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der Krankheitsprozeß schnell weiter und der Stamm wurde vollständig entblättert; bisweilen aber erholten
sich die Pflanzen, die Pilzrasen verschwanden dann und an den betreffenden Stellen war die
Oberfläche etwas rauh und hellbraun verfärbt.
Einige Wochen später zeigten Pflanzen derselben Kultur ein anderes Krankheitsbild. Die oberen,
meist noch ganz jungen Blätter bekamen unregelmäßige, mosaikartige hellgelbe Flecken rund um die
Nerven, aber zu einem vollständigen Welken, Gelbwerden und Abfallen kam es nicht. Auch hier war
wieder derselbe Pilz die Ursache. Auf den Nerven, jetzt auch auf den kleineren, wurden kleine, wenig
entwickelte Pilzrasen gefunden, die auch efwas auf die angrenzende Blattspreite übergingen. Die gelben
Flecken entstehen aber hauptsächlich durch das stellenweise erfolgende Erkranken der Nerven. Das
Blattgewebe der kranken Stellen ist gelb verfärbt und etwas verfault und mikroskopisch können darin
Pilzfäden nachgewiesen werden. Bisweilen wachsen die Hyphen auch an der Oberseite des Blattes heraus.
Später wurde derselbe Schimmelpilz auch auf ausgewachsenen Bäumen im Freien gefunden.
Auch hier waren die zwei Krankheitsbilder (Blattwelkung und Mosaik) zu unterscheiden. Weiter wurde
er noch auf Stielen männlicher Blüten beobachtet, bis jetzt aber noch nicht auf Früchten konstatiert.
Die Konidien, die im Freien gebildet werden, sind von den im Treibhaus entwickelten in der
Form nicht verschieden, nur sind erstere größer, verhältnismäßig länger und schmäler und ihre Variabilität
ist bedeutender. Dies geht aus den in den Textfig. 1 und 2 gezeichneten Kurven, für welche Auf-
Fig. 1. Konidienlänge von Oidium Caricae Noack
Konidien von Pflanzen im Treibhaus
Konidien von Pflanzen im Freien.
Stellung jedesmal 200 Konidien in Wasser (in 10 Präparaten jedesmal 20 Konidien) gemessen wurden,
hervor. Entsprechend den Untersuchungen von Bouwens") geben wir hier noch eine Übersicht der
gefundenen Zahlen:
1 Länge Prod.
Kurvengipfel
Fibrosin
Länge Breite
Im Treibhaus.
Im Freien . . .
Il 2 1—33|i
|! 22-40 ¡X
■ 12-26[x
j 14—24[x .
1-42
1-49
496-5426
528-554
26—61 IX !
28 04 f.
18'66ix
18-85[x
Anwesend*}
Anwesend*)
Wie aus diesen Zahlen zu sehen isf, ist die Breite der Konidien sehr konstant, ein Umstand,
der auch von Bouwens hervorgehoben wird. Auch die Kurvengipfel schwanken nur wenig, etwa
um 2 p.. Die gefundenen Zahlen bestätigen also die Ansichten Bouwens und stimmen nicht zu der Auffassung
Salmons’), nach der die Maße wegen starker Abhängigkeit von äußeren Einflüssen wertlos sind.
Was die Schädlichkeit unseres Pilzes anbelangt, so ist diese für SämlingkuHuren nicht gering
zu achten; unter Umständen können die jungen Pflanzen vollständig vernichtet werden. Eine Behandlung
mit Schwefel (Schwefelpulver) ist zu empfehlen, wodurch der Pilz schnell verschwindet. Bei großen
Bäumen im Freien ist aber das Auftreten der Pilze kaum bemerkbar und eine Bekämpfung daher unnötig.
Die Krankheit scheint zwar allgemein verbreitet, kommt aber doch nur sporadisch vor. Nur im
Treibhaus war ihr Charakter epidemisch.
*) Diese Zahlen geben das Schema, nach dem nach Bouwens jede Erysiphee auch nur als Konidienform zu bestimmen
oder genügend zu beschreiben ist.
Historische Übersicht:
Oidium Caricae wurde zuerst von Noack (s. o.) von Brasilien im Jahre 1898 in portugiesischer
Sprache beschrieben und später noch von Sydow’) kurz erwähnt. Die Beschreibung Noacks stimmt gut,
was den Schimmelpilz selbst anbetrifft. (Er beschreibt auch die korallenförmigen Haustorien in den Epi-
dermiszellen und auch die Maße der Konidien [23—25 X 14'5—20 p.] stimmen). Nur das von ihm beschriebene
Krankheilsbild weicht etwas ab. Die besondere Eigentümlichkeit unseres Pilzes, das Wachsen
der Pilzrasen auf Blattstielen und Blatthauptnerten, erwähnt er gar nicht. Wahrscheinlich hat er nur das
Mosaikbild gefunden, denn er beschreibt hellgrüne, 7 .4—1 cm große Flecken, auf denen die Schimmelrasen
kaum zu beobachten sind. Trotz der Lückenhaftigkeit der Diagnose von Noack haben wir doch geglaubt,
unseren Pilz mit dem seinigen identifizieren zu müssen. Über das spätere Austrocknen und Ausfallen der
Flecken, wie Noack dies beschreibt, ist uns nichts bekannt.
Erst 1918 erwähnt Reinking®’ ®) von den Philipinnen eine Mehltaukrankheit junger Papayapflanzen,
die er nicht näher beschreibt und nur als „Powdery mildew“ (Erysiphaceae) angibt. Er empfiehlt
eine Bestäubung mit Schwefel als Bekämpfungsmittel. Zweifellos handelt es sich in diesem Fall um denselben
Pilz. Sonst ist der Papayamehllau nirgends gefunden worden, was wohl auf ein bloßes Übersehen
zurückzuführen ist, zumal das Krankheitsbild im Freien wenig auffällt und Flecken auf Papayablättcrn in
den meisten Fällen von Insekten verursacht werden, 1921 hat dann noch von Vau der Bijl") in Südafrika
einen Mehltau auf der Papayapflanzc beschrieben, der aber durch das Krankheitsbild und die
morphologischen Merkmale vom Noackschen Pilz himmelweit verschieden ist. Auf Carica Papaya wachsen
also zwei ganz verschiedene Mehltauarten.
Hier möchten wir noch einiges über das Vorkommen von Mehlfauarten in den Tropen binzufügen.
Weder Noack, noch uns, noch Reinking ist es gelungen, die zu unserem Mehltau gehörenden
Perithezien zu finden. Überhaupt sind Perithezien der echten Mchltaupilze in tropischen Gegenden bis
jetzt noch nie gefunden worden. Früher glaubte man, daß die Mehltaupilze in den Tropen selten und für
die gemäßigten Gegenden charakteristisch seien. Diese Meinung ist durch die Untersuchungen der letzten
Jahre ganz hinfällig geworden. Mehltauarten begegnet man in den Tropen sehr oft und sie verursachen
nicht selten verheerende Krankheiten. Petch®'’) war der erste, der auf die große Zahl Mehltauarlen in
den Tropen hingewiesen hat. Er gibt eine Liste von 45 Wirtspflanzen! Nicht ein einziges Mal hat er
Perithezien gefunden. Auch auf den Philippinen kommen Mehltauarten häufig vor (Reinking®) und
Niederländisch-Indien macht keine Ausnahme. Wenn dann auch von den Straits keine Oidium-Arten bekannt
sind, so ist dies wohl darauf zurückzuführen, daß man wegen des Fehlens von Perithezien sich
nicht die Mühe genommen hat, diese Pilze näher zu studieren. Es drängt sich nun die Frage auf, warum
denn in den Tropenländcrn trotz des häufigen Auftretens der Konidieniormen nie Perithezien zur Ausbildung
gelangen. Über die Ursachen der Pcrithezienbildung hat man in Europa lange diskutiert. Nach
der Meinung einiger Mykologen [Neger®), Foöx"), Klika»)] sollen die äußeren Umstände (Temperatur,
Feuchtigkeit) ais Ursachen erst an zweiter Stelle kommen oder gar keine Rolle spielen. Klika betrachtet
die Perithezien mehr als Hungerformen, während Foex und Neger meinen, daß ein gutes Nährsubstrat
für ihre Bildung notwendig sei. Schalten wir nun gerade die äußeren Verhältnisse als Ursache aus, darjn
isf es aber geradezu unverständlich, warum die Perithczienbildung in den Tropen fehlt. Unserer Meinung nach
bleibt hier nichts anderes übrig, als gerade der großen Luftfeuchtigkeit eine wichtige Rolle zuzuschreiben.
Bei der Aufstellung biologischer Theorien, sollte man doch jedenfalls den Verhältnissen in den Tropen
etwas mehr Berücksichtigung schenken.
Systematische Stellung:
Die Gattung Oidium Link'7 ist eine richtige Sammelgattung und unbrauchbar. Sic enthält ganz
verschiedene Schimmelpilze, die nicht nur phylogenetisch, sondern auch morphologisch nichts miteinander
zu tun haben. Die Auffassung Sumstines, daß die erste Art dieser Gattung, Oidium aureum, als der
Typus aiifgefaßt werden muß, ist unrichtig und verursacht eine heillose Verwirrung. Oidium aureum
(Pers.) Link ist eine richtige Trichoderma und Oidium aureum Link ist Alonilia aurea (Pers. 1801).
Saccardo®“) reservierte Oidium für die Konidienformen der Mehltaupilze und dies ist die einzig richtige
Auffassung. Oidium Link ist unbrauchbar und völlig zu streichen. Man soll also nicht schreiben „Oidium
Link cmeiid. Sacc,“ , sondern „Oidium Sacc.“ , weil die richtig begrenzte Saccardosche Gattung mit der
Linkschen nichts zu tun hat. Darauf hat schon Arnaud") ausdrücklich hingewiesen. Auch Berkhouf'')
hat die Gattung richtig aufgefaßf, nur hat sie noch an der alten Schreibweise (Link emend. Sacc.) festgehalten.
Ihre Gaftungsdiagnose ist aber teilweise unrichtig, weil sic nicht im Einklang steht mit den
Untersuchungen von Foex").
Bei der bis jetzt befolgten systematischen Einteilung der Fungi inipcrfccti gehört die Gattung
Oidium Sacc. zu den Alucedinaceae in der Unterfamilic der Oosporae'^). Diese Einteilung ist unrichtig
und unnatürlich. Mit den Vertretern der Oospora-Gruppe, welche zu den Thallosporineae Vurilemin
gehören, hat Oidium nichts zu tun. Die Gattung gehört zu der Unterordnung der Conidiosporineae
Vuiilemin®'). Die Konidienträger von Oidium sind nicht bloß Seitenzweige des Myzels, die durch Teilung
Konidienketten bilden wie bei Oospora, sondern man hat es hier mit weit differenzierten Trägertypen zu
tun, was besonders aus den schönen Untersuchungen von Foex hervorgeht. Da es empfehlenswert ist,
auch für die Fungi imperfeeli natürliche Familien aufzustellen und die Konidienformen der Erysiphaceae
eine ganz besondere Stellung einnehmen, begründen wir für sie die Familie der Oiäiaceae mit folgender
Charakteristik: