2. ARCTOPHOCA FALKLANDICA 2. ARCTOPHOCA FALKLANDIC,
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aber diese A rt besonders von englischen Beobachtern besprochen,
zumal als Otaria Falklandica von H a m il t o n in
den A m . Nal. Hist. I. Ser. lome II. pag. 81. pl. J. und Natur.
Library, pag. 281, 16, 22 and 25. und dann von J. R . Guay
als Arctoceplialus nigrescens in Proc. Zool. Sor.. 1850. pag.
100 a. 860.— 1872. 658 Fig. 7 und in der Zool Voy. Ereb.
& Terror, 12. (Euotaria nigrescens), ohne die Ueberein-
’ sti inmung m it jener früheren Schilderung der Otaria Falklandica
hervorzuheben. Auch Mürie gedenkt derselben
nicht in den Proc. Zool. Soc. 1869. (pag. 106.), obgleich
schon P e t e r s dieselbe als wahrscheinlich angedeutet
(Monatsbor. d. Kgl. Acad. z. Berlin. 1866. S. 273, 7 und
S. 669. C.) und jetzt A l l e n als unzweifelhaft angenommen
h at (Hist, of Norlh Americ. Pinnip. 210. 7.
1880.)
Ich habe zuerst von dem Jugendzustande dieser A rt
Ann. Mag. Nat. Hist. III. Ser. Vol. 18.1866. pag. 99.) und
spftter vom alten T bier in G ie b b l 's Zeilsclir. f. d. ges.
Nalurw. (Bd. 21. S. 898.1868.) eine Beschreibung gegeben,
die ich nunmehr durch Abbildung der Schädel und Flossenskelette
weiter ausführen werde.
Was zuvörderst den älteren Gattungsnamen Arctoce-
phalus betrifft, so rührt derselbe von F a. C o v ie r her,
welcher denselben für die Ohrenrobbe vom Cap der guten
Hoffnung 1824 erfand, um sie von dem grösseren
Seelöwen generisch zu trennen. Gegenwärtig w ird dieser
Name gemeiniglich für die sogenannten Pelzrobben
m it weicher Unterwolle angewendet, obgleich es wohl
thunlich sein dürfte, auch die dahin gehörigen Arten in
mehrere Untergattungen nach der Form der Backzähne
zu trennen. Ich werde darüber am Schluss dieser Abhandlung
einige weitere Mittheilungen machen und
führe hier nur an, dass ich die Absonderung der Arten
in 2 Gattungen mit und ohne Nebenzaoken an den Kronen
der Backzähne für gerechtfertigt halte, daher mein
jetziger Gattungsname Arclophoca.
Der Seebär der Argentinischen Küsten ist beträchtlich
kleiner, als der Seelöwe, und hat einen minder gestreckten,
ziemlich gedrungenen Körperbau. Ausgewachsene
Exemplare sind fünf Fuss lang, wovon fast 1 Fuss auf
den Kopf, 10 Zoll auf den Hals und 3 J Fuss auf den
Rum pf kommen. Die Vorderffossen sind lj- Fuss lang,
* die hintern 1 Fuss (*). Am Skelett eines alten Weibchens,
das dem Museum von den Islas de los lobos,
nebst dem einige Monate alten Säugling, durch die
gütige Vermittlung eines Gönners, des Herrn D o r o t e o
G a r c ía , zugegangen ist, ünde ich folgende Maassverhältnisse
:
n en n t (S. 78), ist w ah rsch ein lich d ie Ol. Philippii v on P eter s. Molina's
Phoca lupina (S. 275) is t sich er d ie Otaría jubala im h alb erw achsenen
und dio kurze, wie abgeschniltene Ohrmuschel, welche Molina hervorhebt,
anzeigt. Die Angabe doppelter Haare bezieht sich nur auf die
Mähne am Nacken, nicht aufW oll- und Gronnenhonr, n ie die Vergleichung
der kurzen Haare mit denen des Ochsen genugsam anzeigt,
(*> Meine Figur 1 der Taf. X ist nach dem ansgestopften Balge eines
jungen Thiers von nicht ganz 3 Fuss Länge entworfen, mit Berücksichtigung
des gut präparirten Kopfes eines ganz alten Männchens. Ich gestehe
indess, dass der Kopf zu dick und der Hals zu kurz geralhen ist,
und letzterer mindestens die doppelte Länge der Zeichnung haben muss,
um in das richtige Yerhältniss zu Kopf und Rumpf zu treten.
Schädel 2 3 cm. lang.
H a ls 28 >
Rückcnwi rbelsäale ■ 54 »
Kreuzbein und Schwanz ■ 30 >
Yorderglied vom Ellenbogen abw ärts. 5 2 »
V orderarm •..................... • 22 »
Vorderflosse 3 0 »
H interglied, vom Knie abw ärts 60 »
U nterschenkel.......................................... . 2 5 *
Hinterflosse..................................•..................35 »
Hiernach ist dieGesammtlänge von Kopf, Hals, Rumpf
und Schwanz 1,56 m. oder ziemlich genau 5 Füss.
Der dichte, weich anzufuhlende Pelz ist von schiefergrauer
Farbe, mit-einem leichten Anflug in’s Gelbliche;
der Rücken ist etwas dunckler als die lichteren Seiten,
und die Bauchfläche w ird von der B rust an ganz klar,
ziemlich rein gelb, m it allmäligem Übergang in Grau an
den Seiten. Den dunkelsten, schwärzlichen Ton haben
die Backen unter den Augen, die Kehle von der Mitte des
Unterkiefers bis zur B rust hinab und die Flossen; letztere
sind rein schwarz. Dagegen zieht die Farbe des Gesichtes
um die Augen auf der Nase und den Lippen ins
Rötlichgraue. Dip nackte Nasenkuppe ist schwarz; die .
steifen Lippenborsten, deren ich 12-14 an jeder Seite
zähle, sind schwarz am Grunde und weislich an der Endhälfte;
die vordersten kürzesten messen 6 -8 cm., die hintersten
längsten 12-15 cm. Auffallend ist die w eit vorspringende,
von knorpeliger Grundlage gebildete, rüssel-
förmige N ase; sie findet sich schon am jungen T hier und
erinnert entschieden an die Schwein’s Nase, ohne deren
aufgeworfenen Endrand, wie denn schon M o l in a auf diese
Aehnlichkeit aufmerksam m acht, daher ich nicht zweifle,
dass seine Phoca porcina zu der hier besprochenen Art
gehört. Die Nasenlöcher sind schmalelliptisch, 2cm . lang
und werden von einer 1 cm. breiten nackten Scheide-
: wand m it tiefer senkrechter Furche getrennt; neben
ihnen ist nach aussen und unten nur ein schmaler nackter
Rand, dagegen über ihnen die Nasenkuppe viel breiter
unbehaart. Das ziemlich grosse Auge hat eine dunkelbraune
Iris, und steht 10 cm. von der Nase ab; die
4-5 ein. lange, eingerollte schmalkonische Ohrmuschel
ist 8 cm. vom hinteren Rande des Auges entfernt, aussen
feinbehaart, lichtgrau m it schwarzer Spitze, innen nackt
und fleischfarben.
D er Pelz besteht am Kopfe und Rumpfe aus zweierlei
Haaren, steiferen Grannen von 3-4-cm . Länge und weicherem
Wollhaar in der Tiefe, das nur 2 -3 cm. lang ist.
Die Grannen sind blassrötlich am Grunde, schwarz in
der Mitte, und weisslichgrau an der Spitze; das Wollhaar
ist licht ros tro tb, zimmtfarben, Viele, besonders
die steiferen Grannen haben eine ganz schwarze Endhäl-
l'te, aber die meisten sind lichter am Ende, manche rein
weiss, andere nur grau. An den Flossen sind die Grannenhaare
viel kürzer und rein schw arz; auch fehlt ihnen
das Wollhaar zwischen" den Grannen gänzlich, ihre Unterseite
ist schwielig und nackt, wie der breite Saum der
Oberseite, nebst den Endlappen der Hinterflossen, denn
die Behaarung folgt nu r den Zehen in der Flosse, bis zu
den Krallen. Man bemerkt deutlich in jeder Flosse fünf
i oder Zehen an der stärkeren Wölbung ihrer
Substanz und der Behaarung, selbst die Knorpellappen
als Fortsetzung der Zehen machen sien im nackten S;
wie Schwielen bemerkbar, tragen aber keine Haare.
Vor ihnen, am Ende der behaarten Zehen, sieht man
die Krallen, doch fehlt eine solche der fünften Zehe der
Vorderflossen beständig. Die bleibenden vier Krallen
dieser Flossen sind zw ar alle sehr klein, aber dennoch
von ungleicher Grösse, die erste längste vorderste Zehe
hat die grösste, die folgenden werden succesiv kleiner;
sie sind flache dreieckige Hornplatten, von einem erhabenen
Hautrande an der Seite der Basis umgeben und
stumpf am freien Endrande. An den Hinterflossen haben
nur die innerste und äusserste Zehe solche kleine, flache
Krallen; die drei mittleren sind m it grossen, starken, cy-
lindrischen, am Ende spitzen Krallen von 3 cm. Länge
versehen. Der nackte Saum ist am freien Rande in fünf
Lappen getheilt, die gleiche Länge haben mit der Breite
des geschlossenen Theils des Saumes vor ihnen.
D er Schwanz ist m it längeren schwarzen Haaren bekleidet,
und ragt etwa 3 Zoll lang am Ende des Rumpfes
zwischen den Hinterfiossen hervor.
D ie Thiere gehen am Ufer geschickt auf ihren Flossen,
m it der nackten, schwieligen Sohle den Boden berührend,
die Flossen im Hand- und Fussgelenk biegend,
nach A rt der Landsäugethiere; beide w eit abstehend gestellt,
die Spitze und den Endrand vom Rumpfe abgewendet
(*). Sie schwimmen und tauchen ebenso geschickt,
wie die Seelöwen, leben aber nicht untermischt m it ihnen
in Gesellschaft, sondern abgesondert in kleinen Rudeln,
an entferntem Stellen des Standorts.
Männchen und Weibchen unterscheiden sich äusser-
lich im Ansehen nur wenig, selbst in der Grösse ist kein
in die Augen fallender Unterschied. Der Pelz der alten
Männchen ist gemeinlieh etw as dunklerer, am Rücken
schwärzlicher, .die rostrothe Wolle voller zimmtroth,
und stellt die Form vor, worauf G r a y seinen Arclocepha-
lus nigrescens gegründet h a t; sie ist in meiner Abbildung
wieder gegeben. Die etwas lichteren Weibchen haben einen
mehr grauen als schwärzlichen Ton, m it roströthli-
eher Wollegund sind von derberer Statur als die schlankeren
Männchen. Sie führen 4 Zitzen am Bauch und die
Männchen einen breiten Hodensack unter dem After.
Das Skelett des Weibchens, dessen Maasse ich schon
früher angegeben habe, ähnelt im ganzen Ansehen dem
des weiblichen Seelöwen, obgleich es um J kleiner ist.
Die Zahlenverhältnisse der Wirbel, der Rippen und des
Brustbeins sind genau dieselben, dagegen w eicht der
Schädel in allen Lebensaltern beträchtlich von dem des
Seelöwen ab. Ich habe ihn auf Taf. X nach Individuen
des jugendlichen und reifen Lebensalters in Fig. 2-7 dargestellt,
undhebe jetzt die hauptsächlichsten Unterschiede
einzeln hervor.
In der Betrachtung von oben Fig. 4. fällt die grössere
Verschmälerung der Stirnenge und die schärfere, spitzige
(*) Sehr gute Abbildungen des nordamerikanischen Seebären finden
sich in dem Werke von H. W. Ellio t, A ilonograph o f the Seal-Islands of
Alaska. Washington Ho. CSS!. Ich bedauere, diese hübsche Arbeit nicht
früher gekannt zu haben, um sie bei Anfertigung meines Bildes des süd-
amerikanischen Seebären benutzen zu können.
Form der Superoiliarplatten sogleich in die Augen ; auch
überwiegt die Gesichtsportion des Schädels gegen die
relativ kleinere Hirnkapsel mehr als beim weiblichen
Seelöwen. Das Verhältniss beider Theile zu einander
folgt m ehr dem des alten männlichen Seelöwen. Beide
Geschlechter stimmen indessen auch bei dieser A rt nicht
ganz im genannten Punkt m it einander überein. Das
Männchen des Seebären, dessen Schädel meine Fig. 4
darstellt, h at die Stirnenge etwas sohmäler, als ein gleich
al'tes Weibchen, wie die Vergleichung der mir, vorliegen-
Exemplare ergiebt; der männliche Schädel von 23 cm.
Gesammtlänge ist an der Stirnenge nur 2 cm. breit,
und ein ebenso langer weiblioher eines älteren Thieres
volle 3cm. Ausserdem unterscheiden sich beide auch darin,
dass die Supercialplatte, Schnautzenpartie und Gehirnkapsel
des Weibchens um ein Geringes (1 -2 mm.)
breiter ausfallen, als die des Männchens, während die
Jochbogen beider genau gleichen Abstand (14,5 cm.) haben,
woraus mir zu folgen scheint, dass das Weibchen,
welches älter w ar, als das Männchen, m it seiner E ntwicklung
mehr in die Breite geht, das andere Geschlecht
dagsgen zu grösserer Schlankheit der Schädelbildung
neigt. Der Hauptunterschied beider Geschlechter liegt
übrigens auch bei dieser Art in der verschiedenen E ntwicklung
des Occipitalkamms und dessen Fortsetzung
Uber die Sagittalnaht nach vorn ; in dieser Entwicklung
Uber trifft das Männchen entschieden selbst das ältere
Weibohen, und ganz besonders in der grösseren Breite
des Kamms auf der Aussenfläche des Zitzenbeins, hier
hat der männliche Schädel 14 cm. Breite und der
übrigens ältere des Weibchens nur 13 cm. Was den Sa-
gittalkamm betrifft, so endet derselbe bei beiden Geschlechtern
gleich weit nach vorn, nämlich in gleicher
Flucht m it den Superciliarecken, fast am Anfänge der
Stirnenge; der Occipitalkamm ist da, wo der Sagittal-
kamm von ihm ausgeht, minder stark busenartig vorgezogen
und erhebt sich an jeder Seite neben dem Busen zu
einem dicken Höcker, der beiden Geschlechtern zusteht,
aber grösser ist beim Männchen als beim Weibchen.
Als besonderes Merkmahl der A rt muss ich die grössere
Höhe und Breite der Thränenbeinecke im vorderen
Rande der Augenhöhle hervorheben; dieselbe ist breiter
und schärfer als an gleich grossen Schädeln von Otaria
jubata. Auch sehe ich
und aussen, deutlich
Thränenbeins, aber :
Fortsetzung auf der Ii
bei sehr jungen kaum
der Thi
mf der genannten Ecke, nach vorn
eine Naht, zur Absonderung des
mr sehr schwache Spuren einer
nernwand der Augenhöhle, selbst
ingen halbwüchsigen Thieren, obgleich
enkanal als Loch unter der Thränenbeinecke
angedeutet ist, aber freilich im Knochen selbst endet,
ohne sich bis in die Nasenhöhle fortzusetzen. Ganz um-
gränzt scheint also das Thränenbein nur in aller frühester
Zeit des Fötallebens zu sein; später verwächst es bald
mit den benachbarten Knochen, und zw ar inniger nach
unten m it dem Oberkiefer, als nach oben m it dem Stirnbein.
Hier erkenne ich die N aht zwischen beiden an
dem einen meiner 3 jugendlichen Schädel halbwüchsiger
Thiere noch deutlich.
A uf der Ansicht des Schädels von unten, Fig. 2, ist
der Unterschied der vorderen Hälfte, bis zum Ende der
E
D
PLANCHES
BUENOS AIRES
T E X T E D E L ’IM P R IM E R I E D E P A U L -É M IL E C O N I, R U E A L S I N A ,
PARIS » alle
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