58 ♦ 2. ARCTOPHOCA
Backzähne, unbedeutend; nur die geringereWeite der fo-
ramina incisiva, und die grössere Entwickelung der E ckzähne,
welche die Incisivlöchergruben beschränken,
m acht sich hier geltend. Aber hinter den Backzähnen
verengt sich der knöcherne Graumen schnell sehr bedeutend
und zeigt hier einen tiefen, offenen Busen, der etwa
die Hälfte der Mitte vor den hamults plerygoideis wegnimmt.
Dies ist der in die Augen fallendeste Charackter,
weloher den Seebären vom Seelöwen unterscheidet; er
ist schon in frühester Jugend ebenso deutlich zu erkennen,
wie im späteren Alter, und macht eine Verwechselung
beider Ohrenrobbentypen, selbst im fötalen Alter,
gradezu unmöglich (*). Die Gaumenbeine, denen dieser
Busen angehört, treten übrigens ebensoweit nach vorn
in den harten Gaumen ein, wie beim Seelöwen, d. h. bis
neben dem fünften Backzahn hinauf, und werden seitw
ärts vom Alveolarrande der Oberkiefer umfasst, ganz
wie bei Otaria, aber die Strecke hinter diesen Rändern
wird schnell sehr schmall; der Alveolarfortsatz endet
m it einer frei vortretenden, spitzen Ecke, und der in
die luimuli plerygoidei auslaufende Rand des Gaumens zieht
sich gegen die Mitte mehr zusammen, um die Lücke zu
verschmälcrn, welche der genannte Busen im Gaumen
hervorruft. Daher rüh rt es, dass die Gaumenbeine der
Seebären etwas länger sind als die des Seelöwen,(obgleich
auch bei ihm die hamuli plerygoidei nicht zu den Gaumenbeinen
gehören, sondern ein eignes kleines Flügelbein
bilden, das später m it den Flügeln des Keilbeins, aber
nicht m it den Gaumenbeinen verwächst (**).
Einen zweiten P unkt der Differenz bieten die P a u k e n b
e in e dar, wie sie hinter den flachen, ovalen Gelenkgruben
am Jochbeinfortsatz des Schläfenbeins hervortreten;
sie sind relativ etwas kleiner als an gleichgrossen
Schädeln der Otaria jubala, ein Unterschied, den schon
ganz junge Exemplare beider Arten bemerklich machen.
Ih r Umriss ist bei alten Thieren etwas m ehr dreiseitig,
ihre Oberfläche weniger gewölbt nach unten und mit
einer deutlichen, wenn auch stumpfen, Querkante versehen,
statt der Längskannte, die an Individuen ähnljifl I
eher Grösse wahrgenommen wird. Ah der hintern Ecke
des Paukenbeins tritt viel deutlicher ein stumpfer, abger
u n d e te r Vorsprung heraus, und daran setzten sieh, mittelst
eines kräftigen Ligaments, die kleinen Hörner des
Zungenbeins, welche, wie meine F igur 11 lehrt, aus je
drei kurzen Gliedern, m it zwischengelagerten Knorpeln
bestehen. Besagte F igur zeigt das Zungenbeineines halbwüchsigen
Jungen in natürlicher Grösse; beim alten
ausgewachsenen Thier ist jedes Glied derselben Hörner
doppelt so lang (2= cm.), und der zwischen gelagerte
Knorpel ebenfalls (5 mm.). Der dünne, fast ganz grade
Körper des Zungenbeins misst 1,4cm. beim jungen, 3 cm.
beim alten Thier und jedes grosse Horn 1,6 bei jenem
und 3,5 bei diesem.
(*) Dass, wie ich bereits, Seite 48, Note, erwähnte, Herr A llen mirnichts-
desto weniger eine solche Verwechselung Schuld gibt (Eist, o f ü . A n w .
Pinnip. S. SBSJ, beweist nur die mangelhafte Kritik dieses Herrn.
(**) Diese Verwachsung der hamuli mit den Flügeln des Keilbeins tritt
schon sehr früh, bei vorholbwüchsigen jungen Thieren ein; ich fand die
hamuli nur am fötalen Schädel des Seelöwen (Taf. VIII, Fig. II) noch
FALKLANDICA
Ich will nicht unerwähnt lassen, dass das Felsenbein,
welches über der»:Paukenknochen in der Tiefe des Schädels
steckt, ebenfalls bei dieser A rt innig m it demselben
verwachsen ist, aber nicht so völlig vom Paukenknochen
verdeckt w ird, wie bei Otaria jubala ; man sieht das Felsenbein
in allen Lebensaltern neben dem Paukenbein an
der Innenseite, namentlich am jungen Schädel, Fig. 6.
Es enthält auch hier den canalis caroticus, dessen hintere
Mündung etwas mehr m it dem Umriss des foramen la-
cerum s. jugulare zusammen fällt, wie das meine Figuren
kenntlich angeben.
Noch mehr Unterschiede einzeln hervorzuheben,
scheint mir kein Bedürfnjss, da alle Figuren auf Tafel
V III und X die durchgreifende Verschiedenheit beider
Arten deutlich genug an den Tag legen. Ich w ill indessen
noch besonders darauf aufmerksam machen, dass
das Verschwinden der N aht am Oberkiefer und Zwi-
schkiefer in Fig. 3 und 4 kein Fehler des Zeichners ist,
sondern ein natürlicher Zustand, den zwei mir vorliegende
Schädel alter Thiere zeigen, während die Trennung
beider Knochen am jungen Fig. 4 bestimmt sichtbar
wird ; die Verwachsung scheint also regelmässig
m it zunehmendem A lter einzutreten.
Der junge Schädel, den Fig. 5, 6 und 7 vorstcl'len, ist
von einem Thierchen entnommen, dessen ganzes Skelett
80 cm. Länge hat ; er gehört also einem fast halbwüchsigen
Individuum an, und kann etw a als Représentant
derjenigen Altersstufe der vorliegenden A rt betrachtet
werden, welche ich bei Otaria jubala als dritte bezeich-
net habe; denn das Gebiss, in Fig. 12 vorgestellt, ist
ebenso vollständig entwickelt, wie an jenem Schädel,
nur die Eckzähne beider Kiefer sind noch etwas im R ückstände.
Dagegen fehlt jede Spur des Schei tel--und Hinterhauptskamms;
selbst die Anlage beider ist kaum ein
wenig angedeutet. Dieser junge Schädel, dessen Figur
ich schon früher, in den Ann. a. Mag. Nat. fJisl. JH. Ser.-
lome 18. pl. 9-, nach dem aus dem Bulge genommenen
Exemplar eines etwas älteren Thiers unseres Museums,
bekannt machte, und der also unzweifelhaft zu Arcto-
phoca Falklandica gehörte, ist 15 cm. lang, 8,5 zwischen
den Jochbogen und 8,6 an der hintern Schädelkapsl breit;
er hat, verglichen m it dem gleichen T ypus von Otaria
jubala, ein kleineres Gesicht, aber eine relativ grössere
Hirnkapsel. Auffallend klein sind seine Orbitalplatlen,
aud auffallend gross ist die Augenhöhle ; lauter Eigen-
I schäften, die ihn gut und sicher von gleichalten Schädeln
der Otaria jubala unterscheiden. Der an ihm absichtlich
conservirte N asenknorpel. zeigt die hervorragende
Schnauze schon als früh sichtbaren Artcharak-
ler, auch die am alten Schädel, Fig. 3, stärker vortre-
tende spina nasalis beweist die grössere Entwicklung der
Nase dieser A rt, im Vergleich m it Olaria jubala. Im Ueb-
rigen sind die Verhältnisse der Altersstufen ganz entsprechende
und kaum ist nöthig, ihrer hier weiter zu
gedenken ; da ich die "Beschaffenheit des Thrünenbeih's
schon früher auch für diesen ersten Jugendzustand erörtert
habe ; gleich‘ wie die grössere Absonderung des
Paukenknochens vom Felsenbein, welche besonders in
Fig. 6 augenfällig ist. Es bleibt also nur noch übrig,
vom Gebiss zu reden.
2. ARCTOPHOCA FALKLANDICA
Dasselbe ist in Fig. 10 vom alten und in Fig. 12 vom
jüngeren T hier in natürlicher Grösse dargestellt; es
unterscheidet sich von dem der Otaria jiibala nur relativ,
durch grössere Schärfe der Kanten und Ecken an der
Krone der Backzähne, zugleich aber auch positiv durch
die etwas abweichende Beschaffenheit der Schneidzähne,
welche freilich, wegen der bald eintretenden Abnutzung,
nur an ganz jungen halbwüchsigen Thieren zu erkennen
ist. E s haben nämlich die oberen äusseren Schneidezähne
nicht genau die gleiche Form m it den Eckzähnen, wie
das bei Olaria jubala der Fall ist, sondern der äussere,
konische Schneidezahn hat bei unserm Seebären nach
hinten, gegen die Mundhöhle hin, eine basale Erw eiterung,
eine A rt Sockel, welche dem Seelöwen fehlt. Dadurch
unterscheidet sich der obere äussere Schneidezähn
vom Eckzahn dieser A rt besser, als beim Seelöwen, wo
beide Zähne einen gleichen Typus annehmen und nur in
der Grösse von einander abweichen. Auch ist dieser
Scheidezahn relativ etwas kleiner beim Seebären, als
beim Seelöwen. Noch bestimmter weichen die unteren
Schneidezähne beider Arten von einander ab ; sowohl
die mittleren, als auch die äusseren. Erstere sind viel
zierlicher als die gleich grösser, junger Seelöwen ; sie
haben eine relativ etwas breitere, mehr meisseiförmige
Krone, m it schwacher Kerbe in der Mitte des freien Randes,
die bald verschwindet durch Abkauen, während
diese viel tiefere und m ehr klaffende Kerbe am dickeren
Schneidezahn des Seelöwen länger sichtbar bleibt. Der
äussere untere Schneidezahn ist beim Seelöwen gleich
anfangs von genau konischer Form , dagegen beim Seebären
in früher Jugend m it deutlichen, wenn auch nur
schwachen, Seitenzacken versehen, von denen die innere
in gleicher Höhe m it der Kçgbe des Mittelzahns
steht, die äussere tief unten an der Krone, unmittelbar
über der Wurzel. Durch Abschleifen gegen die Schneidezähne
des Oberkiefers gehen beide Seitenzacken bald
verloren, doch bleibt die Krone in Folge der Zacke
stets etwas breiter, und m ehr meisseiförmig als konisch
gestaltet.
Die etwas m ehr oomprimirten, nicht völlig so konischen
Backzähne stehen in beiden Kiefern beim Seebären
etwas schiefer m i. der Krone, als beim Seelöwen, d. h.
m it det Vorderecke m ehr einwärts, m it der hinteren
mehr auswärts; sie haben aber übrigens die gleiche Form,
jeder Zahn ist vorn wie hinten m it einer Nebenzacke
versehen.
Das Milchgebiss des Seebären kenne ich nicht, kann
also auch nichts davon aussagen.
A l l e n hat in seiner Hist. ofN . Amer. Pinnipèdes, S. 331,
die Maasse des Schädels von 6 Individuen gegeben, welche
er zu der von ihm Arclocephaltis avslralis genannten
A rt unseres Seebären rechnet ; davon stammen 4 aus der
Magelhans-Strasse, 2 von den-Galapagos-Inseln. Ich zweifele
sehr, dass letztere zu der hiesigen A rt gehören, zumal
da die angegebene Maasse der beiden Schädel sehr von
denen der 4 anderen abweichen. Ich setze die Maasse von
dreien meiner Schädel in derselben Weise her.
Alles
Männchen
Ganz tiles
IVeibehei
Oalbwiehsig.
Juge
Totallänge..................................................
B reite d er Jo ch b o g en .........................
»B reite d er H irnkapsel.........................
B reite d er S uperciliarplatten..........
B reite am Z ilzenbein............................
L L ä n g c der N asenbeine.........................
L änge d er Gaumen ränder bis zu
•_ den ha m u lis plerygoideis. . . .
Tiefe des G aum cnnusscnnitts..........
A bstand der oberen E c kzähne.. . .
H öhe des O ccipitalkam m s...............
L änge des U nterkiefers.......................
23,4 cm.
14.0
8.4
5.2
14.0
4.4
15.0
4,0
5.3
6.5
16,4
23.0 cm.
•14,5
8.4
6 ,0
13.0
3 ,6 •
1 4 ,6 1
4.5
5,0
6,4
16.3
14,0 cm ,
8 , 8
8 , 2
3.3
7 ,0
2.4
8.5
2.5
2,3
fehlt
9.5
Vom Skelett rede ich nicht weiter im Einzelnen, weil
seine Unterschiede von dem des weiblichen Seelöwen,
welches ich allein kenne, ohne Abbildungen sich nicht
füglich erörtern lassen; alle Knochen ähneln einander
gar sehr, doch sind die des Seebären ein wenig zierlicher.
N ur von dem Knochengerüst der Flossen habe ich Figuren
gegeben und bemerke darüber, dass auch sie ganz
denen des Seelöwen gleichen, freilich ansehnlich kleiner
sind.
An unseren Skeletten beider Arten, die zu weiblichen
Thieren gehören, finde ich folgende Maasse der einzelnen
Abschnitte:
g g j
1 8 cm .' 16,5 cm.
E lle .......................................................................... 2 2 . 2 0 .
S peiche.................................................................. 19. 17.
. V o r d e r f lo s á e r í y . ........................................ 2 2 .
1 2 .
23. 2 1 .
P feifiehbcio ......................................................... 2 0 . 18.
H iotcrflossc......................................................... 50. 42.
Hierbei ist zu erwähnen, dass die Knorpellappen am
Ende der 'Zehe beim SceTöwen relativ etwas kürzer sind
als die des Seebären, dessen zierlicherer Knochenbau
durch die längeren Knorpellappen ausgeglichen wird, so -
dass die nackten Säume und Knorpellappen beim See-
ignehmen als beini Seeeülfccn
löwen. Dies gilt besonders v
des nackten Saumes; der
Seebären, als beim Seelöwei
In Bezug auf die einzelnen Knochen in den Flossen,
so habe ich dieselben schon beim Fuss des Seelöwen besprochen.
Theil
ist entschieden breiter beim
Im ruderförmigen V o r d e r fu s s (Fig. 8)
sind sieben Carpus Beinchen in zwei Reihen vorhanden.
In der ersten Reihe liegt an der Innenseite das grosse
Kahnmondbein, mit der Gelenkfläche zum Radius, dessen
Zusammensetzung aus zwei verwachsenen Knöchelchen
die Figur 8 deutlich zeigt. Neben ihm erscheint das
kleine os triquelrum und hinter diesem das fast ebenso
kleine pisiforme. In d e r zweiten Reihe befindet sieh, vor
dem Kahnmondbein, das sehr grosse mttllangulum majus,
daneben das halb so grosse multangulum minus; dann
folgt das auffallend kleine capilalum s. magnum vor der
E
I)
PLANCHES
BUENOS AIBES
TEXTE DE L’IMPRIMERIE DE P AUL-ÉMILE CONI, ROE ALSINA,
PARIS I HAtLE
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f e k ;. -g