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Basidien groß, oben etwas angeschwoilen, 28—32 X 9—9'5 + viersporig, farblos, mit vier ziemlich
dicken, an der Basis stark verbreiterten Sterigmen. Hymenium locker.
Sporen groß, farblos, glatt, länglich ellipsoidisch, fast walzenförmig, mit stumpf abgerundetem
Ende, einseitig etwas schief ausgezogener Basis, körnigem Inhalt und bisweilen mit einigen ültröpfchen
10-15X4-5-5 +
Cystiden fehlen.
Trama bestehend aus farblosen, spärlich septierten, iängsverlaufenden Hyphen, etwa 3— 3'5ix
i. D,, die etwas abbiegen und die Basidien tragen.
Auf faulendem Holz auf Java, Halmahera (Molukken-Inseln), aber weiter auch auf Ceylon, Kuba,
Samoa, Mauritus {?), Madagaskar und in Brasilien gefunden.
Merkwürdigerweise ist die Art bis jetzt weder von den Philippinen, noch aus den Straits bekannt
geworden.
Die jungen Fruchtkörper werden von den Eingeborenen gegessen (einheimischer Name auf
Java: djamoer asang [djamoer = Pilz; asang = Kieme eines Fisches], auf Halmahera: ameko). Wie schon
in der Diagnose angegeben wurde, isf die Konsistenz zäh, aber diese Eigentümlichkeit scheint im allgemeinen
bei den Eingeborenen ein Verspeisen nicht zu verhindern.
Historische Übersicht:
Polyporus udus wurde etwa 1840 zum erstenmal von Junghuhn im Urwald auf dem Pangerango
(in West-Java) gefunden. Er hat die Art sehr ausführlich beschrieben und auch eine gute farbige Abbildung
hinzugcfiigt. Das Junghuhnsche Exemplar zeigt keine Fleckenbildung, nur die radiäre Streifenstruktur.
Zweifelsohne handelt es sich aber um dieselbe Art. Streifenstruktur und Fleckenbildung sind nur die
Produkte eines ursprünglich geschlossenen braunen Epidermisgewebes, das beim Auswachsen zerreißt, ln
Übereinstimmung damit zeigen auch sehr große Fruchtkörper beide Strukturen am deutlichsten. Das
Junghuhnsche Exemplar war mittelgroß. Obschon Montagne") die Junghuhnsche Arbeit in einer für
jedermann zugänglichen Zeitschrift ausführlich bespricht, ist sie von späteren Autoren nie berücksichtigt
worden. Erst im Jahre 1915 wurde sie von Lloyd angeführt.
1869 wurde die Art auf Kuba gefunden und von Berkeley und Curtis (s. o.) als Polyporus
discoideus beschrieben. Die Beschreibung stimmt ziemlich gut, nur fehlt die Flecken- und Streifenbildung
auf der Hutoberfläche. Nach Lloyd®) ist diese Art, die neuerdings von Rick®) in Brasilien gesammelt
wurde, mit Polyporus gluünifer Berkeley identisch, bei dem diese Oberflächenstrukturen auch fehlen. Aber
auch bei letzterer Art, die durch Cooke (s. o.) von Mauritius (nach Lloyd ist diese Angabe falsch und
soll Australien gemeint sein) beschrieben wurde, handelt es sich nach der Auffassung von Lloyd"), der
das Exemplar in Kew gesehen hat, um unsere Art-
Später hat dann Berkeley (s.o.) die Art noch einmal ais Polyporus lenzitoides und Hennings
(s.o.) noch zweimal als Polyporus aquosus und Polyporus squamosus var. lentinoides von Brasilien beschrieben.
Die Beschreibung von Polyporus lenzitoides stimmt genau; dieses Exemplar hat auch die
Streifenstruktur wie das Exemplar von Junghuhn. Dasselbe gilt auch für Polyporus aquosus, nur gibt
Hennings die Sporen etwas kleiner (7 — 1 0 X 4 —5 fx) und gelblich an; letztere Angabe ist aber sicher
falsch. Polyporus squamosus var. lentinoides weicht durch den zentralen Stiel ziemlich ab, die übrigen
Merkmale stimmen aber gut; Sporen 12— 1 4 X 5 - 6 [x , mit I—2 Öltropfen. Vom Huf sagt Hennings
»albido flavescenti« und »fusco-squamosulo subglabroque«. Es handelte sich hier also um ein typisch ge-
llecktcs Exemplar. Die Angabe »ad terram« ist sicher falsch.
Im Jahre 1901 ist die Art von Bresadola und Patouillard (s.o.), ohne auf irgendwelche
Literatur Rücksicht zu nehmen, wieder als neue Art beschrieben worden. Die Sporenmaße sind dort wohl
etwas zu klein angegeben. Nach diesen Autoren ist die Art mit Polyporus squamosus (Huds.) Fr. verwandt.
Sic haben gut entwickelte Exemplare vor sich gehabt, die Lloyd auf Samoa sammelte. Diese Exemplare
zeigen Flecken- und Streifenbildung und die Stielbasis ist schwärzlich, was auch durch Hennings für
Polyporus squamosus var. lentinoides angegeben wird. Lloyd") hat die Art dann 1912 in seiner Synopsis
a\% Polyporus fusco-maculatus angeführt, obschon er dort schon auf die Identität mW Polyporus gluünifer
Berkeley hingewiesen hat! Er fügt eine gute photographische Abbildung bei. Die Poren werden als groß
angegeben (später verbessert)®), während die Art mit Polyporus squamosus nicht verwandt sein soll! Erst
im Jahre 1915 entdeckte Lloyd«) die Identität mit Polyporus udus Junghuhn, 1918 klärte er in einer
neuen Abhandlung®) die ganze Synonymie auf. Die Exemplare, die von Petch auf Ceylon gesammelt und
von Lloyd als Polyporus udus junghuhn bestimmt wurden, stimmen ganz mit den unsrigen überein: sie
zeigen die Flecken- und Streifenbildung®). Die Sporenangaben von Pelch stimmen gut (10—13 X 5 —6ix).
Typische Exemplare mit Flcckenbildung hat Rick“) auch noch von Brasilien beschrieben und abgebildet. Nach
Lloyd ist auch Polyporus praeguttulatus Murrill (Mycologia II, 1910, p. 190) von Jamaika identisch. Die Beschreibung
stimmt ziemlich, nur sind die Sporen um die Hälfte kleiner, was auf einem Rechenfehler beruhen könnte.
Neuerdings (1923) wurde die Art auf Java zuerst von Herrn Bianchi auf faulendem Holz auf
Tjiomas bei Buitenzorg wiederholt gesammelt. Auch im botanischen Garten in Buitenzorg ist sie keine
seltene Erscheinung. Schon früher (1922) sammelte Herr Beguin sie auf Halmahera.
Systematische Stellung:
Die Gattung Polyporus, wie sic heute noch in den meisten Abhandlungen und Büchern umgrenzt
wird, isf eine Sammelgattung und hat keine phylogenetische Berechtigung. Sie ist zusammengesetzt aus
Arten, die phylogenetisch wohl sicher nichts miteinander zu tun haben. Die Einteilung dieser Sammel-
gatfung isl meistens eine künstliche"), und daher stehen nah verwandte Arten oft weit voneinander,
während ganz verschiedene nebeneinander stehen. Sticifarbe, Stielanhcftung usw. sind keine wichtigen
Merkmale; sie sind oft bei einer und derselben Art außerordentlich variabel.
Verschiedene Autoren haben dann versucht, diese Sammelgatlung aufzuteilen, so z. B. Patouillard,
Murrill, Quélet, Karsten usw., aber die meisten neuen Gattungen sind auch wieder nur künstlich und
haben keinen besonderen Wert.
Unsere Art paßt aber gut in die Gattung Polyporus (Micheli) Paulet (Icon. Champ., pl. 13, 1793),
wie diese von Murrill“) begrenzt worden ist. Die Grundart dieser Gattung h\ Boletus squamosus \^\iWson
(= Polyporus Ulmi Paulet), die mit unserer Art nah verwandt ist. Es handelt sich hier um dickfleischige,
ziemlich weiche, großspurige, auf faulendem Holz wachsende, meistens exzentrisch gestielte, einjährige und
bald verfaulende Arten. Mit dieser Gattung sind Cerioporus Quélet (Enchir. Fung. 197, 1886) und
Melanopus PaXomWavW (Hymén. Europ. 137, 1887) identisch; sie haben dieselbe Grundart, Polyporus Ulmi.
Auch in den Poren zeigt unsere Art mit Polyporus Ulmi große Übereinstimmung; zuerst sind sie klein
und regelmäßig, bisweilen auch ziemlich groß und eckig, später zerreißen sie und werden groß und
unregelmäßig"«).
Zweifellos hängt die Gaftung Polyporus in dieser Begrenzung phylogenetisch mit den großsporigen
Pleurotus-kxk'a zusammen Mit anderen holzigen, kleinsporigen Gattungen der Polyporaceae hat sie
phylogenetisch nichts zu tun Die Porenbildung ist ein polyphyletisches Merkmal. Zum Schluß gebe ich
noch eine Gattungsdiagnose, wei! Murrill diese zwar schon eingeschränkt hat, aber doch noch zu viel
Arten darin aufnimmt, die nicht dazu gehören.
Polyporus (Micheli) Paulet, emend. Murrill, emend. v. Overeem.
Fruchtkörper einjährig, weich- und dickfleischig, einzeln oder in Gruppen wachsend, meislens
gestielt. Stiel exzentrisch oder lateral, ausnahmsweise zentral; Hiitoberfiäche ohne Zonenbildiing, kahl, oft
schuppig; Fleisch weich, stark eintrocknend, zäh; Poren zuerst klein und regelmäßig, im Alter oft groß,
unregelmäßig und zerschlitzt; Hymenium locker; Sporen groß, farblos, glatt, länglich ellipsoidisch.
Erklärung der Tafel VII
Fig. 1. Großer Fruchtkörper, Oberseite, nat. Gr.
Fig. 2. Kleiner Fruchtkörper im jungen Zustande, Unterseite, "/e nat. Or.
Fig. 3. Idem, im alten Zustande, Poren unregelmäßig und zerschtitzt.
Fig. 4, Querschnitt eines Fruchtkörpers, ®/c nat. Gr.
Fig. 5. Poren, stark vergrößert.
Fig. 6. Querschnitt durch die Röhrenschicht und einen Teil des Hutfleisches, 75/1.
Fig. 7. Basidien, 700/1.
Fig. 8. Sporen, 700/1.
") Montagne, C., Praemissa in Floram cryptogamicam Javae insulae, Fasc 1, aucfore F. Junghulinio , Batavia
1838. Annales des Sciences naturelles, Botanique, 2® Ser., XVI, 1841, p. 320.
2) L lo yd . C. O-, Letter no. 69, Cincinnati 1918, Note 796, p. 14.
’) Lloyd, C. G., Synopsis of the Section Ovinus of Polyporus. Cincinnati, Ohio, p. 82, fig. 503.
9 Lloyd, C. G., Synopsis of the Stipitate Polyporoids. Mycological Scries no. 6; Cincinnati, Ohio, 1912. Bulletin
no. 20, p, 130.
Lloyd, e .G . , Mycological Notes no. 38; Cincinnati, Ohio, 1912, p. 523.
«) L lo yd , C. O , Letter no. 59; Cincinnati 1915, Note 318.
Petch, T., A Preliminary List of Ceylon Polypori. Annals of the Royai botanical Gardens. Peradeniya, VI,
Part II, 1916, p. 123.
9 Rick, J., Contributio ad monographiam Agaricaceariim et Polyporacearum Brasiliensium, Brolerla, VI, 1907,
tab. 7, fig. 9,
9 M u r r ill. W i l l iam Alphonso, The Polyporaceae of North America, XII. Bulletin of the Torrey botanical
Club, XXXIl, 1905, p. 484-485.
»9 In den meisten Abhandlungen werden die Poren von Polyporus Ulmi falsch beschrieben; sehr richtig unter
anderem in Rabeiih. Kryptog. Fl. 1, 1, 1884, p. 445.