V orbemerkung.
Die Crustaceen bieten mehr als manche andere Thierklasse in ihrer vielfach
gegliederten Chitindecke einen grossen Reichthum bestimmter Formen an Einem
Individuum d a r, welche für die Bestimmung und Umgrenzung der Art von Wichtigkeit
sein können; daher ist an ihnen weit mehr Einzelnes nachzusehen und zu
vergleichen als z. B. an Conchylien. Sehr viele solcher Formunterschiede sind
schon einzeln, wie sie gerade dem Beobachter in das Auge fielen, zur Aufstellung
neuer Arten benutzt worden, aber es ist noch zu wenig versucht worden, die Konstanz
der betreffenden Formunterschiede an einer grösseren Zahl von Exemplaren
verschiedenen Alters und Geschlechtes, gleichen und verschiedenen Fundortes zu
prüfen, ihr Zusammenfallen oder Durchkreuzen mit anderen von anderen Beobachtern
hervorgehobenen Art-Charakteren zu verfolgen, dasselbe Gebilde bei allen
nahestehenden Arten zu vergleichen und haltbare Artunterschiede nicht nur mit
den relativen Ausdrücken mehr, weniger, länger, kürzer u. s. w., sondern durch
bestimmte Verhältnisszahlen und Maassangabeu zu geben, so dass ein Anderer die
zweite Art, ohne die erste zum Vergleich vor sich zu haben, wieder erkennen
kann. AU’ dieses schwebte dem Bearbeiter vor, als er die Bestimmung der
Crustaceen aus der Sammlung v. d. D e c k e n ’s in Angriff nahm, und er hatte
dabei den Vortheil, einerseits noch ganz frisch, unbefangen von doktrinären Vor-
urtheilen über den Werth einzelner Kennzeichen an die Arbeit heranzutreten,
andererseits gleich eine nicht unbedeutende Anzahl von Exemplaren verschiedener
Gegenden desselben Faunengebietes, aus dem Rothen Meer von E h r e n b e r g ,
S te u d n e r und S c h w e in f u r th , aus Mosambik von Prof. P e t e r s , aus dem
Indischen Archipel von F. J a g o r und E. v. M a r te n s gesammelt, im Berliner
zoologischen Museum vergleichen zu können. Mitten in dieser Arbeit aber, gerade
als er in die spezielle Beschreibung der Crustaceen und deren Literatur sich hineingefunden
hatte und die Beobachtungen über einzelne Gattungen zu kleinen Monographien
anznwachsen begannen, wurde er durch seine Berufung als Direktor des
zoologischen Gartens in Hamburg unterbrochen, und da ihm diese neue Thätigkeit
fürs Erste keine Zeit zur Fortsetzung jener Arbeiten liess, so sah er sich, um weder
die Veröffentlichung der Resultate der v. d. D e e k e n ’sehen Expedition ungebühr