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Ganz frische Fruchtkörper duften angenehm, und zwar stark nach Obst, aber später verschwindet
dieser Geruch vollständig.
Sporen farblos, glatt, kurz eiförmig zugespitzt, meistens mit einem Öltropfen, 5—6 '5X 3—4[/..
Basidien farblos, kurz keulenförmig, 4sporig, mit 4 ziemlich stumpfen und dicken Sterigmen,
16 —18-5 X 6—7-5 jx; sie entstehen an den Enden der etwas nach apßen abbiegenden, farblosen Tramahyphen,
oft zu kleinen Gruppen vereinigt. Die inneren Tramahyphen (das Gewebe der Porenwände) sind
oft stark verdickt und verzweigt, immer aber farblos.
Der anatomische Bau des Hutgewebes, der in einem Radialschnitt leicht zu verfolgen ist, ist
stark differenziert. Das hellorangefarbene Gewebe besteht aus radiär verlaufenden, röhrenförmigen, bis
12-5 [J. breiten, spärlich septierten Hyphen mit orangegefärbten Wänden. Diese Hyphen bilden ein ziemlich
kompaktes Gewebe; aber durch regelmäßiges Auseinanderweichen entstehen in diesem zahlreiche spindelförmige
Lakunen, die bei schwacher Vergrößerung fast farblos erscheinen und mit einer schwammartigen
Hyphenmasse ausgefüllt sind. Die schwammartige Hyphenmasse besteht aus den röhrenförmigen Hyphen,
die an solchen Stellen plötzlich zahlreiche, senkrecht abstehende Seitenzweige bilden, die wieder mit
anderen Seitenzweigen verbunden sind, wodurch eine Art Netzstruktur entsteht (siehe Textfigur). Die
Orangefärbung verschwindet an diesen Stellen fast vollständig. Im Inneren dieser Verzweigungen findet
man oft zahlreiche kleine, farblose Körnchen kristallinischer Natur. An das Zenlralgewebe schließt sich
an der Hutoberseite ein hellorangefarbenes Rindengewebe an, von dem nur die äußere Schicht mehr
intensiv orange gefärbt erscheint und dem Fruchtkörper die tief mennigrote Farbe verleiht. Die Rinde
ist etwa 100 ¡j. dick und besteht aus verzweigten, septierten, 4'5—7-5 ¡j. breiten, lose miteinander verflochtenen
Hyphen mit stumpf abgerundeten Enden. An diesen orangegefärbten Enden werden oft kleine
Kriställchen ausgeschieden.
Der Pilz tritt an lebenden und faulenden Baumstämmen im ganzen Malayischen Archipel und
vielleicht auch in den übrigen asiatischen Tropen auf. Er scheint am häufigsten in den höher gelegenen
Gegenden vorzukommen, ist dort bei den Eingeborenen unter verschiedenen Namen gut bekannt und
wird als Speisepilz hoch geschätzt. Tatsächlich schmeckt er vorzüglich und riecht sehr angenehm nach
frischem Obst, zumal das mächtig entwickelte Hutfleisch zerbrechlich und nicht zäh ist. Besonders in
West-Java gehört er zu den häufigsten Urwaldpilzen und wird von der Bevölkerung eifrig gesammelt.
Die Fruchtkörper werden gewöhnlich in ein Pisangblatt gewickelt und am Feuer geröstet.
Die einheimischen Namen des Pilzes beziehen sich fast alle auf die leuchtend rote Farbe, so
z. B. soepa kasintoe (soepa [Sundanesisch] = Pilz; kasintoe [Sundan.] = Waldhuhn); soepa honjè (honjè
[Sund.] = Phaeomeria, z. B. Ph. speciosa, deren Blüten schön rot gefärbt sind) und djamoer djantoeng
(djamoer [Javanisch) = Pilz; djantoeng [Javan.] = das rote Herz einer Musa-Blüte [Gipfel der Endknospe,
die Deckblätter der Blüten]), ln Süd-Celebes ist er bei den Eingeborenen unter dem Namen pinipisie
tanghate bekannt und wird auch dort gegessen. Auch der nah verwandte Polyporus sulphureus Fries
in Europa und Amerika ist jung ein brauchbarer Speisepilz.
Ober den parasitischen Charakter des Pilzes ist bis jetzt nichts Näheres bekannt, und zwar weil
er hauptsächlich in höheren Gegenden im Urwalde vorkommt. Da er aber an lebenden Baumstämmen
gefunden wurde, läßt sich sein Schädlingscharakter vermuten.
Unser Pilz wurde wiederholt mit Polyporus sulphureus Fries verwechselt, von dem er im
trockenen Zustande fast nicht zu unterscheiden ist. Frisch sind beide Arten aber deutlich verschieden. Bei
Polyporus sulphureus Fries, der jetzt Laetiporus speciosus (Batarr.) Murrill ') zu heißen hat, ist die Hutfarbe
schwefelgelb bis hellorange; die Poren sind heilschwefelgelb und die Röhrchen viel länger als bei
unserer Art, das Hutfleisch ist fast weiß oder gelblichweiß. Er ist ein richtiger Parasit von Obstbäumen,
kommt auch wohl auf bestimmten Koniferen und auf einigen anderen Bäumen vor, aber seine Wirtspflanzen
fehlen in den asiatischen Tropen. Nun gehen beim Austrocknen die Farbunterschiede fast vollständig
verloren; Exemplare beider Arten werden dann schmutzigbraungelb, sowohl die Hutoberfläche
als auch die Porenseite. Darum glaube ich, daß Laetiporus speciosus in den Tropen Asiens vielleicht
gar nicht vorkommt und hier durch unseren Laetiporus miniatus vertreten wird. Die Literalurangaben
über das Vorkommen von Laetiporus speciosus auf den Philippinen, Malakka, Java und Ceylon sind
unrichtig: in all diesen Fällen handelt es sich wohl um Laetiporus miniatus, mit welcher Art ersterer im
trockenen Zustande verwechselt wurde. Weil unsere Art aber auch im Freien bisweilen ganz bleiche
Fruchtkörper bildet, ist auch im frischen Zustand bei oberflächlicher Betrachtung eine Verwechslung
nicht ausgeschlossen. Die hellschwefelgelbe Farbe von Laetiporus speciosus, die für diese Art ein
charakteristisches Merkmal bildet, fehlt aber bei Laetiporus miniatus immer. Es handelt sich also um
zwei deutlich verschiedene Arten, die nah verwandt sind und verschiedene Verbreitungsgebiete- besitzen.
Letzterer Umstand hängt vielleicht mit dem parasitischen Charakter zusammen.
Bis jetzt ist unsere Art von folgenden Fundorten im Malayischen Archipel bekannt geworden:
Java: Im Walde auf dem O. Merapi, 1300 m (leg. Junghuhn); im Urwald auf dem Pangerango,
G. Oede, West-Java, 2600-2700«/ (leg. Prof. Dr. A. Engler, 1909); im Urwalde bei Tjibodas, O. Oede,
West-Java (leg. Prof. Dr. Franz von Höhnel, 1907, und dort in den letzten Jahren wiederholt von Herrn
Bruggeman in großen Mengen gesammelt); auf lebenden Baumstämmen, Weg nach „Huis len Bosch“ ,
G. Gede, West-Java, etwa 2000 in (leg. Dr. W. Docters van Leeuwen, P. Dakkus et L. A. Bruggeman,
Xl-1921): auf einem faulenden Stamm, G. Gede, West-Java, 800 m (leg. Dr. D. Burger, V-1922); auf
faulenden Stämmen, Tjinjiroean bei Bandoeng, Preanger, 2000«/ (leg. A. Keuchenius, 1-1922); auf einem
Rasamalastamm (Altingia excelsa Nor.) in einem Teegarten, „Onderneming Perbakti“, N. W. von Tjit-
joeroeg, Preanger (leg. R. C. Bakhuizen v. d. Brink (no. 5655, 1X-I922); Hortus bogoriensis, an einem
lebenden Baumstamm (leg. Dr. W. Docters van Leeuwen, 1921). Auch wurde sie noch von Warburg und
Dr. Ch. Bernard auf Java gesammelt.
Celebes; Lambasang, Südwest-Celebes (leg. H. A. B. Bünnemeycr, V-192I).
Malakka; Singapore, Bot. Gardens (leg. Baker, no. 5194)?
Weiters wurde sie noch auf den Philippinen (Luzon, Laguna, San Antonio, leg. M. Ramos, Bur.
of Science, no. 12.101; egros, leg. Eimer, no. 9681, 10,096; leg. H.A. Lee); auf Ceylon (Peradeniya,
leg. Gardner, ibid. leg. Petch, ibid. leg. Thwaites, no, 601) und in Britisch-Indien (Sikkim) gesammelt.