Gelahrten den Tod von Mörderhand erlitt (im Oktober 1865 zu B a r d e r a
am Djubaflusse). Anfangs zweifelte man noch an der Wahrheit der
entsetzlichen Kunde, bald aber, als die am Leben gebliebene Hälfte
seiner Begleiter zurückkam, musste man die letzte Hoffnung aufgeben. Der
Bruder des unglücklichen Reisenden, der nun ebenfalls dahingeschiedene
Baron J u l iu s v o n d e r D e c k e n auf Melkhof in Mecklenburg-Schwerin,
beschloss jetzt ohne Zögern die Herausgabe der ihm gewordenen werthvollen
Hinterlassenschaft, der Tagebücher sowol als des wissenschaftlichen
Materials, und beauftragte mit der Fürsorge dafür den Unterzeichneten,
der als früheres Mitglied der Expedition hierzu besonders
geeignet erschien.
Es wurde nun das hier und da Zerstreute wieder vereint — nicht
ohne manche Verluste, namentlich an der früheren madagassischen Vögelsammlung
des Barons — und dem Berliner Museum übergeben, dessen
Vorstand, Herr Professor Dr.W. H. G. P e t e r s , mit ausserordentlicher Bereitwilligkeit
die thunlichst rasche Bearbeitung des Geretteten veranlasste
und sofort selbst die Säugethiere und Amphibien übernahm. Da es
galt, die ungeordnet gebliebene zoologische Ausbeute zu einem bleibenden
Andenken des Reisenden zu gestalten, so wurde keine Mühe
gescheut, mn alles Vorhandene aufs Sorgfältigste zu benutzen und aufs
Beste zu verwerthen. Mit nicht geringen Schwierigkeiten hatte namentlich
Herr Dr. J. C a b a n i s zu kämpfen, der Bearbeiter der vom Reisenden
mit besonderer Vorliebe gesammelten Vögel, von denen das eben Gesagte
hauptsächlich gilt. Diese Sphwierigkeiten wurden jedoch durch
aufopfernde Ausdauer und durch die reichen Hilfsmittel des Berliner
Museum glücklich überwältigt: in Anerkennung dieser Mühen hat die
v o n d e r D e c k e n ’sche Familie Herrn Dr. C a b a n is auf seinen Wunsch
acht der Tafeln in je 300 Abzügen für das von ihm herausgegebene
„ Journal für Ornithologie “ überlassen. Ebenso haben die Herren
Dr. E d u a r d v o n M a r te n s und Dr. F. H i lg e n d o r f sich grosse
Verdienste um das Buch erworben, Ersterer um so mehr, als er nach
Dr. H i lg e n d o r f ’s Berufung an den zoologischen Garten zu Hamburg
die Fortsetzung und Vollendung der von Jenem begonnenen Crustaceen-
Arbeit freundlichst besorgte.
Von Würmern, Polypen*) und Protozoen enthielt die v o n d e r
D e c k e n ’sche Sammlung zu wenig, als dass sich eine besondere Bearbeitung
nöthig gemacht hätte, desgleichen von Fischen, deren einige
*) Es möge hier bemerkt werden, dass unter den in Spiritus auf bewahrten Naturalien der
v. d. D e c k e n ’sehen Sammlung sich Sarcophyton lobatum, L e s s . befindet, eine seltenere und für
das Gebiet des indischen Oceans charakteristische weiche Koralle.
in Süsswasser lebende, welche bisher noch nicht bekannt waren, indessen
noch im Anhänge Platz gefunden haben. Die Insekten und Spin-
nenthiere sind als besonders reich an Arten — grösstentheils neue —
zu einer eigenen Abtheilung vereinigt worden, welche mindestens zwanzig
Bogen stark und mit 12 Tafeln Abbildungen ausgestattet sein wird;
Herr Dr. A. G e r s tä c k e r , der bewährte Kenner und Meister in diesem
Fache, hat die mühevolle Bearbeitung auf sich genommen und wird
dieselbe, soweit sich Solches berechnen lässt, im Laufe dieses Jahres
zum Abschlüsse bringen.
Einer der Lieblingswünsche des Unterzeichneten war es, den
D e c k e n ’schen Sammlungen durch Beigabe f a ü n i s t i s c h e r U e b e r -
s i c h te n einen erhöhten Werth verliehen zu sehen. So unvollständig solche
Versuche der Natur der Sache nach jetzt noch sein müssen, so haben
sie doch den Nutzen, dass der Reisende und Sammler, welcher so häufig
nicht Fachmann auf der Höhe der Wissenschaft ist, in ihnen Alles vereinigt
findet, was über das von ihm erwählte Gebiet bisher bekannt
geworden; sie ermöglichen es ihm, sich schon im Voraus über Das, was
er zu erwarten hat, zu unterrichten, erleichtern ihm das Ordnen seiner
Schätze, lenken sein Augenmerk auf das Nöthige, belehren ihn, dass
Erforschung der geographischen Verbreitung ebenso interessant ist als
Entdeckung neuer Arten und regen ihn an zur Ausfüllung des gebotenen
Rahmenwerkes; ausserdem wird durch solche Zusammenstellungen
Manches an den Tag gebracht, was sonst in den Museen versteckt und
verloren geblieben wäre. Ich kann den Herren Bearbeitern ihr freundliches
Entgegenkommen in dieser Hinsicht nicht genug danken, zumal
ich selbst noch einmal jene Gebiete besuchen möchte, in denen es noch
so Vieles zu sammeln nnd zu beobachten giebt; und mit mir wird jeder
spätere Reisende sich glücklich schätzen, dass er nun ein so schönes
Hilfsmittel zur Hand haben kann. Danken muss ich auch den Herren
A. M. C. D um e r il und A lp h o n s e M iln e -E dw a rd s in Paris, welche
dem Berliner Museum ihre Bearbeitungen der ostafrikanischen Sammlungen
A lf r e d G r a n d id i e r ’s zur Verfügung stellten und Exemplare
zum Vergleiche sandten, ferner den Vorständen des Hamburger Museum
für ihre freundliche Unterstützung und Herrn Dr. S em p e r in Würzburg,
für seine Uebersicht der ostafrikanischen Holothurien. Zu beklagen
hingegen ist es, dass eine Bestimmung oder Herausgabe der vielen in
Paris noch vorhandenen Conchylien aus Ostafrika nicht erlangt werden
konnte.
Für eine faunistische Uebersicht der P r o to z o e n und W ü rm e r
Ostafrika’s fehlte es überhaupt an Material; zur Kennzeichnung der