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Der voranstehend nach Originalexemplaren beschriebene Pilz wurde von Prof. Dr. Franz von
Höhnel auf am Boden liegenden Stücken von alten, verlassenen Termitenwaben in Buitenzorg und in
Tjibodas auf Java 1908 häufig gefunden und auch bei der Kultur von Termitenwaben im feuchten Raume
unter Glasglocken fast konstant erhalten.
ln Gesellschaft von Neoskofitzia termitum tritt auch häufig an den Termitenwaben eine
Trichoderma auf.
Höhnel vermutet, daß die Neoskofitzia auch in Ceylon Vorkommen werde, aber dort wahrscheinlich
bisher übersehen worden sei, da sie sich, wenn sie älter ist, kaum von der Wabenfarbe
unterscheidet.
In der Tat scheint auch T. Petch (Hypocreaceae Zeylanicae. Annals of the Royal Botanic Gardens,
Peradeniya, Vü, Part 11, 1920, p. 101) diesen Pilz auf alten Termitenwaben inzwischen auf Ceylon gefunden
zu haben, denn seine Beschreibung stimmt gut zu Neoskofitzia termitum Höhn. (Weese, Über die
Gattung Neoskofitzia Schulzer. Mitteilungen a. d. Botan. Laboratorium d. Techn. Hochschule, Wien,
Heft II, 1924.)
Da die Termitenwaben aus Holz erzeugt werden, so dürfte der ursprüngliche Standort von
Neoskofitzia termitum Höhn. Holz sein.
Originalexemplare unseres Pilzes wurden in Rehm, Ascomycetes Nr. 1818, i
lies für NEOSKOFITZIA MOLINIFERA überall: NEOSKOFITZIA MONILIFERA
Neoskofitzia molinifera (Berkeley et Broome) Höhnel
(M, J. Be rk e ley and C. E. Broome, Enumeration of the fungi of Ceylon. Part II, Journ. of the Linnean Society, XIV,
Botany, London 1873, p. 114, No. 1007 swh Nectria; P. A. Saccardo, Enumeratio Pyrenomycetum Hypocreaceonim,
Michelia I, No. Ill, 1878, p. 279 sub Neciriella Sacc.; Cooke in Grevillea. X!I, 1884, p. 110 sub Dialonectria; F. v. Höhnel,
Fragmente zur Mykologie, XIV. Mittig., Nr. 746 in Sitzungsber. d Akad. d. Wissensch. in Wien, math.-naturw. Kl., CXXl,
Abt. 1. 1912, p.366 sub Neoskofitzia)
Tafel Vlll, Fig. 7 -12
Perithezien einzeln oder herdenweise, manchmal ganz locker-rasig auftretend, oberflächlich, oft
aber die Basis etwas eingesenkt und von einem ringförmigen Wall des Substrates umgeben, stromalos,
anfangs wahrscheinlich lebhaft ziegelrot, später feurig kochenilledunkel- bis blutrot, aufrecht eikugelig
bis fast kugelig, vielfach eine dunklere, deullich glänzende, fast scheibenartige, breite Mündungspapille
zeigend, festfleischig, im allgemeinen nicht zusammensinkend, bei der Lupenbefrachtung vielfach rauh
oder deullich warzig erscheinend, 300-450 |i. breit und 320-520 |j. hoch. Bei Einwirkung von Kalilauge
werden die Gehäuse blauvioleü verfärbl. Perithezienwandung bei einem 400 ¡r breiten, 480 p hohen
Gehäuse in der halben Höhe zirka 52i,. dick, aus 5—8 Lagen außen dickwandiger, lebhaft gefärbter,
nach innen zarfwandiger, flach zusammengcdrückler und schließlich fast hyalin werdender, im Längsschnitt
eilipsoidischer, in der Hauptausdehnung 15-35 ¡i großer Zellen gebildet und außen durch Auflagerung
einzelner hcrvorstchender, abgerundeter oder kegelförmiger Zellen und von Zcllgruppen, die
bis zu 20 olt in mehreren Schichten gelagerte, dickwandige ebensolche Zellen cnihallcn, deullich schollig
und deutlich warzig.
Bei der Betrachtung zerdrückter Perithezien erscheinen die Zellen der Wandung rundlich oder
polygonal begrenzt und das Oehänse hat einen schollig-warzigen Charakter infolge der mehrfach aufeinander
gelagerten, In ihren Konturen vielfach nicht mehr so deutlich erkennbaren, dickwandigen, außen
gelagerten Zeilen. Die ziemlich flache, zirka 120 q. breite Mündungspapille wird aus beiläufig senkrecht
gegen die Oberfläche gerichteten, langgestreckten, von unten nach oben an Breite etwas zunehmenden
Zellen gebildet, die vom äußeren Rand der Scheibe gegen das Ostiolum immer dünnwandiger werden.
Bei der Flächenansicht erscheint das von zarten radialen Strahlen umgebene Ostiolum von 10-15 Schichten
konzentrisch gelagerter, polygonaler Zellen umgeben, die innen oft nur eine Breite von 2 p, aufweisen
und nach außen an Größe zunehmen. Die Basis der Perithezien, die manchmal wie auf einem ganz
dünnen Polster ruht, wird im allgemeinen aus weitlumigcrcn Elementen gebildet. Der Mündungskanal
ist mit deutlichen Periphysen ausgekleidet.
Schläuche zahlreich, zartwandig, anfangs zylindrisch, oben vielfach schmal abgerundet, gegen die
Basis verschmälert, kurz oder auch deutlich gestielt, 52-68 u. lang, breit, acht zweizeilige,
gerade einreihig angeordnete, zu einer perlschnurartigen Kette verbundene Sporen enthaltend. Sporen
anfangs zweizeilig, glatt, hyalin, später bräunlich werdend, gewöhnlich mit einem öltropfen in jeder Zelle,
5 7 7 - 2 1"- lang. 3—4 [x breit und leicht in ihre Hälften zerfallend, die dann in allen, oben keulenförmig
verbreiterten Schläuchen unregelmäßig zweireihig angeordnet liegen, Paraphysen fädig.
Neoskofitzia molinifera wächst, wie die Untersuchung eines aus Peradeniya (Ceylon) stammenden
Urstückes aus dem Herbarium Berkeley (Kew) ergab, auf nackter Lateriterde, nicht auf morschem Holz,
wie Saccardo (I.e.) angibt. Höhnel hat den Pilz auch auf Java, und zwar bei Buitenzorg, auf nacktem
Lateritboden gefunden.
Aus der vorangehenden Beschreibung und den beigegebenen Abbildungen geht deutlich hervor,
daß Neoskofitzia molinifera (Berk. A. Br.) Höhn, und N. termitum Höhn, auf Qrund der Farbe, Gestalt,
Größe und Wandslruktur der Perithezien und wohl auch auf Grund der Größe der Schläuche gut auseinandergehalten
werden können, wenn auch dies auf Grund der bisherigen Beschreibungen dieser beiden
einander so nahestehenden Pilze nicht gerade leicht war. Petch (I.e.) faßte daher auch Neoskofitzia
termitum Höhn, als Synonym von Nectria molinifera auf, welcher Auffassung aber nicht zugestimmt
werden kann.
Die Gattung Neoskofitzia wurde von Stefan Schulzer von Müggenburg im Jahre 1880 in der
Österr. Botan. Zeitschrift, XXX. Bd., p. 250—252, als neue Hypocreaccen-Qaltung begründet. Gleichzeitig
wurden zwei hiehergehörige neue Arten beschrieben, und zwar Neoskofitzia verruculosa Schulzer (auf
Zweigen von Quercas) und Neoskofitzia pallida Schulzer (auf trockenen Blättern von Zea Mays).
Diese beiden Pilze sind seither nicht wiedergefunden worden. Da die Originalexemplare dieser
zwei Arten auch nichl erlangt werden konnten, so blieb die Gattung Neoskofitzia Schulzer lange Zeit
eine bezüglich ihrer Berechtigung ziemlich dunkle.
Als Höhnel seine Neoskofitzia termitum beschrieb (Sitzungsber, d. Akad, d. Wissensch., Wien, math.-
naturw. Kl., 117. Bd., Abt 1, p. 998), vermutete er, daß die Gaftung Neoskofitzia keine autonome sei, sondern
Arten der Gattung Hypocrea fx\z% (Syst. Orbis Veg., 1825, p. 104; Summa Veg. Scand., 1849, p. 383) umfasse,
die unter besonderen Verhältnissen kein Stroma entwickeln und daher freie Perithezien bilden. Da
Schulzer auch auf dem Zweigsfück, auf dem seine Neoskofitzia verruculosa auftrat, in nächster Nähe
von dieser die Trichoderma lignorum feststellen konnte und dieser Pilz bekanntlich zu Hypocrea-kx\zx\
als Konidienfruchfform gehört, so ist die Vermutung, daß Neoskofitzia Schulzer nur eine durch freie
Perithezien ausgezeichnete Hypocrea sei, sehr naheliegend.
Auffallend ist es für jeden Fall, daß die Schulzerschen Neoskofitzia-kxkxi seither nicht mehr
gefunden worden sind und es ist sehr wahrscheinlich, daß hier nur bereits bekannte, aber nach den
ungenauen Angaben jetzt nicht mehr sicher bestimmbare Hypocrea-kxXzxi vorliegen, die unter besonderen
Umständen nur ein schwach entwickeltes Stroma aufweisen.
Der Höhnelschen Ansicht schloß sich dann auch Theißen an (Annales mycologici, IX, 1911,
p. 55), der die erste nach Schulzer beschriebene Neoskofitzia, und zwar Neoskofitzia hypomycoides
Rick (Anna!, mycolog., 111, 1905, p. 239), wieder zu Hypocrea zog.
Die Auffindung der Neoskofitzia molinifera (Berk, et Br.) Höhn, auf Java und die völlige Über-
cinslimmung dieser Exemplare mit den Originalen der Nectria molinifera von Ceylon veranlaßte aber
Höhnel, seine bisherige Anschauung bezüglich der Berechtigung von Neoskofitzia Schulzer in der Weise
zu revidieren, daß er nun diese Gattung an und für sich ais eine gut begründete ansah, aber nach wie vor
daran lesthielt, daß die von Schulzer beschriebenen beiden Typusarten ganz zweilelbafter Natur seien.
Nach meinen Erfahrungen über die Überschätzung der systematischen Bedeutung des Vorhandenseins
oder Fehlens eines Stromas für die Abgrenzung von Hyporcreaceen-foaWwngzw und nach meinen
Beobachtungen über das öfter vorkommende Auftreten von einzeln- oder freistehenden Perithezien bei
Hypocrea-kx\zx\ vermag ich mich nicht der Höhnelschen letztgeäußerten Ansicht in ihrer Gänze anzuschließen,
halte es aber bei dem derzeitigen Stand unserer Kenntnisse für zweckmäßig, unter Betonung der
innigen verwandtschaftlichen Beziehungen von Neoskofitzia zu Hypocrea, die erstgenannte Gattung bis
zur Auffindung neuer, aufklärender Formen und bis zu einer gründlichen monographischen Durcharbeitung
der Gattung Hypocrea vorläufig als selbständige bestehen zu lassen, da bei der derzeitigen Abgrenzung
der Gattung Hypocrea kaum jemand auch stromalose Formen dort vermuten dürfte.
Allerdings deckt sich unsere Gattung Neoskofitzia mit der Schulzerschen dunklen Begrenzung
insofern_ nicht ganz, als Schulzer auch mündungslose Formen hieher rechnet und daher auch sogar davon
spricht, daß seine Gattung besser ais neben Hypocrea bei den Perisporiaceen stünde. Für uns-ist
Neoskofitzia vorläufig eine wie eine Nectria Fr. (Summa Veget. Scand, 1849, p. 387), beziehungsweise
Letendraea Sacc. (Michelia, II, 1880, p. 73; Weese in Cenlralbl. f. Bakteriologie, 2. Abt., 42. Bd, 1914,
p, 587) aussehende Hypocrea Fr., beziehungsweise Chromocrea Seaver (Mycologia, II, 1910, p. 58).