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die beiden ändern, und dass sie sich von den obern durch
etwas lilngere feinere Wurzeln unterscheiden.
Hiernach ist die Zahnformel des Milchgebisses diese:
Schneidezähne 1 ,2 1 2,1 Eckzähne 1—1 Backzähne 3—3
1 ^ 1 1—1 3 ^ 3
Von den präformirten späteren, bleibenden Zähnen,
die alle schon im Fötusalter m it den Gipfeln der Krone
in den offenen Alveolen sichtbar werden, will ich hier
gleich angeben, dass im Oberkiefer die vier mittleren
Schneidezähne gespaltene Kronen hahen, im Unterkiefer
nur die 2 mittleren, die äussern jedes Kiefers eine einfache
konische; dass der Eckzahn beider Kiefer hinter den
ändern Zähnen in der Präformation sehr zurückgeblieben
ist, und dass der sechste obere Backzahn noch schwächer
präformirt erscheint, als der Eckzahn, indem er erst
nach den ändern, die alle unter sich gleiche Entwicklung
zeigen, seine w irkliche Grösse erreicht, indessen doch
schon vor dem Eckzahn die normale Ausbildung gewinnt.
E in zw eiter mir vorliegender Schädel eines jungen
Männchens, aus dem Balge genommen, führt den Gang
der Entwicklung deutlich erkennbar w eiter; er h at noch
die Milcheckzähne, neben denen die Spitzen der bleibenden
Eckzähne sich noch nicht über den Rand ihrer
Alveolen erheben, obgleich alle anderen Zähne, Schneidezähne
wie Backzähne, fix und fertig sind. E r ist jünger
als der Schädel, welchen G ray in der Voy. Ereb. and
Terror; Beast, pl. XVII. fig. 1 and 2, abgebildet h a t; denn
der zeigt m ehr erhabene, halbfertige Eckzähne, obgleich
derselbe im Ganzen etwas kleiner ist, weil er w ahrscheinlich
den weiblichen Typus der Entwicklungsreihe
darstellt. Nach G ray’s F igur ist dieser Schädel 16 cm.
lang, der meinige, als männlicher Typus, dagegen 20
cm., von dem Kamme der Schneidezähne bis zum Rande
der condyli occipilales gemessen; letzterer stim m t also in
der Grösse m it dem Schädel überein, welchen M u r ie (a.
a. 0 . pag. 508) als zweites Beispiel der Entwicklungsreihe
beschreibt. An diesem Schädel hat die Hirnkapsel
n u r wenig an Grösse zugenommen; sie ist namentlich
nicht breiter nach hinten, sondern nur nach vorn länger,
weil die entsprechenden Lappen des grossen Gehirns
sich mehr ausgebildet haben und stärker hervortreten.
Auffallend ist nur der Unterschied!der Gesichtsportion,
die schon jetzt die halbe Länge des ganzen Schädels
wegnimmt. Ganz besonders viel grösser ist die Augenhöhle
und der enge Theil des Schädels hinter ihr, welche
die Nasenhöhle m it der Hirnkapsel verbindet. Diese Gegend
ist in einer beständigen Zunahme begriffen, wie
ebenfalls das Vorderende des Gesichtes, m it den Schneide-
und Eckzähnen, nebst der eigentüm lichen Superciliarplatte,
welche nach und nach eine so bedeutende Grösse
erreicht. Auch die Lacrymalecke am vordem Rande der
Augenhöhle tritt stärker vor, während dagegen von dem
späteren Occipitalkamm noch nichts zu sehen ist. Auf
der Unterseite des Schädels hat die Gaumenfläche sehr
zugenommen; ich finde sie an diesem Schädel von 20 cm.
Länge, vom Rande der Schneidezähne bis zum Choa-
nenrande, 11 om. lang, also über die Hälfte der Schädellänge
wegnehmend; dem hintern Theil für die Hirnkapsel
nu r 8 cm. übrig lassend, ohne die Condyli, welche viel
grösser geworden sind und stärker hervortreten. Auch
die Basis des Hinterhauptsbeines zwischen ihnen hat
beträchtlich zugenommen, aber viel weniger die Felsenbeine
und die Basis des Keilbeines vor dem Hinterhauptsbeine;
wohl aber ist die Schläfenschuppe m it dem Jochbogenfortsatz
grösser geworden, weil sie das schon viel
grössere Jochbein zu halten hat.
Ich komme nochmals auf die Thränenbeinecke im vorderen
Rande der Augenhöhle zurück, um den vermeintlichen
Mangel eines T h r ä n e n b e i n s zu besprechen,
welchen M e c k e l den Phocinen zuschreibt. (Vergl. Anat.
II. 2. Seite 541)..
Die genannte Ecke, welche Cuvibr bei Olaria erw
ähnt (Ossem. foss. 7 . 1. pag. 221.), aber nicht weiter bespricht,
gehört dem Thränenbein an, das entschieden
nicht fehlt bei den Ohrenrobben, wenn es gleich nur selten
allseitig umschrieben und abgegrenzt zu sein pflegt.
Ich finde bei allen m ir vorliegenden Schädeln junger
Thiere von Olaria jubala , und selbst noch bei einem sehr
alten männlichen, eine deutliche, zum Theil offene N aht
auf der vorderen Seite dieser Ecke, ausserhalb der Augenhöhle,
welche senkrecht darüber gezogen ist und die
scharfe Ecke von der aufsteigenden Basis, die zum Oberkieferknochen
gehört, abtrennt. Diese N aht zieht sich
nicht immer, aber oft, von ihrem obern und untern
Ende durch, die vordere Wand der Augenhöhlen Inn-
seite nach hinten bis in die Stirnbeinnaht, die zu dem
offenen sinus hinabläuft, hinein und begränzt auf die A rt
eine kleine Knochenplatte, welche das Thränenbein darstellt.
Trotzdem ist kein bleibender Thränenkanal vorhanden,
die P latte des Thränenbeins ist im A lter allseitig
geschlossen; doch findet sich m itunter in der unteren
Fortsetzung der N aht durch die Augenhöhlenwand eine
kleine offene Lücke, welche sich als Rudiment des Thrä-
nenkanals ansehen lässt. Bei dem Schädel des ganz jungen
Thieres m it dem Milchgebiss ist die Lücke nicht
bloss als solche, sondern als ein förmliches foramen lacry-
male sichtbar. Bei dem zweiten nächstälteren Schädel
ist auch noch eine Spur davon, und selbst im dritten
sehe ich sie an der linken Seite deutlich, ab ei- sie
scheint mir in der Tiefe geschlossen zu sein und nicht
als Gangbis in die Nasenhöhle hinabzusteigen, was indessen
erst m it zunehmendem A lter geschehen sein mag.
Ganz alte Thiere haben ein solches Loch in der Regel
nicht;
Hiernach fehlt das Thränenbein n i c h t bei Olaria ju-
bala; es verwächst nur m ehr oder weniger schnell mit
den benachbarten Rändern des Oberkiefers, und ähnlich
dürfte es Sich auch bei den Phocinen verhalten. Vom
Stirnbein bleibt das Thränenbein stets länger getrennt;
seine frühe Verwachsung findet nur m it dem Oberkiefer
statt. (*)
Ein dritter Grad der Entwicklung des Schädels zeigt
sich in der weitern Zunahme des Gesichtsumfanges, der
es beim männlichen Geschlecht Bis zur nahen Ueberein-
stimmung m it dem bleibenden Typus des Weiblichen
p) Es fällt mir auf, dass Muiuk nirgends vom Thränenbein spricht; er
erwähnt die Ecke am Vordcrrand der Augenhöhle (a. a. 0. S. 503), aber
sagt nicht, dass sie dem Thränenbein angehört. Nach meinen Schädeln
1. OTARIA JUBATA
Schädels bringt. Es sind die Schädel der halbwüchsigen
Männchen, welche diese Uebereinstimmung darstellen.
Ich habe in Fig. 7 -9 einen solchen jugendlichen männlichen
Schädel abgebildet, und ihm gegenüber in Fig. 4 -6
den alten weiblichen; jener ist vom Rande der Schneidezähne
bis zur hintern Wölbung der Condyli occipilales
24 cm. lang, dieser in derselben Richtung 25 cm. (*) V<
glichen m it dem vorhin geschilderten Schädel der zw
ten Entwicklungsstufe, so unterscheidet sich diese dritte
Alters-Modifikation durch noch grössere Ausbildung der
Gesichtsportion und den Anfang der Erhebung des Occi-
pitalkammes, welcher zum Theil auf die Scheitelbeine
übergeht, hauptsächlich aber dem Hinterhauptsbein (**)
angehört. Ganz besonders entwickelt sich auch in diesem
A lter die Stirngegend zwischen den Augenhöhlen
mit den weiter vortretenden Superciliarplatten, und g<
rade in dieser Gegend des Schädels liegt derwichtigs'
Geschlechtsunterschied zwischen dem männlichen un
weiblichen Schädel typus. Beim jungen Männchen ist die«__
Gegend stets etwas breiter, als am weiblichen Schädel
derselben Grösse, wie die Vergleichung meiner Fi
ren 7 und 4 leh rt; die Superciliarplatten sind grösser
beim Männchen, als am weiblichen Schädel gleicher Ge- |
sammtgrösse. Ich finde z. B. am männlichen Schädel
von Fig. 7, dessen Gesammtlänge24 cm. beträgt, die Su-
perciliarplatten 6,8 cm. breit, und die Stirnenge dahinter
4,0 cm., während" der weibliche Schädel fast gleicher
Grösse m it 25 om. Gesammtlänge, als Original von I
8, die Superciliarplatten ebenfals 7 cm. breit hat, aber
die Stirnenge dahinter nu r 3,5 cm. Ebenso auffallend
differirt die Schnautzenportion beider Schädel und darin
gilt als Regel, dass der Schädel junger Männchen von
gleicher Grösse diese Portion etwas kürzer und breiter
besitzt, als der gleich grosse eines Weibchens. Auch dies
lehrt die Vergleichung von Fig. 4 und Fig. 7 auf den ersten
Blick. Gemessen finde ich die Schnautzenportion,
vom Thränenbeinhöcker bis zur vordem Spitze, 8 cm.
lang und 5,5 cm. in der Mitte breit, Der männliche Schädel
des Originals von Fig. 7 hat denselben Theil nur
7 cm. lang, aber 6,0 cm. breit;
In Hinsicht auf den Occipitalkamm, der beim alten
Männchen eine so bedeutende Höhe erreicht, ist beachte
n sw e rt, dass er beim Weibchen nie dieselbe Höbe gew
innt, obgleich er am weiblichen Schädel von gleicher
Grösse m it dem eines jungen Männchens schon sehr hoch
sein kann, während er an diesem männlichen Schädel
erst sich zu bilden beginnt. Dies ist der Fall beim Original
von Fig. 7. An demselben sind alle Nähte der Gesichtsportion
und der Hirnkapsel deutlich sichtbar, nur
die Spitze der Lamdanaht ist verschwunden, durch Verwachsung
m it den Scheitelbeinen. Hier bildet sich nun
(*) Der von Monis pl. 57 und 58 seiner Arbeit abgcbildolo SchSdel eint
jungen Männchens ist jünger als mein dritter, aber älter als mein zwe:
te r; er hält die Milte zwischen beiden, mit 18 cm. Gesammtlänge, un
stellt denselben Allerstypus des Männchens dar, den Giiav' s Figur a. i
0 . für das Weibchen abgiebt.
(")-Zu meinem nicht geringen Verdruss hat mein Lithograph die von m
richtig nusgeführte Zeichnung der Figur 9 missverstanden und die Furcln
welche die Schläfengrube nach oben vom Scheitelbein abschliesst, a
Naht dargestellt. Das richtige Verhällniss zeigen Fig. 1 und 6 .
über dieser Verwachsung ein erhabener Bogen, dessen
Mitte dem vorderen Rande der Hinterhauptschuppe angehört,
während die Seiten auf die Scheitelbeine übergehen,
ganz wie das auch beim weiblichen Schädel Fig. 4
der F all ist, und gleichzeitig erhebt sich der seitliche
Rand der Hinterhauptschuppe bis da wo dieselbe mit
den Condyloidalstücken in Berührung tritt, zu einer
senkrechten Kante, welche als Seitenast des Occipital-
katnms gegen die Condyli hinabsteigt, während die F ortsetzung
des Kammes nach unten und aussen auf der
Grenze der Condyloidalstücke m it dem Zitzenbein sich
Uber das letztere bis an dessen untere Spitze hinabzieht
und hier den grossen Höcker hin ter der OhröfTnung
’ ‘ "" 11 des Occipitalkammes bleibt beim
n es ganz alt w ird, sehr schwaoh
ipfe Kante angedeutet. Solche alte
reichen nie eine bedeutende Grösse
n der basis cranii nicht 28 cm., von
vir ü. Dieser
Weibchen, i
weibliche Schädel e
und überschreiten i
den Spitzen der Schneidezähne bis zum hinteren Rande
der Condyli occipilales; denn der Schädel unserer Sammlung
eines ganz alten Thieres ist unr 27 cm. lang.
Alle weiteren Entwicklungssladien des männlichen
Schädels entfernen ihn mehr und mehr vom weiblichen
Typus auf die Art, dass die Gesichtsportion immer grösser
und derOccipitalkamm immer höher wird. Besonders
aber verlängert sich die Stirnenge hinter den Supercilial-
platten und diese Verlängerung ist es, welche dem männlichen
Schädel ein so sonderbar eigenthümliches Ansehn
giebt. Ich habe einen Schädel zur Hand, welcher zwischen
den beiden in Fig. 7 und Fig. 1 abgebildeten Stadien
die Mitte hält und setze seine Maasse neben denen
des letzteren ganz alten her, um die allmälige Zunahme
der Umformung dadurch anschaulich zu machen.
e der Superciliarplatten.." 1 r Stirr - ' '
LAäbnsgtaen dde dr eSr cJhocnhabuotgzeen.. .v..o...n. H" öhIete d dees sO Occccipipitiatalklkaammmm ees!
igtee ddeess skenlboecnh earmen Z Gitazuenm! ge der Zahnreilie______
Höhgee d dees so Ubenr teenr kEiceklezrash.n. .s.,
Der in Fig. 2 abgebildete, abnorme Schädel ist von
gleichem A lter m it dem ganz alten gemessenen, aber in
allen Dimensionen etwas kleiner, doch nie kleiner als
der halb alte vum 30 cm. Länge. E r stammt von der Lo-
beria Grande, der ganz alte vom Rio Santa Cruz, im Süden
Patagoniens.
Schliesslich mache ich auf ein wichtiges Moment zur
B eu rteilu n g der Alters- und Geschlechtsunterschiede
E
D
PLANCHES
BUENOS AIRES
TEXTE DE L’IMPRIMERIE DE P AUL-ËMILE CONI, RUE ALSINA