
lieh zu verzögern, noch seine Beobachtungen ganz unnütz liegen zu lassen,
genöthigt, die darauf bezüglichen vorläufigen Notizen einem Freunde zur schliess-
lichen Redaktion zu übergeben. Dieser konnte nichts Anderes thun, als das Vorliegende
systematisch aneinanderreihen, während der Beobachter selbst bei mehr
Müsse ohne Zweifel Manches weiter verfolgt, genauer ausgeführt, und die Konsequenzen
für die' specielle Systematik bestimmter gezogen hätte. Daraus möge
der Leser manches Abrupte und Ungleiehmässige in der Behandlung erklären.
Unter Anderem hat der Bearbeiter mit besonderer Sorgfalt die mechanischen
Apparate, welche zur Erzeugung eines Tones zu dienen scheinen, bei verschiedenen
Gattungen verfolgt und glaubt hier einiges Neue gefunden zu haben, daher eine
kurze Darstellung dessen, was wir darüber wissen, hier Platz finden dürfte. Es
ist natürlich, dass bei den mannigfaltigen Skulpturen, welche bei den höheren
Crustaceen sich darbieten, leicht Combinationen entstehen, bei welchen gekörnte
oder gesägte erhabene Leisten an dem einen Organe an einem anderen ein Gegenstück
finden, woran sie sich reiben und dadurch einen Ton erzeugen können. In
einigen Fällen ist indessen die Anordnung so eigenthümlich, dass man sich des
Gedankens nicht erwehren k an n , hier walte mehr als Zufall und man dürfe von
einem Stridulationsapparate, analog dem mancher Insekten, sprechen. Das Ausgebildetste
in dieser Beziehung findet sich wohl bei Ocypode, Taf. 3. Fig. 1; hier
entspricht eine geriefte Leiste an der Innenseite der Hand einem Längskiel (Steg)
an dem zweiten Gliede (Ischium) desselben Fusses. Dieses Apparates hat schon
D a n a (Crust. I. p. 322) e.wähnt; er findet sich aber nicht bei allen Arten dieser
Gattung in gleichem Maasse ausgebildet, bei einigen ist er nur schwach entwickelt,
bei anderen wird er sogar gänzlich vermisst. Bei Sesarma und MacropMhalwms
findet sich an derselben Stelle eine gleichlaufende, aber nicht durch Skulptur ausgezeichnete
und eines entsprechenden Gegenstückes entbehrende Leiste; sie kann
daher nur morphologisch, aber nicht funktionell dieselbe Bedeutung haben. An
einer ändern Stelle der Hand, nämlich auf der Oberseite finden sich kammartige
Leisten bei einigen Gattungen, z. B. Sesarma, Taf. 4. Fig. 3, und zwar in etwas
verschiedener Anordnung bald in der Längsrichtung der Hand, bald mehr schief
gestellt; ein Gegenstück zu denselben ist noch nicht mit Sicherheit bekannt, vielleicht
dient als solches die bei mehreren Arten vorkommende Körnchenreihe auf
dem beweglichen Finger der entgegengesetzten Scheere; jedenfalls deuten die
Spuren von Abnutzung, welche fast immer an jenen Leisten zu bemerken sind,
au f einen derartigen Gebrauch hin. Bei Coenöbita rugosus, Taf. 5. Fig. 3, findet
sich ebenfalls eine Keihe von Eunzeln auf der Oberseite der grösseren Scheere,
und es erscheint nicht unwahrscheinlich, dass sie ebenfalls einen Stridulations-
apparat darstelle, dessen Gegenstück eine Längsleiste auf der Unterseite des
zweiten linken Fusses bildet; wenigstens treffen diese beiden Theile .genau aufeinander,
wenn das Thier seine Glieder zusammenlegt, und erzeugen bei geeigneter
künstlicher Bewegung gegeneinander ein auf einige Entfernung hörbares rauhes
Knarren.
Eine weit complicirtere Einrichtung scheint der Gattung Matuta, Taf. 3. Fig. 2,
zuzukommen, indem hier bei beiden Geschlechtern eine geriefte Platte an der
Innenseite der Hand und als Gegenstück in der seitlichen Mundgegend (regio
pterygostomia) ein System von Stegen sich findet, ausserdem das Männchen auch
auf dem beweglichen Seheerenfinger eine Furchenreihe besitzt (auch von D a n a
I. p. 396 erwähnt), welche eine ähnliche Funktion vermuthen lässt.
D a n a bemerkt an der schon angeführten Stelle: These species (Ocypode) are
able to make a sound, by means of series of minute ridges etc., scheint also die
wirkliche Erzeugung eines Tones gehört zu haben; S a y , Journal oi the American
academy of nat. sc. of Philadelphia I , 1817 bemerkt, dass Gelasmms pugilator an
den Küsten der südlichen Vereinsstaaten fiddler, Geiger, genannt werde, er selbst
aber nie einen Ton von ihm gehört habe, und auch bei den anderen angeführten
Gattungen ist unseres Wissens ein solcher noch nicht beobachtet worden, da dieselben
alle exotisch sind, daher weniger oft lebend beobachtet wurden; es bleibt
dieses eine interessante Aufgabe für künftige Reisende. Dagegen wurde bekanntlich
im Hamburger Aquarium ein Hervorbringen von Tönen durch Pedi/nurus vulgaris
gehört und von Prof. M ö b iu s (s. T r o s c h e l ’s Archiv für Naturgeschichte, Jah rgang
1867, S. 73—75) näher verfolgt: es entsteht durch Reiben der Basalglieder der
grossen Fühler gegen den Mediantheil des die Fühler tragenden Segmentes; der
Mechanismus der Tonerzeugung ist aber in diesetn Fall ein anderer, als der von uns
bei den oben genannten Gattungen vorausgesetzte, indem bei Palwmrus die Fühler
durch den Widerstand elastischer mikroskopischer Härchen in vibrirende Bewegung
gebracht werden. ■
Von besonderem Interesse für die Systematik dürfte unter den im Folgenden
besprochenen Crustaceen die 'neue Gattung Deckenia sein, nicht blos als solche,
sondern weil sie bei unleugbarer Verwandtschaft mit Thelplmsa doch in Einem
Kennzeichen, den wasserausführenden Rinnen, die charakteristische Bildung einer
ganz anderen Hauptabtheilung, der Oxystomen, nicht nur nachahmt, sondern sogar
überbietet. Auch in der Behandlung der Gattungen Trapezia, Ocypoik, Gelasimus,
Sesarma und Matuta dürfte der Leser Einiges finden, was über die blosse spezielle
Artbeschreibung hinausgeht.
Die Citate sollen keineswegs eine vollständige Literaturgeschichte der besprochenen
Arten geben, sondern nur diejenigen Beschreibungen und Abbildungen namhaft
machen, welche bei der Bestimmung geleitet haben und auf welche die nachfolgenden
Bemerkungen sich beziehen. Die bei der Erwähnung der Exemplare beigefügten
eingeklammerten Nummern sind diejenigen, unter welchen die betreffenden
im Berliner zoologischen Museum aufgestellt und in dessen Generalkatalog, Abtheilung
Crutaceen, eingetragen sind.
Uebersicht der gesammelten Arten.
R. Rothes Meer, — M. Mosambik und Maskarenen (Ile de France, Bourbon etc.). — N. Natal.
I. Indien und Indischer Archipel. — P. Polynesien (Tahiti u. s. w.). — Jp. Japan. — Au. Südliches
Australien (Sydney).
Garpüms comexus, (F o r s k .) R ü p p . R. M. I. P.
Actaea Eüppellii, (K ra u s s ). M. N. I.
CMorodius depressus, H e lle r . R. (I. P.)
Edwardsii, H e lle r . R.
Ozi/us speciosus, n.
frontalis, M. E. N. I.
Eriphia taevimana, L a tr . M. N. I. P.
Trapezia rufopunctata, (H e rb s t) , L a tr . R. (P?)
Cymodoce, (H e r b s t ) , Aud. R. I. P.
Lwpa pelagica, (L.) L e a c h . R. N. I. P. Au. Jp.
Tkelphusa depressa, K r a u s s . N.