Gustaf Retzios; Das MEKScnENiiiRN, 1896. ' I ' AR X(JV,
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TAFEL XCV.
Die Parietal- und Occipitallappen. Die Hirnventrikel mit der Tela cliorioidea des
erwachsenen Getims.
Fig. 1. Die rochta Hemisplitoe des Gehirns eines 43-jäbrigeii Mannes, in der Ansicht von oben-hinten (und etwas
von aussen) Ii er ilargestellt. Vorn sieht man die beiden Sulci prcBcentrales von einander getrennt und den oberen mit dem
Sukus fronifilü .superior vereinigt, den unteren von dem Sulcus frontalis inferior gesclneden. Die beiden Sulci postccntrales
sind von einander getrennt, und mir (?«' untere ist mit dem Sulcus intcrparietalis vereinigt; ein lileiner Gyrus insiilatus
ist an der Vereinigungsstelle zn sehen. Eine, freilicli nicht gani-- oberfläcMiclie, Brücken win dung trennt den hinteren
Tlieil des Sulcus inter parietal is vom Vorderstüek ab, welches dagegen sowohl mit dem Sulctis intci-medius primus, wie mit
dem Jlamvf: asccndcHS des Sulcus temporalis siijierinr in Verbindung steht; das Hinterstiick des Sulcus iuterjiariotalis
sohickt seinen starken "Ramus medialis vor dem Gijrus eircualiis posterior, der nra die Incisura parieto-oecipitalis herum
gut entwickelt ist, weit nach innen und lilnft, weit an dem Sulcus occipitalis transversus vorbei, als ein Sulcus occipitalii
xoqiltiilis bis zum üecipitalpol hin. Der Sulcus occipitalis lateralis Ist gut ausgebildet. Der Gi/rtu^ arcualus antmor
httngt innig mit dem Gyrus centralis posterior zusammen, und die Incisura s. cinguli liluft beinahe in den Sulons postt^
cntralis superior hinein. Der Gyrus arcuatus mcditis enthält einen kleinen, dreisternigen Sulais parietalis superior und
verbindet sich aussen mittelst je einer Brücken windung mit dem Gyrus centralis posterior und dem Gyrus parietalis inferior
posterior. Durch die Behandlung mit Wassel- sind die Furchen des in Kalibic hrom at- und Formollösnng gehärteten
(iehirus ziemlich stark geöffnet niid die Windungen von einander getrennt worden. — In Fig. 1 der Taf. LIII ist da.sselbe
Gehirn, vor der erwähnten Beliandlnng mit Wasser, von oben her abgebildet.
Fi« 2. Die hintere Partie der rechten Hemisphäre des Gehirns eines 37-jährigen Weibes, in der Ansicht von obenhin
ten-aussen dargestellt. Der mit dem einheitlichen Sulcus posteentralis vereinigt« Sulcus interparietalis pr. liegt, in Folge
tier Behaiullung des in K alibi Chromat- und Foi-mollüsung geharteten Gehirns mit Wasser, weit offen, so dass man die
TIefenwindungeu sehen kann. Der Gi/rus orcuatus anterior des oberen Scheitelläppchens ist durch die vorhandene Verbinrlung
der Incisura s. ciiiguli mit dem Suleus posteentralis von dem Öi/i"«« arcuatus medius abgetrennt; diese letztere
Bogenwindung ist mit ihrem klüftigen Suleus parietalis superior gut ausgebildet, doch hängt der genannte Sulcus mi t dem
Sillens interparietalis zusammen. Der Giß-us arcuatus posterior mit der in seiner Schlinge befindlichen I ist mi t der in s ncisura parietooceipitalia
ebenfalls kräftig entwickelt. An der äusseren Seite der weit offenen Interpai'ietalfurclie sieht n
Enden der drei Bogen Windungen des iinteren Scheitelläppchens, von welchen über die Tiefe der Furche tieie «rucKen
zum oberen Liippehen ziehen.
Fjg. 3. Das hintere Ende der rechten Hemisphäre des Gehirns eines 50-jährigen Weibes mit weit geöffneter Fissuru
pnrido-ocapilnUs. Am Boden der Fissur sieht man nur unten ausgebildete Tiefenwindungen, und zwar einen vom vorderenunteren
Cunensende nach vorn ziehenden Gyrus cunei, der sich in zwei Aeste theilt, von denen der obere zahnradartig
zwischen zwei von dem Prseciuneus kommende Tiefenwndungen eingekeilt ist, während der untere in dem Stamm der
Fissura oalcarina bis zum Isthmus gyri hjppocampi verfolgt werden kann (der wahre Gyrus cunei).
Fig. i. Das hintere Ende der linken Hemisphäre desselben Gehirns (wie in Fig. 3). Die Fissura parieto-orcipitalis
und die Fisstira calcarina sind bei der Härtung offen gehalten worden. Am Grunde der ersteren Fissur sieht man oben
nur schwache Andeutungen von Tiefen Windungen. Unten läuft aber, wie in Fig. 3, das untere-vordere Cunensende in zwei
Windnugsäste aus, von denen der obere znm Praicunexis, der nntere, der eigentliche Gyrus cunei, znm Isthmus zieht. In
dor Fissura calcarina ist die hintere Partie des Bodens von drei zahnradartig angeordneten, queren Tiefen Windungen eingenommen,
von denen die hinterste, vor dem quergetheilten Endast befindliche, dem Gyrus cuneo-Ungualis posterior von
Ct:KNiNonAM entspricht, die anderen beiden etwas hinter dem Anfang des Stammtheils der Fissur liegen, dessen ungeachtet
aber wohl als zum Gijnis cuneo-Uiifjualis antmor desselben Forschers gehörend bezeichnet werden dürfen; vor ihnen finden
sich hier keine Tiefenwindungen. Im geöffneten hinteren Theil der Fissura collateralis sieht man die durch eine kleine
schiefe Furche geschehende Abtrennung des Gyrus rhineneephalo-lingualis anterior in zwei Stücke.
Fia. 5. Das Gehirn eines 43-jahrigen Mannes. Die oberen und die hinteren Partien der Hemisphären sind abgetragen
nnd die Seitenventrikel blossgelegt. Das Gehirn ist von oben-hinten gesehen. Die Tela chorioklea (Velum triangulare)
mit ihren Plexus ist in natürlicher Lage erhalten. Das Präparat ist unter Wasser liegend photographivt
worden, so dass dabei die dünnen Häutchen nicht hinabsanken, sondern in natürlicher Gestalt und Anordnung flottirten.
Man sieht in der Mitte die mediane Falte, welche zwischen die beiden Fornixkörper emporsteigt, und, nach hinten von
dieser Falte, zwei nach den Seiteu ausgehende, quere Falten, welche vor dem Splenium belegen sind. An dem Vereinigungspuukt
dieser Falten ist die bekannte Anstrittsstelle der Blutgefässe (Vena magna Galeni) belegen. Die Plexus
chorioidei der Seitenventi-ikel liegen mit ihren schlingeluden Randgefässen in situ; aussen-hinten ist am Uebergang in
das rnterhorn jederseits eine kleine Cyste sichtbar. Vorn erkennt man die Oberfläche der Corpora striata, der Striiu
terminales und, zu beiden Seiten des quer durchgeschnittenen Fomix, die sogen Vorderhöiner. Das Gehirn ist in Kalibiehromat
und Formollösung gehärtet.
Die Figuren der Tafel stellen im Lichtdruck wiedergegebene Originalphotographien rlar.
D LICHTDBCCK VOM ÜES.-ÖTiB. LjTH. AjTST.