E in ig e Bemerkungen über Anthracites sumatrensis.
Am 21. August 1923 eriiielt ich von Dr. v. OVEREEM einige Stücke von Lemiies repanda
(MONT.) ER., die stark von Käfern und deren Brut befallen waren. Die Pilze waren soweit sie
schon der Zerstörung anhcimgefallen waren — in ein feines weißes Pulver verwandelt. Die Käfer
waren keine Diaperinen, sondern Anthracites sumatrensis und jene kleinen, unbestimmten Tierchen, die
ich eingangs kurz charakterisiert habe. Von diesen letzteren waren auch Larven und Puppen vorhanden.
Die Larven (Taf. 11, Fig. 24) messen im erwachsenen Zustande etwa 4 mm, sind schneeweiß gefärbt, an
beiden Körperenden leicht rostgelblich, haben nur Brustbeine und tragen am Hinterende zwei ganz
kurze, aufwärts gerichtete, schwarz gefärbte Spitzen. Die Puppen (Taf, 11, Fig. 25) entsprechen in Größe
und Gestalt den Käfern, sind gleichfalls schneeweiß und haben am Hinterende zwei scharfspifzige,
etwas nach vorn zurückgebogene Fortsätze.
Auch von Anthracites waren zahlreiche Larven vorhanden (Taf. II, Fig. 26). Sie sind den
Diaperinenlarven ziemlich ähnlich gestaltet, aber tiefschwarz gefärbt, unterseits etwas heller, mit intensiv
rostrotem Kopf. Sie werden im erwachsenen Zustand bis etwas über \ \'-,cm lang; ihr Chitinpanzer ist
auffallend stark, viel stärker ais bei den Diaperinenlarven. Ocellen konnte ich an ihnen nicht wahrnehmen.
Die Fühler (Taf, II, Fig. 27 A) sind kurz und dick und tragen am Ende ein winziges Knöpfchen,
das in eine kurze, sleiie Sinnesborsle ausgeht. Mundteiic (Taf. II. Fig. 27) nach demselben Typus gebaut
wie bei den Diaperinen, aber in den Details doch von beiden abweichend. Oberlippe abgerundet-
rechteckig. Mandibeln an der Außenseite ohne Höcker, schlanker als bei Platydema, ihr Kaurand
weniger scharf gezackt als bei Ceropna. Kauladen der Maxillen breiter und gedrungener als bei den
Diaperinen: Taster kurz und dick, dreigliedrig. Unterlippe gleichfalls breiter und gedrungener als dort,
mit kurzen, dicken, zweigliedrigen Lippenlastern. Brustbeine kurz, gedrungen: Hüitc (Coxa) mächtig
entwickelt, zapteniörmig: Schenkelring (Trochanter) gleichfalls gut ausgcbildet. Schenkel und Schiene
kurz; Kralle kürzer und plumper als bei den Diaperinen, am Ende mit scharfer, etwas gebogener
Spitze, am Grunde ohne Zähnchen an der Innenseite, sondern an dieser Stelle nur leicht angeschwollen.
Vorderbeine (Tai. II, Fig. 28) nicht länger als die übrigen. Hinlerleibssegmente breiter als lang, ohne
beinartige Anhänge: ihre Stigmen (Tai. II, Fig. 29) spallförmig, quergestellt. Letztes Rückensegment in
zwei kurze, breite Anhänge endigend, die in der Draufsicht (Tai. II, Fig. 26) ungeiähr rechteckig erscheinen,
in der Seitenansicht (Taf. II, Fig. 30) an beiden Enden in eine kurze Spitze vorgezogen sind:
am Grunde trägt dieses Segment einen dichten Kranz von langen Borsten.
Ich habe von Anthracites nur ein einziges Mal eine tote Puppe gefunden, die gelbbraun gefärbt
war. Sie entspricht in Größe und Gestalt dem Käfer. Die Seitenränder der Hinlerleibssegmente
tragen je zwei kleine Höcker, die in einen ganz kurzen, dicken Stachel endigen; im übrigen sind die
Ränder ziemlich dicht mit Borsten besetzt (Taf. II, Fig. 31). Weitere Puppen konnte ich trotz eiirigcn
Suchens nichl finden und auch mein Versuch, sie aus den Larven zu erhallen, war eriolglos. ich habe
mehrmals erwachsene Larven mit einem Stückchen Pilz in offenen Glasröhren isoliert, konnte daraus
jedoch nie eine Puppe erzielen, sondern die Larven gingen nach einigen Tagen zugrunde; sollten sie
so empfindlich gegen Auslrocknung sein? Oder sollten sie einer Brutpflege bedürfen, wie wir dies von
den Passaliden her kennen?
Käfer und Larven leben in Gängen, sehr zahlreich im Innern des Pilzes, aber auch oberiiächlich,
indem sie ihre Oänge auch außen entlang der Oberfläche anlegen, und zwar besonders an der Unter!
seile des Pilzes, gelegentlich aber auch an der Oberseite. Wie erwähnl, wird keine Filzmasse hergestclit,
sondern der ganze Pilz in ein Pulver umgewandelt, und zwar schließlich vollständig, weil die Tiere im’
Gegensatz zu den Diaperinen ja auch die Oberfläche nicht schonen. Ich muß annehmen, daß das oanz
nahe verwandle Tomcum oppugnans. Ober das .T. IT. berichlcl hat, sich biologisch ebenso vcrfiäh
wie die von mir beobachtete Art. Aus der Milleilung von -T. P.. sclieinl allerdings hervorziigehcn, daß
auch Toxicum an der Herstellung der Filzmasse beleiligl wäre; doch ist davon keine Rede und die
unklare Angabe von -T. P.. beruht zweifellos daraiii, daß er keine Reinkulturen untersuchte, sondern
eine gemischte Zucht von Ceropria und Toxicum. So ist es ja auch zu erklären - wie bereits früher
erwähnt — daß er auch für die Diaperinen angibl, daß die Pilzoberfläclie zerstört wird; diese Angabe
bezieht sich aber wiederum aui Toxicum und gilt durchans nicht tür Ceropria.
Schließlich möchte icii mir noch erwähnen, daß der von Anthracites sumatrensis betallene Pilz,
beziehungsweise das aus ihm durch den Käicr hergeslellle Ihilver, von zalilrclchen Collembolen bc-’
wolinl wurde. Icii konnic aber niclit leslstellen, daß sie zu dem Käfer in irgendwelchen biologisclien
Bezieliimgen ständen, sondern glaube elier, daß das Zusammenvorkommcn nur ein zufälliges isl.
Collembolen treten ja sehr häutig als Pilzbewohner auf.
Tafelerklärung.
NB. Die Figuren 1 af. II, Fig. 13 c—e, sowie die beiden Texifiguren verdanke ich Herrn
Dr. V. OVEREEM. Die Photograpliien (Taf. I, Fig. 1, 2, und Taf. II, Fig. 19) wurden von THIO PIEK
auigenommen. Die übrigen Figuren wurden von mir mit Flilie des Zeichenapparafes entworfen und sodann
von SOEHANAM ausgefübrt.
Ein Qanoderma-Lxzmphr.
(uniere Abteilung), von unten.
stark von Plaiydema tricuspis befallen. — Eig, 1, von oben: Fig. 2
Tafel II.
Eig. 1.
Fig. 2.
Eig. 3.
Fig. 4,
Eig. 5.
Fig. 6.
irig. 7.
Eig, S.
Fig. 9.
Eig. 10.
Eig. 11,
Eig. 12.
Fig. 13.
Eig. 14.
Fig- 15.
Fig. 16.
Fig. 17.
Fig. 18.
Fig. 19.
Fig. 20.
Eig. 21.
f-ig. 22.
Eig. 23.
Eig. 24.
Eig. 25.
Eig. 26.
Fig. 27.
Fig. 28.
Fig. 29.
Eig. 30.
Fig. 31.
vergrößert, b nat.Platydema +/c«5/;/s (MOTSCH.), Imago cJ". • Gr., c Kopf und l’roliiorax
von der Seite.
Ceropria induta (WIED.), Imago. — a vergrößert, b nat. Gr.
Anthracites sumatrensis {PKW A ), imago cf- — a vergrößert, b nat. Gr., c Kopf und Prolhorax
von der Seite.
Anthracites sumatrensis (FAIRM.), Imago 9- — a vergrößert, b nat. Or., c Kopi und Prolliorax
von der Seite.
Gen. sp ?, Imago 9, vergrößert.
Gen. sp.?, Imago <^. — a vergrößert, b nat. Gr,
Ei von Platydema tricuspis, vergrößert.
Larve von Platydema tricuspis, vergrößert.
Fühler der Larve von Platydema tricuspis, vergrößert, - a jüngstes, b mittelaltes, c letztes
Stadium.
Platydema tricuspis, Mundteile der Larve. - CI Clypeus, Lr Labrum, Md Mandibeln
Mx Maxillen, Lb Labium.
Plaiydema tricuspis, Beine der Larve (vergrößert). — a Vorderbein von unten, b Tibie und
Tarsus des Mittelbeins, von der Seite.
Platydema tricuspis, Abdominalslignia der Larve, vergrößeit.
Platydema tricuspis, Hinterleibsende der Larve und Exkrementfäden. — a Hinterieibsende mit
Exkrementfaden einer jungen, b einer älteren Larve. - c Exkrementfäden, 45 fach vergrößert,
d und e 175 fach vergrößert,
Ceropria induta, Larve, vergrößert.
Ceropria induta, Fühler der Larve, vergrößert.
Ceropria induta, Larven-Mundteiie, Bezeichnung wie in Fig. 10.
Ceropria induta, Vorderbein der Larve, vergi'ößerl.
Ceropria induta, Puppe (vergrößert), a von unten, b von der Seite, c von oben.
Platydema tricuspis, Puppenkokon aus Exkrementfäden.
Platydema tricuspis, Puppe in Ventralansicht.
Platydema tricuspis, Exkremente der Imago.
Cecidomyide aus der Platydema-Znzhx, Imago.
Puppe derselben Cecidomyide, bei gleicher Vergrößerung,
Larve des in Fig. 5, 6 dargestellten Käfers.
Puppe desselben Käfers-
Larve von Anthracites sumatrensis.
Anthracites sumatrensis, Larven-Mundteiie, Bezeichnung wie in Eig, 10. — A Eülüer.
Anthracites sumatrensis, Vorderbein der Larve.
Anthracites sumatrensis, Abdominalstigma der Larve.
Anthracites sumatrensis, Hinterleibsende der Larve von der Seite.
Anthracites sumatrensis, Seitenkontur zweier Abdominaisegmente der i’uppe.