4. M e g a p t e r a B u r m e is t e r i
G r a y , Calal. o f Seals and Whales, page 81.
Megaplerce spec. Burm. Acta tl. I. Soc. Paleonl. de 11 de Julio de 1866.
Anales del Museo Püblico de Buenos Aires, tom. I.
Im Juli des Jahres 1866 brachte mir ein Bekannter,
H err F a v ie r, mehrere grosse Walflschwirbel, welche er
beim Ausroden alter Weidenstumpfe auf einer ihm zur
Horticultur überlassenen Insel im Mündungsdelta des
Rio Paraná de las Palmas, ausgegraben hatte. Nach Angabe
des Finders befand sich an O rt und Stelle ein ganzes
Skelet von m ehr als 50 Fuss Lange, aber dasselbe war
von den Wurzeln der darüber stehenden alten Weiden-
bilume überwachsen und von ihnen so durchsetzt, dass
nur wenige Knochen erhalten werden konnten ; die meisten
zerfielen, wegen der weichen, porösen Substanz ihres
Innern, in Trümmer, sobald man sie heben wollte, was
begreiflicher Weise von den Arbeitern ohne besondere
Vorsicht ausgeftthrt wurde. Das Skelet lag |M eter unter
der Oberfläche im angeschwemmten Boden, zwischen
zahlreichen Stämmen der Salix Humboldliana, und musste
hierher zu einer Zeit gekommen sein, w ie die damals
tiefere und freie Flussmündung durch den weiten L a
Plata-Busen noch vom Meer her für Walfische zugänglich
w ar, was bei der langsam fortdauernden Thätigkeit
des noch heute ein eben solches feines, grausandiges Erdreich
absetzenden Flusses, einen Zeitraum von 800-1000
Jahren für das Alter des Skelets nnsclzen lässt.
Die Knochen, welche ich erhalten habe, sind der Atlas
und die Axis, nebst zwei ändern Wirbelkörpern, die ich
für den letzten cervicalen und einen vorderen dorsalen
ansprechen muss. Die beiden zuerst erwähnten Wirbelkörper
hängen fest aneinander, sind aber nur an der linken
Seite w irklich verwachsen, an der rechten ist eine
dünne Trennnngslläche .bemerkbar, die im Leben von
Knorpelsubstanz ausgefüllt gewesen sein mag. Man sieht
die beiden Gelenkgruben für die condyli occipitales deutlich,
und dazwischen den proc. odontoideus der Axis, aber der
freie Raum vor letzterem ist sehr eng, viel enger als bei
den von m ir (Taf. IV. Fig. 5 und 6) abgebildeten Arten,
und die beiden Gelenkgruben für die condylistossen unter
der Lücke für den Zahnfortsatz zusammen, ohne scharfe
Grenze des einzelnen. Jede Gelenkgrube ist 18 cm. hoch
und 10 cm. in der Mitte breit; , der freie Raum vor dem
proc. odontoideus hat 5 cm. W eite und. der canalisverlebralis
unter dem erhaltenen Bogen des A tlas ist 9 cm. weit nach
beiden Richtungen, der senkrechten wie wagrechten.
Dem Epistropheus fehlt der abgebrochene Bogen, ebenso
beiden Wirbeln dieQuerfortsätze. Der Körper des Atlas ist
7 cm. dick, der des Epistropheus 9 cm .: letzterer endet
nach hinten m it natürlicher freier Verbindungsfläche,
ohne m it dem dritten Halswirbel fest verwachsen gewesen
zu sein. Die besagte Fläche ist etwas verlieft, 14 cm.
hoch, 22 cm. breit; die untere, der Kehle zugekehrte
Fläche der beiden verwachsenen Wirbel erscheint ganz
eben und etwas breiter, als deren oberer Rand. Der Bogen
des Atlas ist dünn und schmal, und seine mittlere
Spitze zw ar zerstört, aber augenscheinlich weder stark
noch hoch gew esen; ein weiter Canal durchbohrt an
jeder Seite, nahe dem vorderen Rande, seine Basis, unmittelbar
über der Gelenkgrube für den C ondylus; auch
ähnelt die Form des Bogens m ehr dem von Balacnoptera:
als dem breiteren, höher gewölbten von Balaena; doch
sind Wirbelkörper und Gelenkgruben für die condyli occi-
pitales entschieden breiter nach unten als die von m ir abgebildeten
der Balänopteren. Darum w ard ich geneigt,
die Wirbel weder einer ächten Balaena, noch einer Ba-
laenoplera zuzusprechen, also für die einer Megaptera zu
nehmen. Ich schrieb in diesem Sinne über die A rt an
meinen Freund J. E . G r a y , und der stellte darnach die
Species unter obigem Namen auf.
Die beiden anderen Wirbel sind blosse Körper, ohne
Bogen und Querfortsätze. Der eine ist 7 cm. dick, 15 cm.
in der Mitte hoch und 21 cm. breit; er hat an der linken
Seite oben den Rest vom Anfänge eines sehr dünnen
Querfortsatzes und Bogens und mag darnach der letzte
Halswirbel gewesen sein. • Der andere Wirbelkörper ist
14 cm. dick, 15 cm. hoch und 22 cm. breit; der Rest
vom Querfortsatz neigt sich stark nach vorn, ist viel
höher als breit und durchaus nicht in die Fläche horizontal
ausgedehnt. E r muss also ein vorderer Rückenwirbel
gewesen sein. Beide Wirbel haben deutliche
Epiphysen, die aber schon ziemlich fest m it dem Körper
verwachsen waren, obgleich man die Nftthe noch erkennt.
Stellenweis sind auch kleine Randpartien der
Epiphysen abgebrochen. Das T hier w ar also seiner normalen
Grösse nahe und ein ziemlich im A lter vorgeschrittenes
Individuum.
W ie H err F a v i e r das Interesse sah, welches ich an seinem
Funde nahm, so brachte er mir nach einigen Tagen
die bullatympani m it dem benachbarten Stück des Felsenbeins,
woran der Höcker für das Labyrinth m it dem
meatus auditorius internus ziemlich gut sich erhalten hat.
Die bulla tympani ist 12 cm. lang und an der Seite des
niedrigen dicken Randes der Oeffnung 6 cm. hoch; der
andere höhere dünne R and fehlt grösstentheils. Dieser
Knochen ähnelt am meisten dem Bilde des entsprechenden
von Megaptera Lalandii, Ostiogr. etc., PI. IX , Fig. 11
et 12, ohne m it ihm indess in allen Punkten genau
übereinzustimmen, was mich in meiner Auffassung des
Skelets bestärkt hat. Ich schreibe es unbedenklich einer
Megaptera Species zu und widerrufe meine Angabe in der
Descript, phys. d. I. Rip. Arg., tom. III, pag. 547, dass das
Skelet zu Balaena australis gehören möge.; ich bin nach
wiederholter Prüfung der Fundstücke zur Ueberzeugung
gelangt, dass meine frühere Deutung die richtigere gewesen
ist.
5. B a l a e n a a u s t r a l is
'a n B e n e d e n , Oslêographie des Cétacés, page 81, pl. I, III.
E j., Dislrib. giograph. des Baleines, page 16.
Exlr. d. Bullet, d. l'Acad. Roy. d. Scie ne., tom. XXV.
tu., Descript, phys. d. I. Rép. Arg., tòme 1JJ, page 547.
Die Gattung Balaena unterscheidet sich von Balaeno-
plera nicht bloss in vielen anatomischen Eigenschaften,
sondern auch äusserlicli im Ansehn sehr bestimmt durch
den viel plumperen Körperbau, besonders den relativ
viel dickeren Kopf, m it dem eigenthümlich aufwärts ge.
bogenen Mundrande, in Folge des stark in ähnlicher
Weise gekrümmten Unterkiefers ; dann durch die mangelnde
Rückenflosse und den Mangel der Bauchfurchen.
Dazu kommt die ganz andere Gestalt der Bartenplatten,
welche sehr lang und schmal, ja in d e r Mitte der Plattenreihe
wohl zehnmal so lang sind wie breit am Grunde.
Von den anatomischen Unterschieden w ill ich nur
einige der wichtigsten hervorheben. E s gehört dahin die
geringe Breite der horizontalen P latte des Oberkiefers,
neben der enormen Entwicklung seines Orbitalfortsatzes
und des benachbarten Schläfenapparates; ferner die
grosse Dicke der hinteren Hälfte des Unterkiefers, dem
der hohe Kronenfortsatz von Balcenoplera abgeht, obgleich
eine erhabene Ecke ihn noch andeutet, ähnlich wie be
Megaptera. Merkwürdig sticht dagegen die vordere vie
dünnere Hälfte des Unterkiefers ab und dies besonders
giebt ihm, neben seiner grossen Krümmung, ein sehr
eigentüm liches Ansehn. Die Halswirbel sind innig m it
einander verwachsen und die fünf hinter den beiden vordersten
ganz auffallend dünn oder k u rz ; dagegen zeichnen
sich die hinteren B rust und die Lendenwirbel durch
Dicke und Grösse aus. Höchst beachtenswerth ist auch
der Umstand, dass m ehr als die Hälfte der Rippen,
nämlich das dritte bis zehnte der dreizehn Paare (*), die
dem Rippenkopfe entsprechende, abwärts geneigte Verlängerung
am oberen Ende unter und vor dem luberculum
besitzt, welche wir bei Balcenoplera bonaSrensis gar nicht,
und bei den ändern beiden A rten nur an zwei (ß. palacho-
nica) oder drei (ß. intermedia) hinter der ersten antrafen.
Sehr merkwürdig ist endlich das Brustflossengerüst, in
sofern es sich stark vom Typus der Balänopteren ent-
(*) Eine Abbildung der snmmlliclien Rippen in reduzirlem Mansse fir
sich in der Abhandlung v o n E s c iir ic iit und R e in h a rd t über B . Mysticc
die Ausgabe der Ruy-Sociehj, pag. 115.
fernt und dem der Zalinwale sich nähert. Besonders
weicht das Schulterblatt darin ab, dass cs höher ist als
breit am oberen R’ande, nicht umgekehrt breiter als hoch.
Der kräftige Oberarmknochen, ist relativ länger als bei
Balcenoplera, aber die beiden Knochen des Vorderarms sind
entschieden kürzer und viel dicker. Das B latt der Flosse
ist viel breiter, es schliesst fü n f Reihen von Knochenstrahlen
ein, indem auch die dem Daumen des Menschen
entsprechende Reihe vertreten ist, und am entgegengesetzten
oberen Rande ein Carpusknöchelchen hinzukommt,
welches als os pisiforme gedeutet werden muss
Dagegen haben die mittleren Flossenstrahlen weniger
Knochen als die der Balänopteren.
An der patagonischen Küste Argentiniens zeigt sich,
während der Sommermonate, von November bis April,
eine A rt der Gattung Balaena, welche C u v ie r aufgestellü
und m it dem überschriftlich angeführten Namen belegt
hat. Sie streift, wie man weiss, durch den südlichen
Atlantischen Ocean, zwischen Afrika und Amerika, hin
und her, indem sie die westliche Afrikanische Küste während
der Monate Mai Bis October besucht und namentlich
in der Gegend nördlich vom Cap der Guten Hoffnung
öfters angetroffen wird. W ir besitzen leider im Museum
zu Buenos A ires'nur eine'einzelne Bartenplatte dieser Art,
aber keine Skelettheile, daher ich ihre specifischen Unterschiede
nicht aus eigener Beobachtung kenne, und folglich
auf die Schilderung der Species Verzicht leisten
muss. Die Bartenplatte ist 1,70 m lang und 20 cm. an der
Basis breit; sie läuft, langsam schmäler werdend in
eine feine Spitze aus und ist an der im Leben nach innen,
gegen die Mundhöhle gewendeten Hypotenuse m it sehr
langen und viel feineren Fasern besetzt, als wie solche
bei Balacnoptera angetroffen werden. Die längsten von
25 cm. stehen an der Spitze der Platte, die kürzesten von
10 cm. an der Basis. Letztere hat eine gleichbreite W urzelpartie
von 20 cm. Höhe, wo die Fasern am Innenrande
fehlen, während die äusserste basale Portion der P latte
vom Rande her gespal ten ist, wie immer bei allen Bartenplatten.
Die Farbe der Platte ist ein reines Schwarz, die
Fasern spielen in’s Braune.
E
PLANCHES
BUENOS AIRES
TEXTE DE L’IMPRIMERIE DE P AUL-ËMILE GO NI, RUE ALSINA,
PARIS I HAtLE
F . SAVY | j . D- ANTON
E N C O M M IS S IO N
1881