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sich miltcn in der übrigen Filzmasse, so daii man sie gar nicht sicht, sondern man fühlt sie nur beim
Belasten als knotenartige Verdickungen aus der übrigen weichen Filzmasse heraus. So erhielt ich nun
eine ganze Anzahl derartiger Kokons (Taf. II, Fig. 19). In einigen derselben fand Ich erwachsene, lebende
Larven, die sich offenbar zur Verpuppung anschicktcn. SchlicBlich entdeckte ich noch zwei lebende,
weiüc Puppen in solchen Kokons. Es war damit der Beweis erbracht, daß Ceropria sich tatsächlich —
zumeist ohne den in Filzmasse umgcwandelten Piiz zu verlassen — für die Verpuppung Kokons her-
stelll, und zwar - was das Merkwürdigste daran ist — aus den Exkrementfäden der Larven! Die
weiteren Kokons habe ich dann nicht mehr geöffnet, um ihre Insassen nicht zu beschädigen: sondern
sie wurden (am 4. Mai 1923) einzeln in kleinen Olastuben isoliert: ebenso auch die vorher aus den
Kokons entnommenen, verpuppungsreifen Larven. Von diesen Iclztercn hat sich eine schon nach
4 Tagen verpuppt, imd zwar ohne einen neuen Kokon zu verfertigen, was ihr offenbar unmöglich war.
da sie ja keine Nahrung mehr autnahm und daher keine Exkrementfäden mehr abschied. Am 8. Mai
war aus einem der isolierten Kokons schon ein Käfer ausgekrochen. Der Kokon, der früher vollständig
abgeschlossen war, hatte nun an dem einen Pol eine rundliche Öffnung. Am tl. Mai ist aus einem der
isolierten Kokons eine erwachsene Larve wieder herausgekommen: vielleicht hatte die durch die Isolierung
bedingte Veränderung der Verhältnisse (stärkeres Austrocknen!) sie hiezu veranlaßt. Oberhaupt schein“
mir der Hauplnutzen der offenbar stark hygrophilen Filzmasse für die ganze Brut darin zu bestehen,
daß sie zu starke Austrocknung verhindert, was besonders deswegen in B'elracht kommt, da ja die Tiere
stets trockene Pilze befallen. Am 16. Mai erhielt ich wieder einen Käfer, also 12 Tage nach vorgenommener
Isolierung des Kokons. Wenn wir auch annchmen, daß zur Zeit der Isolierung die darin
bciindliche Larve noch nicht verpuppt war, so dürfte aus diesem Befund doch wohl aui eine Puppenruhe
von mindestens einer Woche geschlossen werden.
Die Puppe selbst (Taf. II, Fig. 20) gleicht im wesentlichen der von Ceropria. Doch ist am Kopf
schon deullich der Qcschicchlsdimorphismus zu erkennen. Die Augen sind in der Regel blasser, geiblich
oder grau; die Fühler etwas schlanker. Die Flügelscheiden, besonders die vorderen, können seitwärts
vom Körper abgcsprcizi sein; doch ist dies durchaus nicht immer der Fall. Gewöhnlich haben sie die-
selbe Lage wie bei der CeropriaPap^e. Die Hinterleibssegmcnle tragen jederseits zwei zapfenförmige
Vorsprünge, die in lange, starre Borsten endigen. Die zwei hornförmigen Anhängsel am Hinterieibsende
sind viel schlanker und zarler als bei Ceropna.
Imago. — Es bleibt mir nun noch die Aufgabe, auch über die Biologie der ausgebildeten
Käfer einiges mitzuteilen. Sie sind - - ebenso wie auch die Larven — ausgesprochen negativ phototaktisch.
Wenn Platydema verfolgt wird, bewegt es sich im Pilz sehr rasch, noch rascher aber auf einer
ihm fremden Unterlage, z. B. Papier. Auf einer solchen laufen die Käfer äußerst flink und wie nervös
herum, um möglichst rasch eine dunkle Stelle aufzusuchen. Niemals bleiben sie wie leblos liegen, wie
dies die Larven zu tun pflegen. Sie lassen sich auch gern, wo es geht, herunterfallen und laufen’dann
sofort wieder rasch weiter; sind sie auf den Rücken gefallen, so versuchen sie durch rasche, kreiselnde
Bewegungen sich wieder auf die Beine zu bringen, was ihnen meist auch sehr bald gelingt. Ceropria
ist womöglich noch flinker als Platydema und versucht oft auch, von seinen Flügeln Gebrauch zu
machen, was Platydema nie tut. Speziell wenn Ceropria in Alkohol gebracht wird, breitet sie stets die
Flügel aus. Werden die Käfer am Pilz aber nicht beunruhigt, so bleiben sie oft wochenlang an derselben
Stelle sitzen, wie ich besonders für Platydema wiederholt feststellen konnte.
An der Herstellung der Filzmassen sind die erwachsenen Käfer in keiner Weise beteiligt. Niemals
wurde bei einem Käfer ein aus der Afteröffnung austretender Exkrementfaden beobachtet. Dagegen
sind die Wände der Gänge an vielen Stellen mit kleinen schwarzen Punkten bedeckt, die offenbar die
Exkremente des erwachsenen Käfers darstellen (Taf, II, Fig. 21). Speziell an Steilen, wo nur Käfer sitzen
wurden niemals die Filzbüschel gefunden, selbst wenn die Käfer sich schon wochenlang an der betreffenden
Stelle aufhielten; dagegen waren dort stets ihre charakteristischen Exkrementhäufchen in Form
eines schwarzen Pulvers festzustellen.
Die in der Ruhe am Pilz befindlichen Käfer sind bei Platydema matt schwarz gefärbt. Faßt
man aber einen solchen Käfer mit der Pinzette (oder mit der Hand) an, so wird seine Gberfläche
glänzend, und zwar zunächst besonders das Distalende der Elytren, von wo aus der Glanz dann allmählich
nach vorn weiterschreitet. Dies beruht zweifellos auf der Ausscheidung eines flüssigen Sekretes
aus Drüsen, die am Hinterieibsende gelegen sind. Gft kann man dabei sogar beobachten, daß ein
Fiüssigkeitstropfen in der Gegend des Hinterleibsendes austritt und dann allmählich nach vorn verfließt,
ganz ähnlich wie auf einem Löschpapier, was offenbar durch die Flügeldeckenskulptur sehr begünstigt
wird. Riecht man zu dem Glas, in welchem sich die Pilze mit sehr zahlreichen, nicht beunnihiglen
Käfern befinden, so verspürt man nur den Pilzgeruch. Gibt man aber mehrere Käfer ohne Pilz in eine
Eprouvette, so sind sie sehr bald glänzend, offenbar, weil sic jetzt beunruhigt sind und daher ihr
Drüsensekret abscheiden; riecht man jetzt dazu, so verspürt man einen intensiven, bei stärkerem Einziehen
der Luft geradezu stechenden Geruch, der ganz ausgesprochen an Gsmiumsäure erinnert, wie
übereinstimmend von Dr. CAMMERLGHER, Dr. v. GVEREEM und mir festgestellt wurde Damit soll
natürlich nicht gesagt sein, daß das abgeschiedene Sekret tatsächlich im chemischen Sinne aus Osmiumsäure
besteht, was mir sehr unwahrscheinlich erscheint. Auf der Hand erzeugt das Sekret hellbraune
Flecken, die mit Seife nicht abgewaschen werden können. Auf einem weißen Papier bringt die Flüssigkeit
grünlichgelbe Flecken hervor, die aber sehr rasch verblassen und dann blaßbräunlich bis rosa
werden. Die Wände des Gläschens, in welchem sich die beunruhigten Käfer befinden, bedecken sich
nach einiger Zeit mit einem deutlichen Dunstbeschlag. Ein in das Gläschen zu den Käfern gegebenes
blaues Lackmuspapier färbt sich nach kurzer Zeit intensiv rot, und zwar am stärksten im unteren Teile,
wo es mit den Käfern in direkte Berührung kommt. Solange sich die Käfer unter diesen Verhältnissen
in der Eprouvette befinden, bleiben sie glänzend, weil sie offenbar das Sekret kontinuierlich abscheiden;
gibt man sie aber in das Zuchtgefäß auf den Pilz zurück, so werden sie sehr bald wieder malt. Denn
jetzt wird die Sekretion eingestellt und das bereits abgeschiedene Sekret verdunstet natürlich ziemlich
rasch, — Auch Ceropria riecht bei Beunruhigung ganz ähnlich wie Platydema, nur etwas schwächer.
Auch braucht die Rotfärbung des blauen Lackmuspapiers hier unter gleichen Verhältnissen länger als
bei jener Art.
Ist ein Pilz vollständig in Filzmasse umgewandelt, so wandern die erwachsenen Käfer, die sich
in ihm entwickelt haben, aus ihm aus, um neue Pilze zu infizieren. Dies geschieht fast immer von der
Unterseite iHymeniumseite) aus, wo die Käfer große Löcher herausfressen, um so in den Pilz einzudringen;
man kann sie jetzt noch mühelos durch leichtes Stoßen herausschüttein. Dr. v. OVEREEM
macht mich noch besonders darauf aufmerksam, »daß die Käfer für Polyporeensammlungen sehr
gefährlich sind, wenn diese nicht mit Sublimat vergiftet wurden. Vergiftete Pilze werden nie angefressen
und dafür liegen zahlreiche Beweise vor. Durch das Sublimalieren werden die Pilze aber sehr beschädigt,
Farben, Lackierung, Sporen usw. gehen verloren, ln luftdicht geschlossenen Gefäßen gehen
Käfer und Larven durch Naphthalin schnell zugrunde: sie kriechen aus den Pilzen heraus und liegen
nach 1-2 Tagen tot und vertrocknet am Boden des Glases. Während des Trocknens der Pilze in der
Sonne treten Käfer und Larven schon sehr schädigend auf, obwohl die Pilze dabei sehr w'arm, fast
heiß werden. Larven und Käfer greifen nur getrocknete oder im Trocknen begriffene Irilze an. An
ganz feuchten Pilzen, die frisch aus dem Garten gebracht waren, habe ich sie nie gesehen«
(v. OVEREEM in litt.).
Die Anfang März aufgestellte P/c/yrfewff-Zucht war am 18. Juni 1923 — mit einziger Ausnahme
von etwa 2—3 noch lebenden Käfern — abgestorben, obwohl noch intaktes Pilzmaterial in dem Glase
vorhanden war. Aber auch die an diesem sitzenden Käfer waren tot und mit etwas Schimmel überzogen.
Ob der Schimmel die Ursache ihres Absterbens war oder sich erst postmortal auf ihnen angesiedelt
hat, kann ich nicht feststellen. Aber offenbar hat irgendeine Epidemie der Zucht ein Ende
gemacht. Dagegen fanden sich in dem Gefäß jetzt zahlreiche winzige (1’/.+«/« lange) Mücken (Taf. II,
Fig. 22) mit blaßrotem Körper und weißlichen Flügeln, Diese Tierchen sind äußerst schwer zu fangen,
da sie bei Annäherung sofort auffliegen. Sie im Fluge zu fangen, war mir nicht möglich, und wenn sie
einmal aiifgescheucht sind, setzen sie sich nicht sobald wieder nieder, sondern fliegen, auf und ab
tanzend, in der Luft herum. Meist verliert man sie dann aus den Augen. Darum konnte ich nur sehr
wenige fangen, obwohl im Glas viele vorhanden waren. Jugendstadien dieser Mücken aufzufinden, ist
mir nicht gelungen; wohl aber fand ich eine ganze Anzahl leerer Puppenhüllen, die durch ihren silberweißen
Glanz auffallen und an den Exkremenlfäden hafteten. An ihnen sind die stierhornartig abstehenden
Fühlerscheiden besonders auffällig (Taf. II, Fig. 23). Ich habe Material dieser Mücken an
J. W. EDWARDS eingesandt und er teilte mir mit, daß sie zu den Cecidomyiden, und zwar zur Gruppe
der Cecidomyariae nach KIEFFER gehören und fügte noch bei; »I am unabie io determine the genus
by means of his very unsatisfactory keys.« Jedenfalls erscheint mir bemerkenswert, daß diese Mücken
nicht, wie man in Europa bei einem ähnlichen Fund erwarten würde, zu den Mycetophiliden. sondern
zu den Cecidomyiden gehören. Es ist überhaupt beachtenswert, daß sich hier in den Tropen sehr oft
Angehörige dieser letzteren Familie aus Pilzen entwickeln, vgl. z. B. die sehr charakteristische Colomyia
cortiai EDWARDS (Ann, Mag. Nat, Hist. |9| XII. p. 540. - MENZEL. De Thee. IV, 3, p. 86- mit Tafel)