2. Zu B a l a e n o p t e r a in te r m e d ia
Am 21. Mai vorigen Jahres (1882) ist wieder bei San
Fernando, 6 Meilen nördlich von Buenos Aires, ein
männliches Exemplar dieser A rt gestrandet, fast genau
von derselben Grösse des von mir beschriebenen. Das
T hier w ar 17,80 Meter (beinahe 60 Fuss) lang, sein Um
fang betrag an der Brust 9,20, am Bauch 5,60 M eter;
cs lief m it voller Kraft am Morgen des genannten Tages
auf den Grund und säss in Folge des heftigen Stosses so
fest, dass es nicht wieder loskommen konnte; so lebte
dieser grosse Finnfisch, im vergeblichen Bemühen wieder
flott zu werden, 2 ganze Tage und starb erst den 23.
Mai am Nachmittage, an Erschöpfung. Man brachte den
Cadaver nach Buenos Aires, um ihn dem schaulustigen
Publikum zu zeigen; er wurde dem Museum angeboten,
allein unter Bedingungen, die zu erfüllen das Institut
ausser Stande ist; ich begnügte mich, die eine Brust-
flösse und die Spitze des Schwanzes zur Ergänzung des
im Museum befindlichen Skeletts zu erwerben. Das
Brustbein, welches ich besonders zu haben wünschte,
hatten die Arbeiter nicht auffinden können; man brachte
mir das tiefer gelagerte Zungenbein statt des Brustbeins,
und wie ich dies zurückwies. um das wirkliche Brustbein
zu erhalten, w ar es schon zerstört und nioht mehr
aufzutreiben.
Was zuförderst die Schwanzspitze betrifft, so besteht
die Achse der Schwanzflosse aus acht Wirbeln, von denen
die vordem sechs den letzten sechs meiner frühem
Beschreibung (S. 32) entsprechen; es fehlten also an der
äussersten Spitze nur d ie z w e i l e t z t e n Wirbel und
die volle Zahl der Schwanzwirbel ist s ie b e n u n d z
w a n z ig , nicht sechsundzwanzig, wie ich früher (S.
30) annahm; mithin die der ganzen Wirbelsäule 65. D arnach
muss die Anzahl säramtlicher Wirbel bei beiden
Arten noch ungleicher sein, als ich früher meinte, und
da schon ihre Yertheilung näck Gruppen ebenfalls eine
allseitig verschiedene ist, so stellt sich das Yerhältniss
der Wirbelsäulen wie. folgt heraus :
B . intermedia I 7 Hals- 115 Rücken-116 Lendcn-127 Schiv.-Wirbel
B . Patachoniea | 7 Hals- |lß »■- |15 1.9* «
Diebeiden hinzugekommenen letzten Wirbel sind von
Überraschender Kleinheit, ähneln aber im Bau dem vorhergehenden
fünfundzwanzigsten Schwanzwirbel, dem
einundsechzigsten der ganzen Wirbelsäule. Dieser ist an
dem jetzigen Exemplar beträchtlich kleiner, als an dem
früheren, daher denn auch auch die beiden ihm folgenden
Wirbel eben dieses altern Skeletts etwas grösser gewesen
sein werden.
F ü r den fünfundzwanzigsten Schwanzwirbel habe ich
Seite 32 angegeben, das er 5,7 cm. lang sei und 8 cm.
hoch; ich finde den ihm entsprechenden der neuen W irbelsäule
nur 5,3 cm. lang und vom 6,5, hinten kaum 5,5
cm. hoch. Seine vordere kreisrunde Verbindungsfläche
m it dem vorhergehenden Wirbel hat 6 cm. Durchmesser,
aber die hintere nur 4,5 cm. Der Kanal für die Zweige .
der Blutgefässe, welche seine Seiten durchbohrt, ist nur
unten geschlossen, oben offen, wie an dem jetzigen vorhergehenden*
W irbel; aber dieser Kanal ist auch oben
geschlossen an dem correspondirenden W irbel des ändern,
ältern Exemplars.
Der sechsundzwanzigste Schwanzwirbel ähnelt dem
fünfundzwanzigsten ganz in seiner Gestalt, er ist aber
viel kleiner, d. h, 4,5 cm. lang und vom ebenso lioch,
hinten nur 4 cm. Seine vordere Verbindungsfläche zeigt
4 cm. Durchmesser, die hintere nur 2,5 cm. Der Seitenkanal
für die Blutgefässe ist unten an der einen Seite geschlossen,
an der ändern an beiden Enden, aber in der
Mitte durchbrochen.
Auf ihn folgt als siebenundzwanzigster, letzter
Schwanzwirbel eine Knochenwarze, die der Zitze am
Euter einer Stute in Grösse und Ansehen ähnelt.
Die W arze ist 2,5. cm. lang und ebenso breit an der nach
vorn gewendeten Basis, m it einer Verbihdungsfläche von
2 cm. Durchmesser. Das entgegengesetzte hintere Ende
ist zugerundet, m it einem nabelförmigen E indruck in
der Mitte, worin ein 1,5 cm. langer Knorpelkegel sitzt.
Möglich, dass sich aus ihm, m it zunehmendem Alter,
noch ein knöcherner Kegel bildet, der als achtundzwanzigster
Schwanzwirbel die Wirbelsäule abschliessen
würde.
Die beiden:zuletzt beschriebenen Wirbel hängen m ittelst
elastischer Intervertebralsubstanz noch jetzt fest
an einander.
Mit den acht Wirbeln vom Ende des Schwanzes habe
ich auch die drei letzten unteren Schwanzdornen erhalten i
welche m it Wirbeln vor und an dem ersten der acht
W irbel verbunden w aren: sie sasssen also am achtzehnten
bis zwanzigsten Schwanzwirbel. Alle drei bestehen
aus je zwei unter sioh gleichen, aber entgegengesetzten
KnochenscheibChen, von quer ovalem Umriss,
die m it ihrem dicken obern Rande am Wirbelkörper
befestigt waren und m it dem scharfen unterengegen einander
geneigt an einander stiessen. Jede P latte des
ersten Paares ist 8 cm. lang und 7,4 cm. breit oder hoch,
wie man w ill; also: fast kreisrund; beide hängen noch
in der untern Kante durch Knorpelmasse verbunden, in
einer 4 cm. langen N aht an einander. Ih r entgegengesetzter
oberer Rand, der an den Wirbelkörper stiess, ist
in eine schiefe, 4 cm. breite, leicht gewölbte Ansatzfläche
umgeformt, zwischen denen ein dreiseitiger Kanal von
4 cm. W eite und 7 cm. Länge frei bleibt.
Ebenso sind die beiden getrennten Platten der zwei
letzten unteren Dornen gestaltet. Die des zweiten Paares
haben 5 cm. Länge und 4 cm. B reite; die des dritten
nur 3,2 cm. Länge und 2,4 cm. B reite; ih r oberer Ansatzrand
ist 2 cm. breit.
Aus der Vergleichung dieser lezten unteren Dornen
m it denen der beiden früher beschriebenen Skelette hat
sioh, zu meiner grossen Betrübniss ergeben, dass ich dieselben
damals verwechselt habe, wie das übrigens schon
die Vergleichung meiner Beschreibungen von Seite 20
und Seite 32, m it den Abbildungen der beiden Skelette,
Taf. III, Fig. 2 und 3 lehrt.
Dem Skelet von B. intermedia habe ich Seite 32, nur
zw ö lf untere Schwanzdornen zugeschrieben, während
in der Fig. 2, Taf. III, richtig 18 dargestellt sin d ; dagegen
sage ich Seite 20 ebenso verkehrt, dass das Skelet
von B. Patachoniea 17 untere Dornen habe, obgleich in
der F igur 3, Taf. III nur 12 wirkliche gezeichnet und 3
fehlende hinzugefügt sind. Die Zeichnungen beider Ske.
lette sind richtig und naturgetreu, w as die Form der einzelnen
unteren Dornen betrifft, aber die Beschreibungen
a. a. 0 . Seite 20 und 32 sind umzustellen; die letztere bezieht
sich auf die Dornen von B. Patachoniea und die er-
stere auf die von B. intermedia. Von dem früheren, a. a. 0 .
beschriebenen Skelet liegen fü n fz e h n vollständige untere
Dornen vor, wie solche Taf. III, Fig. 2 abgebildet
sind; die 3 als fehlend angedeuteten habe ich nunmehr
beschrieben, sie sind dem Museum erst-jetzt mit dem Ende
der Wirbelsäule zugegangen.
Von B. Patachoniea besizt das Museum nur z w ö lf untere
D ornen; die drei hypothetisch in Fig. 3. Taf. III,
gezeichneten letzten sind nicht vorhanden, wahrscheinlich
aber am Skelett des lebenden Thiers anwesend gewesen.
Das Knochengerüst der Brustflosse kannte ich früher
nur bis zum Ellenbogengelenk, und beschrieb davon das
Schulterblatt und den Oberarm S 33. Meine PI. V II,
Fig. 7 gegebene Abbildung der ganzen Flosse, w ar nach
der präsumirten Aelinlichkeit m it dem Knochengerüst
der nordischen A rt entworfen, also gröstentlieils hypothetisch.
Indem ich diese F igur mit den m ir jetzt vorliegendem
Knochen der correspondirenden südlichen A rt
vergleiche, finde ich einige kleine Abweichungen, welche
mir die Selbständigkeit der letzteren, als Species, zu bestätigen
scheinen. In dieser Hinsicht habe ich nächste-'
hende Angaben za machen.
Den hnmerus finde ich, wie am früherem Skelett, 50 cm.
lang, mitEinschluss der beiden ganz isolirtenEpiphysen,
von denen mir früher nur die obere m it der Gelenkfläche
am Schulterblatt vorlag. Von den 50 cm. Länge, nimmt
die obere Epiphyse 17 cm ., die untere 3 cm. ein , es bleiben
also für das Mittelstück 30 cm. übrig. Die untere
zeigt zwei, durch eine Querkante getrennte, etwas un gleiche
Ansatzflächeu für die Knochen des Vorderarms;
jede von ihnen ist 12 cm. breit, die grössere für den radius
ist 16 cm., die kleinere der idna nur 15 cm. lang.
Der radius misst 80 cm. in der Länge, die ulna nur
75 cm. Jeder von beiden Knochen hat am oberen Ende
ein 2 cm. dünne, fest durch Knorpel mit ihm verbundene
Epiphyse von der Grösse der Verbindungsflächen mit
dem humerus; sie stosen m ittelst einer querelliptischen
Berührungsfläche von 10 cm. Länge und fast 5 cm. Breite
an einander und sind hier fest durch Bindegewebe verbunden.
Dicht unter der Epiphyse w ird der radius etwas
dicker, bis auf 19.5 om., dann verjüngter sich, m it elliptischen
Umriss, bis zur Mitte auf 13 cm., w ird später
wieder breiter, m it einer starken Anschwellung endend,
die 22 cm. Länge und 10 cm. Breite besitzt, und tief ausgehöhlt
ist, zur Aufnahme der frei darin liegenden, dünnen,
unteren Epiphyse, welche allseitig von der grossen
Masse des Carpus-Knorpels umgeben wird und m it ihm
verbunden bleibt, wie bei den anderen beiden Arten der
Gattung. Diese Epiphyse des radius ist 18 cm. lang und
an der breitesten Stelle 6 cm. breit.
Die ulna ist viel schwächer als der radius, auch etwas
stärker gekrümmt. Sie beginnt unter der oberen Epiphyse
m it dem w eit vorragendem Olecranon, das kürzer, aber
auch entschieden breiter erscheint als in meiner von der
nordischen A rt entlehnten Figur. An der Basis, wo es
sich vom Kopf der ulna absondert, hat es nur 11 cm. Breiter,
aber am stark gebogennen freien Rande 19 om. Hier
trägt der mehr hohe als dicke Höcker eine zur Zeit noch
ganz knorplige Epiphyse, von gleicher Grösse und be-
trächlicher Wölbung, bis auf 5 cm. Dicke an der erhabensten
Stelle, nach unten. Offenbar w ird diese Epiphyse
m it den Jahren verknöchern und fest an‘sden Hauptknochen
anwaohsen. U nter dem Olekranon w ird die ulna
schnell dünner, und verjüngt sich bis zur Mitte auf
11.5 cm.; hernach dehnt sie sioh wieder aus und endet
m it einer quer elliptischen, vertieften Fläche von 16 cm.
Länge und 7 cm. Breite Darin liegt eine etwas kleinere
nur 8 cm. lange und 3.5 cm. breite Epiphyse, welche
gleich der des radius innig m it der Knorpelmasse des Car-
pus zusammenhängt.
In dieser Knorpelmasse, welche an der dorsalen Seite
des Gelenkes frei m it weitem Bogen über den Rand der
-»{fla -heraustri 11, stecken die genau wie bei den anderen
Arten gelagerten fünf Carpusknochen, ähnlich denen in
meiner F igur abgebildeten, aber allseitig von Knorpelsubstanz
umgeben. Diese Substanz hat noch jetzt, im
getrockneten Zustande, 32 cm. Breite, w ar aber im frischen
über 40 cm. ausgedehnt, bei einer Dicke von 6 cm.
und 10 cm. Höhe. Von den fünf Carpusknochen ist das
zwischen der ulna und dem Kleinfinger gelagerte D r e ie
c k ig e B ein (triquelrum) das grösste; nächst ihm das
zwischen radius und Zeigefinger befindliche K a h n b e in
(jiaviculare). Von den 3 ändern, kleineren aber ziemlich
gleichen Beinehen hat das vor dem unserem Ringfinger
entsprechendem Flossenstrahl gelagerte sogennante
K o p fb e in (capilalum) den kleinsten Umfang.
Die vier Flossenstrahlen haben das in meiner F igur 7
angegebene Grössenverhältniss zu einander, aber die beiden
mittleren eine geringere Anzahl von Knochengliedern.
Der erste, äussere, in der Figur untere Strahl hat
5.Knochen; der zweite deren 7, der dritte ebenfalls 7, der
vierte nur 4, denn das vorhandene fünfte Glied ist nicht
verknöchert, sondern nur knorplig. Eine solche knorpli-
che, konische, aber kürzere Spitze besitzen auch die 3
anderen Strahlen, sie steckt aber fest in dem starcken,
ligamen tösen Bindegewebe, welches den Saum der
Flosse bildet, und besonders an ihrer Spitze sehr entwickelt
ist.
Von den Knochen jedes Strahls sind die ersten am
E
PLANCHES
BÜENOS A TRES
T E X T E D E L’ IM P R IM E R I E D E P A U L -É M IL E C O N I, R U E A L S IN A , 6 0
PARIS I HALLE
F . SA V T | ED_ ANTON
EN COMMISSION
1 8 8 1
*