiiörigc noch gänzlich weich war. Aber selbst der obere Bogen musste noch bei
Thieren von dem A lter, wie es in den kleinsten Exemplaren vorliegt, zum Theil noch in
Knorjjel bostandon haben, da die Verknöcherung desselben sich nur auf die Bildung eines
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