Konidienlräger in Büscheln auf einem zeliigen Gewebe beisammen stehend, etwas keulenförmig,
hell graugrün, 10—25 X 4—4 5 (x, am oberen Ende die einzeln stehenden Konidien abschnürend.
Konidien ellipsoidisch bis spindelförmig, mit körnigem, plasmatischem Inhalt, graugrün, 9—13 X
3-5-5-5 (X.
Das Stromagewebe besieht aus dickwandigen, breiten, lose ineinander verflochtenen Hyphen,
welche sich an der Stromaoberfläche und den Perithezienhöhlungen verdichten und dort braun gefärbt
sind.
Der Pilz ist auf feucht liegenden Stämmen bis jetzt nur auf Java zweimal, aber in großer Menge
gefunden worden (Pasir Honj6 bei Leuwilliang, Res. Batavia, VI—1921, leg. R. C. Bakhuizen v. d. Brink
[no. 5234]; G. Tjibodas bei Tjampea, westl. von Buitenzorg, IX— 1922, leg. idem [no. 5686]). Weiters ist
die Art noch von St-Vincent (leg. Rev. Ouilding), Brasilien (leg. Ule), ibid. (leg. Theissen), Mexiko
(leg. T. S. Brandegee) und Guatemala (leg. T. J. Collins)') bekannt und ist zweifellos über die ganzen
Tropen verbreitet. Die Angaben über das Vorkommen auf den Philippinen sind nicht richtig (siehe unten).
In der einheimischen Arzneikunde auf Java spielt diese Art (und auch wohl andere verwandte
Arten) noch eine Rolle. Die Fruchtkörper werden feingestampft und mit etwas Kokosöl zu einer Salbe
verrieben, die gegen Brandwunden verwendet wird. Dies darf wohl der hygroskopischen Wirkung des
Stromagewebes zugeschrieben werden.
Historische Übersicht:
Unsere Art wurde zuerst von Berkeley (siehe oben) im Jahre 1839 als Sphaeria obovata, nach
Material von Rev. Gurlding auf St-Vincent gesammelt, beschrieben. Diese Beschreibung ist ziemlich ausführlich
und stimmt gut. Sie enthält zahlreiche Einzelheiten, welche zweifellos auf unsere Art hinweisen;
„brevi stipitato“ , „intus cavo“, „cortice nigro“, „ostiolis exigius“ und „sporidiis coffeiformibus“ . Leider
sind keine Sporenmaße hinzugefügt. Im Jahre 1869 bearbeitete Berkeley (siehe oben) das cubanische
Material von Wright. Er stellte dann seine Sphaeria obovata zur Gattung Xylaria, verwechselte sie aber
mit einer verwandten Art, die er auch unter dem Namen obovata aiiführfe. Dadurch ist eine große Verwirrung
entstanden und es ist das Verdienst Lloyds gewesen, neuerdings diese durch Untersuchung der
Originale geklärt zu haben. Leider sind dabei neue Ungenauigkeiten und falsche Schlußfolgerungen
unterlaufen.
Lloyd'®,'®) hat nachgewiesen, daß Berkeley und später auch andere Autoren X ylaria obovata
mit X . Ridleyi Massee verwechselt haben. Das Original von St-Vincent im Herbarium Hookers ist nicht
mehr zu finden, aber sämtliche Sammlungen von Cuba und auch von Brasilien (leg. Spruce) sind Xylaria
Ridleyi, welche meiner Meinung nach mit X. d£a/ic/a Berkeley identisch ist, obschon Lloyd’) das (Segenteil
angibl. Letztere ist eine sehr häufige Art in den Tropen und fast in allen Sammlungen vertreten. Es
ist unverständlich, wieso Berkeley beide Arten verwechseln konnte, denn X . dealbata hat eine weiße,
graue oder schmutzig hellbraune Rinde, während diese bei X. obovata schwarz ist. Auch Lloyd') hat
sich unbegreiflicherweise geirrt, als er die kugelförmigen Xylaria-Kxizn bearbeitete und dabei X. obovata
und X. Ridleyi für identisch erklärte. Die Beschreibung letzterer Art von Massee") isf so charakteristisch,
daß eine Verwechslung nach den Diagnosen ausgeschlossen ist Auch die Sporenmaßc, welche
Lloyd bei X. obovata anfuhrt (6—8 X 28—32 ¡x) sprechen für X. Ridleyi. Xylaria dealbata (= X . Ridleyi)
hat große Sporen (etwa 30 ¡x lang); bei X. obovata^^) sind sie höchstens bis 26 |x lang, aber meistens
kürzer. Schon Berkeley sind diese großen Sporen aufgefallen und fast überall in der Literatur werden
seine Angaben bestätigt, so von Saccardo und Paolettl®) und Spegazzini®)*). Die Sporenmaße, die
Massee selbst angibt (4'5 X —20 |x), sind aber sicher falsch. Weiters muß hier noch hinzugefügf
werden, daß X. dealbata ein radiär gebautes Stroma besitzt und schon von Saccardo und Paoletti®)
in die Gattung Penzigia gestellt wurde, was auch Lloyd®) schließlich als richtig anerkannt hat. Was
Spegazzini als Penzigia obovaia beschrieb, ist genau dasselbe.
Das Resultat ist also, daß beide Arten sogar in ganz verschiedene Gattungen gehören und damit
ist jede Verwechslung ausgeschlossen.
Als weitere Synonyme von X ylaria obovata führt Llo yd') X. tuberoides Rehm, X. collabens
Mont. (Abbildung nach Cooke)®) und X. Duchassaingii Rehm an.
Nach der Beschreibung ist X. collabens Mont.") von unserer Art himmelweit verschieden und
diese Angabe ist also als falsch zu befrachten. Nur die Abbildung bei Cooke zeigt Übereinstimmung, hat
aber vielleicht mit der Montagneschen Art nichts zu tun.
Auch X. Duchassaingii Rehm®) ist nicht identisch. Die Sporen dieser Art sind viel kleiner
(18—21 X 5—7 |x) und besitzen nur einen Öltropfen. Sic ist zwar eine nah verwandte, aber selbständige
Art und ist neuerdings auf Sumatra von Ed. Jacobson bei Fort de Kock gefunden worden,
X. tuberoides Rehm (siehe oben) gehört zweifellos zu unserer Art. Die Beschreibung stimral in
allen Einzelheiten vorzüglich.
*) Auch ich selbst fand die Sporen meistens über 30 lang.
Die Angaben über das Vorkommen auf den Philippinen'','®,'®,'") sind alle falsch. Lloyd®) hat
das Material nachgeprüft und überall handelte es sich um Xylaria Schweinitzii Berk, et Curt , welche
durch ihre größeren Sporen, kompakten Stromata und nicht glalte Oberfläche deutlich verschieden ist.
Nur Theissen'®) hat die richtige X. obovata vor sich gehabt.
Systematische Stellung:
Sämtliche Gattungen, welche zu der Familie der Xylariaccae gehören, sind sehr nah verwandt und
viele gehen direkt ineinander über. Die Einteilung erfolgt meistens nach der äußeren Gestalt der Stromata.
Kugelform; Hypoxylon; Krusfenform: üstuUna; Keulenform: Xylaria usw. Weil viele Arten aber außerordentlich
variabel sind, z. B. Ustülina maxima, stellen sich dieser Einteilung oft Schwierigkeiten entgegen.
Auch sind die meisten Arten nur in trockenem Zustande bekannt, so daß viele wichtige Merkmale
unberücksichtigt geblieben sind, z. B. Merkmale der Penzigia- und Sarcoxylon-kxizn. Für eine genaue
Untersuchung der Xylariaceen sind neben getrockneten auch frische oder in Formalin konservierte Exemplare
notwendig.
Während die meisten Gattungen der Xylariaceen auf Grund kleiner Unterschiede aufgestellt wurden,
ist dies bei Xylaria nicht der Fall, sondern diese stellt eine richtige Sammelgaltung dar. Hier sind sozusagen
fast sämtliche gestielten, großen Pyrenomyzeten zusammengeworfen und eine neue und bessere
Einteilung ist erwünscht. Zwar hat Fries schon eine Einteilung gegeben (Xyloglossa, Xylocoryne, Xylo-
dactyla, Xylostyla), aber diese ist zu künstlich. Der Stroinabau hat sich als wichtiges Merkmal erwiesen;
darauf sind die Gattungen Daldinia, Penzigia und Sarcoxylon gegründet.
Eine weitere, natürliche Gruppe bilden die Arten, deren Stromafleisch während des Reifens durch
Autodigestie auigezehrt wird. Ich schlage für diese Arten die neue Gattung Coelorhopalon vor.
Coelorhopalon van Overeem nov. gen,
Stromata pedúnculo sterili plus minusve perspicue evoluto suffulta, ceferum tota fertilia, plus
minusve itense colorata, globoso-clavata; intus solida, carnosa, structura carentia, autodigestla perithecüs
maturescentibus diluentia, hunc postremo tota cava.
Cortex levis, postremo tenuis, fragiüs.
Perithecia magna, numquam exserta.
Ostioli parvi, non vel vix exserta.
Conidia si nascentia perithecüs aníecedenlia in eisdem stromatibus.
Stromata mit mehr oder weniger deutlich entwickeltem, sterilem Stiel, dann aber ganz fértil, kugcl-
bis keulenförmig, mit kompaktem, fleischigem, strukturlosem Zentralgewebe, das durch Autodigestie während
des Reifens der Perithezien gelöst wird, dadurch schließlich vollständig hohl werdend und höchstens mit
häutigen Resten versehen; hell oder dunkel gefärbt. Rinde zuletzt dünn und zerbrechlich, in der Natur
aber ohne Risse. Oberfläche glatt, mit kaum hervorragenden Mündungen (Ostioli). Perithezien nie hervorragend,
auch nicht im getrockneten Zustande, meistens groß, einschichtig, dicht unter der Oberfläche liegend.
Konidienbildung, wenn anwesend, der Perilhezienentwicklung auf demselben Stroma vorangehend.
Typus: Coelorhopalon obovatum (Berk.) v. Overeem.
Die Arten dieser Gattung sind scharf von denen mit kompaktem, schließlich korkigem Stroma,
wie z. B. X. Schweinitzii Berk, und X. polymorpha (Pers.) Orev., zu trennen, für welche Arten ich die
alte Gattung Xylaria Hill reserviere.
Die Systematik der Xylaria-kxizn bietet bis heute das Bild einer großen Verwirrung. Viele Arten
sind unvollständig beschrieben und wurden miteinander verwechselt (siche oben) und zahlreiche Bestimmungen
der Autoren haben sich als falsch erwiesen (Lloyd®) "-"-)• Das Beste, was wohl über Xylaria
geschrieben worden ist, sind die ersten Arbeilen Lloyds',®,®) “■ obschon auch dort noch viele Unrichtigkeiten
Vorkommen und die anatomischen Merkmale viel zu wünschen übrig lassen.
Unsere Art ist von den Penzigia-Arten durch den Bau und die Oberfläche der Stromata gut verschieden;
Xylaria reniformis8id.xh., hemiglossaPxyt und //¿«/a Massee haben eine konkave Basis, während
X. Schweinitzii Berk durch ihre korkigen und nicht glatten Stromata als echte Xylaria-kx\ deutlich
abweicht.
Erklärung der Abbildungen, Tafel XI
1. Stromata auf faulendem Holz, nat. Gr.
2. Längsschnitt durch ein reifes Stroma, nat. Gr.
3. Längsschnitt durch ein altes Stroma, nat. Gr.
4. Querschnitt durch einen Stromateil mit Perithezien, 90,1.
5. Zwei Perithezienmündungen von oben gesehen, 90/1.
6. Asci und Paraphysen, 850/1.
7. Sporen, 850/1.
8. Junger und alter, leerer Ascus mit Jodreaklion.
9. Konidienlräger und Konidien, 850/1.
') Lloyd, C O , The Globose Xylarias. Mycological Notes no, 51, Cincinnati, Ohio, Nov. 1917, p. 728, fig.
*) L lo yd , C. 0., The large Pyrenomycetes. Cincinnati, Ohio, July 1919, p. 26.
’) L lo yd , C. G., List of Philippine Xylarias. The large Pyrenomycetes. Cincinnati, Ohio, July 1919, p. 31—32.